Preparation-Kapitel: Alte Bekannte treffen sich
Der nächste Tag verlief ruhig. Taen ging mit Elma zur Kanalisation, während die anderen das taten, was sie immer taten. Elma trug einen Korb bei sich und hielt ihn dicht an sich gedrückt.
"Sei um jeden Preis leise.",
"Mmhm..."
Er ging voran in die Dunkelheit der Kanalisation. Elma folgte ihm mit verängstigt hochgezogenen Schultern. Ihr Ohrdoch lief neben ihr her und horchte die Umgebung mit seinen sensiblen Ohren ab. Der Untergrund wirkte so wie vor dem Schwarm. Kinder in verdreckten Klamotten spielten auf den trockenen Stellen, während sich die Erwachsenen an den Wänden gekauert bedeckt unterhielten.
"Sieh dich ruhig um." Taens Stimme war leise. Elma nickte ihm zu und eilte dann leise los. Ohne zu zögern kniete sie sich erst zu den Kindern und dann zu den älteren Menschen, um ihnen das Essen aus ihrem Korb zu geben. Taen beobachtete sie dabei.
"Da hast du einen Samariter aufgegriffen", bemerkte Ren nicht weit weg von ihm.
"Einen was?",
"Jemand, der sich selbstlos für andere einsetzt. Ich kann das Essen bis hierher riechen..." Er schloss zu Taen auf.
"Ja, das stimmt.",
"Du nimmst jeden Tag jemanden neuen mit. Erst den Silberjungen, dann das grauhaarige Mädchen und jetzt sie.",
"Ja, ich will, dass sie sich mit der Gegend vertraut machen.",
"Gute Idee. Ich bin euch verdammt viel schuldig.",
"Unsere Ausrüstung ist bald vollständig. Dann können wir helfen. Ah. Wo wir davon reden." Taen hielt ihm einen der Ohrstöpsel hin. "Damit du uns kontaktieren kannst. Verliere ihn nicht."
Still nahm Ren den Ohrstöpsel an und nickte. "Wie funktioniert das?",
"Du kannst zweimal auf ihn tippen, dann können alle dich hören. Oder du stellst die Verbindung zu einer bestimmten Person her, in dem du das Codewort verwendet, das in dessen Gerät eingespeichert ist. Das wären in diesem Fall unsere Codenamen, um es einfacher zu halten. Das Mikro ist empfindlich, also brauchst du nicht zu schreien.",
"Codenamen?" Ren hob die Augenbrauen.
"Mhm. Wir können unsere echten Namen hier schließlich nicht verwenden.",
"Schlauer Einfall. Ihr beeindruckt mich. Ich werde hauptsächlich auf dich zurückgreifen. Was ist also dein Codename?",
"Lucilius. Du kannst ihn ausprobieren. Ich hab meinen dabei." Taen nahm seinen eigenen Ohrenstöpsel aus der Tasche.
"Lucilius, hm?" Ren schmunzelte. "Das ist lustig. Familie hält zusammen, huh? Heißt dein Cousin nicht ähnlich?",
"Klappe." Taen steckte sich das Gerät ins Ohr.
"Wunder Punkt?" Ren winkte ungerührt ab. "Heißt das, dass ich auch einen neuen Namen brauche?",
"Wenn du nicht willst, dass jeder weiß, wie du heißt, wäre das intelligent.",
"Mir selbst ist es egal. Ich will nur meine Leute nicht in Gefahr bringen.",
"Du gehörst zwar nicht zu Sapphire Eclipse, aber du warst bei Ugoya. Wenn einer von uns deinen echten Namen verwendet, könnten unerwünschte Schlüsse gezogen werden.",
"Ich verstehe. Dann nennt mich Enigma", beschloss der Gezeichnete.
"Vergiss nicht, das einzuspeichern." Er tippte an seinen eigenen Ohrenstöpsel. Ren nickte und wollte an den Ohrenstöpsel tippen, als Elmas Stimme plötzlich durch den Gang hallte: "Oh! Ms. Helen!"
Verärgert sah Taen in ihre Richtung. "Nicht so laut!"
Elma hörte ihn nicht und kniete stattdessen bei der alten Frau, die mit blassen Augen den Kopf hob. "...Wie schön, dich zu sehen", krächzte sie und tätschelte Elma auf dem Arm. Das Mädchen lächelte über beide Ohren. "Nachdem mir meine Eltern hinter die Schliche gekommen waren, warst du plötzlich weg..." Beide umarmten sich fest. Taen blinzelte. "... Okay, scheinbar... finden auch alte Bekannte wieder zusammen.",
"Herzerwärmend", kommentierte Ren leise. "Helen ist schon seit Jahrzehnten hier, aber vor einer Weile war sie immer mal wieder an der Oberfläche. Vielleicht war deine Kameradin der Grund?",
"Gut möglich." Er zuckte mit den Schultern. Elma unterhielt sich noch lange mit der alten Dame. Die spielenden Kinder sammelten sich mit der Zeit um die beiden herum.
