Preparation-Kapitel: Eine Idee
Taen kniete am Beckenrand und starrte ins Wasser, seine Hand berührte seine Oberfläche. "...",
"Hallo, Taen." Lucian lugte in den Raum. "Ist alles in Ordnung?",
"Nh? Oh... Hey. Ja, alles in Ordnung. Ich war nur noch nie nah am Wasser... Geschweige denn IM Wasser...",
"Wir könnten das nachholen.",
"..." Er sah wieder ins Wasser und schien sein Spiegelbild zu betrachten. Lucian kniete sich zu ihm.
"... ich mag es nicht, mein Spiegelbild zu sehen." Er klemmte eine Strähne seines pechschwarzen Haars zwischen Daumen und Zeigefinger. "Es ist alles, was an mir verachtet wurde..."
Lucian war still und berührte die Narbe an seinem Kiefer, als er sein eigenes Spiegelbild sah. "...Ich würde es wieder tun, Taen", murmelte er.
"Solltest du aber nicht, Lucian..." Er schüttelte den Kopf. "Es hat alles schlimmer gemacht als besser...",
"Du kannst mich nicht daran hindern. Wenn es diesmal heißen würde, dass ich dich wirklich beschützen kann, werde ich es wieder tun.",
"..." Wortlos öffnete er seinen Mantel und streift ihn und sein T-Shirt ab, damit Lucian seine Narben sehen konnte. Sie waren überall, wirkten tief und hoben sich deutlich von seiner blassen Haut ab. "Die habe ich danach bekommen. Satoshi war wahnsinnig... Er hat mir unterstellt, dich absichtlich als Schutzschild benutzt zu haben..."
Keine Sekunde später fand sich Taen in einer festen Umarmung wieder.
"Er wollte mich "daran hindern, noch mehr Tode zu verursachen"... So hat er das bezeichnet. Er hätte mich wohl am liebsten sofort umgebracht... wusste aber, dass er das nicht konnte. Taro hätte das herausgefunden."
Lucian sagte nichts und drückte ihn stattdessen fester an sich.
"Ah... Tschuldigung." Er erwiderte die Umarmung.
"Nein. Ist okay. Ich weiß nicht, was ich sagen soll... Mir tut das leid... Ich könnte nur wiederholen, was ich dir so oft gesagt hab.",
"Ist schon okay. Du wusstest... es nicht.",
"Ich hätte es wissen müssen. Ich war blind. Du hast wegen mir gelitten. Alles ist meine Schuld. Ich war in Wahrheit ein Fremder, obwohl ich Familie für dich sein wollte. Ich war blind... Die ganze Zeit. Alles war wegen mir..."
Eine kleine Träne landete auf Taens Schulter, obwohl Lucians Stimme gefasst war. Taen wirkte überrascht. "Lucian, was... hast du...? Weinst du?",
"..." Taen hob leicht die Hand an und fuhr durch Lucians braunes Haar. Ein Zittern rasselte dabei durch Lucians Körper, ein kaum hörbares Schluchzen entfuhr ihm.
"Ich muss was gestehen... Es gab eine Zeit... Eine Zeit, in der ich dich nicht leiden konnte. ...Vielleicht ist "nicht leiden" nicht die richtigen Worte ... eher...äh... Neid? Vielleicht. Wie auch immer... Ich habe gesehen, wie Satoshi dich behandelt hat, als du uns besucht hast. Er war nett und sanft zu dir. Liebenswürdig und fürsorglich. Er hat sich mehr um dich gekümmert als um mich. Obwohl er mich viel länger kannte... hatte er mich von meiner Schwester isoliert und mir verboten, nach draußen zu gehen, um Freunde zu treffen oder was auch immer... Und du warst frei. Sogar in diesem Haus. Er mochte dich. Die Art, wie er dich mit diesen warmen Augen und dem Lächeln angesehen hat. Er hat mich nie so angesehen. Ich... es war, als hätte man mich zurückgelassen. Eine Person außerhalb unseres Haushalts... bedeutete ihm mehr als ich. Du hattest dieses braune Haar, um das ich dich beneidet habe... du warst nicht von dem Moment an verflucht, als dein Leben begann. Du warst ein kleiner Sonnenschein, der herumlief und lachte, während ich dazu verdammt war, mein Leben in der Dunkelheit zu verbringen. Es tat... weh, dich in diesem Haus zu beobachten. Wie fröhlich du warst. Wie viel du gelacht hast. Und das habe ich verabscheut. Es tut mir Leid. Das war nicht fair...",
"Nein. Du hast jeden Grund, mich zu hassen. Es wäre nur fair, wenn du mich verabscheuen würdest."
