Rayono-Kapitel: Yukines Gedanken
"Gibt es eigentlich ein Teilnehmer-Limit?" fragte Aella.
"16. Oder?" Lucian schüttelte ratlos den Kopf. "Ich könnte auch falsch liegen.",
"Korrekt." Solace nickte. "Das heißt, nicht alle von uns werden es durch die Qualifikationsrunde schaffen. Wir sind zehn. Acht kommen in die zweite Runde.",
"Heh... Behaltet mir den letzten Platz frei." Lucian lächelte mit hochgezogenen Schultern.
"Luci. Nicht so." Jairo boxte ihn. "So schlecht bist du nicht mal! Du hast Orden, also sei nicht so.",
"Sagt mal..." Lane verschränkte die Arme. "Haben wir eigentlich irgendwas für Neuzugänge festgelegt? Falls jemand sich uns anschließen wollen würde?",
"Ich glaube nicht, dass das schon mal angesprochen wurde." Tori schüttelte den Kopf. "Ich denke mal... Jeder, der wirklich helfen und sich uns anschließen will, soll das tun?",
"Najaaaa... Aber bestimmte Bedingungen sollte man schon erfüllen", meinte Aella.
"Vielleicht sollte er oder sie erst beweisen, wie gut sie im Team zusammenarbeiten kann", schlug Makoto vor.
"Richtig." Solace nickte. "Teamplay ist bei uns sehr wichtig. Wer dauernd einen Egotrip macht, hilft uns nicht damit.",
"...Warum habt ihr mich dann noch hier? Ich kann gut mit anderen zusammenarbeiten... Aber abgesehen davon...",
"Reicht schon", scherte Solace ihm dazwischen. "Du bist anpassungsfähig. Thema erledigt."
Makoto blickte ihn still geworden an.
"Sei nicht so, Makoto!" Jairo lachte in seine Richtung. "Du bist hier, weil wir dich mögen!! Manche verstehen dich vielleicht nicht so recht, aber das ist egal, oder? Ich mag dich!",
"..." Ein kleines Lächeln erschien auf Makotos Gesicht.
"Wir sollten demnächst auch nach Rayono", bestimmte Solace.
"Und in den Freizeitpark!" forderte Tori.
"Genau." Aella nickte. "Bin dafür.",
"Aber wir nehmen die Bahn", merkte der Schwarzhaarige an. "Ich habe keinen Bock auf einen Marsch durch diese dreckige Wüste.",
"Warum nicht? Ist doch viel aufregender.", neinte Tori.
"Du willst da beim besten Willen nicht durch latschen." Aella schüttelte den Kopf. "Es ist heiß und stürmisch und... bäh.",
"Ihr seit so langweilig!", maulte die Lilahaarige.
"Von mir aus. Du kannst ja gerne durch die Wüste gehen. Niemand hält dich auf." Solace schüttelte den Kopf. "Wir gehen da NICHT durch.",
"Aw..." Tori verzog enttäuscht das Gesicht. "Ach, was soll's. Ohne euch würde es keinen Spaß machen. Elma und ich wollen uns später einander die Nägel lackieren. Magst du mitmachen, Elly?",
"... Uh..." Sie schaute auf ihre Nägel. "Ich weiß nicht...",
"Warum nicht?",
"Ich mag Kosmetik nicht...",
"Du kannst dir den Nagellack auch wieder wegmachen! Außerdem geht's nicht nur darum. Wir reden dazwischen einfach so.",
"Oh... Okay." Sie nickte.
"Cool! Elma trainiert noch. Wir fangen an, wenn sie fertig ist.",
"Okay~"
In ihrem Zimmer hatte Yukine den Fernseher angeschaltet, sodass sie die neusten Nachrichten mitbekommen hatten. "Aha... Jetzt hat sie sich also selbst entlarvt.",
"Weil sie keine andere Wahl hatte. Lucian hat mir geschrieben", sagte Akira. "Er und Jairo sind da heute hin gefahren.",
"Und das sagt er dir und mir nicht?",
"Bist wohl nicht wichtig genug."
Yukine seufzte nur. "Was machen wir jetzt damit? Stimmen wir für die Umfrage?",
"Was meinst du?",
"Die haben doch gesagt, dass es die Abstimmung im Internet gibt. Von wegen ob Hikari teilnehmen darf ja oder nein.",
"Wir sollten dafür stimmen, dass sie mitmachen darf.",
"Finde ich auch. Ich wette, der Rest von SE hat das auch gemacht.",
"Die meisten werden von ihr zwar hochkant aus dem Turnier geworfen... Aber gegen sie zu stimmen, wäre nicht fair." Akira zeigte eine Spur von Empathie, als er den Kopf schüttelte.
