XVIII - Enttäuschungen
Gedankenverloren zupfte Ezra an dem geflochtenen Padawan-Zopf hinter seinem rechten Ohr herum, während er grob die Titel überflog. Die Buchstaben auf dem uralten Pergament oder Pflanzenfaser-Papier waren schon leicht verwaschen und schwer lesbar, teilweise stark verblasst, so dass nur noch Schatten von Tinte zu erkennen waren.
Und diese Schriften waren sogar noch weit älter, als sie aussahen.
Einzelne Abhandlungen über kurzweilige Gefechte, Tagebuchschriften von Jedi-Meistern oder Berichte von Begegnungen mit den alten Sith waren hier gesammelt.
Ezra hatte sich, mithilfe von Cin Drallig, die Erlaubnis geholt, diese uralten Schriften einsehen zu können, die nicht für jeden Jüngling zugänglich waren - dafür waren die Materialien zu alt und kostbar und die Informationen darin, die sich mit den Kriegen gegen den alten Sith-Orden beschäftigten oder sogar einzelne Schriftstücke von gefallenen Jedi enthielten, waren zu ungeeignet, wenn nicht sogar (im letzten Fall) gefährlich, um sie jedem zur Verfügung zu stellen.
Normalerweise hätte Ezras Neugierde ihn dazu gebracht, sich eines dieser Schriften durchzulesen, doch unter Jocasa Nus scharfen Blick wagte er es nicht - die alte Jedi-Meisterin schien nicht gerne jemanden in diese Kammer der Archive zu lassen, als fürchtete sie, das Papier würde zu Staub zerfallen, sobald jemand es berührte.
Außerdem suchte er keine Informationen über Sith-Orden, dunkle Jedi oder - die Je-daii? Ezra stockte nur kurz, als er dieses Wort entzifferte, doch dann schweifte sein suchender Blick weiter.
Als Mitglied der Tempelwachen war Onaii schon nach dem Angriff des Mandalorianers damit beauftrag worden, den Fall aufzuklären - noch bevor Ezra als sein Padawan angenommen wurde, hatte der Jedi-Ritter genauere Nachforschungen zu der Rüstung angestellt, die der Attentäter getragen hatte.
Soweit er es Ezra erklärt hatte, war das jedoch eine Sackgasse - Die pazifistische Regierung Mandalores hatte jede Beteiligung zurückgewiesen, außerdem schienen Beskar-Rüstungen zu dieser Zeit eher weniger Teil ihrer Kultur zu sein. Ezra hatte sich nie wirklich mit der mandalorianischen Geschichte auseinandergesetzt, sondern nur das aufgeschnappt, was Sabine ihm erklärt hatte - laut ihrer Aussage, war die Rüstung nicht nur Teil ihrer Kultur, sondern essentieller Teil ihrer Identität als Mandalorianer.
Aber das war nach den Klonkriegen und nach Satine Kryze erst wieder so geworden - jetzt trugen nur noch die Mandalorianer eine Beskar-Rüstung, die sich weigerten, die Regierungsweise der Herzogin anzuerkennen.
Jedenfalls hatte Onaii nur noch den Hinweis bekommen, dass es einige Söldner oder Kopfgeldjäger mit mandalorianischer Herkunft gab, wenn nicht sogar einige, die eine solche Rüstung vererbt oder gestohlen hatten.
Der einzige Kopfgeldjäger, den die Jedi namentlich kannten und der eine solche Rüstung getragen hatte, war Jango Fett, und der starb bei der Schlacht von Geonosis.
Nun, jedenfalls, da die Nachforschungen nach der Rüstung bislang ins Nichts führten, konzentrierte sich der Jedi-Ritter eher auf die Machtfähigkeiten, die der Unbekannte genutzt hatte - Magie.
Ezra lächelte erleichtert, als er endlich das gesuchte Schriftstück entdeckte - eine kleine, leicht vergilbte Pergamentrolle, deren Schriftfarbe sich in einem blassen Rot von der gelbbraunen Farbe des Pergaments kaum abhob. Die Rolle war mit einem roten Band zusammengehalten, auf dem der gesuchte Name stand.
