PWT-Kapitel: Schwere Herzen
"Hey." Lucian lief ihm entgegen und lächelte. "Wo warst du?",
"Draußen", antwortete Taen.
"Alleine?",
"Nein.",
"Mit wem warst du unterwegs?",
"Mit Mr. Adachi.",
"Über was habt ihr geredet?",
"Müssen wir das im Flur besprechen?",
"Wenn du willst, können wir das in mein Zimmer verlegen."
Taen nickte ihm zu. Sein Cousin nickte ebenfalls und führte ihn ohne zu zögern in sein Zimmer. Aufgeschlagene Bücher und kleine Notizen überfluteten den Tisch und sogar sein Bett.
"... Willst du hier nicht mal aufräumen?" fragte Taen.
"Sorry für die Unordnung. Ich war lange in meinem Zimmer, aber ich hab nur gelesen." Lucian lächelte peinlich berührt und räumte vorsichtig seine Bücher zur Seite.
"Katastrophe.",.
"Ich weiß, haha..."
Taen setzte sich mit geradem Rücken auf das Bett. "Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel?",
"Kein bisschen! Mach es dir gemütlich.",
"Hab ich schon.",
"Okay." Lucian nickte lächelnd und setzte sich auf einen Stuhl. "Was gibt's Neues?",
"Wie du wahrscheinlich weißt, habe ich mich mit Ren getroffen.",
"Ja, ich wusste davon.",
"Er hat mich um etwas gebeten. Nämlich um Hilfe dabei, die Menschen im Untergrund zu beschützen, die sich nicht selbst verteidigen können. Die von der Mafia bedroht werden. Genauer gesagt... will er, dass jemand gegen die Mafia kämpft. Genauer gesagt: ich.",
"Die Mafia? Taen, das ist wahnsinnig... Du kannst das niemals alleine schaffen.",
"Das ist das Problem. Ich würde Ren helfen. Einerseits lande ich dafür aber im Gefängnis, wenn ich auffliege... andererseits ist es gefährlich. Aber ich kann euch nicht dieser Gefahr aussetzen.",
"Und ich kann dich das nicht alleine machen lassen." Lucian hob die Hand an sein Kinn und grübelte vor sich hin.
"Dachte ich mir.",
"Hm... Die Mafia hat ihren Ruf nicht von irgendwoher. Das ist echt gefährlich...",
"Und die Polizei hat laut Adachi nicht die Geringste Intention, zu handeln. Menschen sterben da unten.",
"Ich verstehe dich, Taen...",
"Ich werde der Bitte nachkommen, wenn es so weit ist... Adachi gibt mit Backup so gut es geht. Aber ich werde euch nicht den Gefahren aussetzen.",
"Taen." Lucian hob die Augenbrauen und lächelte wieder. "Wir finden eine Lösung dafür. Du bist nicht alleine.",
"Ich weiß. Ich bin mir dessen inzwischen bewusst, Lucian.",
"Deshalb finden wir zusammen eine Lösung. Wir sprechen morgen nach dem Turnier darüber, okay?",
"Wenn du meinst."
Lucian lächelte breiter.
"Tut das weh?",
"Was?",
"Das." Er zeichnete ein breites Lächeln über seinen Lippen.
"Nein, überhaupt nicht. Sowas macht man aber auch nur, wenn man sich wirklich freut.",
"... du freust dich gerade?",
"Ja.",
"Warum?",
"Weil wir offen miteinander reden können. Wie eine Familie.",
"Verstehe... Mr. Adachi hat einiges über Taro erzählt.",
"Wirklich? Was genau?",
"Sachen, die er über mich geäußert hat.",
"Zum Beispiel?",
"... Dass er in Vorwürfen ertrunken ist."
Lucian verschränkte bedrückt die Arme und redete nicht dazwischen.
