Rayono-Kapitel: Gibt sie nach?
"Hikari, bitte... Ich weiß, dass du das alles machst, um meinen Traum wahr zu machen, aber jetzt musst du damit aufhören..." Als sich Hikaris Gemüt etwas beruhigt hatte, wagte Rei es, zu sprechen. "Du siehst nicht mehr so glücklich aus wie damals. Ich hab dich so lange nicht mehr richtig lächeln gesehen.",
"Deine Schwester hat uns um Hilfe gebeten und wollte, dass wir ihr helfen zu dir zu kommen", erklärte Lucian ruhig. "Und sie hat recht mit dem, was sie sagt. Du kannst das Spiel weiter spielen... Aber so, wie es jetzt aussieht, ist niemand mehr glücklich damit. Weder sie noch du. Und noch dazu bekommst du Probleme, wenn es raus kommt. Aber das weißt du sicher selbst."
Hikari hatte den Blick gen Boden gesenkt und gab keine Antwort von sich. Ihre Schultern waren zum Zerreißen angespannt. "...",
"E-Es..." Jairo musste sich räuspern, um seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. "Es gibt einen Weg, wie du vielleicht... h-halbwegs ungeschoren davon kommst. U-Und wir glauben, dass es der... einzig richtige weg ist...",
"Wie du einen Skandal verhindern kannst" fügte Lucian hinzu.
"Ich muss alles zugeben..." vermutete Hikari.
"Ja. Du musst öffentlich machen, wer du wirklich bist und erklären, wieso du es getan hast. Die Leute werden es verstehen. Hör auf Rei zu sein und werde Hikari.",
"Wer sagt das...",
"N-Niemand sagt das..." stotterte Jairo. "A-Aber s-so oder so... entweder du fällst hart o-oder weich..."
Lucian legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen.
"Wer sagt, dass danach nichts passiert?", murmelte Hikari kopfschüttelnd. "Wer kann sich sicher sein, dass keiner dann nach Rei sucht und sie belagert, weil ich mich als sie ausgegeben habe?",
"Weil du nicht sie bist. Und auch nie warst!" sagte Jairo. "V-Vielleicht wäre es auch besser, ihr... klärt das gemeinsam, wenn euch jeder sehen kann... denke ich...",
"Es wird trotzdem nicht leicht", stellte Lucian klar. "Der Aufschrei wird groß sein... Viele in Einall bewundern 'Rei'. Hikari hat sich zwar alles durch ihre eigene Stärke aufgebaut, aber nicht jeder wird das sofort verstehen. Um ganz ohne Probleme da raus zu kommen, ist die 'Lüge' schon zu groß geworden. Jeder hat sie geglaubt. Aber spätestens wenn man euch unabhängig an zwei verschiedenen Orten sieht, wird es Fragen geben. Zweifel. So, wie es bei allen aus Sapphire Eclipse der Fall war.",
"N-Niemand will euch was Böses, aber...", Jairo hob den Blick, "...es ist besser, wenn du es beendest, bevor es zu spät ist.",
"Das alles ging zu lange." Der Braunhaarige nickte leicht. "Die Gilde wird dich unterstützen, so gut sie kann."
Erst jetzt blickte Hikari auf, die Hand auf ihrem Schoß hatte sich zur Faust geformt und ihre Augen glänzten. "...",
"N-niemand von uns wird etwas verraten", sagte Jairo. "D-du selbst musst es tun."
Hikari seufzte tief und atmete zitternd aus. "Ich... weiß... Ich weiß, dass ich aufhören muss... Aber ich hab es für Rei getan." Von der Situation selbst mitgenommen hörte Lucian zu, als Hikari kurz darauf nickte. "...Gut. Ich habe für Rei angefangen und werde für Rei aufhören."
Ihre Zwillingsschwester schniefte erleichtert und fiel Hikari erneut um die Arme. Beide Geschwister gaben ihr Bestes, um ihre Tränen zu unterdrücken, konnten dann aber nicht anders als loszuweinen. Ein leises Kratzen erklang an der Tür.
"...!" Jairo schreckte auf. "D-Das ist Sandan. Lucian, wir müssen weg!",
"Rei-" Aufmerksam geworden drehte sich Lucian zu ihr, doch Hikari winkte ab. "Es ist okay, sie kann hierbleiben. Aber ihr müsst jetzt weg!"
Mit vor Tränen geröteten Wangen löste sich Rei von ihr und nickte den Jungs zu. "Danke für alles! Ihr seid die Besten. Hier!" Eilig drückt sie Jairo ihr Geld in die Hand. "Los, los, geht!"
Jairo nickte zu Lucian, dann huschte er aus dem Zimmer und rief Sandan zurück, bevor er sich mit seinem Kumpel zusammen aus dem Staub machte.
