Mancuso-Kapitel: Die erfolgreiche Erkundung
Aella betrat unterdessen mit Makoto die Polizeistation und lächelte dem Polizisten am Empfang zu. "Hallo. Wir möchten gern zu Dino Adachi."
Unberührt blinzelte der Polizist den beiden entgegen, bevor er auf das Telefon neben ihm tippte und den Hörer nahm. "...Adachi? Hier sind Kinder, die... Okay. Meinetwegen."
Makotos Augenlid zuckte bei dem Stichwort 'Kinder' kaum merklich. "Erster Stock, hinten links." Der Polizist legte auf und schnaubte. "Na los."
Makoto nickte und würdigte den Mann keines Blickes mehr, als er sich abwandte. Aella folgte ihm seufzend und klopfte an Dinos Tür.
"Rein", kam die dumpfe Antwort von der anderen Seite. Hinter seinem Schreibtisch verschränkte Dino die Arme auf der Tischplatte, als die beiden den Raum betraten. "Setzt euch.",
"Danke." Aella setzte sich und nickte Makoto zu. "Unser Geschenk, Makoto."
Dr Blondhaarige zog das Dokument und das Geld hervor und legte es wortlos auf den Tisch. Dinos Augenbrauen zogen sich sofort zusammen. Keine fünf Sekunden, nachdem er das Geld in die Hand genommen und beäugt hatte, schnaubte er abfällig. "Falschgeld...",
"Haben wir in Mr. Mancusos Villa gefunden", informierte Aella ihn. "Er hat es sehr gut versteckt, also wollte er wohl nicht, dass das irgendwer findet.",
"Verstehe... Und was ist das?" Der Beamte nahm das Papier in die Hand. Makoto knirschte mit den Zähnen. "Zahlungen an meine Familie... Ziemlich viel Geld. Vermutlich ebenfalls Falschgeld. Ausnahmslos alles wurde an sie überwiesen.",
"Damit sind die Amuros am Ende die, die das Falschgeld offiziell in Umlauf gebracht haben", schlussfolgerte Dino.
"Warum aber druckt dieser Mancuso Falschgeld für sie? Meine Familie hatte von Anfang an viel Geld..." Makoto wirkte von Minute zu Minute verzweifelter.
"Vielleicht, weil Falschgeld leichter zu bekommen ist und niemand, der nicht darauf trainiert ist, erkennt, dass es nicht echt ist...?" fragte Aella. "Es gibt Gerüchte unter den Kollegen der Geheimdienste und der Polizei. Beim ersten Hinhören klingt es banal." Dino betrachtete das Geld. "Aber manche denken, dass das Falschgeld absichtlich in Umlauf gerät und die Regierung irgendwann dazu zwingt, unsere Währung voll und ganz vom Markt zu nehmen und eine neue einzuführen.",
"Erzwungene Inflation?" Aella wirkte erstaunt. "Dass so viel Falschgeld unter die Masse gerät, dass es davon irgendwann mehr gibt als echtes Geld. Und das führt zur Inflation, ja.",
"Aber wer würde so was wollen? Was bringt das?",
"Wer, glaubst du, würde das Falschgeld zuerst entdecken? Nicht die Experten, oder die Regierung, oder sogar die Geheimdienste... Wer, denkt ihr, wendet sich als Erster an die Regierung und berichtet als 'ehrlicher' Unternehmer von dem Falschgeld, was ganz plötzlich im Markt umherschwirrt? Wer würde damit die Gunst von Einall gewinnen wollen?",
"..." Aella war baff. "Nicht deren Ernst... haben die nicht schon genug Anerkennung? Wollen sie die Regierung damit um den Finger wickeln?",
"...Sie wollen in die Regierung", murmelte Makoto. "Meine Familie nutzt Mancuso aus, um das Falschgeld im großen Stil auf den Markt zu bringen und will sich dann als Held ausgeben, indem sie Mancuso in den Rücken sticht...",
"Ist ja widerlich." Aella rümpfte die Nase. "Würde das Dokument da nicht als Beweis dafür reichen, dass die Amuros keine weißen Westen haben? Wenn man das Publik macht, dann sind sie doch eh geliefert, oder?",
"Es gibt keine Unterschriften. Nur die Zahlen." Dino tippte auf das Papier. "Mit den Namen allein kann man nichts anfangen. Man könnte das als Fälschung werten.",
"Och, na toll... Mist. Wie frustrierend! Wir wissen, was sie tun und können denen trotzdem nichts nachweisen...",
"..." Makoto hatte die Augen geschlossen. Seine Schultern waren bis zum Zerreißen angespannt. Aella seufzte. "Behalten Sie das Geld... vielleicht nützt es Ihnen was."
