Marea-Kapitel: Das Gespräch, das geführt werden musste
Es klopfte am späten Abend an Yukines Tür.
"Tür ist offen!"
Kurz war es still, doch dann öffnete Akira die Tür.
"... Wasser, Pflanze, Eis... Stärken gegenüber Elektro, Gestein, Gift und Feuer... Wirkungslos gegen Flug... Okay..." Yukine raufte sich die Haare. Er hockte schon eine Ewigkeit über diesem Müll und in seinem Kopf kreiste bereits alles. Er blickte zur Tür und hielt inne. "...?",
"..." Fast schon unbeholfen blinzelte Akira Yukine an.
"...Nein. Ich störe. Ich komm später wieder.",
"Was wolltest du?",
"Reden.",
"Dafür hab ich Zeit. In meinem Kopf schwimmt von dem Kram hier schon alles." Er legte das Heft beiseite.
"Gut. ...Dann los." Er atmete leise durch. "Nichts, was mit mir nicht stimmt, war je deine Schuld. Ich hab dich ausgenutzt, seit dem ersten Tag an. Solange du mich ausgehalten hast, hab ich keinen Grund gesehen, aufzuhören. Du warst so naiv, dass du jede Entschuldigung angenommen hast, ohne nachzudenken. Ich hab mich und dich damit zerstört. Ich hab dich nie als besten Freund gesehen. Nie wirklich. Du warst ein Mittel zum Zweck. ...Jedes einzelne Mal, bei dem ich dich verletzt hab, tut mir leid. Ich hasse mich dafür. Du hast jemanden besseren verdient, der für dich kämpft."
Yukine hörte ihm wortlos zu.
"...Das ist alles. Ich bin das hunderte Male durchgegangen, damit ich nicht stottern muss." Kurz schloss Akira die Augen. "Ich hab gesagt, was ich wollte. Bis morgen bin ich weg. Danke für alles.",
"... Also... wirst du aufhören, zu versuchen, dich zu ändern?",
"Mir ist es egal, wie es mit mir weitergeht. Ich kann's nicht mehr ertragen, dich so zu sehen.",
"Du hast mich nicht gesehen, Akira... Nie wirklich. Weißt du, ich hatte einen mentalen Zusammenbruch, als du abgedampft bist. Ich habe mir wortwörtlich die Augen aus dem Kopf geweint und mich gefühlt wie ein wertloses Stück Müll. Ich hab es bereut, ich zu sein oder überhaupt zu existieren.",
"...",
"Ich hab mich mies gefühlt, weil ich weder so talentiert noch so klug bin wie du. Ich hab mich fertig gemacht, weil ich mich wie einen Klotz am Bein gefühlt habe. Jemanden, der dir nur im Weg steht. Egal, wie lange wir uns schon kennen. Du hast mich nicht einmal weinen sehen. Nicht wahr? Das Mal am Park ausgeschlossen, das war nicht wirklich beabsichtigt. Ich hab es nie in deiner Anwesenheit getan. Weil ich dachte, es würde dich abstoßen, wenn ich es täte. Egal, was für Sorgen ich hatte, ich hab sie zurück gehalten. Weil ich wusste, dass ich dich nicht noch mehr nerven kann."
Seine verwundeten Hände krampften sich zu Fäusten zusammen, in seinen verengten Augen schimmerte etwas Nasses auf. "Jetzt musst du das nicht mehr", murmelte er kraftlos. "Sag, dass es vorbei ist und ich gehe. Wenn nicht... Wenn du dich überwinden kannst, mir eine letzte Chance zu geben... Dann lass mich für dich kämpfen."
Yukine stand auf und blieb vor ihm stehen. Er zögerte kurz, bevor er die Arme ausstreckte und Akira umarmte. "Ich hab stets versucht, so wenig wie möglich eine Last zu sein...",
"Ich war eine Last für dich, Yukine. Nicht umgekehrt." Akira rührte sich nicht. "Nie umgekehrt.",
"Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass ich vorsichtig sein sollte... sonst wird meine Gutherzigkeit irgendwann ausgenutzt. Ich hätte bloß nie gedacht, dass mein bester Freund das tun würde. ... aber ich verzeihe dir, Akira.",
"Es tut mir leid. Alles tut mir leid..." Akira gab nach und ließ den Kopf auf Yukines Schulter sinken. Kurz zitterte er auf, als er mit den Tränen kämpfte. "Alles... Es tut mir leid.",
"Entschuldigung angenommen. Dieses Mal. Das ist die letzte Chance, die ich dir geben kann, Akira...",
"Hm...",
"Du kannst ruhig sagen, wenn ich loslassen soll.",
"Mm-mm. Nein. Noch nicht loslassen...",
"Okay." Yukine blinzelte verwundert, hielt ihn aber weiterhin fest. Für einen Moment erwiderte Akira die Umarmung und löste sich dann von ihr.
