Preparation-Kapitel: Zeit mit der Familie
Einige Zeit später kam Taen mit Aella zurück. Akira arbeitete in der Küche, während Lucian an der Treppe telefonierte und Elma in der Trainingshalle übte. Taen hob die Hand in Lucians Richtung und fragte ihn dann in Gebärdensprache, mit wem er telefonierte. Lucian antwortete mit einer Hand und formte das Wort 'Taro'. Taen fragte weiter: 'Worüber redet ihr'? Lucian schmunzelte und antwortete konzentriert: 'Cafè. Wir drei zusammen?',
'Von mir aus. Sag Bescheid, wenn du fertig bist.'
Er nickte ihm mit einem warmen Lächeln zu und beendete das Telefonat nach einer Weile.
"Was war das für ein Rumgefuchtel mit den Händen?" fragte Aella verwirrt.
"Gebärdensprache", erwiderte Lucian und formte das Wort nebenbei mit seinen Händen.
"... ihr könnt das? Was zur Zerrwelt?",
"Das ist keine Zauberkunst.",
"Man muss es nur üben", fügte Taen hinzu. "Viele können das aber nicht.",
"Das verbindet uns ein bisschen", lachte Lucian und kratzte sich an den Sommersprossen. "Wie eine Geheimsprache.",
"Wann wolltest du gehen?" fragte Taen.
"In einer halben Stunde. Dad wollte fragen, ob wir uns zu dritt im Café in Panaero City treffen wollen.",
"Können wir.",
"Sehr schön. Ein Familientreffen!",
"Ich gehe mir nur etwas anderes anziehen.",
"Ich auch. Dann treffen wir uns am Eingang." Lucian knuffte seine Schulter und lief dann zu seinem Zimmer.
Kurz darauf stand Taen komplett in schwarz in der Halle. Das einzige farbige an ihm war der weiße Rand der Jacke. Lucian schloss mit einem weißen Hoodie und einer blauen Jeans zu ihm auf und nickte. "Du siehst gut aus. Gehen wir. Dad wartet in Panaero auf uns.",
"Ich nehme mal an, dass du kein Pokémon hast, das fliegen kann?",
"Richtig... Ist auf deinem Libelldra noch Platz?",
"Selbstverständlich."
Er verließ das Gebäude und rief Libelldra heraus, dann kletterte er als erstes hoch.
"Danke." Lucian kletterte hinterher und hielt sich an Taen fest. Der gab Libelldra ein Zeichen und es hob ab.
Kurz darauf landete es in Panaero. "Wir haben unsere Destination erreicht.",
"Kataoka Airlines hat wirklich einen guten Kundenservice." Lucian landete mit beiden Füßen auf dem Boden und klopfte Libelldra anerkennend auf den Hals.
"Es ehrt mich, dass Ihnen der Service gefallen hat." Er rief Libelldra zurück. Lucian lächelte ihm begeistert zu. "Du bist darauf angesprungen?",
"Was?",
"Ich hab einen Scherz gemacht und du hast ihn weitergeführt. Gut gemacht.",
"Äh... Als normaler Mensch macht man... das.",
"Du bist ein guter Mensch, Taen. Daran zweifle ich nicht. Ich bin wirklich stolz auf dich.",
"... Lucian... Du machst es schon wieder.",
"...Ah. Oh, hehe..." Sein Cousin lachte peinlich berührt. "'Tschuldigung. Gehen wir."
Er schüttelte nur den Kopf und ging voran. Lucian folgte ihm mit den Händen im sehr weich wirkenden Hoodie. Taro winkte beiden von seinem Sitzplatz aus zu. "Hey, ihr beiden.",
"Tag." Taen nickte ihm zu. Der Erwachsene stand auf und klopfte beiden auf die Schulter. "Wie ist es euch ergangen?"
Lucian lächelte zurückhaltend. "Gut, danke."
Taen war still.
"...Taen, er wartet auf eine Antwort", merkte Lucian an.
"Von mir? Oh, Entschuldigung." Er räusperte sich. "Äh... Gut."
Taro nickte und setzte sich wieder. "Möchtet ihr schon etwas bestellen?",
"... Mh..." Taen überlegte. "Tsitrustee.",
"Ich nehme einen Cappuccino", grübelte Lucian, während sich Taro für einen schwarzen Tee entschied. Vivian blieb am Tisch stehen. "Willkommen im Café Rise. Was darf's sein?"
Taen gab die Bestellungen weiter. Die Frau nickte und wandte sich ab. Taro lehnte sich zurück und bedachte die Jungs mit einem ruhigen Blick. "Eure Gilde hat immensen Erfolg, richtig? Adachi redet nicht viel über euch, aber er wirkt zufrieden.",
"Wir spuren. Das ist alles, was es braucht", meinte Taen.