Lucian löste sich untypischerweise als Erster und wischte sich eilig über die Augen.
"Das wäre nicht fair. Nicht richtig.",
"Wäre es. Deine Narben hätten meine sein sollen. Nichts, was ich damals getan hab, war fair. Ich war immer der Verbrecher von uns beiden.",
"Lucian-",
"Nein, du weißt das genauso gut wie ich!"
Er schüttelte den Kopf. "Du hast mich zurück geholt.",
"Das tut nichts zur Sache." Hasserfüllt starrte er auf sein eigenes Spiegelbild hinab. "Ich konnte die Person, die mir am meisten am Herzen lag, nicht beschützen. Ich hab es nicht verdient, hier zu sein.",
"Wenn du sich jetzt selbst fertig machst, hilft das nicht. Es ist passiert. Es lässt sich nicht ändern. Alles, was du jetzt tun kannst, ist, jetzt für deine Freunde da zu sein. Klammere nicht an dem fest, was du falsch gemacht hast."
Lucian war still und schüttelte nur den Kopf. Taen streckte die Hand nach dem Wasser aus und taucht sie hinein, bevor er sie wieder anhebt und das Wasser durch seine Finger laufen ließ. Die Wellen, die dabei entstanden, verzerrten Lucians Spiegelbild. "... Konzentriere dich auf das, was du tun musst. Wir brauchen dich jetzt. Ich brauche dich jetzt. Okay?",
"..." Er sah auf und in das Gesicht seines Cousins. "Taen... Ich... Ich werde euch nicht enttäuschen."
Taen nickte zufrieden und stand wieder auf. Er streifte sich Shirt und Mantel wieder über und der Schlüsselstein an seiner Kette fing kurz das vom Wasser reflektierte Licht ein. "Ich weiß, ich habe nicht die größte Ahnung, wie Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen ablaufen. Aber... glaub mir, wenn ich sage, dass ich dich zu schätzen gelernt habe.",
"Ich schätze dich auch, Taen. Wirklich. Ich will für dich da sein.",
"Mh... Vielleicht... Vielleicht kann Yukine mir bei meinem Problem helfen...",
"Er sollte dir so etwas wie Starthilfe geben." Sein Cousin stand ebenfalls auf. "Danach helfen wir dir alle, auf beiden Beinen zu stehen.",
"Huh. Vielleicht kann Yukine mir dabei helfen, zu lernen, Emotionen richtig zu benennen. Dann kann ich vielleicht besser verstehen... wie es den anderen geht. Das würde vieles einfacher machen."
Lucian knuffte seine Schulter. "Gute Idee.",
"Du solltest dich jetzt ausruhen. Okay?" Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, dann verließ er den Raum. Lucian blickte ihm schweigend nach und sah dann noch einmal aufs Wasser hinab, bevor er ebenfalls den Raum verließ.
Am nächsten Morgen stritten sich Aella und Elma fast schon darum, wer das Frühstück machen sollte, bevor sie sich darauf einigen konnten, es zusammen zu machen. Solace verließ gähnend sein Zimmer und prallte fast mit Tori zusammen.
"Whoa, hollaaa..." Tori gähnte überrascht und hielt sich überfordert an seinen Schultern fest. "Meine Schuld. Morgen.",
"Uh... Sorry. Hab dich nicht gesehen.",
"Ich dich auch nicht...",
"Lane schläft noch..."
Tori trat einen weiten Schritt zurück und dehnte ihre Arme gähnend. "Okay.",
"Aella und Elma sind schon unten... Alle anderen schlafen glaube ich noch." Er ging an ihr vorbei. Sie streckte plötzlich die Hand aus und tätschelte ihn an der Schulter. "Pat, pat."
Er wollte schon protestieren, verkniff es sich aber krampfhaft und versuchte, entspannt zu bleiben.
"...Pat, pat, pat, pat, pat... Hehe, das ist ansteckend." Vergnügt zog die Lilahaarige ihre Hand zurück. "Sorry, bin schwach geworden. Jetzt bist du wieder frei.",
"Weck die anderen. Es ist Zeit.",
"Yes, sir." Tori nickte. Er sah kurz über die Schulter und wollte dann nach unten gehen, hielt aber inne. "Hey, Tori. Ist es okay für dich, dass ich Sky Force weiterhin anführe?",
"Huh? Klar." Sie blickte über die Schulter zu ihm. "Das war schon immer so. Man sollte ein funktionierendes System nicht ändern, nicht?",
"Heh... wahrscheinlich hast du recht." Er nickte und ging dann. Tori klopfte an die Tür der Jungs. "Yo, guten Morgen! Bist du wach?"