"Ich denke, wir sollten es nochmal miteinander versuchen, was meinst du?" Yukine sah ihn an. "Ja. Das wäre das Einzige, das Sinn ergibt.",
"Na dann. Ziehst du zu mir rüber? Ich hab ein Doppelzimmer, weil die ganzen Einzelzimmer fast alle weg sind.",
"Okay."
Nachdem er seine Sachen aus dem Einzelzimmer geholt hatte, zog Akira in Yukines Zimmer ein. Der Schwarzhaarige saß auf seinem Bett und beobachtete ihn beim Umpacken.
"Was hab ich verpasst?" fragte Akira.
"Toris Mutter ist in der Stadt und gleich zwei von Makotos "Problemen" laufen auch hier herum. Wenn du Kattlea Flores siehst, warne mich. Ich bin dann ganz schnell weg.",
"Die, die in deinen Dad verknallt war?",
"Ja. Tori hat mir erzählt, dass sie sie schon über mich ausgefragt hat.",
"Okay. Ich werde einspringen.",
"Danke. Ich habe keine Lust, durchlöchert zu werden und als Käse zu enden.",
"Erst Bauch und dann Kopf oder erst Kopf und dann...",
"Beides, wahrscheinlich. ... hey, wieso machst du dir darüber überhaupt Gedanken??",
"Hahah...",
"Pfft..." Er pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Das ist ja die Höhe..."
Akira winkelte die Beine an und sagte nichts dazu, trotzdem hielt der Hauch eines Lächelns etwas länger als sonst an seinen Mundwinkeln an. Yukine seufzte und ließ sich aufs Bett fallen. "Mit einem Loch im Bauch kann ich keine Süßigkeiten mehr essen... Und mit einem Loch im Gesicht kann ich nichts mehr sehen... Beides nicht so prickelnd...",
"Wir finden einen Weg um Flores herum. ...Und um die Möglichkeit, dass man dich am Ende zusammenkleben muss.",
"Solange du mich nicht zusammennähst... das tut wahrscheinlich weh. Benutze Alleskleber." Er tippte eine Nachricht an Tori auf seinem Viso-Caster.
Akira ist wieder bei mir eingezogen. Wir versuchen es nochmal.
YES!! ^¬^ Hat ja lange genug gedauert. Sorry, dass der Trip eben wegen mir ins Wasser gefallen ist.
Macht nichts.
"Trainieren wir morgen wieder zusammen, Aki?",
"Mhm. Gerne.",
"Übrigens." Er sah ihn streng an. "Du musst dich noch bei Irrbis entschuldigen. Das war nicht nett.",
"Hab ich schon. Es hat nicht aufgehört, irgendwann an meinem Arm zu knabbern.",
"... Sabbern Geister eigentlich...?",
"Irrbis schon. Warum?",
"Nur so. Ah, bevor ich es vergesse..." Er stand auf und setzte sich zu Akira aufs Bett. "Kann ich mir deine Hände mal eben anschauen?",
"Klar." Er hob seine Hände an. Yukine löste die Klammern von seinen Verbänden und betrachtete seine Hände.
"... Was hast du gemacht? Das sieht ja noch schlimmer aus als vorher."
Akira betrachtete blinzelnd die Schwellungen und aufgerissenen Stellen seiner Handflächen. "Ich weiß nicht... Hab vergessen, an sie zu denken. Meine linke Hand ist die stärkere. Deswegen ist sie noch mehr verletzt als die andere.",
"Meine eine Salbe reicht dafür nicht mehr. Warte kurz." Yukine stand auf und kramte in seinem Beutel herum. Dabei krallte er sich neue Verbände, zwei verschiedene Tuben, eine Flasche Desinfektionsmittel und Heilpuder.
"Stillhalten." Akira nickte ohne ein Wort. Yukine tupfte erst Akiras Hände ganz vorsichtig mit einem in Desinfektionsmittel getränkten Wattebausch ab, bevor er eine der Salben vorsichtig auf seinen Handflächen verteilte. Dann vermischte er die andere Salbe mit Heilpuder. "Das könnte jetzt leicht brennen.",
"Ist okay."
Yukine nahm ein weiteres Wattepad und trug damit das Gemisch auf Akiras Hand auf. Er zuckte zusammen und ächzte auf. "Au...",
"Shht. Stillhalten. Das hört gleich auf.",
"Okay...",
"... So." Yukine brachte einen neuen Verband an und behandelte dann auch seine andere Hand. "Das sollte über Nacht besser werden, dann kannst du sie wieder benutzen, ohne dass die Wunden wieder schlimmer werden und wieder aufreißen. Gib dem ganzen fünf Stunden. In zwei Tagen kannst du die Verbände dann wegnehmen. Dann sollte kaum mehr was zu sehen sein.",
"Danke, Doc." Akira zog wieder seine Hände zu sich und begutachtete die Verbände. "Diesmal pass ich auf.",
"Hör auf deinen Haus- Schrägstrich Zimmerarzt. Sonst Handamputation", scherzte er.
"Was wäre ich ohne ihn.",
"Spar dir deine Witze." Er boxte ihm gegen die Schulter.
"Wa- Nein." Akira schüttelte den Kopf und zuckte zurück. "Ich mein's ernst.",
"... Achso? Oh. Dann... ignoriere, was ich gesagt hab. Der Mischmasch, den ich dir auf die Hände geschmiert habe, wirkt schmerzlindernd und fördert die Wundheilung.",
"...Hey. Merkst du was? Wenn es darum geht, vergisst du nichts." Er deutete mit dem Kinn auf seine Verbände.
"Naja... Ich habe das nie wirklich durch Aufschreiben und Einprägen gelernt, weißt du? So wie in der Schule. Dad hat mir das öfter Mal gezeigt und auch selber machen lassen."
Akira hörte ihm zu, hatte dabei die Beine verschränkt und die Hände auf seinen Schoß gelegt- und wirkte zum ersten Mal wirklich interessiert an dem, was Yukine erzählte. "Ich hab's nicht so mit dem Lesen und vor Allem nicht so mit dem Schreiben, daher denke ich... ablesen und anwenden funktioniert bei mir nicht so gut. Ich benutze beim Klavierspielen ja auch keine Noten. Ich benutze mein Gehör. Das funktioniert besser. Dieses typische durch die Hand in den Kopf funktioniert bei mir nicht.",
"Oft kann ich mir Dinge merken, bevor ich sie von der Tafel in der Schule abgeschrieben hab. Ich hab meistens nur mitgeschrieben, weil andere es gemacht haben.",
"Wie hast du bloß meine Mitschriften ausgehalten, ohne Augenkrebs zu kriegen?",
"Soll ich sie korrigieren?" Er deutete auf Yukines Heft.
"Uhm... Streich mir die Fehler an. Ich versuche dann, selber rauszukriegen, was falsch ist... Arceus sei Dank gibt es beim Viso-Caster eine Autokorrektur." Er hielt ihm sein Heft hin. "Ich weiß nicht mal, ob du das Lesen kannst. Meine Handschrift ist... zugegebenermaßen grauenerregend...",
"Ich kann den Stift nicht nehmen. Ich sage dir die Fehler." Akira nickte ihm zu. Yukine bewaffnete sich mit einem Kugelschreiber. "Okay. Fang an.",
"Gut. Pass auf. Es fängt beim ersten Satz an..." Akira zeigte ihm jeden Fehler seiner Notizen auf, während der späte Abend in die Nacht überging.
"Uff. Das waren echt... viele. Danke, Aki.",
"Nicht der Rede wert.",
"Ich schreibe das nochmal richtig ab, man kann vor lauter Korrekturen kaum was mehr lesen.",
"Okay." Akira nickte ihm zu. Yukine ereiferte sich und schrieb die Seiten korrekt ab, bevor er den Stift beiseite legte. "Okay... Ich glaube, wir sollten jetzt mal die Sachen ruhen lassen und schlafen.",
"Mm." Nickend rieb er sich mit dem Unterarm über die Augen. "Nacht..."
Yukine zog sich in sein Bett zurück und Akira rollte sich auf die Seite.
"Schlaf gut, Aki..." Yukine schlief kurz darauf ein.
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