Sapphire Eclipse-Kapitel: Augenöffner
Während die Cousins trainierten, lag Elma mit dem Rücken auf ihrem Bett und betrachtete mit neuen Zweifeln die Karte zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger. "... Objekte leben nicht oder denken nicht... Aber ich kann das nicht... Das ist so dämlich... Ich bin so..." Verbissen ließ die Schwarzhaarige den Oberarm über ihre Augen fallen und schniefte leise, als auf dem Weg nach unten an ihrem Zimmer vorbei lief. Er blieb stehen. "..." Dann klopfte er. "Hey, uh... Elma? Alles in Ordnung?"
Elma erstarrte und kniff fest die Augen zusammen, bevor sie die Karte unter ihrem Kissen versteckte und sich notdürftig über die Augen rieb, bevor sie die Tür öffnete. "Hallo, Lane. Warum fragst du...?",
"Ich hab dich weinen gehört.",
"Hat keinen... Grund... Tut mir leid, wenn ich dir Sorgen gemacht hab." Sie räusperte sich bedrückt.
"Schon okay." Er musterte sie kurz, nickte dann und wandte sich ab, um ihr weitere Fragen zu ersparen.
"Uhm... Lane?",
"Mh?",
"Danke für deinen Rat... Und... Es tut mir leid. Aber ich kann das nicht...",
"Wieso entschuldigst du dich dafür?",
"Weil du dir die Zeit genommen hast, um mir etwas zu sagen... Und am Ende kann ich nicht tun, was du sagst...",
"Du kannst immer. Du willst nur nicht. Das ist ein wesentlicher Unterschied.",
"Nein, ich..." Niedergeschlagen schloss sie die Augen. "Ich weiß, ich bin komisch. Ich... hab mich damit abgefunden. Ich dachte, dass das hier mit euch vielleicht anders wäre... und das mich andere vielleicht als mehr sehen könnten als ‚die Komische'... Aber hier ist es genauso. Ich bin nicht mehr als das...",
"Wir alle sind komisch." Lane drehte sich zu ihr um. "Du bist nicht komischer als Akira und Yukine. Glaub mir das.",
"Das Einzige, das mir durchs Leben geholfen hat, wird überall geächtet. Weißt du, wie sich das anfühlt?" murmelte sie verletzt. "Wenn man an eine Sache fest glaubt und sobald andere das nur sehen, drehen sie einem den Rücken zu? Ich hätte einfach still sein sollen...",
"Ich glaube, du übertreibst gerade etwas..." murmelte er. "Es ist ein Unterschied, ob man ausgegrenzt wird oder sich selbst ausgrenzt. Du denkst, dass wir dich ausgrenzen, aber in Wirklichkeit tust du das selbst und merkst es gar nicht. Wir glauben nicht an deine Karten, aber das heißt nicht, dass wir dich dafür hassen oder dich deswegen nicht leiden können.",
"Aber sobald ich von ihnen erzähle, habt ihr alle den gleichen Ausdruck im Gesicht... Ihr würdet euch dann wünschen, dass ich gar nicht da wäre, oder?",
"Das nicht, aber dass du irgendwann mal auch über was... anderes redest. Wir haben alle nichts gegen dich, aber du redest fast nur von ihnen. Versuch ein bisschen... variabler zu sein und nicht nur ein Gesprächsthema zu haben, mit dem jeder andere nichts anfangen kann.",
"Variabler." Verwundert neigte sie den Kopf zur Seite.
"Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast... Aber Aella gibt sich Mühe damit, dich einzubringen. Dir zu helfen, in die Gruppe zu finden. Aber du musst auch selber was dafür tun, weißt du?",
"Aella will mich einbringen? Vielleicht möchte sie das wirklich, aber den Eindruck hatte ich nicht... Gut. Dann weiß ich, was ich tun muss.",
"Ja. Sie bietet dir ihre Hilfe an oder macht dir hin und wieder mal ein Kompliment mit 'das kannst du doch so gut'. Du musst nur lernen, aus deiner Komfortzone zu kommen. Wir beißen nicht.",
"Ich verstehe... Aus meiner Komfortzone", wiederholte Elma nickend. "Und ich muss Aella Danke sagen..."