"Übrigens sind wir jetzt ein Mitglied mehr... also zu zwölft", sagte Taen an Ren gewandt, während er Elma beobachtete. "Ayuuki, schätze ich?" Ren lehnte sich an die Wand.
"Korrekt. Sie war lange bei uns, aber bisher nicht... wirklich ein Teil der Gilde. Aber sie hat sich jetzt offiziell angeschlossen.",
"Also hat sie ihre Angst vor... na ja, allem überwunden?",
"Äh... jein. Sie will helfen. Sie traut sich jetzt etwas mehr.",
"Sie war eine talentierte Spionin in Ugoya. Ihr habt Glück gehabt mit ihr. Ängste hin oder her.",
"Das ist wahr. Sie ist sehr leise. Ich denke, wenn sie noch etwas mehr aus sich herauskommt...",
"Was dann?",
"Dann könnte sie recht verlässlich werden. Sie hat durchaus potenzial, stark zu werden, wenn sie das kann.",
"Sie ist nicht hier. Das ist also ein Anfang.",
"Das ist wahr."
Sie blieben eine Weile, bis Taen auf seinem Viso-Caster schaute. "Ich denke, es ist Zeit, zu gehen.",
"Oh..." Elma blickte mit großen Augen auf und tätschelte dann Helens Hand. "Ich komme bald wieder und dann nehme ich dir dein Lieblingsessen mit. Versprochen."
Die alte Dame nickte schwächlich, aber mit einem Lächeln, als Elma wieder mit Taen aufschloss. "Okay, wir können gehen.",
"Gut. Wir sehen uns dann morgen." Taen nickte Ren zu und Ren erwiderte ein Nicken. Eines der kleinen Mädchen kam angelaufen und zupftw neugierig an Taens Hose. "Helfen Sie uns, Mister?", fragte sie mit hoher, neugieriger Stimme.
"Huh?" Verdutzt sah Taen nach unten. "Uhm... Ja.",
"Die hab ich draußen gefunden! Für Sie, Mister." Das Mädchen hielt ein Gänseblümchen nach oben.
"..." Erst schien Taen etwas distanziert zu sein, dann aber hockte er sich langsam in und nahm das Blümchen entgegen. "...Danke."
Die Augen des Mädchens leuchteten auf und sie nickte eifrig, bevor sie beiden zuwinkte. "Tschüss, Mister! Tschüss, Lady!"
Elma faltete fröhlich die Hände vor sich und nickte. "Bis zum nächsten Mal.",
"Wir sehen uns." Er legte dem Mädchen kurz eine Hand auf den Kopf, bevor er sich wieder aufrichtete. Elma folgte ihm gut gelaunt, als sie die Kanalisation wieder verließen.
Zurück im Gebäude suchte Taen nach Yukine, der auf dem Sofa faulenzte. Er setzte sich auf. "Hast du mich gesucht, Taen?"
Er nickte und erklärte sein Anliegen.
"Oh... Ich soll Therapeut spielen? Okay!" Er nickte lächelnd. Akira lehnte sich von hinten an die Lehne des Sofas. "Lass hören.",
"Lass was hören?",
"Du fühlst dich komisch, wenn du bei Lucian bist. Ist das echt alles, was du dazu sagen kannst?",
"Ich hoffe, die Frage war nicht ernst gemeint", schnaubte Taen.
"Kannst du das Gefühl rekonstruieren?" fragte Yukine.
"Keine Ahnung. Ich wüsste nicht, wie.",
"Denke... einfach an die Situation zurück, die das Gefühl verursacht hat. Dann kommt es wieder. Konzentriere dich." Yukine neigte den Kopf zur Seite und Taen schloss die Augen. "..." Kurz war es still. Akira hatte die Arme verschränkt und wartete ab.
"... Verstehe. Das ist einfach." Yukine nickte nach einer Weile. "Das ist Freude.",
"Nur das?" Der Silberhaarige neigte den Kopf zur Seite. "Das war einfach.",
"Was dachtest du denn?" Yukine sah ihn verdutzt an.
"...Das Gleiche?" Sein Blick zuckte zur Seite.
