Prüfend blickte Lucian auf seinen Viso-Caster und sah sich dann um. "Die Rede geht gleich los.",
"Dann solltest du das Taen mitteilen." Solace sah zu ihm. "Er scheint nicht die Anstalten zu machen, sie halten zu wollen."
Mit einem Funken Sorge in der Brust schloss er zu seinem Cousin auf. "Hey. Bereit für deine Rede?",
"... muss ich das wirklich machen?" fragte Taen. Verständnisvoll schüttelte Lucian den Kopf. "Nein, du musst nicht. Wenn du wirklich nicht willst... Ich könnte übernehmen."
Taen seufzte. "... ich mach das schon... Du hast genug zu tun.",
"Du musst nichts wegen mir tun. Aber ich hab gehofft, dass du das sagst. Es wäre schön, wenn du es schaffst, über deinen Schatten zu springen."
Taen verzog das Gesicht. "Jetzt?",
"Jetzt." In der Hoffnung, in zu ermutigen, klopfte Lucian ihm auf die Schulter. Taen seufzte tief und blickte auf die Uhr, bevor er sich in Bewegung setzte und vor dem Springbrunnen auf dem Zentral-Plaza stehen blieb, wo jeder ihn sehen konnte. Das SE-Symbol auf seinem schwarzen Mantel war deutlich zu erkennen. Erwartungsvoll blickte Elma an ihrem Stand auf und deutete auf ihn, sodass auch ihre Besucher ihn bemerkten. Immer mehr Augen wandten sich Taen zu. Er wartete die Reaktionen der Menschen ab. "..." Nicht weit weg von ihm bedeutete Lucian seinem Cousin, selbst etwas zu sagen, um die Menschen aufmerksam zu machen. Taen räusperte sich widerwillig. "Ähem!",
"Das hätte ich ihm noch beibringen sollen", murmelte Lucian in sich hinein, beobachtete dennoch zufrieden, wie die Menschen um ihn herum aufmerksam und still wurden.
"Ich frage mich, wie sie auf ihn reagieren", murmelte Solace.
"Shh, es geht los!", murmelte Tori vorfreudig. 
"Guten Tag...", begrüßte Taen die Menge. "Ich hoffe, Sie hatten Spaß bisher. Ich bin Taen Kataoka, Leiter von Sapphire Eclipse, deren Eröffnung wir gerade gebührend feiern und es ist uns Allen eine Freude, dass Sie hier sind. Wir danken auch den Sponsoren, die es uns ermöglicht haben, unser Hauptquartier in der Slim Street aufzubauen. Ich weiß, dass viele meinen Namen in einem anderen Kontext kennen oder gehört haben, aber das tut nichts mehr zur Sache... Sapphire Eclipse ist anders als Ugoya. Die Gilde ist primär dafür da, dass ihre Mitglieder sich untereinander austauschen und einander helfen können, sich zu verbessern. Stärker zu werden... Freundschaften zu schließen und sich gegenseitig zu unterstützen. Als Dank für die Erlaubnis, in dieser Stadt bleiben zu können, möchten wir eine Gegenleistung aufbringen. Wir werden die Slim Street selbstverständlich absichern, sodass Sie keine Befürchtungen mehr haben müssen, diese Straße öffentlich zu nutzen. Auch bieten wir Ihnen unsere Hilfe an. Wann immer Bedarf besteht, schicken Sie Jobanfragen per Post oder über das Forum an uns, das auf unserer Homepage verlinkt ist... wir helfen Ihnen gern. Die Kinder können durch solche Aktionen ein wenig Geld für ihre Reise und für die Gilde selbst verdienen. Wir wollen zurück geben. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung und danken Ihnen vielmals. Danke." Er deutete eine Verbeugung an, bei der er eine verflucht gute Figur machte. Der Applaus der Besucher hallte über das Central Plaza und die Straßen in der Umgebung. Unter ihnen klatschte Lucian sichtlich erleichtert mit und Tori pfiff Taen schelmisch zu. Taen räumte seine Position wieder und gesellte sich zu seinem Cousin. "War das in Ordnung?", 
"Das war sehr gut!" Lucian umarmte ihn stolz. 
"Woah- Hey!" Taen stolperte fast. "Wofür ist das?",
"Dafür, dass du deine Rede doch gehalten hast.",
"... Okay?"
Lucian lachte leise und ließ ihn dann wieder los. "Tut mir leid.", 
"Aww... Lucian ist auch Großzügig mit Umarmungen!" kicherte Aella.
"Willst du auch eine von ihm?" Tori stieß sie mit dem Ellbogen an. 