Dino nickte. "Eine Sache noch. Die Mafia, im Moment besonders Mancuso, nutzt die Amuros dazu, um ihre Stellungen weiter auszubauen. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass jede dieser Gruppen jede Chance nutzen würde, um sich die Amuros noch mehr unter den Nagel zu reißen." Der Blick des Schwarzhaarigen fiel auf Makoto. "Lasst nicht zu, dass er hier entführt wird, wenn er bei euren Plänen mitmischt. Sonst wäre alles umsonst.",
"Wir geben uns Mühe. Taen inspiziert gerade in dem Moment mit Lucian und Jairo den Untergrund rund um die Schutzkammer unter der Arena. Dort wird am 31. ein Treffen der gesamten Mancuso-Truppe stattfinden. Wir planen den ersten Angriff.",
"Der 31." Dino nickte. "Das ist nicht mehr lange hin.",
"Bis dahin haben wir hoffentlich einen soliden Plan...",
"Sagt mir, wie ich helfen kann.",
"Das sollten Sie vielleicht eher mit Taen absprechen, wenn er wieder da ist.",
"Ich bin ab heute Abend wieder in der Gilde.",
"In Ordnung. Das war's dann schon..." Sie stand wieder auf. "Danke für Ihre Zeit, Mr. Adachi."
Auch Makoto stand auf und nickte dem Polizisten zu. Ein tiefer Schatten hatte sich über seine Augen gelegt.
Als sie das Büro wieder verließen, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß nicht, wie du dich fühlen musst, Makoto... aber wir sind für dich da."
Inzwischen wirkte er so mitgenommen, dass er nicht mal mehr lächeln konnte. "Danke." Selbst seine Stimme klang hohl und trüb. "Mir ist das viel wert.",
"Mhm... Äh... darf ich?" Sie breitete die Arme aus. Er reagierte nicht negativ, also nahm sie das als Anlass, ihm eine kurze Umarmung zu geben. Er wich diesmal nicht zurück. "Tut mir echt Leid, Makoto...",
"Ich kämpfe mit euch, Aella. Meine Familie hat den falschen Weg eingeschlagen... Ich will nicht so sein wie sie. Ich laufe nicht länger weg.",
"Ich weiß." Sie ließ ihn wieder los. "Ich versuche nur, Empathie zu zeigen. Ich vertraue dir, Makoto. Ich vertraue generell schnell, also sorge nicht dafür, dass ich das bereue.",
"Bei meinem Willen, für die zu kämpfen die mir nahe stehen, Miss Campbell. Ich hoffe, du hast dich inzwischen für ein Getränk entschieden." Eine Spur seiner üblichen Wärme hatte sich wieder in seine Stimme geschlichen.
"Hm... Eine Limo mit Eis schwebt mir vor." Sie zwinkerte. "Gehen wir?",
"Nach dir." Er zwinkerte zurück.
Während die beiden die Polizeistation verließen, kauerte das Untergrund-Team in einem der Gänge. "Noch drei Abzweigungen, dann sind wir beim Westkanal", sagte Taen fast lautlos und spähte aufmerksam um die Ecke. Lucian nickte hinter ihm still und behielt den Gang aufmerksam im Auge. "Shhht..." Er hob einen Finger. "Da kommt was..."
Taen zog sich wieder zurück und sie hielten sich alle lautlos an der Wand. Kaum einen Augenblick später preschten zwei Rabigator nach vorne und bleiben in ihrer Nähe stehen. Eine Gruppe Erwachsener folgte ihnen.
"..." Taen gab ein Zeichen, als die Erwachsenen weg waren und huschte um die Ecke. Jairo folgte ihm. Lucian bildete das Schlusslicht, seine Schritte waren kaum hörbar und das Ergebnis jahrelanger Verfolgungsjagden in den Schatten. Absolute Stille herrschte in dem Gang. Taen ging voran und blieb an jeder Ecke stehen, um zu sicher zu gehen, dass die Luft rein war. Bald erreichten sie den Kanal. Er presst sich mit dem Rücken gegen die Betonwand eines Gangs und spähte durch die Dunkelheit. "Die Kammer liegt knapp 700 Meter von hier", flüsterte er. "Ab hier sollten wir uns aufmerksam umschauen."
Lucian nickte ihm zu und sah zu Jairo. "Wie hältst du durch?",
"Alles klar bei mir. Lasst uns keine Zeit verlieren!" Der Blauhaarige nickte ihnen zu. Lucian knuffte kurz seine Schulter, bevor er in den Schatten verborgen voraus lief. Die anderen beiden folgten ihm. Dabei beobachteten sie genau die Umgebung. Ein dichter Nebel lag über dem Kanal. Jeder Schritt, so leise er sein mochte, hörte sich zehnmal lauter an als üblich und hallte gnadenlos von den Wänden wider.
"Es stinkt hier...", raunte Jairo. "Das ist echt wid-",
"Shhht...", ermahnte Taen sie und hob die Hand, als Stimmen durch den Kanal hallten.
"Mann, ich brauch unbedingt das Geld...", raunte eine Stimme weiter weg zu einer anderen. "Was braucht der so lange?",
"Weißt doch, wie er ist. Er sammelt, bis der Transporter nichts mehr aushält. Diesmal sind locker über tausend für jeden von uns drin."