"Oder Ähnliches.",
"Ich kann's mir vorstellen. Aber wir hatten das Thema schon. Ich würde nichts unversucht lassen, um dich wieder zu retten.",
"Ich weiß. Es ändert auch nichts an der Tatsache, dass du mich angelogen hast.",
"Angelogen...?",
"Angelogen. Bezüglich der Frage, ob du wieder jemanden benutzen würdest, um deine Ziele zu erreichen.",
"Ich... hab Nein gesagt." Lucians Blick wich nach unten aus. "Aber es war gelogen... Ich weiß. Es tut mir leid.",
"Es ist weder edel noch gut. Merk dir das.",
"Ich weiß, aber es ist die Wahrheit. Wenn alles hart auf hart kommt und ich nicht mehr weiter weiß...",
"...dann würdest du es wieder tun. Was du nicht sagst.",
"Ja... Nur so hab ich es immerhin geschafft, dich zu retten. Ich bereue nichts.",
"In dem du Jairo in Gefahr gebracht hast?",
"Jairo war einverstanden, mir zu helfen.",
"Trotzdem. Wie auch immer, ich bin nicht hier, um dir einen Vortrag zu halten.",
"Er hat das freiwillig gemacht. Er hätte immer gehen können." Lucian krampfte seine Hände zusammen. Taen schüttelte nur den Kopf. "Ist jetzt auch egal. Es ist nicht mehr notwendig."
Lucian sagte nichts, wirkte aber nur noch traurig und hielt den Blick auf den Boden gesenkt. Taen beobachtete ihn kurz etwas distanziert. "... Was... hast du?",
"Ich bereue nichts... Aber traurig bin ich trotzdem...",
"Traurig...",
"Ich hab dich genug zugeredet. 'Tschuldigung." Lucian zwang sich ein kleines Lächeln auf. "Du kannst gehen.",
"Mh..." Taen schien in seinem Vokabular für Gefühle die richtige Definition von 'traurig' zu suchen und Lucian nicht zugehört zu haben.
"Alles in Ordnung?",
"Wie bitte?",
"Ist alles in Ordnung mit dir?",
"Oh. Ja... Entschuldigung.",
"Worüber hast du nachgedacht?",
"Ich denke...", er stand auf, "...wenn man traurig ist, fühlt man sich nicht gut, richtig?",
"Haha... Ja. Nicht wirklich. Es ist schwer zu atmen und das Herz fühlt sich schwer an..." Lucian wich seinem Blick aus. "Alles sieht viel grauer aus und man wird manchmal taub...",
"..." Taen zögerte kurz, bevor er wie in Zeitlupe die Arme ausstreckte und Lucian in eine Umarmung schloss. "Das... machen andere, wenn jemand traurig ist. Korrekt?"
Sofort erwiderte Lucian die Umarmung und lächelte schmal. "Korrekt. Danke, Taen.",
"Ich bin kein Experte, was Gefühle angeht...",
"Du machst dich gut...",
"Ich kopiere gerade das Verhalten von anderen...",
"Du machst das gut", wiederholte Lucian stolz und klopfte ihm vorsichtig auf den Rücken.
"... okay... Geht's jetzt besser?",
"Mhm... Danke. Das hat gut getan." Er schmunzelte und ließ seinen Cousin los. Taen zog die Arme zurück. "Gut. Hast du Ayuuki irgendwo gesehen?",
"Uh... Nein. Ist sie nicht bei dir?",
"Nein. Ich hab sie heute noch nicht gesehen.",
"Bestimmt ist sie irgendwo in der Nähe.",
"Wahrscheinlich treffe ich sie in meinem Zimmer.",
"Ja. Danke für deine Umarmung, Taen." Er lächelte warm. "Bis später."
Taen nickte ihm zu und verschwand in sein eigenes Zimmer. Sein Zimmer war still, nur ein Schatten hinter seinem Schrank zuckte leicht zusammen. "Ah, da bist du.",
"..."
Er beachtete Ayuuki nicht weiter, sondern entledigte sich seines Mantels und hing ihn über den Stuhl.
"Alter, ich bin voll." Nach dem Essen hielt Yukine eine Hand auf seinen Bauch. "Ich platze...",
"Du hast deinen Teller gegessen und fast die Hälfte von meinem. Wenn du dich übergeben musst, mach das woanders." Akira räumte das Besteck aufs Tablett.
"Dude, ich konnte dein Essen nicht verkümmern lassen... Im Mülleimer wäre es traurig gewesen.",
"Ja, ja. Wusste nicht, dass Essen auch Gefühle hat. Hat es geweint?",
"Sehr. Ich musste es einfach essen. Und keine Sorge, übergeben muss ich mich nicht." Dann fing er plötzlich an, zu lachen. "Hahahaha... Es hat Gefühle... es hat geweint... Also musste ich es aus Mitleid einfach essen... So ohne Kontext klingt das furchtbar! Hahaha..."
