Marea-Kapitel: Kana Ido
Kana Ido hatte langes, braunes Haar und matte, rote Augen. Sie wirkte müde, als sie den Kopf in Akiras Richtung drehte, aber sie war eine hübsche Frau. Sie musterte ihn eindringlich. "...",
"Ich... wollte nicht stören." Er trat einen Schritt näher und zwang sich dazu, weiterhin fest zu klingen. "Ich bin-",
"... Akira. Nicht wahr...?",
"...Ja.",
"..." Sie lächelte schwach. "Du ähnelst ihm sehr... Du siehst... hübsch aus...",
"..." Akira verengte leicht die Augen und suchte nach Worten. "Danke... Ich bin hier, weil ich wissen will, was damals passiert ist... Fühlen Sie sich stark genug dafür?",
"... Hm..." Sie lächelte. "Es freut mich, dass... du mich besuchst... Du bist wirklich groß geworden..." Sie schien gerührt zu sein. Glitzernde Tränen formten sich in ihrem Augenwinkel. "Stark genug... Für dich... immer..."
Eigene Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch er schwieg erst. "...Mom. Was ist damals passiert...?",
"..." Sie schloss die Augen. "Als... Ryuuji erfahren hat, dass ich schwanger bin, ist er ausgerastet. "Das Kind muss weg", hat er gesagt... "Das ist ein Maul zu viel zu stopfen"... Er wollte mich zur Abtreibung zwingen, aber ich habe mich geweigert... Ich wusste, dass er dafür sorgen würde, dass du wegkommst... wie auch immer... also habe ich mich informiert... Laslow Steward, dieser wunderbare Mensch, war überall bekannt... und seine Haare unverkennbar... Er war ein Saito... so wie Ryuuji auch... als du dann geboren wurdest, hat Ryuu mich nicht im Krankenhaus besucht... als ich dann entlassen wurde... bin ich statt nach Hause... mit allem, was ich hatte... nach Einall gefahren... ich habe Leute angefleht, mir Geld für die Zugfahrt zu geben... nur, damit ich zu ihm konnte... Ich wollte dich beschützen, um jeden Preis... ich hatte kein Vertrauen in fremde Hände... ich wollte dich nicht einfach schutzlos irgendjemandem geben... irgendjemandem, der dir vielleicht etwas antun könnte... so ähnlich wie es Taji Nakamura damals passiert ist... Ich wusste, dass Laslow ein gütiger Mensch war... und... es nicht auffallen würde, dass du nicht zu ihm gehörst...",
"Du hast das getan, um mich zu beschützen..." Akiras Stimme bebte für einen Moment und eine Träne tropfte auf den Boden, als er den Kopf senkte. "Mom... Ich hab zu viel falsch gemacht... Du hättest mich verschwinden lassen sollen...",
"Wieso...?",
"Ich hab meine Familie gehasst... Ich wusste nichts von dem, was vorher passiert ist und habe Laslow die Schuld an allem gegeben... Ich stand immer in seinem Schatten und Jacky, die deine Rolle als Mutter übernommen hat, war nie da... Ich war meistens alleine zuhause... Aber ich habe gelebt... Ich hätte das alles schätzen sollen, aber ich hab's nicht getan..."
Kana legte die Hände in den Schoß. "...",
"Es tut mir leid, dass du wegen mir das alles durchmachen musstest... Ich bin ein schlechter Mensch, aber ich versuche mich zu bessern... Ich hab jetzt Freunde...",
"Dir geht es bestimmt gut, oder...?",
"Mir geht's besser als in all den Jahren zuvor. Mein bester Freund ist heute mit mir mitgegangen.",
"Dein bester Freund? Wer denn?",
"Yukine Sentaku. Ich kenne ihn, seitdem ich klein bin.",
"Sentaku... Der Name kommt mir bekannt vor... Maris und Jaydens Sohn, richtig?",
"Richtig... Soll ich ihn ins Zimmer holen?",
"Wenn du das möchtest... Aber vorher... komm bitte etwas näher..."
Akira nickte und trat langsam vor. Sie streckte schwächlich die Arme aus und nahm ihn in die Arme. "Tut mir Leid, dass ich dir nicht beim Aufwachsen zuschauen konnte, mein Kind...",
"M-Mom..." Akira erwiderte die Umarmung vorsichtig und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Sie küsste ihn auf den Kopf. "Es tut mir Leid, dass ich dich alleine lassen musste...",
"Nein... Ist okay..."
Sie ließ ihn los. Akira traute sich und küsst ihre Stirn, bevor er wieder zurücktrat und aus der Zimmertür hinaus in den Flur lugte. "Hey, Yukine. Komm rein.",
"Mh?" Er sah auf. "Okay." Er klappte den Nintendo zu und stand auf. Er ging an Akira vorbei in den Raum.
"Du bist also Yukine..." Kana musterte ihn neugierig.
"... Hallo... Mrs. Ido..." Yukine nickte überraschend zurückhaltend. "Ja...",
"Er ist oft ein Idiot, aber er ist immer ein guter Freund", sagte Akira.
"... Danke dafür, dass du direkt mein Image ruinierst. Ich hab versucht, normal zu wirken!"
Akira schmunzelte neben ihm. "Und wie normal du wirkst~",
"Klappe."
Kana lachte leise. "Man hört's schon...",
"Siehst du? Du wirkst so seriös wie immer." Akira zwinkerte zu seinem Freund.