"Nein, danke. Du?", 
"Nee. Ich hab eben zum ersten Mal einen Jungen umarmt.",
"Leute, habt ihr's dann?" fragte Solace genervt. "Lucian, es ist Zeit für deine Ansage.",
"...Meine Ansage?" wiederholte Lucian verwirrt.
"Ja. Wegen dem Turnier-Ding. Das war deine Aufgabe.", 
"Ah. Ja, stimmt!" Er lächelte ihm zu. "Ich hab nur noch an Taens Rede gedacht, deswegen hab ich das total vergessen." Sofort eilte er nach vorne und stellte sich an den Platz, an dem Taen zuvor zu den Besuchern gesprochen hatte. "Ich möchte Sie gerne noch einmal um Ihre Aufmerksamkeit bitten!" Neugierige Blicke fielen auf ihm. "Wir veranstalten ein Kennenlern-Turnier auf der anderen Seite des Fests!" verkündete er mit einem breiten Lächeln. "Wer möchte, kann in einem Schaukampf gegen einen von uns antreten, damit wir Sie und Sie uns besser kennenlernen können."
Ein leises Raunen entstand unter den Anwesenden.
"Ich mach in der ersten Runde mit", bot Solace sich an und auch Jairo stimmte zu. "Ich auch! Ich freu mich schon!" Tori klinkte sich ein. Wenig später stand eine Box mit Loszetteln bereit. "Drei Eins gegen Eins-Kämpfe können gleichzeitig stattfinden und jeder, der mitmacht, zieht seinen Gegner aus der Gilde aus der Box", erklärte Lucian. "Jeder Kampf geht fünf Minuten lang. Traut euch."
Die ersten drei neugierigen Teilnehmer zogen ein Los und die Schaukämpfe begannen unter entspanntem Beifall- auch, wenn Solace sich wirklich sichtlich Mühe geben musste, um seine Stärke zu zügeln und nicht alles innerhalb von zwei Minuten kurz und klein zu hauen.

"Ich glaube, es kommt gut an", bemerkte Lane. 
"Glaube ich auch." Als keiner an ihrem Stand stand, gesellte sich Elma zu ihm. "Ah... Ich würde gerne... nicht bei den Kämpfen mitmachen, wenn das okay ist.",
"Uh... Warum?",
"Mein Schicksal steht nämlich schon fest, weißt du? Die Karten haben gesagt, dass ich die Kämpfe verlieren werde.",
"Äh... Wieso? Hast du nicht genug Erfahrung?",
"Oh. Ich hab schon fünf Orden.",
"...Aha... Und warum dann so negativ?",
"Weil das die Karten gesagt haben.",
"Elma..." Lane warf ihr einen ulkigen Blick zu. "Du solltest denen nicht alles glauben. Bei den Schaukämpfen geht es darum, zu zeigen, was du kannst. Wenn du schon so an den Kampf rangehst, dann verlierst du erst Recht.", 
"Die Karten haben immer recht, Lane." Elma schüttelte geduldig den Kopf, als wäre ihre Aussage das Natürlichste auf der Welt. "Alles, was ich tue, richte ich nach ihnen.", 
"... ich geb's auf.",
"Ich kann mich nicht auf mich selbst verlassen... Deswegen verlasse ich mich auf sie.",
"Du kannst dich doch auf uns verlassen. Du hast Taen vorhin gehört. Wir sind füreinander da und unterstützen uns gegenseitig."
Elma wandte unschlüssig den Blick von ihm ab. "...",
"Ich konnte mich damals auch auf Solace verlassen, auch, wenn wir uns vorher noch nicht kannten. Das hat sich nie geändert. Wenn du dir selbst nicht vertraust, dann vertrau anderen. Deine Karten sind nichts als Objekte, sie leben und denken nicht. Vertrau anderen, egal ob Pokémon oder Menschen. Du bist nie allein.",
"Nein, so einfach ist das nicht. Ich weiß, dass ich mich mit meinen Karten bei euch nicht beliebt mache... Dass ich nerve... Keiner interessiert sich dafür, aber mir haben sie geholfen.",
"Es war nicht meine Absicht, diesen Eindruck zu erwecken. Dafür verurteilt dich keiner. Wirklich. Es ist seltsam und das alles, aber das macht dich zumindest interessant.", 
"...?" Elma sah ihn verwirrt an, doch Lane schloss bereits zu Makoto auf. "Und? Umarmungen sind nicht gerade dein Ding, oder?",
"Sie sind verschwendet bei mir", antwortete der Musiker seufzend.
"Weil...?"
