Preparation-Kapitel: Ein Stück des Puzzles
Tori harrte hinter Ecke in der Nähe des Eingangs aus. "Bestimmt kommt er noch irgendwann hier vorbei... Bestimmt...",
"Wer kommt wo vorbei?" fragte Jairo, der plötzlich neben ihr hockte.
"Waaah!! Jairo! Uh... Solace.",
"Was willst du denn von ihm?",
"Ich hab die Idee, wie ich wieder gesund werde. Ich bin total das Genie des Jahrhunderts." Sie grinste.
"Aha...?" Jairo wirkte irgendwas zwischen neugierig und verwirrt. Solace kam in dem Moment die Treppe herunter und steuerte auf den Ausgang zu.
"Ah! Hey! Hey, hey, hey! Hast du eine Minute?" Tori sprang zu ihm vor.
"Mh?" Er drehte sich zu ihr. "Was denn?",
"Es ist wichtig! Ich hab die Idee, damit alles wieder gut wird! Dafür müssen wir aber rausgehen. Oder irgendwo, wo uns keiner hören kann.",
"Aha... Eigentlich wollte ich mit Lane in die Trainingshalle gehen. Er ist draußen, ich wollte ihn suchen gehen. Aber von mir aus..." Er nickte.
"Geht ganz schnell, versprochen" Sie nickte eifrig. "Okay, los geht's!" Sie winkte Solace zu sich und verließ dann das Gebäude. Er folgte ihr. Am fast leeren Fährensteg blieb sie stehen und drehte sich mit wehendem Haar zu ihm um. "Okay, pass auf. Dieser Plan ist genial.",
"Aus irgendeinem Grund bezweifle ich das.",
"Ich sag dir alles, was mir so durch den Kopf geht, seitdem ich krank bin. Du musst mich am Ende nur so stark zurückweisen, wie du kannst. Das ist einfach, oder?",
"Zurückweisen...?",
"Ja! Halt dich nicht zurück, sonst bringt das nichts! Du musst richtig reinhauen!",
"... Aber ist nicht genau das das, was wehtut?",
"Ja, aber das wirkt wie eine Art Schocktherapie", beharrte Tori selbstsicher. "Die Krankheit verschwindet, wenn man mit einem Mal gnadenlos gegen sie vorgeht. Dann traut sie sich nicht mehr raus und alles wird gut~"
Solace sah sie mit einem Blick an, der ihr förmlich "Ist das dein Ernst?" ins Gesicht schrie. "Ich glaube nicht, dass die Idee gut ist. Ehrlich gesagt... Ist das sie Schwachsinnigste, die ich je in meinem Leben gehört habe. Du tust dir damit nur selber weh. ",
"Aber das wird helfen! Ob ich mir ein Mal sehr wehtue oder lange krank bin..." Tori schüttelte den Kopf. "Da halte ich lieber einen großen Schlag aus und hab's dann hinter mir.",
"Ja, klar. Das wird nichts.",
"Sol, bitte... Ich kann das nicht mehr..."
Er blickte sie an. "...",
"Da drin passiert zu viel. Ich bin total überfordert..." Sie hielt sich plötzlich die Tränen zurück, als sie an ihren Kopf tippte. "Da drin gibt's die Seite, die darauf vertrauen will, was ich weiß... Und die Seite, die dem Ding hier folgen will." Sie deutete auf ihr Herz. "Und es tut weh... Ich halte das nicht mehr aus... Egal, was ich tue, es tut weh..."
Erst regte er sich nicht. Als wäre er auf der Stelle festgefroren. Und er sah sie an. Lange. Fast schon zu lange. Seine ozeanblauen, kühlen Augen reflektierten das Licht, das auf die Wasseroberfläche fiel. Dann trat er einen Schritt vor und umarmte sie sanft. "'Wenn es irgendwo in deinem Herzen den Wunsch gibt, trotz der Schwierigkeiten mehr auf deine Gefühle zu hören als auf deinen Kopf, solltest du es versuchen'. Das hat Makoto gesagt. Nicht weinen, Tori. Die Welt geht davon nicht unter."