"Ja, na klar." Yukine rollte mit den Augen.
"Danke, Yukine..." Kana lächelte ihm zu. "...dafür, dass du mit auf Akira aufgepasst hast...",
"...?" Verdutzt blinzelte er. "Ich... ähm...",
"Er hat nicht auf mich aufgepasst. Ich hab auf ihn aufgepasst.",
"Ja ja, mach mich ja klein." Yukine schmollte. Kana lachte. "Verstehe... Übrigens... sie lächelt schwach ... alles Gute nachträglich zu deinem Geburtstag, mein Kind...",
"Ah... Mein Geburtstag. Hatte ich wieder vergessen... Danke.",
"Er war einer der wenigen, glücklichen Tage in meinem Leben... Du wolltest nicht weg... damals, als ich sich an Mr. Steward und Mr. Nakamura gegeben habe..."
Yukine knirschte mit den Zähnen und setzte sich in eine Ecke, um nicht aufzufallen oder im Weg zu sein.
"Ich wollte nicht weg?",
"Du hast geweint, als Taji dich gehalten hat... Du hast mich angelächelt..."
Akira biss die Zähne zusammen. "Welches Kind würde wollen, dass es von seiner Mutter gerissen wird? Ich war damals noch ein Baby...",
"Ich weiß... es ist schon so lange... her..."
Er streckte die Hand aus und berührte still das Haar seiner Mutter. Sie schloss die Augen. "Tut mir Leid... bin schwach...",
"Ist okay. Ich komme dich bald wieder besuchen, okay?",
"Danke, Kind..." Sie legte ihm eine blasse Hand an die Wange. "Auch, wenn ich dich nicht sehen konnte... ich liebe dich, mein Kind..."
Er nickte leicht und legte seine Hand auf ihre. "Du kannst mich in nächster Zeit öfter sehen, wenn du... magst... Ich mache bei einem Turnier in Einall mit. Das wird ausgestrahlt...",
"Ich werde zusehen..." Sie deutete auf den kleinen Fernseher an der Wand. "Versprochen...",
"Ich bleibe stark für dich, Mom.",
"Ich bin jetzt schon stolz auf dich...",
"Dann warte, bis du mich im Turnier siehst." Er nickte entschlossen und legte die Hand seiner Mutter zurück auf ihren Schoß. "Bis dahin...",
"Auf Wiedersehen...",
"Mach's gut, Mom..."
Yukine öffnete die Tür des Raums. Sie winkte. Akira winkte und zwinkerte ihr zu, bevor er das Zimmer verließ. Yukine war still und mustert ihn.
"...Was?",
"Bist du okay? Wie geht es dir?",
"Mir geht's gut. Warum?",
"Nur so... Du sahst... etwas überfordert aus."
So schweigsam wie immer schüttelte er den Kopf. "Ist okay.",
"Hast du dich erkältet?",
"Ein bisschen... Aber wird schon...",
"Alles klar. Du kommst mit zur Cafeteria des Krankenhauses.",
"Was soll ich da?",
"Das siehst du dann. Keine Wiederrede. Ärztliche Anordnung." Yukine ging voran.
"Was-" Akira gab jedoch schnell auf und folgte ihm. "...Ugh. 'Kay, Doc."
In der Cafeteria schnappte sich Yukine eine Tasse und füllte sie mit heißem Wasser aus einer Kanne auf dem Tisch. Er wühlte sich durch die Teesorten, bevor er eine herausfischte. Er öffnete seinen Beutel und schälte zwei Tsitrubeeren geschickte mit einem Messer. Während er die Beere selbst aß, zerrieb der die Schalen zwischen seinen Fingern und ließ sie in den Tee fallen, bevor er einen Löffel Honig ebenfalls hinein fallen ließ. Dann stellte er Akira die Tasse hin. "Sinelbeerentee mit Honig und geriebener Tsitruschale, die perfekte Anti-Bazillen-Bombe gegen Erkältungen.",
"Danke, Doc." Akira schniefte und griff nach der Tasse. Sein Gesicht war etwas blass und seine Nase rot. Yukine winkte ab. "Nur das Beste für meine Patienten. Du hast die Angewohnheit, schnell krank zu werden, was wohl an deinem chronischen Schlafmangel liegt. Trinke die Schalen aber nicht mit. Die haben sich am Boden abgesetzt.",
"Kein Kakao für dich?",
"Ich hab meinen Kakao schon intus.",
"Mm..." Akira blinzelte ihn kurz an und trank dann seinen Tee wie angeordnet. Yukine lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. "Was für ein Tag, huh?",
"Ja... Für mich jedenfalls. Du bist mir hinterher gelaufen und hast mich getröstet.",
"Es war auch aus deiner Perspektive gemeint.",
"Ja..." Er blickte in seinen Tee und atmete das Aroma ein. "Das war... viel... Ich glaube, schlafen kann ich heute vergessen.",
"Es sei denn du... ähm... vergiss es.",
"Es sei denn?",
"... egal..." Yukine winkte ab und lächelte unschuldig.
"Ugh..." Akira trank still seinen Tee und nieste. "Gesundheit.",
"Danke... Okay... Wir sollten zurückgehen.",
"Hast du ausgetrunken?",
"Hab ich, Doc. Los." Er brachte die leere Tasse zurück und winkte Yukine dann zu sich.
"Okidoki." Yukine schloss zu ihm auf und sie verließen das Krankenhaus.
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