"..." Yukine blickte zu ihm und lächelte dann. "Probieren wir uns morgen an der Arena?",
"Je eher wir das hinter uns haben, desto besser..." Akira legte sich auf den Rücken und blinzelte an die Decke. "Wenn wir morgen nach dem Frühstück gehen, hab ich davor immer noch vier oder fünf Stunden, um zu trainieren.",
"Stimmt. Dein verfluchtes Insomnia.",
"Was weißt du schon.",
"Sei nicht so gemein.",
"Ist doch wahr."
Yukine nahm Evoli in die Arme und kraulte es im Nacken. "Ich versuche, Empathie auszudrücken. Aber du... Ugh. Was soll's.",
"Mh." Er schnaubte nur und schloss die Augen. "Stell mich nicht als den Täter da. Wegen mir hattest du Kekse."
Yukine ließ sich zur Seite fallen und antwortet nicht. Er starrte nur auf sein Kissen und schloss dann die Augen. 'Er tut es schon wieder... Mich darstellen, als hätte ich keine Ahnung. Als wäre ich zu dumm für die Welt und nicht in der Lage, ihn zu verstehen. Aber ich muss mich wohl dran gewöhnen...',
"...Hörst du zu?",
"... was?",
"Ob ich dich morgen wecken soll", wiederholte Akira trocken.
"Wenn's dir nicht zu viel ist..." murmelte Yukine ohne viel Emotion in der Stimme.
"Ist es nicht.",
"Na dann... Mach...",
"Ist was?",
"Mh-mh..." Er schüttelte den Kopf und ließ Evoli los, bevor er sich aufsetzte und aus dem Fenster neben seinem Bett blickte, seine Augen an die Sterne geheftet.
"Du hast keine Schlafstörungen. Du solltest das nutzen." Seufzend setzte sich der Silberhaarige ebenfalls auf. "Anscheinend brauchst du viel Schlaf.",
"Ja, wahrscheinlich... Äh, ich meine... natürlich.",
"Was stimmt nicht mit dir?",
"Wieso?",
"Irgendwas ist.",
"Wie kommst du darauf?",
"Weil du mit Fragen antwortest.",
"Aha...",
"Also?"
Er schaute weiterhin zu den Sternen hoch. "... Es ist dumm..." murmelte er nur.
"Erzähl mir was Neues... Ugh..."
Akira verbiss sich einen weiteren Kommentar, stand auf und setzte sich zu ihm. "Erzähl."
Yukine drehte ihm kurz den Kopf zu, bevor er wieder nach draußen sah. "Du machst es wieder. Dinge sagen, die sich so anhören, als wäre ich vollkommen bescheuert oder als ob du mich nicht leiden kannst. Vielleicht ist es nicht fair, dass zu persönlich zu nehmen, aber... naja, ich muss damit klar kommen...",
"Du tust so, als wäre ich mal anders gewesen.",
"Das warst du auch. Ab und zu, zumindest..."
Akira sagte nichts dazu und zuckte nur schweigend mit den Schultern.
"Wir kennen uns schon, seit wir ganz klein sind. Wir haben viel für einander gemacht, weißt du noch... Im Kindergarten war ich der einzige, der wegen deiner Augen keine Angst hatte, weil ich sie mochte. Wir sind in der Schule jedes Jahr in derselben Klasse gewesen. Du warst öfter mal krank, dann habe ich versucht, in der Schule extra gut aufzupassen, damit du nachher meine Notizen haben konntest, auch, wenn meine Handschrift schrecklich war. Ich habe es aber einfach nicht geschafft... und... manchmal einfach Sachen verpasst, weil mein Hirn sich nicht auf das alles konzentieren konnte. Dann hat meine Banknachbarin mir geholfen, die Notizen für dich zu vervollständigen. Selbst, wenn du krank warst, hast du immer die Rechtschreibfehler in meinen Notizen korrigiert. Wenn ich in der Schule auf dem Tisch eingepennt bin, hast du meine Notizen für mich weiter geschrieben, damit ich nichts verpasse. Wir haben viel zusammen gemacht und gelacht, aber irgendwann hast du dich verändert... Ich dachte anfangs erst, dass es nur eine Phase wäre und dass du jemanden brauchst, der dich aufheitert, aber irgendwann hast du so gewirkt, als würde ich dich nerven. Ich habe versucht, dich zum Lachen zu bringen oder dafür zur sorgen, dass du lächelst, aber... es blieb so. Es ist immer noch so. Irgendwas hat sich zwischen uns verändert, aber ich weiß nicht warum und was es mit mir zu tun hat. Sag es mir... Warum sagst du so gemeine Sachen zu mir? Was mache ich falsch?" Er schüttelte den Kopf. "Es tut mir Leid, dass du dir mein Gejammer anhören musst." Er winkelte die Beine an und lehnte den Kopf gegen das Fenster.