"Verstehe. Es gab letztens einen Hackerangriff auf die Zentrale. Es ist nichts gestohlen worden, aber jetzt werden Ermittlungen gegen den Angreifer aufgenommen."
Taen seufzte nur. "..."
Lucians Blick wich zur Seite. "...",
"Habt ihr gute Freunde dort gefunden?",
"In Sapphire Eclipse? Mhm. Haben wir. Die Gilde ist fast so etwas wie ein... Familienverband.",
"Das ist gut zu hören." Taro nickte und lächelte. Als die Getränke ankamen, verstrickten sich er und Lucian in zwanglose Gespräche. Taen ließ Lucian größtenteils reden und hörte sonst nur zu. Lucian lachte manchmal und legte Taen dabei beiläufig die Hand auf die Schulter.
"... Sag mal, Taro." Taen lehnte sich nach einer Weile zurück. "Stimmt es, dass gestern eine Firma Insolvenz angemeldet hat, weil die Amuros fast den ganzen Binnenmarkt von Einall beherrschen?",
"Ja. Eine bekannte Textilienfirma." Taro nickte bedächtig. "Das kam sehr plötzlich. Die Amuros haben großen Einfluss auf den Markt.",
"Die breiten sich ja fast aus wie eine Krankheit. Wie seid ihr mit den Pokémon verfahren, die wir im Laufe der Zeit zu euch geschickt haben?",
"Sie sind behandelt und analysiert worden. Jetzt kümmern sich speziell ausgebildete Pfleger um sie.",
"Ist wahrscheinlich besser so.",
"Versucht bitte, so weit wie möglich von diesen Pokémon fernzubleiben.",
"Wird schwer. Wir sind scheinbar beliebte Adressaten geworden, was Probleme mit Pokémon angeht.",
"Das sehe ich. Die Polizei verfolgt eure Routen.",
"Haben wir mitbekommen.",
"Die Polizei plant eine Hausdurchsuchung bei den Amuros. Bis aber die Beschlüsse und Genehmigungen unterschrieben sind, dauert es mindestens drei Wochen.",
"Fantastisch", murmelte Taen.
"Drei Wochen...", wiederholte Lucian angespannt und stützte den Kopf auf seine Hand. Taen tippte Lucian an und formte 'Keine Zeit' in Gebärdensprache. Lucian nickte ihm kaum merklich zu, seine nussbraunen Augen waren dunkel vor Sorge.
"Keine Möglichkeit, das zu beschleunigen?" fragte Taen.
"Das ist der schnellste Weg", seufzte Taro und blickt in seine halbleere Tasse. "Wir sind wahrscheinlich nicht schnell genug, um die Amuros daran zu hindern, zu expandieren.",
"Es ist kein Geheimnis mehr, dass Makoto Amuro Mitglied von SE ist. Von daher bekommen wir... einige Sachen mit." Taen erklärte ihm, was sie von Makoto gehört hatten, ließ aber alles um die Mafia herum aus. "Klingt verdächtig, findest du nicht?"
Taros Stimme schlug einen argwöhnischen Ton an. "Makoto Amuro... Ich verstehe. Er scheint wirklich viel zu wissen, aber ich glaube, er enthält euch etwas vor.",
"Glaubst du das?",
"Ich schicke Kollegen vorbei, die ihn befragen werden. Wir kriegen alles aus ihm heraus, das wir wissen müssen, sodass ihr euch nicht mehr in Gefahr begeben müsst.",
"Wir vertrauen ihm genug." Eiserne Stille legte sich kurz über die beiden, als sie krampfhaft überlegten, wie sie die Polizisten aus dem Gebäude draußen behalten konnten.
"Ist alles in Ordnung bei euch? Ihr seid still geworden", bemerkte Taro, woraufhin sich Lucian räusperte. "Nein, alles okay... Makoto hat wegen den Gildenaufträgen gerade nur viel zu tun. Außerdem vertrauen wir ihm wirklich, aber sobald es einen Verdacht von unserer Seite aus gibt, sagen wir dir Bescheid.",
"Richtig. Ich kann keine Polizisten mehr um mein Gebäude herum sehen, von daher wäre es auch nett, wenn sie draußen bleiben. Wir sagen Bescheid, wenn's kritisch wird. Es wirft schlechtes Licht auf uns, wenn jemand aus der Gilde von der Polizei ins Visier genommen wird, solange es keinen Anlass gibt.",
"Wirft Adachi ein schlechtes Licht auf euch?" Taro blickte ihn an.