Allya.
Nachdem die normalen Holokarten und Pads in den Jedi-Archiven nur spärliche Informationen über Dathomir, und noch weniger Informationen über die Hexen dieses Planeten enthielten, hatte Onaii Ezra aufgetragen, in anderen Bereichen der Bibliothek nach relevanten Informationen zu den Nachtschwestern zu suchen, die vielleicht zwischen vergangenen Konflikten oder Kriegen in der Geschichte eine Rolle gespielt haben könnten - eine langwierige und teilweise auch langweilig ermüdende Suche, während sein Meister direkt nach Dathomir geflogen war - ein effektiverer Ansatz, wie Ezra fand.
Sicher, es war vielleicht sinnvoll zu verstehen, wie diese Art der Machtanwendung funktionierte oder auch nur ein bisschen mehr darüber zu wissen, doch längst verstorbene Mitglieder der Nachtschwestern brachten ihnen nichts darüber bei, wer unter diesem mandalorianischen Helm gesteckt hatte.
Andererseits wusste Ezra, dass es sehr unwahrscheinlich war, dass Onaii auf Dathomir einen großen Erfolg erzielen konnte, und es frustrierte, dass Ezra so tun musste, als würde er seinem Meister helfen, obwohl er ihm die entscheidenden Informationen verweigerte.
Was Ezra ebenfalls frustrierte, war der Umstand, dass Onaii ihm nicht einmal angeboten hatte, ihn zu begleiten - eher im Gegenteil, er war sehr deutlich gewesen, dass Ezra im Tempel bleiben sollte, wenn Onaii ihm nicht gerade aus dem Weg zu gehen schien.
Der Mandalorianer hatte gedroht, Anakin zu töten, es erneut zu versuchen, doch aus irgendeinem Grund tat er das einfach nicht - und es machte Ezra wahnsinnig.
Wer weiß - vielleicht zerstörte dieser Machtnutzer einfach munter weitere Portale und missachtete das Gleichgewicht dieser Zeitlinien, während Ezra in diesem Zeitraum festsaß und die Zeit mit Lesen totschlug.
Er hatte mehr Zeit in dieser Bibliothek verbracht, als mit schlafen oder Training - was auch immer er von einem neuen Jedi-Meister erwartet hatte, erfüllen tat Onaii es nicht - manchmal war der Pau'aner gar nicht im Tempel, und wenn doch, trug er Ezra nur noch mehr Lernen auf, oder meditierte mit ihm im Saal der tausend Quellen.
Anders als damals bei Kanan versuchte Ezra jedoch, sich seinen Frust nicht anmerken zu lassen, sondern sich in Geduld zu üben, die ihm früher immer gefehlt hatte.
Dennoch - er kannte jeden Fakt der Geschichte Dathomirs, über die die Jedi verfügten, und dennoch wusste er, dass er über die Magie selber und wie sie funktionierte, niemals etwas lernen würde, wenn er weiterhin seine Nase in alte Schriftrollen oder Holobücher steckte.
Doch Onaii ließ ihn nicht nach Dathomir. Vielleicht traute er ihm nicht zu, einen solch potenziell gefährlichen Ort zu besuchen. Und eine unbedacht verärgerte Äußerung darüber schluckte Ezra immer herunter, um ihm nicht ebendies zu beweisen.
Blinzelnd riss sich Ezra von seinen abschweifenden Gedanken los, las erneut den verschnörkelt-handschriftlichen Namen auf der alten Schriftrolle.
Allya.
Er hatte diesen Namen keineswegs in dem Holobuch gefunden, die die Jedi über die Hexen von Dathomir hatten - stattdessen war der einzige Vermerk dieses Namens in einer Abhandlung erwähnt, die sich mit dem Orden vor fast 600 Jahren beschäftigte - und er wurde wirklich nur erwähnt. Aufmerksam wurde Ezra darauf jedoch nur, weil in dem Text zumindest angemerkt wurde, dass diese Person wohl als Gründerin der "Nachtschwestern" galt - eine gefallene Jedi, die auf den Planeten Dathomir verbannt wurde. Weshalb, wurde nicht gesagt.