Als die Jungs genug Abstand zwischen sich und dem PWT-Gebäude gebracht hatten, blieb Lucian keuchend stehen. "...Mission erfüllt, meinst du nicht?",
"Ich meine auch!" Jairo nickte kichernd und hielt ihm die Hand zum Highfive hin. "Jetzt liegt es nicht mehr an uns. Unsere Arbeit ist getan!"
Zufrieden schlug Lucian ein und lächelte. "Ja, allerdings.",
"Das heißt dann wohl... zurück nach Stratos, huh? Wir könnten in unserer Halle trainieren, bis wir für den Orden bereit sind!",
"Sehe ich auch so. Gute Arbeit, Jairo.",
"Danke, haha... Aber auch von dir!" Er klopfte seinem Freund auf die Schulter und ging dann mit ihm zur Metro-Station.
In Rayono las Yukine gelangweilt bei einer Tasse Kakao Zeitung. "Mhm... endlose Berichte über 'Rei', bla bla... nichts Neues, was von Interesse wäre..."
Gegenüber von ihm tippte Akira geistesabwesend auf seinem Visa-Caster herum. "Warum steht so viel über Hikari?",
"Was weiß ich... das ist wohl so, wenn man berühmt ist. Was soll's..." Er blätterte um und hielt sofort inne. "..."
Akira blickte auf. "Was ist?",
"... Uh... Da... war wohl jemand aufmerksam...",
"Zeig." Er lehnte sich vor.
"Die nächste Generation?", stand als fettgedruckte Überschrift auf der Seite. Darunter: "Gildenmitglieder die Kinder der Helden? Vor einigen Wochen wurde in Stratos City Sapphire Eclipse eröffnet, die Gilde, die für das Wohl der anderen aufkommt. Doch nun erregen einige Namen Aufmerksamkeit. Gerüchten zufolge haben die Mitglieder Yukine Sentaku und Akira Heavens eine Verbindung zu den Helden von vor 20 Jahren.",
"Denen fällt das jetzt erst auf...?" schnaubte Akira.
"Mir wär's lieber gewesen, wenn's denen gar nicht aufgefallen wäre...",
"Ist mir egal. Sollen die schreiben, was sie wollen." Schulterzuckend steckte sich Akira seine Haare zurück und lehnte sich dann nach hinten. "Oder fühlst du dich deswegen jetzt besonders?",
"...Eher fühle ich mich schlecht, weil ich eine Enttäuschung für alle bin. Aber berühmt sein stelle ich mir... richtig... ekelhaft vor. So wie die Leute dauernd hinter Hikari her gerannt sind...",
"Wie, glaubst du, muss es unseren Eltern damals ergangen sein...",
"So viel ich weiß hatten sie damals nicht so viele Kameras im Rücken. Kann mich aber auch täuschen, mein Gedächtnis ist nicht das beste.",
"Nichts Neues."
Yukine legte den Artikel beiseite und vergrub die Stirn in den Armen.
"Was ist jetzt schon wieder?" fragte Akira genervt.
"Nichts. Nichts... Alles gut... Wieso fragst du?",
"Weil irgendwas ist." Akira seufzte leise.
"Was sollte sein?",
"Sag du's mir.",
"Alles okay, Aki... Ich hab bloß keine Süßigkeiten mehr..." log er. Es stimmte zwar, aber der eigentliche Grund war, dass Akiras typischer Kommentar ihn mal wieder verletzt hatte, aber er hatte gelernt, damit zu leben.
"Wa... Oh, das ist nicht dein Ernst...",
"Doch... ich muss aufstocken...",
"Ugh..." Akira verdrehte die Augen und stand dann auf, um in die Küche zu laufen.
"Hey, wo gehst du...?",
"Küche. Waren die Schokokekse von letztens okay?",
"Was... hey, d-du musst nicht... ich meine, ja, waren sie... sie waren super lecker, aber...",
"Dann hilf wenigstens mit." Akira blickte über die Schulter zu ihm. "Kommst du?",
"Ich will dir echt keine Arbeit bescheren, weißt du... Falls du... verstehst, was ich meine. Ich kann nicht zu viel von dir verlangen. Du hast schon genug eigene Probleme, oder? Ich will dich echt nicht nerven.",
"Yukine.",
"Was?",
"... Ich mach das gerne." Akira wich mit seinem Blick aus. "Okay?",
"... Okay. Gut, dann... helfe ich dir. Du hast die Befehlsgewalt.",
"Will ich hoffen. Es reicht schon, dass du die Schokolade mit den Augen aufessen wirst... Steh mir nur nicht im Weg, sonst verfüttere ich die Kekse an Tori."