Akira ersparte sich einen Kommentar und schnippte Yukine nur belustigt gegen die Stirn, bevor er das Tablett in die Küche brachte und sich daraufhin auf sein Bett fallen ließ. "Ich kann nicht mehr...",
"Bist du auch voll?",
"Mhm... Mein Magen weint...",
"Streichle ihn. Vielleicht hilft das.",
"Ich bin voll, nicht schwanger."
Wieder fing Yukine an, zu lachen. "Sicher~?"
Diesmal konnte Akira nicht anders und warf Yukine mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen ein Kissen frontal ins Gesicht. "Untersteh dich!",
"Was denn?" Yukine lachte nur noch lauter. "Wie zur Zerrwelt kommst du da überhaupt drauf?",
"Auf was?",
"Schwanger sein. Ohne Spaß, darauf hab ich nicht mal abgezielt! Ich meinte nur, dass du deinen Magen streicheln sollst, um ihn zu trösten! Umarmen kannst du ihn ja schlecht." Er schnappte zwischen seinen Lachanfällen krampfhaft nach Luft. "Hahahaha.... was zur Zerrwelt, hahahaha...",
"Du tust so, als hätte ich Humor.",
"Ich fand das nur lustig!",
"Du bist echt kindisch, unglaubbar..."
Er lachte weiter und wischte sich Lachtränen aus dem Gesicht. "Haha... hahaha... Wie auch immer... hahaha... wolltest... wolltest du das zurück haben oder kann ich es behalten?" Er deutete auf Akiras Kissen.
"Was würdest du mit meinem Kissen machen wollen? Mit ihm kuscheln?" Er drehte sich auf die Seite und musterte ihn.
"Nö, aber ich kann auch auf zwei Kissen schlafen.",
"Oder du bringst mir mein Kissen wieder und schläfst bei mir.",
"Die Frage ist, ob ich es dir wiedergeben will~ Ich kann's auch behalten und du hast entweder keins oder kommst rüber~",
"Dann schlaf ich ohne Kissen. Kann mich nicht bewegen...",
"Oder du bist einfach nur faul.",
"Ugh.",
"Haha. Spaß." Yukine stand auf und gab ihm das Kissen zurück. "Hier!",
"Danke." Akira nickte und drückte sein Kissen an sich.
"Ich will mal nicht so sein.",
"Bleibst du?",
"Willst du, dass ich bleibe?"
Akira zuckte mit den Schultern.
"Das ist keine Antwort.",
"Das ist meine Antwort.",
"Okay." Yukine drehte sich um und machte Anstalten, zu seinem Bett zurück zu gehen.
"Ugh... Bleib. Ja, okay. Ich will, dass du bleibst.",
"Das ging schnell." Yukine lachte und nahm sich sein Kissen und seine Decke mit, bevor er sich zu Akira gesellte. Der Silberhaarige verdrehte nur die Augen und grub sein Gesicht in seine Decke. Yukine unterdrückte ein Lachen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Sorry. Na dann. Gute Nacht.",
"..."
Yukine starrte an die Decke über ihm. Die Decke raschelte leise, als Akira unter ihr die Hand ausstreckte und sie um Yukines Hand schloss. "Paare machen das so, oder?" Ratlos zog er Yukines Hand hinter seinem Kopf hervor und verschränkte sie mit seiner.
"Äh... ja. Schon...",
"Ist nichts Besonderes...",
"Mh... Nein, ist es nicht..."
Akira ließ Yukines Hand wieder los und zog seine eigene zurück. Yukine bewegte sich kein bisschen und schloss die Augen. Auch Akira machte die Augen zu. "Nacht.",
"Nacht."
Akira blieb noch lange wach und starrte nach einer Weile ruhelos an die Decke. Yukine neben ihm schlief nach kurzer Zeit ein. Dabei rollte er sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu ihm.
'Ich lass dich nicht sterben. Lieber gehe ich. Warum muss das passieren... Er hat nichts falsch gemacht.' Mit diesen Gedanken im Kopf hob Akira nach einer Weile sein Kinn an und küsste ihn kaum merklich. Einige Strähnen seines schwarzen Haares verdecken eins seiner Augen, seine Haut wirkte im fahlen Sternen- und Mondlicht blass. Akira schloss mit einem neuen, schweren Gefühl in der Brust die Augen und legte seine Stirn an die seines Freundes. Die Nacht zog über sie dahin und während sie das tat, bewegte sich Yukine im Schlaf etwas. Er vergrub das Gesicht in Akiras Schulter.
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