Taens Blick zuckte durch die Schatten, bevor er sich in den Kernschatten einer Wand duckte und dort wie ein Raubtier lauerte; gar fast mit den Schatten verschmolz. Die anderen duckten sich hinter ihn und sie lauschten.
"Am Ende behält er eh die Hälfte für sich, elendiger Geizkragen...",
"Hast du's schon gehört? Es liegt eine neue Belohnung aus.",
"Auf wen?",
"Weißt schon.",
"Reden die von Makoto?" fragte Jairo leise. Lucian nickte leicht. "Glaube schon...",
"Tse... Dreist...", schnaubte Taen.
"15.000?" Die Stimme des einen Mannes überschlug sich aufgeregt. "Dein Ernst? Das macht Motivation. Lassen die von den Calí nicht bald Pokémon frei? Vielleicht ruft das unseren Goldjungen auf den Plan." Die Schritte entfernten sich.
"... Damit wären wir vorgewarnt... Danke dafür..." Taen erhob sich langsam. "Sie sind weg. Gehen wir weiter, bevor sie zurück kommen." Sie liefen weiter. Kurz darauf blieb Taen stehen und sah sich aufmerksam um. "...",
"...Was ist?" Sein Cousin blieb dicht bei ihm.
"... Das ist perfekt...", murmelte er. "Die Kammer ist wenige hundert Meter diesen Gang runter. Aber hier...", er schweifte mit dem Arm über die Stelle, an der sie standen, "...hier könnten wir sie einkesseln. Sie werden definitiv hier vorbei kommen... Und es ist eine Sackgasse. Wenn wir hier einen Zangenangriff ausführen, können sie nirgendwo hin... Wir müssen verhindern, dass sie die Kammer erreichen. Das heißt... Eine Gruppe wartet dort...", er deutete in die Richtung der Kammer, "...und lauert ihnen auf. Die andere kommt von hinten. Sie können nicht an zwei Fronten kämpfen. Breit genug ist die Stelle allemal...",
"Wir dürfen nur nicht laut sein. Diese Wände geben jeden Schritt wie eine Explosion wieder." Lucian beobachtete die Umgebung. "Wir machen uns mit der Lautstärke zum Ziel, wenn das passiert.",
"Von den anderen Kanälen aus sollte man uns nicht hören. Außerdem glaube ich nicht, dass man uns hört, wenn mehrere Leute hier den Gang lang trampeln... Die erste Gruppe müsste nur vor den Mancuso hier sein."
Lucian grübelte bedächtig vor sich hin und hielt sich dabei abwesend die Hand vor den Mund. "... Wir wissen nicht genau, wann sich alle treffen...",
"Guter Punkt. Daran habe ich auch schon gedacht... Wir haben noch wenige Tage, um das rauszubekommen.",
"...? Hey. An deinem Fuß.",
"Was?" Taen sah nach unten. Eine kleine, pinke Glasmurmel schimmerte vor seiner Fußspitze. Er beugte sich hinunter und hob sie auf. "...ein ungewöhnlicher Ort für eine Murmel.",
"Wir sollten uns den Rest des Gangs ansehen, solange er frei ist", meinte Lucian. "Los."
Taen nickte ihm zu, steckte die Murmel ein und folgte Lucian. Jairo sah noch einmal nach hinten, bevor er sich ihnen anschloss. Der Gang führte strikt zur Kammer unter der Pokémon-Arena.
Taen betrachtete ihren Eingang und drehte sich dann zu den anderen. "Okay. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe von maximal fünf Leuten wartet hier... die größere Gruppe greift von hinten an. Ich behalte euch beide bei mir mit Ayuuki und Ren, dabei kann ich ein Auge auf ihn halten. Der Rest greift von hinten an. Makoto bleibt in der größeren Gruppe.",
"Anscheinend müssen wir besonders ein Auge auf Makoto haben, hm...",
"Besser wäre es." Taen nickte.
"Du machst das wirklich gut.",
"Was?",
"Wollte es nur gesagt haben.",
"Was mache ich gut?",
"Das alles. Du hast dein Schleichen nicht verlernt und einen Plan hast du auch sofort bereit.",
"Das ist auch notwendig... Razor wird die zweite Gruppe anführen.",
"Du benutzt jetzt schon die Codenamen?" fragte Jairo. Taen nickte. "Ja, manche Wände und Schatten haben Ohren. Wir können nie wissen, wen oder was wir hier gerade übersehen. Wo wir gerade davon reden." Taen tippte auf seinen Ohrstöpsel. "Enigma. Hier spricht Lucilius.",
"...Ich höre euch." Rens Stimme drang in Taens Ohr. "Was ist?",
"Komm heute Abend zu uns. Der Angriffsplan steht.",
"Verstanden. Slim Street, richtig?",
"Richtig.",
"Okay. Seid vorsichtig.",
"Verstanden. Ziehen wir uns zurück." Taen sah zu Jairo und Lucian. Lucian nickte und sah ein letztes Mal über seine Schulter, bevor er zusammen mit den beiden den Rückweg antrat.
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