Keine Antwort folgte.
"Ich komme rein!" Sie drückte die Türklinke nach unten und betrat das Zimmer. Lane gab ein total anderes Bild ab als üblich. Sein Haar war offen und hing ihm wirr ins Gesicht und bis zur Schulter hinab. Seine Haarklammern lagen auf dem Tisch neben seinem Bett. Müde, braune Augen lugten über den Rand des Kissens hinweg und schlossen sich sofort wieder.
"Aww... Mit langen Haaren siehst du niedlich aus", murmelte sie begeistert und grinste. "Frühstück wird gemacht. Kommst du?",
"Uh... schon...?",
"Jep." Tori hockte sich vor das Bett.
"'Kay... komme..." Lane richtete sich müde auf und hielt sich die Haare zurück. Das erste, was er tat, war, sie zu kämmen und zu stutzen. "Bin gleich unten.",
"Hey, darf ich dir die Haare zurückstecken?",
"...Mh?" Er hielt inne, während er eine der Haarklammern in sein Haar schob. "Äh... Von mir aus. Mach aber bitte keinen Unsinn mit ihnen. Mach ich nicht, entspann dich!" Ausgelassen stand sie auf und setzte sich neben ihn. Er reichte ihr die Klammern. "Ich gebe mir Mühe", versprach sie ihm und positionierte sich hinter ihm, um seine Haare nach und nach zurückzustecken. "Aah, mir geht's schon wieder viel besser", summte sie fröhlich.
"... dir ging's mal schlecht?",
"Ja. Gestern, total. Ich dachte, ich sterbe. Ich war bei Sol und mir war plötzlich richtig schwindelig und ich hab schwer Luft bekommen. Als hätte ich irgendwie Steine in der Brust.",
"... schlechtes Zeichen für dich", murmelte Lane müde.
"Voll... Ich brauche Hilfe.",
"Frag Akira, der hatte ähnliche Symptome...",
"Huh? Echt?",
"Mhm." Lane ließ den kleinen Hinweis weitestgehend unkommentiert stehen.
"Aber mir geht's wieder viel besser. Sol hat gesagt, dass ich schlafen soll und ich hab's gemacht. Ich könnte Sterne vom Himmel holen~",
"Lass sie lieber da, wo sie sind... Du würdest in Flammen aufgehen..." Lane rieb sich die Augen. "Danke für die Hilfe.",
"Kein Problem. Schau dich im Spiegel an."
Lane warf einen Blick in den Spiegel. Seine Haare waren fein säuberlich mit seinen Spangen befestigt, keine einzige Strähne glitt aus ihnen hervor. "Danke. Das ist perfekt." Er stand auf. "Ich bin gleich da, setze du deine Aufweck-Tour fort.",
"Okay!" Sie lief zur Tür. "Bis gleich, Scar... Lane. Scarlane... Pfft, hihehe...",
"... sehr witzig." Er schmunzelte nur. Tori zeigte ihm das Peacezeichen und setzte dann ihre Tour fort. Nach Makoto und Lucian nahm sie Taens Zimmer ins Visier. "Morgen! Kommst du?",
"Ich bin schon wach und komme gleich", antwortete Taen. Von Jairo war gar nichts zu sehen. Er lag komplett versteckt unter seiner Decke.
"Jairo, bist du wach?" Sie klopfte an seiner Tür, doch keine Antwort folgte.
"Ich komme rein, okay?" Leise öffnete sie die Tür. Als sie Jairo sah, kniete sie sich hin und tippte auf die Bettdecke. "Heeeey.",
"Mhmmmgh..." stöhnte er im Schlaf, reagierte aber nicht weiter. Tori blinzelte erstaunt und rüttelte an seiner Schulter. "Jairoooo."
Er regte sich unter der Decke und sie rutschte etwas zurück. Jairos Gesicht lag im Kissen vergraben. Man konnte nur die narbenlose Seite seines Gesichts sehen.
"Hmmm..." Ihr Mundwinkel hob sich, als sie wieder aufstand und die Decke an seinen Schultern zurechtrückte, bevor sie sich abwandte. Yukines und Akiras Zimmer war das letzte, das sie ins Visier nahm. "Yo!" Wieder klopfte Tori erst an die Tür.
"...?" Yukine öffnete verschlafen die Augen. Auch Akira rührte sich und schlug die matten Augen auf.
"War das Tori...?",
"Ja." Akira rollte sich auf den Rücken und legte den Unterarm über sein Gesicht. "Wir sind wach. Gib uns noch ein paar Minuten."
Man hörte nur noch, wie Tori hinter der Tür zustimmte und davon lief.
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