"Lügner.",
"Freude", wiederholte Taen. "Verstehe... Danke. Ich komme später zurück. Ich muss mich umziehen." Damit verschwand er. Akira blickte ihm hinterher.
"Taen ist fröhlich, das ist toll." Yukine lachte. "Er ist in seiner Kindheit nicht einmal umarmt worden. Dann ist es ja klar, dass er sich freut."
Nach einer Weile kam Taen frisch geduscht und umgezogen wieder zurück. "Okay, ich wäre dann so weit.",
"Okay. Wir sollten das in deinem Zimmer machen, glaube ich. Ich muss mich konzentrieren... Und Toris lautes Schnarchen hilft dabei echt nicht!" Er warf einen missbilligenden Blick auf den Sessel zwei Meter weiter weg.
"Nrrrrrrrrchhhhhzzzzzzzz..." Tori schlummerte quer auf dem Sessel liegend vor sich hin, ihre Switch und ihre Kopfhörer lagen neben ihr auf dem Boden herum. Akira seufzte in sich hinein und blickte dann zu den Jungs. "Sie hat doch echt eine Macke, oder? Irgendeine Art von Störung.",
"Ja, absolut..." Yukine nickte. Taen hielt ihm eine Wäscheklammer hin. Der Junge mit den roten Strähnen grinste, nahm sie und klammerte damit Toris Nase zu. "Besser.",
"NrrrRRRRRZZZ-" Tori verstummte.
"Danke, Taen." Yukine lachte leise. Er nickte nur. "Aki, pass auf, dass sie nicht erstickt, 'kay? Wir sind dann oben~"
Akira nickte ihm zu und griff nach seinen Kopfhörern. "Viel Spaß euch."
Yukine spazierte mit Taen davon.
Es klopfte an der Tür des Gebäudes. Bevor Akira seine Außenwelt-Schützer aufsetzen konnte, stand er auf und öffnete die Tür. Ein Paketbote stand mit einem Karton auf der Schwelle. "Hi. Für wen?",
"Post für Sapphire Eclipse. Hier." Er hielt Akira das Paket hin. Er nickte und nahm das Paket an. "Danke."
Der Bote verneigte sich und ging. Akira schloss die Tür und legte das Paket auf dem Tisch ab. Sein Blick fiel auf den Namen des Absenders. "Kostümhandel Rayono" stand darauf. Lane entdeckte das Paket. "Oh! Unsere Masken sind da.",
"Kostümhandel, hm? Man könnte meinen, wir wollen auf eine Kirmes...",
"Das war ein Einzelhandel, der der Stadt gehört. Also vollkommen Amuro-los.",
"Makotos Familie hat ihre Finger überall. Eben kam ein Bericht, dass sie die Firma dieser einen Schneiderin aufkaufen wollen.",
"Die, wo wir unsere neue Uniform bestellt haben?",
"Mhm."
Lane seufzte. "Können die nicht einfach mal Ruhe geben? Wir müssen die Uniformen haben, bevor das passiert. Wir können nicht riskieren, dass die rauskriegen, dass wir ihre Geschäftspartner vernichten wollen.",
"Hat sich jemand schon um die Uniformen gekümmert?",
"Aella. Es wird schon dran gearbeitet. Hoffe ich.",
"...Oh.",
"Was, oh?",
"Ich hab's verpasst, Tori im Auge zu behalten." Er warf einen Blick auf das schlafende Mädchen, das sich kaum bewegte.
"Wieso sollst du sie denn im Auge hal-" Lane drehte sich um. "Warte mal, ist das eine Wäscheklammer auf ihrer Nase?",
"Mhm.",
"Schnarcht sie? Oder warum trägt sie das jetzt?",
"Jep. Sie schnarcht. Neben den vielen anderen Störungen, die sie schon hat...",
"... schnarcht sie laut?",
"Laut genug.",
"Okay, dann lass das Ding lieber auf.",
"...Aaaaaah... Ich... nrrrrrchzz... falleee...", nuschelte Tori schlafend. "Krieg keinnnnchz... Luuft...",
"..." Lane seufzte, ging in die Küche und holte ein Messer, um das Paketband aufzureißen und den Karton zu öffnen. Er zog eine der Masken aus den Plastikfolien. Es waren Halbgesichtsmasken in rot und weiß. "Jeder kriegt eine.",
"Die macht uns eher auffällig als unauffällig.",
"Ist bis zu einem gewissen Grad beabsichtigt, immerhin müssen wir ja irgendwie der Mafia im Gedächtnis bleiben. Ich kontaktiere mal die Schneiderin und frage nach, wir dürfen kein Risiko eingehen." Lane steckte seine Maske weg und eilte dann los.
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