Lane nickte ihr zu. "Komm auf uns zu und wir kommen dir entgegen. Abgemacht?",
"Natürlich. Das ist das Mindeste. Ich werde euch nicht mehr nerven.",
"Du kannst ja bei Zeiten eine Mission mit uns zusammen machen. Wenn du willst", bot er an. Begeistert faltete Elma die Hände vor sich. "Das wäre schön! Meine Pokémon können gut heilen! Ich hab sie ausgesucht nach den-", mitten im Satz stoppte sie und seufzte bedrückt. "Ah... Schon wieder...",
"... Karten", beendete Lane ihren Satz. "Wie auch immer. Das Angebot steht.",
"Tut mir leid... Ich rede nur wirklich, uh... gerne über sie. Sie sind wie ein... Hobby.",
"Man hat nicht nur ein Hobby. Meistens."m
"Oh! Ich lese auch gerne.",
"Lucian auch, so viel ich weiß. Und Aella ebenfalls.",
"Ich bin gut in Akrobatik und ich koche gerne?",
"Akira zum Beispiel tanzt. Makoto singt gerne und Solace zockt viel auf seiner Switch. Sieht du?Man sollte über Hobbys reden, die andere teilen, das bringt einander näher. Man sollte seinen Leidenschaften nachleben, aber niemals vergessen, was wirklich wichtig ist.",
"Was sind deine Hobbys, Lane?",
"Meine...? Uh... Nichts Besonderes, eigentlich... Ich schreibe gern. Kurzgeschichten oder... so was eben.",
"Oh! Wirklich?",
"Mhm... ja.",
"Das hab ich auch mal gemacht. Aber das ist ewig her. Über was schreibst du?",
"Diverses. Weltuntergangsszenarien, Dinge, die mir zu irgendwelchen Liedern einfallen... Sachen, die mir so in den Kopf kommen.",
"Ah... Viel interessanter als meine Hobbys", kicherte das Mädchen fasziniert.
"... Naja, ich bin nicht ganz zufrieden damit. Vieles landet im Müll... Seitdem ich mit Solace und Aella unterwegs bin, mache ich das kaum noch...",
"Würdest du wollen, dass jemand deine Sachen liest?",
"Mir wäre das peinlich, denke ich.",
"Dürfte ich sie lesen?",
"Uh... erwarte echt nicht viel...",
"Jetzt hätte ich einen Vorschlag für dich.",
"Hau raus.",
"Du könntest mir deine Texte zeigen und ich könnte dir meine Karten erklären. So könntest du dir Meinungen holen und ich müsste nicht ganz auf mein Hobby verzichten.",
"... Okay.",
"Oh... Wirklich?" Elma wirkte fast schon schockiert.
"Vielleicht verstehe ich dann ein bisschen mehr davon und mein Gesicht strahlt dann nicht mehr diese Ahnungslosigkeit aus, die dich so abschreckt."Ihr Grinsen ließ Elmas Augen leuchten. "Okay! Abgemacht! Oooh, ich freu mich schon, deine Sachen zu lesen.",
"Ich kann dir was geben, wenn ich mal wieder was zusammen geschustert hab...",
"Tu dir keinen Stress an. Noch nie wollte jemand was über meine Karten wissen... Ich hoffe, ich enttäusche dich nicht.",
"... Akira hat sich glaube ich schon mal an Recherchen gesetzt, was deine Karten anging.",
"Hat er das wirklich so gesagt?",
"Er nicht. Aber Yukine. Es ging um die Spitznamen, die du ihnen gegeben hast.",
"Oh. Ach herrje..." Wieder musste sie kichern. "Ja, das mache ich gerne. Tori hat auch schon einen. Das sind weniger Spitznamen und eher... Überschriften.",
"Überschriften...? Was genau heißt das...?" Lane gähnte. "Oh je..."
Elma lächelte noch immer und tippte ihm auf die Schulter. "Ab ins Bett. Ich mache morgen früh wieder Frühstück. Hast du Wünsche?",
"Erstens: Du bist nicht meine Mutter. Es reicht schon, wenn Aella das laufend macht.Zweitens: Ich mag Honig."
Sofort zog sie die Hand zurück. "Also schon wieder etwas falsch gemacht...",
"Das macht man unter Freunden so. Man geht sich gegenseitig mit Neckereien und gespielter Oberaufsicht auf den Keks, muss dann aber doch drüber lachen. Aella sagt immer: "Ab ins Bett mit dir. Es ist schon spät." Ich sag dann immer, dass sie sich nicht wie meine Mutter aufführen soll und Solace hilft ihr dann auch noch. Manchmal könnte ich beide echt erwürgen, aber ich würde es niemals machen, weil ich sie sonst vermissen würde.",
"Also sind wir noch keine Freunde so wirklich. Ja... Das ergibt Sinn. Verzeih mir das.",
"Kleiner Tipp von mir: Entschuldige dich nicht dauernd. Es ist alles gut."
