Marea-Kapitel: Zusammenhalt und Integration
"Solace!" Aella kam zu ihnen und hielt ihn ein Kästchen hin. "Hier. Kam gerade via Expresslieferung.",
"Ah. Danke." Er nahm es an.
"Noch mehr Donuts?", scherzte Lucian neben ihm.
"Nein, diesmal ist es nichts zu essen", antwortete Solace.
"Was dann?",
"Etwas sehr Geheimes.",
"Das du uns nicht preisgeben wirst?",
"Mhhhm... wer weiß. Wie hoch ist das Level der Neugier?",
"Leider sehr hoch."
Solace schmunzelte und öffnete die Box. In ihr liegt eine Armbinde.
"Für was ist die?" fragte Lucian.
"Schau sie dir mal genauer an." Solace hielt sie ihm hin. Vorsichtig nahm der Braunhaarige sie in die Hand. Auf der Armbinde prangte ein Symbol. Etwas, was an die Spitze eines Pfeils erinnerte. Darum herum war etwas geschwungen, was wie Flügel aussah. Darunter stand mit kantiger, genauer Schrift "Sky Force". "Sieht gut aus. Ihr habt sogar ein Teamsymbol." Lucian nickte anerkennend, bevor er Solace das Band zurückreichte. "Nur eins?",
"Jeder hat eines bekommen.",
"Außer Tori", korrigierte Aella ihn. "Sie bekommt ihres später. Als Überraschung.",
"Sie wird sich bestimmt freuen. Und vielleicht als Dank Donuts verteilen." Lucian lachte leise. "Ihr seid ein Quartett geworden. Sowas wie die drei Musketiere, nur zu viert.",
"Tja... So sieht's aus!" Aella verschränkte die Arme.
"Hey, Aella?" Lucian sah zu ihr. "Wie bist du eigentlich bei Team Sky Force gelandet?",
"Oh. Naja... Solace war an der Trainer-Schule von Eventura... und Lane in der von Orion, ein Jahr über Yukine und Akira. Aber ich bin die einzige von uns, die nie in der Trainer-Schule war. Meine Mom wollte das nicht. Und als ich mit Dad nach Marea gegangen bin, war ich zu alt, um in den niedrigen Jahrgängen anzufangen. Also habe ich mir Bücher ausgeborgt, um so zu lernen. Wie man mit Pokémon umgeht, wie man die fängt, welche Items es gibt... aber das hat nie ausgereicht. Ich habe meinen ersten Arena-Kampf direkt verloren.",
"Klingt hart." Bedrückt sah Lucian zu ihr. "Was war dann?",
"Nun, ich habe mich gefragt, ob ich mit dem bisschen Wissen, das ich mir selbst angeeignet habe, durchkomme. Ich habe es bezweifelt. Naja... und dann habe ich Solace getroffen. Auf der Straße. Ich saß auf einer Bank, als er bemerkt hat, dass ich deprimiert war. Er kannte den Arenaleiter von Eventura, er war schließlich sein Lehrer. Ich hab ihm erzählt was los war und dann... hat er vorgeschlagen, dass wir zusammen trainieren.",
"So habt ihr euch also getroffen." Lucian lächelte warm. "Ich bin neidisch.",
"Ich hätte Jairo lieber eher durch schöne Umstände getroffen als durch Ugoya... Die Not hat uns zu Freunden gemacht.",
"Ich bin Solace sehr dankbar!" Sie lehnte sich an seine Schulter. "Jetzt hab ich Ahnung von Fähigkeiten und Nebeneffekten von Attacken... Solace's Lehrstunden und Training haben mir geholfen, meine Zuversicht zurück zu bekommen. Jetzt bin ich viel eigenständiger. Ich hab die Arena beim zweiten Anlauf geschafft.",
"Lane haben wir dann kurz darauf aufgegabelt. Als wir in Vapydro waren, kurz, bevor wir nach Dausing zurück gegangen sind", beendete Solace die Erklärung und Lane schmunzelte. "Mh. Stimmt.",
"Ihr drei haltet zusammen wie ein echtes Team. Dass Tori zu euch wollte, war bestimmt eine Umstellung für euch.",
"Nicht unbedingt." Der Rothaarige schüttelte den Kopf. "Es war eine Milimeter-Umstellung.",
"Wie habt ihr euch gefunden?",
"Tori hat uns angesprochen", erklärte Aella. "Nachdem wir einen kurzen Plausch mit Akira und Yukine hatten. Kurz darauf fand ein Mini-Turnier im Dojo von Dausing statt. Nichts Besonderes, eigentlich.",
"Die Freundschaften, die im Stillen anfangen, sollte man am meisten schätzen", meinte Lucian. "Tori hat keine Hilfe gebraucht. Sie kam zu euch, weil sie euch sympathisch fand."
Aella lachte. "Ja, das kann man so sagen.",
Lucian wirkte plötzlich bedrückt. "Ich habe Jairo am Anfang nur lange benutzt. Ich wollte einen Spion, mehr nicht. Das alles war... einfach geschäftlich. Ich wollte nicht mal, dass er mich bei Spitznamen nennt.",
"Pech gehabt. Das macht er so oder so.",
"Heheh... Ja...",
"Ab wann hat sich das geändert?",
"Ich glaube, es kam langsam. Mit der Zeit. Er hat mit dem Spitznamen nicht aufgehört und... Vielleicht wurde alles nach meinem kleinen Unfall in der Küche oder seiner Flucht vor seiner Mom anders.",
"Jetzt kriegt man euch beide kaum noch auseinander." Aella tippte sich ans Kinn. "Ich bin immer noch dabei, herauszufinden, ob es bei ihm oder bei Taen schlimmer ist.",
"Ob was schlimmer ist?",
"Mhm." Sie lachte nur und winkte ab.
Der Abend verstrich und als die Sonne bereits untergegangen war, stierte Yukine immer noch auf den Bildschirm seines Nintendos. Ein Klopfen an der Tür unterbrach die gemütliche Stille.
"Mhhm?",
"Kann ich rein?" wollte Tori wissen.
"Mhm!" Yukine klappte seinen Nintendo zu und setzte sich auf. "Was wolltest du?",
"Nix. Nichts, eigentlich." Ziellos blickte Tori durch das Zimmer, ihre Haare waren wieder vollständig lila. "Du bist schon lange hier drin. Wollte nur nicht, dass du so endest wie ich.",
"Ich warte drauf, dass Akira zurück kommt.",
"Er ist mit Sol unterwegs.",
"... Mit Solace? Seit wann das denn?",
"Seit einer halben Stunde oder so." Schulterzuckend verschränkte sie die Beine. "Er hat Sol gefragt, ob er mit nach draußen gehen will. Spaziergang oder so.",
"ER hat Solace gefragt? Äh... okay...",
"Ja! Glaubst du's?",
"Nicht wirklich... Aber wenn du's sagst...",
"Integratioooooooon~",
"Komisch, dass alle, die sich 'integrieren' wollen, immer bei Solace und Co. auflaufen..." Yukine lachte. "Akira lernt also doch. Ich bin so stolz auf ihn!",
" Morgen will er Lucian mit seinen Notizen helfen und Aella und mir in der Küche.",
"Woooooooooow. Ich fasse es nicht.",
"Ja, oder?",
"Kneife mich mal."
Verspielt streckte sie die Hand aus und kniff ihm in den Arm.
"... okay, das hier ist eindeutig die Realität. Heiliges Barschuft.",
"Akira wird zum silbernen Engel." Tori schlug einen verträumten Ton an.
"... so würde ich das nicht bezeichnen.",
"Wie dann?",
"Als... Schritt in die richtige Richtung...?",
"Mmm... Ja, oder so. Auf jeden Fall ist er bestimmt morgen den ganzen Tag beschäftigt.",
"Unfassbar... Sag mal, Tori? Hast du Solace eigentlich schon mal wirklich kämpfen sehen?",
"Bei dem Turnier in Dausing.",
"Naja... Ja... Aber ich würde das nicht als... "richtig kämpfen" bezeichnen... Solace hat seinen Gegner gegrillt.",
"Mhm. Voll.",
"Und sonst nie? Hast du ihm nie bei den Arenakämpfen zugesehen? Oder habt ihr euch aufgeteilt und er war immer nur mit Lane in der Arena?",
"Ja. So in etwa war das. Nur bei einem Arenakampf war ich noch dabei. In Stratos." Tori winkelte die Knie an. "Er war echt gut. Er hat sie damals nur mit Glutexo im Alleingang gemacht. Hey, uh... Hat Solace nicht mal gesagt, dass er in Ondula gewohnt hat? War er das?",
"Uh... er wohnt in Ondula, ja. Oder... wohnte...?",
"Dann war er das wirklich...",
"... was?",
"..." Sie kauerte sich enger zusammen. "Ach... Nichts. Sorry.",
"Was ist denn?",
"An dem Tag, an dem mein Dad abgehauen ist, bin ich ein letztes Mal nach draußen gegangen, bevor ich mich eingeschlossen hab. Ich bin zum Strand gerannt... Das ist ewig her. Ich glaube, er war damals auch da...",
"Du hast ihn gesehen?",
"Mhm.",
"Dich scheint er nicht gesehen oder erkannt zu haben...",
"Das ist okay. Ich hatte damals blonde Haare und die waren kürzer, glaube ich.",
"Oh... Und was ändert das jetzt?",
"Nichts. Mir ist das nur eingefallen. Ist ganz gut, dass er sich nicht dran erinnert." Sie lachte und stand dann auf.
"Ja. Wahrscheinlich. Zufälle gibt's, huh?",
"Haha, ja." Sie winkte ihm zu. "Bis dann. Schlaf gut.",
"Tschüß!"
Verzweifelt stürzte sie aus der Villa. Die Tränen flossen ihr nur so aus den Augen, sodass sie kaum sehen konnte, wohin sie rannte. Auch, wenn sie ein klares Ziel vor Augen. Hatte. Der Strand. Das Meer. Bloß weit weg von hier. Die Worte ihres Vaters hallten in ihren Ohren wider. 'Verreck in der Ecke'. Wie ein Echo. Auf Endlosschleife. Sie stolperte über ihre eigenen Füße, als sie den Strand erreichte und ihre Füße in den Pudersand einsanken. Das Rauschen des Meeres und das Kreischen der Wingull brachen zusammen mit dem leisen Flüstern des Windes die Stille. Ihre blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, als sie auf dem Boden landete- allerdings sehr weich, weil der Sand nicht hart war. Sie wollte einfach nur liegen bleiben. Mit dem Gesicht im Sand, damit niemand ihre Tränen sah. Dennoch setzte sie sich auf, wischte sich über das Gesicht und klopfte sich den Sand von den Klamotten. Ihr Make-Up war schon ganz verschmiert von den Tränen. Sie stand wieder auf, um sich dem Wasser zu nähern, als sie jemanden am Wasser stehen sah. Ein Junge mit schwarzen Haaren, der die Wellen zu betrachten schien. Als er sie ächzen hörte, drehte er sich in ihre Richtung. Seine Augen waren so dunkelblau wie das Wasser des Ozeans, seine Haare glänzten wie Obsidian im Sonnenlicht. Er wirkte etwas älter als sie. Sie blieb stehen. "..." Für einen Moment starrten sie sich nur an. Der Junge regte sich nicht, sagte aber auch nichts. Dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab. Er ging davon und verschwand aus ihrem Sichtfeld- und ließ sie mit ihren Tränen allein, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Sie wollte allein sein...
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