Er setzte einen verletzten Welpenblick auf. "Bitte nicht...",
"Das...", seufzend zeigte Akira auf Yukines Gesicht, "...wird dir nicht helfen. Mach dich nützlich und sammle schon mal alles zusammen. Ich hab meine Bluetoothbox in meinem Beutel. Mach Musik an, die du magst.",
"Zu Befehl, Meister!" Hastig rannte er los und kramte in Akiras Beutel herum.
"...Nicht sein Ernst... Was hab ich getan..." murmelte Akira hilflos in sich hinein, ertrug aber im Laufe des Backens Yukines übertriebenes Verhalten und griff mittendrin nach dem Mehl, während er einen Teil der Schokolade am Herd zum Schmelzen brachte. Jedoch wurde er für einen Moment unvorsichtig, als Flunkifer um seine Beine sprang und stolperte- im nächsten Moment waren Akiras Haare und sein Gesicht weiß vor Mehl. Yukine, der dich Mühe gegeben hatte, ihm möglichst nicht im Weg zu stehen, musste ernsthaft mit sich kämpfen, um nicht loszulachen. "Heh... eh..."
Mit drohend verengten Augen drehte sich Akira zu ihm. "Wehe.",
"Ich... versuch's... doch...!" Yukine hielt sich krampfhaft die Hände vor den Mund. Eine Handvoll Mehl landete kurz darauf frontal in Yukines Gesicht. "Tust du nicht, ich seh's doch!",
"Hey!! Wofür war das denn?!",
"Du hast gelacht!";
"Ich hab versucht, es zu lassen, okay?!" Er wischte sich das weiße Zeug aus dem Gesicht.
"...Jetzt ist fast die Hälfte weg." Akira lugte in die Mehlpackung. "Klasse... Toll gemacht, Yukine.",
"Wieso gibst du mir die Schuld?! Du hast doch damit geworfen! Ich hab nichts gemacht!",
"..." Akiras Mundwinkel verzogen sich nach oben, als er sich so schnell wie möglich abwandte und auflachte. "Hehehehehe... Oh, wow... Hahahaha...",
"Was ist denn jetzt schon wieder so lustig?!",
"Du bist lustig. Das war lustig.",
"... Pah." Er verschränkte mürrisch die Arme. "Mich erst abwerfen, dich dann wundern, dass nur noch so wenig Mehl da ist, mir die Schuld geben und dann lachen. Es wird ja immer besser.",
"Das war ein Scherz.",
"... Ist bei mir wohl in die falsche Antenne gerutscht. Pfft... Antenne... Heh...ehehehe... Hahahahaha!" Im nächsten Moment fing auch Yukine an, zu lachen. Erst versuchte Akira, nicht mit in das Lachen einzusteigen, musste den Kampf aber dann aufgeben. Yukine stützte sich an der Küchentheke ab. "Hahahaha... Bin ich ein Maritellit oder was? Pfft, hahaha...",
"Hah... Hör auf, mein Bauch tut schon weh!",
"Bzzzzzz bzzzz!!" Yukine machte Summgeräusche. "Sie haben eine neue Nachricht empfangen!",
"Ugh. Genug davon! Wir werden sonst nicht fertig." Akira wischte sich das Mehl von der Wange
"Kannst du überhaupt was sehen mit dem Mehl in deinem Gesicht?",
"Kann ich.",
"Okay, okay. Concentratio!",
"Wovon redest du...",
"Frag nicht. "Wir werden sonst nicht fertig". In Klammern: Akira, Seite 5, Zeile 23", zitierte er Akira. Akira rollte mit den Augen, gab sich aber vorerst geschlagen und machte sich wieder ans Werk. Am Abend dampften frisch gebackene, von innen und außen vor Schokolade triefende Kekse in einer Schüssel. Yukine gab sich Mühe, nicht zu starren.
"Gut genug?" Mit verschränkten Armen stand der Junge mit den durch das Mehl weiß gefärbten Haaren neben ihm.
"Das sieht lecker aus..." meinte Yukine.
"Worauf wartest du dann?",
"Darauf, dass du dich geduscht hast. Ich will dir nicht alles wegfuttern.",
"Wer hat gesagt, dass ich was davon essen will? Das sind deine.",
"Alles?",
"Mhm.",
"Und du willst... nichts davon?",
"Mhm.",
"Echt nicht?",
"...Mhm.",
"... Okay... Danke, Aki." Er schenkte ihm ein Lächeln. "Ich rationiere mir das.",
"Glaub ich dir nicht mal, wenn ich's sehen würde." Akira griff sich ein Handtuch und verschwand im Badezimmer.
"... Wo er recht hat, eheh..." Er bediente sich an den Keksen.
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