Mit weiten, tränengefüllten Augen starrte sie an seine Schulter und schniefte angespannt. "Ich bin in dich verknallt, Solace... Total, Hals über Kopf und bis zu den Zehen... Da ist nichts mehr da von mir, das nicht in dich verknallt ist... Jetzt..." Wieder schniefte sie und kniff fest die Augen zusammen. "Jetzt weise mich zurück. Das ist doch... der perfekte Moment.",
"Ich bin der Langweiligste von uns." Solace schüttelte den Kopf und ließ sie wieder los, bevor er ihr die Tränen aus dem Gesicht wischte. Dabei schmunzelte er leise. "Ich weiß also nicht mal, wieso.",
"Das ist sowas von überhaupt nicht wahr...", jammerte Tori kaum hörbar und blickte zu ihm auf. "Lügen...",
"Dabei bezeichnest du mich doch als Spielverderber und Spießer." Er verschränkte belustigt die Arme.
"Bist du auch total." Sie grinste schief. "Aber ich hab mich... voll in diesen Spießer verknallt. Weil er alles hat, was ich nicht hab. Weil er clever ist und ruhig und immer einen Plan hat.",
"Ich weiß echt nicht, von wem du redest..." Er lockerte die Arme wieder. "Spießer sind doch immer langweilig, oder nicht?",
"Du bist die Ausnahme. Aber jetzt mach doch endlich! Du folterst mich, Sol! Sag, dass du nicht willst, dass ich so von dir denke! Sag, dass du mir nur wehtun wirst und dass du mich nicht so magst. Ich bin bereit!",
"Das wäre gelogen. Ich mag lügen nicht. Vor Allem, weil du dich selbst belügst und dich in deiner Comfort Zone einschließt.",
"Was... wäre denn gelogen?" Tori machte große Augen.
"Ich sagte es bereits. Ich mag dich. Und ich würde niemandem mit Absicht wehtun. Aber ich denke, das spielt in deiner Welt keine Rolle. Du bist festgefahren. Also..." Er zuckte mit den Schultern.
"Ich..." Toris Hände zitterten unsicher und sie holte tief Luft. "... Ich mag dich. Ich kenne dich... Ich... glaube dir...? Ja... Ich glaub schon, dass ich dir glaube...",
"Glauben ist gut. Wissen ist besser.",
"Weißt du, dass du mich magst?",
"Sonst wärst du nicht hier.",
"Weißt du, dass du mich magst magst?",
"Bitte wie?",
"Du hast mich gehört, Sol", murrte sie.
"Was meinst du damit?",
"Uurrrghhh! Bist du in mich verknallt?", brachte sie mit vor Anspannung hoher Stimme hervor.
"... Vielleicht. Eine Rolle spielen würde das sowieso nicht. So wie ich dich kenne.",
"Waaas...?",
"Bevor du irgendwelche falschen oder voreiligen Schlüsse ziehst... Ich habe "Vielleicht" gesagt. Das war weder ein Ja noch ein Nein. Die Wahrheit ist... ich kann es noch nicht wirklich sagen.",
"Nah... Das... ist okay. Tut eh nichts zur Sache. Meine Idee war dann wohl doch nicht so genial...", murmelte sie enttäuscht.
"Sich freiwillig verletzen zu lassen, ist wirklich bescheuert.",
"Aber dann wäre alles vorbei gewesen!",
"Du solltest Schluss für heute machen." Er winkte ab. "Lane und ich trainieren noch. Morgen machen wir uns wieder an die Arbeit. Ich habe zwischendurch mit Taen gesprochen. Wir haben jetzt genug Geld, um uns um die Beschaffung der Ausrüstung zu kümmern. Aella geht morgen nach Stratos, um mit der Schneiderin zu sprechen.",
"Dann geh ich mit! Mit Elly unterwegs zu sein... macht Spaß... Au...",
"Lucian sollte demnächst zurück kommen... Lane geht nach Rayono zum Freizeitpark. Dort ist ein Kostümladen. Wir bestellen dort die Masken.",
"Mhm.",
"... Ich bin echt nicht kreativ, was Namen angeht. Ich... denke, ich nehme einfach Razor. Na dann... Gute Nacht." Er klopfte ihr auf die Schulter und wandte sich ab. Tori nickte und schlurfte still davon.
"Was hast du denn, Tori?" Aella stand im Foyer mit Lane.