...Ich nehme nicht an", sagte Akira.
"... Warum?",
"Weil du's gerade nicht besser machst. Seit wann verkriechst du dich?"
"... huh? Verkriechen wovor?",
"Du kommst mir damit, dass du einfach akzeptierst, wie ich mich verhalte und entschuldigst dich sogar noch. Wenn's dir nicht passt wie ich gerade bin, sag es, wie du es normalerweise sagen würdest. Wenn du findest, dass ich mich wie ein Idiot verhalte, sei selbst einer. Du hattest vorher auch nie Probleme, dich dagegen zu stemmen. Ich werde meine Gewohnheiten nicht los. Ich war immer so... Deswegen... Aber..." Akira suchte zum ersten Mal wirklich nach Worten und drehte den Kopf weg.
"Du warst nicht IMMER so. Das stimmt nicht. Akira... Du hast genug eigenes, mit dem du fertig werden musst. Eigene, innerliche Kämpfe, die es zu gewinnen gilt... Ich kann dir einfach nicht konstant vorhalten, dass du manchmal nicht... so... du weißt schon wie bist, weil... du mein Freund bist. Ich habe oft das Gefühl, dass ich dir auf die Nerven gehe, und ich will dir nicht im Weg stehen... deshalb... sage ich es nicht mehr... Weil ich dann denke, dass ich dich nur noch mehr nerve mit meinen "Ansprüchen" und "Problemen". Du hast einen Grund, warum du so bist, wie du bist. Es ist nicht deine Schuld...",
"Warum bist du dann noch hier?",
"... Huh? Sollte ich nicht?",
"Ich hab es vorher schon vorgeschlagen." Akira hatte die Augen verengt, als er zu ihm blickte. "Wenn ich dich runterziehe, warum sollten wir dann noch zusammen reisen? Ich hab dir versprochen, dass ich bei dir bleibe... Aber-",
"Und ich sag es dir nochmal: Ich kann nicht.",
"Wieso nicht?",
"Es ist wie es ist. Ich würde ohne dich nicht einen Tag da draußen klar kommen. Aber abgesehen davon... vielleicht ist es, weil ich immer noch irgendwo in mir die Hoffnung habe, dass es besser wird und dass wir wieder Freunde sein können, so wie früher... Vielleicht, weil etwas tief in mir sich weigert, dabei zuzusehen, wie du immer mehr deinem Selbsthass verfällst und dich abkapselst, weil du denkst, keiner versteht dich. Ich habe nie anders von dir gedacht als so, wie ich immer von dir denke. Ich will für dich da sein, Akira! Ich will dir helfen, so, wie du mir immer geholfen hast! Und wenn du denkst, ich verstehe etwas nicht, dann lass mich bitte nicht hängen, sondern erkläre es mir! Bitte! Weil ich es verstehen will! Ich will dir so wenig wie möglich eine Last sein, ich will dich unterstützen, selbst, wenn es wehtut, weil ich weiß, wie sehr dir das wehtun muss... Ich würde den Schmerz sogar auf mich nehmen, wenn ich könnte, nur, damit du dich besser fühlst, weil... mir das wichtig ist. Weil du mir wichtig bist. Egal, was ich machen muss, ich möchte nur helfen und dir nicht im Weg stehen oder dir etwas vorhalten, weißt du? Ich kann nicht gehen, weil alles in mir sich dagegen wehrt, allein gegen den Gedanken... Es wäre nicht fair. Wahre Freunde sollten niemals von dem anderen erwarten, dass er sich ändert. Man sollte den anderen akzeptieren, so wie er ist.",
"...Das ist so dämlich... DU bist so dämlich... Das führt zu nichts... Ich kapiere dich nicht." Mit abgewendetem Blick stand Akira auf. "Versuch zu schlafen, sonst schaffst du die Arena nicht.",
"..." Yukine seufzte nur. "Verstanden... Darf ich morgen zuerst? Oder willst du?",
"Mir egal.",
"Dann fange ich an.",
'Ich werde stärker, Aki... für dich. Versprochen'
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro