Marea-Kapitel: Der grausame Vorfall wird enthüllt
Solace deutete still nach unten, wo das Absol wie ein weißer Wind über die steinernen Anhöhen huschte. Akira lehnte sich nach vorne und verengte sofort die Augen.
"Es läuft Richtung Nevaio..." sagte Solace.
"Wir müssen es einholen.",
"Ich glaube, das müssen wir gar nicht." Absol preschte durch die Landschaft, bevor es an einer kleinen Quelle in den Bergen stehen blieb. Akira beobachtete das Absol genau. "..." Das Pokémon hob den Kopf und blickte sie direkt an- doch es lief nicht weiter. Ohne auf Solaces Wort zu warten bedeutete Akira dem Kramor zu landen. Das Stahl-Pokémon landete nahe der Quelle und scharrte mit den Krallen. Solace landete neben ihm und glitt von Gluraks Rücken. Nachdem Akira von Kramor gesprungen war, blieb er vor dem Unlicht-Pokémon stehen. "...Renn nicht weg. Was wird mit meinem Freund passieren? Was soll ich tun?"
Absol sprang davon und landete auf einem Felsen um Wasser. Dann deutete es mit der Pfote auf die Wasseroberfläche.
"Ich glaube, es möchte, dass du ins Wasser siehst...", bemerkte Solace. Akira nickte wortlos und trat ans Wasser heran. Absol schloss die Augen und ein Leuchten ging von ihm aus, als Wind aufkam. Die Wasseroberfläche leuchtete ebenfalls und zeigte plötzlich Bilder. Gebannt kniete er sich am Ufer der kleinen Wasserquelle hin.
Er konnte zwei Gestalten in einem Wald sehen, bevor sie plötzlich getrennt wurden. Eine der Gestalten, die er dank der roten Strähnen einwandfrei als Yukine erkennen konnte, rannte daraufhin davon- wurde von Schatten verfolgt. Das nächste Bild tauchte auf- zeigte, wie Yukine in die Ecke gedrängt worden war. Vor ihm versperrten Cerapendra den Weg, hinter ihm näherten sich weitere Pokémon. Im nächsten lag er am Boden und krampfte sich zusammen. Akira konnte eine Wunde an ihm erkennen. Yukines Körper zuckte, doch die Pokémon schienen ihn nicht in Ruhe lassen zu wollen- nicht, bis sie mit ihm fertig waren. Gerade, als sie erneut angreifen wollten, wurde Yukines Aura sichtbar. Wie rotes Feuer tobte sie um ihn herum und er stand langsam auf. Als er die Augen öffnete, glühten sie rot wie die einer Bestie. Dann griff er die Pokémon selbst an- wie, als hätte er sich auf den Selbstverteidigungsmodus umgestellt. Die Pokémon im Schatten taten es ihm gleich. Im nächsten Bild konnte Akira ihn ebenfalls sehen- wie Yukine in seine Richtung blickte. Etwas Rotes rann aus seinen Augenwinkeln und tropfte auf den Boden. Blut. Yukine war von Wunden übersät. Kurz darauf zitterte sein Körper auf- bevor er zusammenbrach. Die Bilder verschwanden. Wie festgefroren harrte Akira am Ufer aus. Seine Fingerspitzen berührten verzweifelt die Wasseroberfläche, als könnte er dadurch noch ein weiteres Bild hervorrufen. Doch als nichts passierte, krümmten sich seine Finger zur Faust und blieben kraftlos an Akiras Seite hängen.
"Was hast du gesehen?" Solace trat zu ihm.
"... Irgendwas passiert mit Yukine... Er rastet aus, weil er angegriffen wird und ich bin nicht da, um...",
"... wann? Konntest du Hinweise darauf erkennen, wann es passiert?",
"Nein...",
"Hm... Das heißt, wir wissen, was passieren wird... aber nicht, wann es passieren wird. Wie oft habt ihr Absol schon gesehen?",
"Oft... Vier Mal, oder fünf...",
"... Dann könnte es bald passieren."
Akira senkte den Kopf und schloss zum Zerreißen angespannt die Augen. Die Bilder der bevorstehenden Gefahr brannten ihm gnadenlos im Gedächtnis. Das Absol wandte sich ab und ging davon. Solace hielt Akira die Hand hin. Der Silberhaarige rang verbissen um Fassung, bevor er Solaces Hand griff und aufstand. "...Warum bist du wach? Es ist noch nicht mal hell.",
"Ich hatte Durst und wollte mir aus dem Kühlschrank eine Limo holen, als ich gesehen hab, wie du rausgerannt bist. Also bin ich dir gefolgt."
Niedergeschlagen nickte er ihm zu. "Danke. Ohne dich hätte ich es nicht mehr...",
"Wir sollten zurück gehen.",
"Ja. Du hast wegen mir Schlaf verpasst." Wortkarg lief Akira zu Kramor zurück. Solace schwang sich auf Glurak und sie flogen zusammen nach Marea zurück. Akiras Gedanken waren während des gesamten Fluges meilenweit entfernt. Mit leeren Augen starrte er nach vorne und kam erst wieder zu sich, als beide vor dem Pokémon-Center landeten. Solace rief Glurak und Krarmor zurück, als Akira abgestiegen war. "Gute Nacht." Damit wandte er sich ab und verschwand im Inneren des Gebäudes.
"...Nacht." Bis die Sonne über Einall graute saß Akira im Foyer und grübelte sitzend über einer inzwischen kalt gewordenen Tasse Tee vor sich hin, während Marea langsam zum Leben erwachte. Noch bevor die anderen aufwachten, unternahm der Silberhaarige einen Spaziergang durch die Straßen der Stadt und zum Bootsanleger nahe des Leuchtturms. Auf dem Weg erkannte er viele der Gesichter wieder, die er während seiner Tanzeinlagen zuvor in der Menge gesehen hatte, doch nichts davon war ihm im Moment mehr wichtig.
Erst, als der Morgen vollständig da war und die Uhr 9:33 anzeigte, wachte Yukine auf und schlurfte nach unten.
"Guten Morgen." Lucian saß an einem der Tische und nickte ihm zu."Morgen... hast du Akira gesehen...?",
"Er war anscheinend lange draußen, wie immer. Jetzt hilft er den Mädchen in der Küche.",
"Ver...", er wurde von einem Gähnen unterbrochen, "...stehe. Dann ist das Frühstück sicher bald fertig...",
"Gut geschlafen?",
"Jep... Auch, wenn Akira mich mal wieder mitten in der Nacht geweckt hat...",
"Warum das?",
"Es hat gestürmt. Und er scheint nicht nur Gewitter nicht leiden zu können." Er setzte sich zu Lucian an den Tisch.
"Hm... Anscheinend geht es ihm wieder besser, wenn er morgens wieder durch die Stadt laufen konnte", murmelte Lucian. "Er hat Insomnia, also... anscheinend."
Aella kam mit einem Tablett nach draußen. "Frühstück ist fertig~",
"Du hast die Marmelade vergessen." Mit einer hellen Schürze um seiner Hüfte folgte Akira ihr. "..." Yukine schaute ihn an. "Wow, Aki. Man erkennt dich kaum wieder." Er stand auf und drückte ihm beide Zeigefinger in die Wangen. Akira verzog das Gesicht. "Hast du's bald?" Die Bilder kamen zurück. Blut überall. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, bevor er den Moment überspielte. "Warum erkennt man mich kaum wieder? Ich hab nichts gemacht.",
"Hehehe... Okay, ich hör ja schon auf." Er zog die Hände zurück. "Du sieht so anders aus, wenn du eine Schürze an hast. Das ist meine Meinung." Er winkte ab und setzte sich wieder. "Er war eigentlich schon mit allem fertig, bevor wir wach waren." Während Akira seine Schürze zusammenfaltete und zur Seite legte ließ sich Tori neben Aella auf ihren Stuhl fallen. "Wie lange bist du schon wach?"
Akira blinzelte ihr zu und rieb sich seufzend über die Augen. Sein Blick zuckte für einen Moment zu Solace, der sich gerade in dem Moment dazu setzte, ehe er sich ebenfalls setzte und kopfschüttelnd auswich. "So lange wie immer.",
"Also... um fünf?" fragte Yukine.
"...Zwei."
Yukine klappte die Kinnlade runter. "Wie kann es sein, dass du noch lebst? Du hast ja nicht mal fünf Stunden geschlafen. Was hast du die ganze Zeit gemacht?",
"Ich hab Zeit vertrieben...",
"Womit denn?"
Appetitlos blinzelte Akira sein Brötchen an. Er spürte, wie sich durch seine Lüge sein Inneres zusammenzog. "Ich war draußen. Unterwegs. Hab trainiert.",
"Also so wie immer." Sorglos wie immer grinste Yukine. "Manche Sachen ändern sich wohl nie, huh?"
Unter der Tischplatte krampfen sich Akiras Hände zusammen. Während des gesamten Frühstücks fasste er sein Essen nicht einmal an und überspielte es stattdessen mit einem Tee nach dem anderen oder einem knappen Gespräch mit der Gruppe. Yukine musterte ihn. "...keinen Hunger? Du solltest etwas essen, heute steht ein Arenakampf an.",
"Hab schon vorher gegessen."
Tori lehnte sich bei seinen Worten zurück und gab sich wenig Mühe, ihren Argwohn zu verbergen. Yukine verengte die Augen. Er schien allein schon durch seine Aura zu spüren, das Akira nicht die Wahrheit sagte. "... Ah ja?",
"Ich hab keinen Hunger", wiederholte Akira und warf einen Seitenblick zu seinem Freund. "Und hatte keine Lust, dass deswegen miese Stimmung am Tisch aufkommt.",
"... Verstehe." Dieses Wort kam ihm nur gedehnt über die Lippen, aber er glaubte ihm nach wie vor kein Wort. "Tori, kannst du mir die Marmelade rüber geben?",
"Klar, hier!" Tori hielt ihm das Glas hin. Als Yukine danach greifen wollte, zog sie die Hand zurück. "Ah ah! Wie sagt man? Ich will das magische Wort hören.",
"Das mit doppel-t meinst du? Gib her, aber flott~",
"Ha ha, sehr lustig, Yukine." Sie zog das Glas weg.
"Hey!! Das sollte ein Spaß sein!!",
"...",
"Toriii...",
"...",
"Toriiiiiii!!"
Kichernd händigte Tori ihm die Marmelade aus. "Da. Du bist so leicht zu ärgern.",
"Bla bla bla." Yukine schnappte sich die Marmelade.
"Aww! Komm her!" Kurzerhand schlug Tori die Arme um ihn.
"H-hey!" Yukine verschluckte sich fast an seinem Brötchen. Lucian hielt sich schnell eine Hand vor den vollen Mund, um sich selbst am Auflachen zu hindern und selbst Akira wirkte verdutzt und belustigt zugleich. "Du bist niedlich, wenn du schmollst~" trällerte Tori.
"Ich schmolle nicht!",
"Tust du, ich hab's doch gesehen!",
"Hast du nicht, das halte ich für ein Gerücht!",
"Aww!" Vergnügt ließ sie ihn wieder los und blickte stattdessen zu Solace. "Was steht heute an, Sol?",
"Was euch Laune macht", sagte der Schwarzhaarige. "Akira und Yukine besetzen heute schon die Arena, also müssen wir das auf morgen und übermorgen verlegen. Bereitet euch genügend vor.",
"Aye, Captain.",
"Ah! Apropos!" Aella hielt ihr ein kleines Kästchen hin. "Das hab ich total vergessen! Hier.",
"Für mich? Ich hab doch gar nicht Geburtstag." Neugierig nahm Tori das Kästchen entgegen.
"Nein, aber du gehörst zu uns. Öffne es."
Erwartungsvoll öffnete sie es und lugte vorsichtig in es hinein. Als sie das Band erkannte, leuchteten ihre Augen von einem Moment auf den anderen. "Whoa! Wie cool! Da steht sogar der Teamname drauf... Das ist echt für mich?",
"Yep." Aella deutete auf ihren Oberarm, wo ein identisches Band hing. Solace und Lane zeigten ebenfalls ihre Bänder. "Aww... Oh nein..." Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln. Sie schniefte leise. "Das ist so süß... Danke...",
"Weinst du?" fragt Aella.
"Ja, aber ich bin n-nicht traurig! Das ist so toll!" Wieder schniefte sie und wickelte sich das Band um den Arm. "Ein Team...",
"Du wolltest mit dabei sein", merkte Solace an. "Und das heißt, du bleibst dabei, bis du es dir anders überlegst. While we breathe, we shall defend.",
"Yeah!! Ich lass euch nicht hängen, versprochen!" rief Tori.
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