Ezra hatte notgedrungen die Archivarin Jocasa Nu nach Allya fragen müssen - die Jedi-Meisterin hatte nur gesagt, dass die näheren Informationen über gefallene Jedi nur den Jedi-Rittern vorbehalten waren - weshalb Ezra ja überhaupt erst Dralligs Hilfe gebraucht hatte, um in diesen Raum zu dürfen.
Die einzige Schrift, die die Jedi über Allya besaßen, war ein Ausschnitt aus einer Schrift, die die dunkle Jedi/Machthexe selbst verfasst hatte. Laut Meisterin Nus Aussage, wurde dieses Schriftstück vor mehreren Jahrzehnten von einem Hexenclan entwendet, die jedoch das meiste davon vor den Jedi verstecken konnten - Ezra fragte sich nur, warum die Jedi ihnen dieses kostbare Stück ihrer Kultur und Geschichte nicht hätten überlassen können - allerdings kannte er die damaligen Gründe nicht, also dachte er nicht weiter darüber nach. Ob die alten Jedi einen guten Grund dafür hatten oder nicht, wichtig war nur, dass Ezra zumindest etwas über die Magie der Hexen herausfinden konnte.
Unter Jocasa Nus wachsamen Blick nahm er die Schriftrolle an sich, die er extra nur mit Handschuhen berührte, um das Material zu schützen, bevor er die dunkle Kammer wieder verließ, die die Jedi-Meisterin hinter ihm wieder verschloss.
„Wenn du deine Studien abgeschlossen hast, bring die Schriftrolle sofort wieder zu mir zurück", sagte die Jedi noch mit einem strengen Blick - sie hatte wohl die Befürchtung, Ezra würde die Rolle einfach so irgendwo herumliegen lassen - und Ezra nickte.
Es war um die Mittagszeit, aber dennoch war die Archivhalle relativ leer - nur wenige Jedi-Ritter hielten sich zwischen den Regalen auf, die meisten Anwesenden waren Jünglinge, die nicht an dem Krieg teilnahmen - dennoch verzog sich Ezra ein einen Tisch, der etwas abseits von den anderen Jedi stand. Das blaue Leuchten der Holobücher reichte nur schwach hierhin, die Tischplatte wurde stattdessen mit einer einzelnen Lampe erhellt.
Vorsichtig löste Ezra das Band um die Rolle, die sich als ein Stapel von mehreren etwa ellenlangen Pergamentstücken herausstellte. Jedes Pergament war unterschiedlich groß, die Ränder unregelmäßig und nicht ganz gerade, an den Kanten waren dunkle Flecken auf dem gelbbraunen Material, von denen Ezra hoffte, dass das kein eingetrocknetes Blut war.
Offensichtlich fehlte der Anfang des Textes/Buches - der erste Satz, der glücklicherweise in Basic verfasst war, fing zusammenhangslos mitten drin an, sodass Ezra eine Weile lesen musste, um zu verstehen, worum es ging - Allya erwähnte die Nutzung der Macht auf eine Weise, die sie als "Geistichor" bezeichnete, der von den Geistern der Macht gespeist wurde und für Zauber und Rituale manipuliert werden konnte - Ezra blinzelte, während er das nächste Wort versuchte zu entziffern. Ob mit dem Geistichor dieser grüne Nebel gemeint war, der die Magie sichtbar machte? Allya schien das nicht so genau beschreiben zu wollen - der nächste Absatz war zu verblasst, um die Wörter vollständig lesen zu können.
Die nächste Seite schien nichts mit der vorherigen zu tun zu haben - es wirkte eher wie der Teil eines Tagebucheintrags, in der die Jedi beschrieb, an einer "Wilden Jagd" teilzunehmen, eine Art Tradition der Dathomiri - Sie beschrieb das berauschende Gefühl der Jagd, den Durst und den Geschmack von Blut, dessen Spur das Opfer durch die Sumpfwälder zog - angewidert verzog Ezra das Gesicht. Er hatte den Geschmack von Blut immer eher gehasst, als es berauschend zu finden.