"Nichts... Müde... Will ins Bett... Und Schokolade... Ganz viel...",
"Was sagst du zu weiß- rot-schwarz als Farbkonzept für unsere neuen Uniformen?",
"Cool... Sorry, Leure... Ich bin echt zu nichts zu gebrauchen heute... Wir sehen uns später, 'kay..." Sie verließ das Foyer und sperrte sich in ihrem Zimmer ein.
"... Sie hat mit Solace geredet, oder?" fragte Aella.
"Sie hat sowas von mit Solace geredet", stimmte Lane ihr zu.
Solace betrat das Foyer. "Lane, trainieren wir?",
"Ja, bin gleich bei dir!"
Taen saß unterdessen in einem der Sessel und wartete auf Lucian, der sich kurz darauf zu ihm setzte. "Wie war der Ausflug in den Untergrund?",
"Wir haben eine Weile gebraucht. Leute von der Mafia waren da. Wir mussten uns versteckt halten.",
"Konntet ihr etwas Neues herausfinden?",
"Nicht sonderlich viel.",
"Verstehe... Vertraut uns Ren noch nicht?",
"Kann ich nicht sagen. Aber anscheinend vertraut er uns genug, um uns deren Geheimversteck zu zeigen. Wir sollten aber auf jeden Fall vorsichtig sein. Vertraut niemandem, wenn wir dort sind. Laut Ren sind die Amuros begabte Unternehmer... sie nutzen die Calì nur, um ihre Konkurrenz auszuschalten. Sie zahlen ihnen Geld dafür. Die Calì bekommen also Geld und die Amuros die dominante Präsenz in den Aktienkursen. Und er sagte, dass die Mafia oft genug Leute ausschickt, um sie in ihre Machenschaften zu zwingen. 'Der Schwarm', wie er sie nannte. Leute, die verloren gehen auf dem Weg zur Schutzkammer... Ren braucht unsere Hilfe ausschließlich dafür, dass wir die Leute zusammen halten und niemand flöten geht.",
"Verstehe...",
"Was hast du rausgefunden?" Er blickte Lucian prüfend an.
"Mancuso ist die jüngste Mafiagruppierung, die beinahe parallel zu Ugoyas Gründung entstanden ist. Sie und Amuso sind wohl erbitterte Feinde, die immer wieder um die Vorherrschaft im Westkanal von Stratos kämpfen. Bellamo und Persica sind Zwillingsgruppierungen. Ursprünglich waren sie eine, bis die Anführer der Gruppe, zwei Brüder, entschieden, die Gruppe zu spalten, um mehr Kontrolle über den Südkanal und den Nordkanal zu haben. Calì ist die mit Abstand stärkste Gruppe mit dem meisten Einfluss und haben die Gewalt über den Ost- und Zentralkanal", zählte Lucian konzentriert auf. "Die Namen der Gruppen stammen von den Nachnamen der Gründer.",
"Mh... das heißt, die jüngeren Gruppierungen wären potenziell einfacher zu handhaben.",
"Das wird ein schwieriges Puzzle... Nein. Eher so etwas wie Fädenziehen. Ein falsches Ziehen und alles bricht über einem zusammen.",
"Mit den Calì können wir es nicht aufnehmen. Noch nicht. Aber alle Mafiagruppen müssen von da unten verschwinden, das ist klar... Es bestünde nur das Risiko, dass sich die anderen Gruppierungen ausbreiten, wenn man eine zerstört..."
Lucian nickte bedächtig. "Mm... Außer, die Mafia hätte Angst vor uns.",
"Angst. Vor uns. Garantiert nicht. Die Typen haben keine Skrupel, also warum sollten sie?",
"..." Lucian wirkte tief in Gedanken versunken. Taen musterte ihn. "...Das erschiene mir unrealistisch.",
"Gib mir Zeit bis morgen", murmelte sein Cousin selbstsicher.
"Was hast du vor?",
"Ich werde eine Idee ausarbeiten.",
"... Na schön..." Taen seufzte. "Priorität liegt momentan eh beim Beschaffen der Ausrüstung... Noch hast du Zeit.",
"Verlasse dich auf mich.",
"Tue ich."Lucian lächelte erleichtert und nickte. "Okay. Ich werde euch nicht enttäuschen, versprochen."
Taen stand auf und legte ihm kurz eine Hand auf die Schulter, bevor er sich abwandte und ging.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro