Marea-Kapitel: Worte wie Schwerter
Ein grelles Leuchten brachte Akira dazu, aufzublicken. An dem obersten Punkt einer Ecke der Höhle ragte ein Donnerstein hervor.
"...?" Yukines Blick zuckte zu der Stelle. "Oh... Ich glaube, da ist Schatz eins von zwei.",
"Sollte ich schaffen...",
"... huh?",
"Ich lass Vulpix bei dir. Du bist faul, oder nicht?" Akira suchte die Wand nach Griffstellen ab und kletterte dann los, als er welche gefunden hatte.
"Das... sollte ein Scherz sein." Yukine senkte den Kopf. "Ich hätte das auch... selbst gemacht..."
Vulpix wedelte aufgeregt mit dem Schweif, während Akira an der Wand hinaufkletterte. Plötzlich aber schien es auf etwas aufmerksam zu werden, denn wie aus dem Nichts wirbelte es neben Yukine herum und knurrte auf, als es die vielen Zapplalek sah, die drohend vor ihnen schwebten.
"Whoa... das sind viele..." Yukine legte die Hand um einen Pokéball und wartete ab, ob sie angriffen, obwohl er durch seine Aura bereits die aufkommende Aggression der Pokémon durchaus spüren konnte. Akira starrte zu den Zapplalek, die die Trainer mit drohend aufgerissenen, runden Mäulern beobachteten. Seine Hand hob sich langsam in die Richtung des Donnersteins - doch noch bevor er den Stein berührte, zischte eines der Elektro-Pokémon wütend auf und setzte einen Donnerblitz direkt in die Richtung des Silberhaarigen frei. Im letzten Moment konnte Akira loslassen. Der Blitz krachte knapp über seinem Kopf in die Wand und löste scharfe Splitter von ihr. Akiras Hände gruben sich tief in die raue und spitze Wand, als er über dem Boden panisch nach Halt griff- ein lauter Schmerzensschrei folgte.
"Riolu! Rutena!" Yukine ließ seine Pokémon frei. Rutena ließ Feuer in die Reihen der Pokémon sausen, während Riolu eines der Zapplalek gegen einen der elektrisch geladenen Steine katapultierte. "Akira!!" Yukine drehte sich zu ihm um. "Alles okay?",
"Nngh..." Seine Hände zitterten und seine Augen waren fest zusammengekniffen.
"Hast du dich verletzt?"
Bevor er antworten konnte, rann etwas Dunkles an Akiras linkem Handballen hinab und tropfte auf den Boden.
"..." Yukine wollte reagieren, wird aber von den Zapplalek abgehalten, die mit Ladestrahl auf seine Pokémon zielten. Rutena und Riolu wichen flink aus. "Schön, dann kümmere ich mich erst um euch! Schwerttanz, Riolu!" Riolu leuchtete auf und sprang dann mit Kraftwelle vor, die das nächstbeste Zapplalek zu Boden zwang. Rutena wirbelte herum und schießt einen Psystrahl nach dem anderen ab.
"Vulpix, hilf ihnen!" Auf Akiras Befehl hin sprang es Rutena zur Seite und vertrieb die restlichen Zapplalek mit Sondersensor. Yukine trat zu seinem Freund. "Zeig mal."
Erst, nachdem Akira die Zähne zusammengebissen und den Donnerstein so weit gelockert hatte, sodass er vor Yukine klimpernd auf dem Boden landete, kam Akira selbst auf dem Boden auf und keuchte schmerzvoll. Seine Hände waren von Felssplittern durchbohrt, zerkratzt, zerschrammt und blutig. Yukine griff nach seinem Handgelenk und musterte die Wunden. "... Die stecken nicht tief drin, aber es sieht trotzdem schmerzhaft aus..." Er zog sie vorsichtig und mit spitzen Fingern aus Akiras Haut. "... Halt mal kurz still. Nicht zucken."
Akira blinzelte angespannt und starrte so bewegungslos wie möglich auf die Wunden hinab.
"Du benutzt deine Hände oft, deswegen ist es sehr wahrscheinlich, dass sich schnell genug Bakterien in den Wunden sammeln und sie sich womöglich entzünden... Lass mich kurz..." Er nahm ein Wattepad hervor und kippte einen Teil seiner Wasserflasche darüber aus, um das Blut abzuwischen und die Wunden zu reinigen. Dann zog eine Salbe hervor und strich sie mit Watte vorsichtig über Akiras Handflächen, bevor er um jede Hand einen Verband so legte, dass er seine Finger noch problemlos bewegen konnte, und festklammerte. "...Geht das so?"
Akira versuchte, seine Hände zu bewegen, gab den Versuch aber schnell auf, als er den Schmerz noch deutlich spürte. "Denke schon. Danke." Er blickte auf den Donnerstein vor Yukines Füßen hinab. "Nimmst du ihn nicht?",
"Du hattest gerade Priorität." Er hob den Stein auf. "... Danke.",
"Okay. Gehen wir weiter."
Yukine nickte und folgte ihm. "Pass auf, dass die Verbände nicht verrutschen. Und... beweg deine Hände erstmal nicht, okay? Warte, bis der Schmerz nachlässt.",
"Kletterst du an die Wand, wenn du einen Feuerstein siehst?",
"Ich würd's machen. Halt die Hände still, sonst machst du's noch schlimmer. Je mehr du das machst, desto länger brauchen die Wunden zum heilen.",
"Verstanden.",
"Endlich hörst du mal auf mich..."
Sie durchquerten die Höhle und erreichten eine steinerne Brücke über eine Schlucht. Eingeschüchtert zog Vulpix den Kopf ein und kauerte sich hinter Akiras Beine. Riolu kletterte auf Yukines Schulter, während Rutena nicht in Geringsten gestört schien. Akira wirkte zögerlich, Yukine hingegen zögerte nicht.. "Der Weg scheint da weiterzugehen. Dann mal los!",
"..." Der Silberhaarige nickte, bevor er ebenfalls loslief. Sie gingen über die Brücke. Auf der anderen Seite griff aber plötzlich ein Fletiamo sie wie aus dem Nichts an. Knurrend sprang Vulpix nach vorne und nahm es mit Glut ins Visier. Es wich aus, wird aber im nächsten Moment von Rutenas Psystrahl aus dem Gleichgewicht gebracht. "Los, Riolu!" Riolu nickte und sprang ab, bevor seine Kraftwelle das Fletiamo im Rücken traf und es vor Vulpix auf den Boden krachte. Dann holte es erneut aus und schleuderte es mit Ruckzuckhieb in die Schlucht hinab. Fletiamo kreischte und konnte sich mit den Flügeln abfangen, bevor es davon flatterte.
"Ein Leben ohne Hände ist neu", murmelte Akira.
"Nur kurz.",
"Hier findet man eher Donnersteine als Feuersteine...",
"Ja, das denke ich auch. Wir müssen uns wohl wirklich bis zum Wendelberg durchschlagen..."
Akira betrachtete die Verbände an seinen Händen. "... Freunde machen das. Oder?",
"Mhm." Yukine nickte. "Genau.",
"Du bist weniger kräftig als ich. Deswegen bin ich geklettert.",
"Du hättest es nicht machen müssen, Aki...",
"Aber Freunde machen das. Was davon stimmt jetzt?",
"Beides, wahrscheinlich."
Ein Elezeba stupste einen schwebenden Stein neugierig mit seiner Nase an. Akira blieb stehen. "...Es macht das, was ich eben auch gemacht hab.",
"Es ist neugierig", korrigierte Yukine ihn.
"Hm..." Akira zuckte mit den Schultern und lief dann weiter. Yukine folgte ihm. Das Elezeba hob fragend den Kopf. Vulpix schnupperte neugierig an einem schwebendem Kiesel und schob ihn vergnügt mit der Schnauze vor sich her. Rutena und Riolu jagten sich durch die Höhle. Akira beobachtete die Pokémon. "Die Höhle ist für alle anscheinend ein Spielplatz.",
"Dann sollten wir auch spielen", witzelte Yukine.
"Wird eine Herausforderung ohne Hände...",
"Das war ein Scherz.",
"Du würdest das wollen, oder? Nein. Ich will nicht von dir geschlagen werden, danke.",
"Wer ist jetzt der Spielverderber?",
"Ach, das war schon das Spiel?"
Akira drehte nur den Kopf zur Seite und zog die Schultern an, um sein Lachen zu verbergen. Yukine schmunzelte nur.
"Ich bin der langweiligste Spielpartner, den es gibt. Also." Akira zuckte mit den Schultern, als Yukine zu grinsen anfing.
"Was ist?"
Er grinste breiter.
"...",
Dann sprang Yukine vor und umarmte Akira.
"Whoa, was-" Überrumpelt verlor er beinahe das Gleichgewicht und weitete irritiert die Augen. "Was wird das?",
"Ich hab dich lange nicht mehr umarmt. War mal wieder fällig. Und das ist das offizielle Dankeschön für den Donnerstein.",
"U-Uh... Ja. Okay..."
Yukine ließ Akira wieder los. "So! Wir können weitergehen!",
"Uh... Hab vergessen, dich zurück zu umarmen.",
"Hab ich dir nicht vor 5 Minuten gesagt, dass du deine Flossen in Ruhe lassen sollst?" Er blickte auf seinen Viso-Caster. "Ich korrigiere: 6 und drei viertel."
Akira verdrehte die Augen, trat nach vorne und umarmte ihn. "Flossen hin oder her. Jetzt sind wir quitt.",
"Es sei dir verziehen.",
"Die nächste Umarmung kann wieder ein paar Wochen warten.",
"... Menno." Yukine verzog das Gesicht. "Na schön...",
"Du hast deine anderen Freunde, die dich umarmen können.",
"Das tun sie aber nicht! Warum reitest du da eigentlich die ganze Zeit auf ihnen herum? Darf ich keine anderen Freunde haben? Bist du eifersüchtig oder was?",
"Wovon redest du? Deine Freunde sind nicht meine. Das ist alles. Ich kann mit einer Bande von Exzentrikern nichts anfangen.",
"Exzentriker? Sag mal, geht's noch? Du redest so, als würdest du sie nicht leiden können wollen. Warum?",
'Noch dazu bist du der größte Exzentriker von allen', fügte er in Gedanken hinzu.
"Was geht dich das an?" blaffte Akira.
"Es kommt mir so vor, als würdest du sie nicht ausstehen wollen!",
"Dann kommt es dir falsch vor. Wie immer." ,
"Dann rede mit mir, Aki!",
"Warum? Was bringt mir das?" knurrte der Silberhaarige. "Eine ellenlange Rede von dir, wie wichtig Freundschaft ist und dass man nur durch sie stärker werden kann? Ich kann dir widersprechen, bevor du überhaupt zum Punkt gekommen bist.",
"Weil du niemanden brauchst, huh?",
"Du brauchst jemanden, den du retten kannst, Yukine. Das ist der einzige Grund, warum du es mit mir aushältst. Von wem denkst du das Gleiche? Makoto? Tori?" Akira biss die Zähne zusammen. "Sei ehrlich. Wenn sie nicht Probleme hätten, bei denen du den Helden spielen könntest, würdest du Leute wie die nicht mal ansehen.",
"LÜGNER!!!" schrie Yukine, und es war das erste Mal, dass er so laut aufschrie. "Hör auf so was zu sagen...!!",
"Es stimmt. Wer lügt wen an?! Ich bin nur der Zusammengebrochene, den du durch die Welt ziehen kannst und damit prahlst, dass du alles tun würdest, damit es mir besser geht! Für dich ist das doch der einzige Sinn!",
"..." Yukine biss die Zähne zusammen. "Du lügst, Akira... Du drehst alles so, wie es dir passt, nur, damit du immer recht haben kannst... Dabei kümmert es nicht, ob es stimmt oder nicht, dir ist es egal, welche Sicht andere haben, du akzeptierst nur deine eigene kleine Weltansicht und die wird dein Gesetz. Du hast die ganze Zeit gelogen... Du brauchst niemanden, hast du gesagt... dabei hast du davor noch gesagt, dass ich dir nicht egal bin... wer lügt hier..." Ein Schatten legte sich über sein Gesicht. "Aber die Wahrheit ist... ich bin dir egal. Stimmt's? Du brauchst mich nicht. Das hast du nie getan. Ich bin dir egal. Ich bin ein Hindernis auf deinem Weg. Jemand, den du nur an deiner Seite haben wolltest, damit du dich besser fühlen kannst. Du hast mich die ganze Zeit über nur ausgenutzt... Im ersten Moment fährst du mich an, und im nächsten bittest du um meine Hilfe, weil du nicht klar kommst. Dir geht es nur um dich selbst, nie um andere. Das ist die Wahrheit." Damit drehte Yukine sich um.
"Du hast nicht widersprochen, Yukine... Du bist genauso wie ich.",
"Ich bin NICHT so wie du! Im Gegensatz zu dir nutze ich niemanden aus, damit es mir besser geht!! Niemals!" schrie er zurück. Dann ließ er ihn stehen und verschwand hinter einem Felsen und aus seinem Sichtfeld.
"..." Akira blieb zurück. Mit starrem, auf dem Boden gerichtetem Blick und einem abfälligen Schein in den Augen schnaubte er in sich hinein und verließ dann die Höhle wieder Richtung Route 6.
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