Elma hielt sich zurück und nickte höflich. "Verstanden. Solange wir noch keine Freunde sind, bleibe ich noch auf Abstand. Dann sehen wir uns morgen." Sie winkte lächelnd.
"Hastala Vista. Hast du Honig da?",
"Natürlich. Ich könnte dir morgen Milch mit Honig machen?",
"Wie bitte...? Milch in den Honig...?",
"Milch MIT Honig.",
"Oh... Klingt gut." Er nickte. "Sorry, mein Hirn war gerade nicht ganz auf der Höhe...",
"Hahah... Alles gut. Also... soll ich morgen Honig in deine Milch machen?",
"Gerne... Danke. Na dann, gute Nacht.",
"Bis morgen!" Sie lächelte ihm zu und lief dann zurück ins Zimmer. Selbst innerhalb der vier Wände konnte sie nicht aufhören, zu grinsen.
Am nächsten Morgen kamen Solace und Lane gleichzeitig und nach Jairo, Akira und Yukine unten an. "Hab ich schon mal gesagt, dass die Betten hier ein Traum sind?" fragte Yukine. "Ich will da gar nicht raus eigentlich...",
"Sind sie wirklich. Ich wusste nicht, dass Matratzen so weich sein können." Selbst Akira schwärmte von seinem Bett. "Selbst, wenn ich nur wenig schlafe.",
"Du bräuchtest echt mal Traumdunst.",
"Oder einen Freund, der nachts nicht schnarcht.",
"AKIRA!!!" Yukine wurde feuerrot im Gesicht. "Ich schnarche nicht!!",
"Was ist das dann? Schnurren?"
Elma lacht zurückhaltend auf, als sie an den zankenden Jungs vorbei lief und Lane eine warme Tasse hinhielt. "Guten Morgen. Wie versprochen!",
"Danke." Er zwinkerte ihr zu. Ihr Lächeln wurde breiter, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und wieder in der Küche verschwand.
"Wow", kommentiert Tori trocken, als sie mit tiefen Augenringen und hängenden Schultern an der Gruppe vorbeischlurfte. "Womit hat er diese Sonderbehandlung verdient...",
"Damit, dass er ihr gestern eine Predigt gehalten hat", kicherte Aella, als sie ankam.
"Hey! Das war keine "Predigt"!" protestierte Lane. "Und außerdem, woher weißt du das überhaupt?!",
"Ich wohne mit ihr im selben Zimmer. Sie hat's mir erzählt.",
"Ah... Stimmt..." Er seufzte.
"Ich brauch Schokolaaaaaade..." jammerte Tori. "Hat jemand "Schokolade" gesagt?" Yukine riss sich aus seinem Streit mit Akira.
"Ich BRAUCH Schokolade! Ich HASSE mein Leben!" jammerte sie lauthals in das Sofakissen hinein. "Elmaaaaaaaa!",
"... Was ist denn mit dir falsch gelaufen?" Solace blickte sie ratlos an. Jairo sah zu Makoto. "Ist Hikari schon weg?" Der Musiker, der noch etwas schläfrig wirkte, schüttelt den Kopf. "Sie, uh... schläft noch. Anscheinend hat sie lange nicht mehr wirklich durchgeschlafen. Sie pennt wie ein Stein.",
"Uh. Okay. Ich hol mal die Zeitung." Er ging raus und kam kurz danach mit der Unovan Times zurück.
"Sowas nennt man nur Drama Queen", schnaubte Akira und beobachtete Tori, die sich selbst nachdem Elma einen Kakao neben ihr abgestellt hatte, nicht rührte. "Nicht mal ich bin so schlimm..." murmelte Yukine.
"Was ist los, Tori? Normalerweise bist du nicht so", fragte Elma besorgt und neigte den Kopf zur Seite, als Tori gequält stöhnte und die Hände über dem Kopf zusammenschlug. "Du willst es wissen? Ich hab's nicht GESCHAFFT! Da hast du's!",
"... was nicht geschafft?" fragte Lane verdutzt.
"Den KAMPF.",
"Ist das die Zockerkrankheit, die ich von Solace kenne?",
"Klappe, Lane", seufzte der Schwarzhaarige.
"AAARRRRRGH!" Frustriert trommelte sie mit ihren Beinen auf das Sofa. "Das ist UNFAIR! Ich hätte dieses blöde Spiel nie anfassen sollen! Ich KANN Strategie nicht! Und ich mag nicht mal Rundenkämpfe...",
"Hey, wir sind auf dem Titelblatt", unterbrach Jairo ihren Wutausbruch mit einem Blick auf die Zeitung.
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