Makoto antwortete nicht.
"Bei wem wären sie denn nicht verschwendet?", 
"Bei allen anderen. Das letzte Mal wurde ich von meiner Freundin umarmt... Ich will nicht daran denken.",
"... warte mal, warte mal. Du hast eine Freundin?", 
"Ich... hatte.",
"Uh... Damit bist du glaub ich komplett der einzige hier."
Makoto biss die Zähne zusammen.
"Lass mal kurz nachdenken..." Lane tippte sich ans Kinnd. "Solace und ich hatten nie eine, bei Yuki und Akira kann ich mir das auch nicht vorstellen und bei Lucian und Jairo sowieso nicht... Ich hör auf zu fragen, okay?", 
"Mm..." Er nickte nur und lachte dann leise und bitter. "Na ja... Ich bin älter als die meisten von euch...",
"Bist du das?",
"Ja. Bis auf Taen.",
"Wie alt bist du?", 
"Ich werde in diesem Jahr zwanzig.",
"Warte mal, was?! ..." Lane musterte ihn genau. "Du bist 19?", 
"Ja." Fragend erwiderte Makoto seinen Blick. "Was ist?",
"...Ich hätte dich jünger eingeschätzt...",
"Haha... Danke.",
"Uh... Okay, dann bist du... echt alt.", 
"...Was? Ich bin nicht alt.", 
"Du bist fast genauso alt wie der Champ!",
"Ich bin nicht alt, Lane.",
"Nicht steinalt zumindest." Lane grinste ihn neckisch an. Makoto lachte und reibt sich am Hinterkopf. "Ha Ha."

Yukine stand weiter weg bei Akira. "Ich hab keine Ahnung, was die Aktion von Tori vorhin sollte...",
"Manche Mädchen in unserem Alter wollen schon einen Freund...?" vermutete Akira genauso ratlos.
"Aber Makoto ist doch viel zu alt für sie...", 
"Das macht wenigen was aus, anscheinend.", 
"Uh... Ich bin raus aus dem Thema.", 
"Ich auch...", 
"Unbekanntes Territorium. Da sollte man sich wahrscheinlich auch grundsätzlich nicht hinbegeben...",
"Heheh...",
"... was gibt's da zu lachen?", 
"Ich hab nicht gelacht.", 
"Doch. Hast du.",
"Hab ich nicht.",
"Doch, hast du.", 
"Ugh, Yukine...", 
"Egal, die Diskussion ist Zeitverschwendung. Mich mal rausgenommen: Mit wem aus der Gilde würdest du am besten klar kommen?",
"Wie meinst du das?", 
"So, wie ich es gesagt hab. Oder anders formuliert: Wen kannst du bisher am besten leiden?",
"Dich.",
"Ich hab gesagt, mich mal rausgenommen.",
"Hm. Keine Ahnung.",
"Bei mir wär's Lane, denke ich... Oder Lucian... Oder Makoto? Ich weiß nicht... Jairo vielleicht... Oder Tori... Öhm... Dich mal rausgerechnet.", 
"Taen, vielleicht.",
"Weil er nicht so viel redet?",
"Ja.", 
"Hmmh... Vielleicht kann ich Tori ja mal mit Umarmungen auf dich ansetzen~",
"Lieber sterbe ich.",
"Hahahaha..." Yukine lachte und schlug einen Arm um seinen Nacken. "Weiß ich doch~ Und das würde ich niemals zulassen~"
Unter seinem Arm spannte sich Akira entnervt an und ließ den Kopf hängen. "Uhhh...", 
"...Was denn?",
"Nimm den Arm runter.",
"Uh... Okay." Yukine zog den Arm zurück. "Besser?",
"Besser."
Der Schwarzhaarige verzog enttäuscht den Mundwinkel. "Och...",
"..." Er drehte den Kopf zu ihm und blinzelte leicht. 
"...ist was?"
Für einen Moment merkte man Akira an, dass er sowas wie Schuldgefühle hatte. "...Na gut.", 
"... Eh?",
"Dein Arm. Du kannst wieder...",
"..." Sekunden später lag der Arm wieder da, wo er war. "Wieso so plötzlich?",
"Weil du mich nervst." Er blickte zur Seite. 
"Haha... damit kann ich leben." Er pikte Akira mit dem Finger der anderen Hand in die Wange. 
"Yukine!", 
"... Sorry." Er grinste. Akira zog die Schultern noch höher und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. 
"Waas? Ich hab dich nicht verstanden.", 
"Ist nicht wichtig...", 
"Okay." Yukine strahlte mit der Sonne um die Wette.