"Nein, er ist der einzige, den wir in der Nähe haben wollen.",
"Wie gesagt, er erzählt kaum etwas über euch.",
"Scheint uns gut unter Kontrolle zu haben. Er redet allerdings gerne über dich, wie mir scheint.",
"Ist das so?" Er schmunzelte, seine Haltung entspannte sich wieder etwas. "Ja. Wir sind gute Kollegen. Wir kennen uns, seitdem er in der Polizeiakademie angefangen hat.",
"Er hat was erzählt von wegen 'du hast dich ständig überarbeitet' und derlei Kram. Und er hat mir einen guten Einblick gegeben in das, was ihr Schrägstrich du gemacht hast, während ich weg war. Hab nie explizit danach gefragt, aber naja.",
"Hm... Der Drang, sich zu überarbeiten, liegt wohl in der Familie." Taros Blick schweifte zu seinem Sohn, der lächelnd die Hände wieder in seinen Hoodietaschen vergrub. "Ah... Na ja...",
"Ich weiß nicht, wovon ihr redet. Anscheinend wirklich nur bei euch", kommentierte Taen.
"Aber das beiseite..." Taro schüttelte den Kopf. "Ich würde gerne mehr Zeit mit euch verbringen. Wir könnten den Freizeitpark in Rayono besuchen oder einen Ausflug nach Pokéwood machen. Familie sein. Sagt mir Bescheid, wann ihr Zeit und Lust habt.",
"...W... Wie jetzt, zählt du mich da mit zu...?" fragte Taen. Lucians Vater nickte. "Natürlich.",
"..." Das schien für Taen fremd zu sein.
"Im Moment haben wir viel zu tun." Lucian schien dennoch glücklich über das Angebot zu sein. Seine Augen glänzten unter dem Licht warm auf; zusammen mit seinen Sommersprossen wirkte er für einen Moment jünger, als er eigentlich war. "Aber das klingt gut. Ich bin ewig nicht mehr Achterbahn gefahren.",
"Ich bin noch nie...", murmelte Taen und ließ das Ende des Satzes offen im Raum stehen. "Das wird Spaß machen. Du musst dich noch nicht jetzt entscheiden.",
"Tut mir Leid. Dass ich nicht gut bin... im Familie sein.",
"Es ist nur wichtig, dass du uns jederzeit sagen kannst, wann dir etwas unangenehm ist. Als Familie hält man zusammen", beteuerte Taro. "Es wird nichts erzwungen. Wenn du etwas nicht willst, machen wir es nicht.",
"Ich hab nie verstanden, wie das funktioniert. Eine Familie zu haben. Leute, die sich darum scheren, wie es dir geht.",
"Jetzt kannst du Fragen stellen, wenn du möchtest.",
"Fragen stellen?",
"Ja. Über Dinge, die du nicht verstehst.",
"..." Taen senkte den Blick auf die Tischplatte und wirkte kurz unsicher. "Wie... ist das... sich um jemanden zu Sorgen?"
Taro fixierte Lucian, der ihm nur zunickte und dann versuchte, so gut wie möglich zu antworten: "Sorge ist, wenn du manchmal etwas für jemanden tust, ohne nachzudenken. Wenn du jemanden ansiehst, aber etwas in ihm siehst, das du beschützen willst. Wenn du versuchst, oft mit dieser Person zu reden und an ihrer Seite zu sein, damit keiner ihr etwas antun kann. Sorge ist wie Angst oder Panik, nur in oft abgeschwächter Form. Sie hält deinen Körper in Alarmbereitschaft.",
"..." Taen wirkte ratlos. "Das mit Gefühlen zu erklären, ist... nicht... hilfreich. Ich sollte wirklich anfangen, mit Yukine zu trainieren...",
"Lass es mich anders versuchen. Sorge ist, wenn du lange an jemanden denkst. Vielleicht, weil diese Person in Gefahr ist oder etwas Unüberlegtes tun will. Wenn du zu unruhig bist, um zu schlafen und diese Person am liebsten ständig sehen willst, um auf sie aufzupassen.",
"Ist das wirklich so extrem?",
"In vielen Fällen, ja.",
"... Wie... steht ihr zu mir? Was denkt ihr von mir?",
"Wir denken von dir als Teil der Familie", antwortete Taro mit warmer Stimme. "Als jemanden, den wir besser kennenlernen möchten und dem wir helfen möchten, wenn er Hilfe braucht. Jemanden, dem wir gerne zuhören wollen."
Lucian nickte, war aber kurz still geworden und blickte in seine leere Tasse.
"Verstehe... Danke, denke ich." Taen leerte seine Teetasse.
"Nichts zu danken. Ich muss wieder weiter." Taro nickte und stand auf. "Danke für eure Zeit. Gebt mir durch, sobald ihr euch wieder mit mir treffen wollt. Bleibt wachsam." Mit diesen Worten verließ er das Café.
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