Sein Blick fiel auf einen der dunklen Flecken, der vielleicht entfernt einem Handabdruck ähnelte - er wollte gar nicht so genau wissen, wie genau der da hingekommen war.
Unruhig rutschte er auf dem Stuhl herum, konzentrierte sich wieder auf den Text - doch der Bericht endete am Ende der Seite wieder abrupt mitten im Satz - das dritte Pergament behandelte wieder ein anderes Thema.
Nach einigen Passagen über Rituale, die den Anwender unsichtbar machen konnten, ihre physische Stärke erhöhen konnten oder den eigenen Geist mit dem eines anderen zu verschmelzen - diese Ritual kannte Ezra bereits mehr als genug - war er bereits auf der vierten und letzten Seite angekommen. Der letzte Absatz enthielt zwar endlich das, was ihn am meisten interessierte, doch war dieser ebenfalls abgeschnitten und so unvollständig.
Allya beschrieb, wie sie es schaffte, nach mehreren Experimenten den Geistichor so zu manipulieren, dass sie die Lebensessenz eines Wesens nachahmen und in einen Gegenstand einschließen konnte - einem Totem oder Talisman, wie sie es nannte. Der Anwender würde, wenn er diese Macht aus dem Totem entfesselte, diese Lebensessenz in seinen eigenen Geist integrieren und so vorübergehend die Gestalt des Wesens annehmen können.
Allya schien diese Magie noch weiter erforscht zu haben, beschrieb, dass die Verwandlung länger anhalten konnte, wenn man die Lebensessenz nicht nur nachahmen, sondern direkt aus einem lebendigen Wesen entziehen würde, doch an dieser Stelle endete die Schrift.
Ezra drehte sich der Magen um, als er versuchte, sich das vorzustellen - er würde niemals ein Tier töten, nur um dessen Gestalt annehmen zu können.
Jetzt wusste er zumindest, was der Mandalorianer genutzt hatte, um zu verschwinden.
Ob dieses Wissen Ezra jetzt weiterhalf, wusste er nicht genau. Er wusste nur, dass er verdammtes Glück gehabt hatte, das Maul ihm damals tatsächlich nicht schaden wollte, als er mit ihm dieses Ritual durchgeführt hatte - Ezra hatte nur einen Bruchteil über die Magie erfahren können, aber offensichtlich waren dort Zauber darunter, die weit gefährlicher waren, als nur Erinnerungen zu tauschen - jemandem die Lebensessenz entziehen zum Beispiel, auch wenn Ezra keine Vorstellungen hatte, wie das gehen sollte.
„Was liest du da? Das sieht irgendwie nicht freundlich aus", sagte eine weibliche Stimme hinter ihm aus dem Nichts.
„Ist auch nicht freundlich", antwortete Ezra automatisch, bevor er sich zu dem Mädchen umdrehte, die nur vier Schritte von ihm entfernt stand, ein Holopad in den Händen, dass sie offensichtlich gerade zurück ins Regal legen wollte - Ezra zuckte unmerklich zusammen, als er das Gesicht der jungen Togruta erkannte. Auch wenn sie jetzt vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahre alt war, musste er nicht einmal lange überlegen.
Neugierig versuchte Ahsoka einen Blick auf die vergilbten Pergamente zu erhaschen, doch Ezra beugte sich leicht nach vorne, um sie mit dem Oberkörper zu verdecken.
„Sind das Blutflecken?", fragte die Padawan und legte den Kopf schief. Ezra riss sich von den blauen Augen los, rollte die Schriftstücke wieder zusammen.
„Ja - Jahrhunderte alte Blutflecken", erwiderte er, band die Pergamentrolle wieder zusammen.
Was machst du hier, wollte er sie eigentlich fragen, aber eigentlich kannte er sie nicht - noch nicht - er hatte geglaubt, Ahsoka wäre bei Anakin (der hatte ihm erzählt, dass er eine Padawan angenommen hatte, kurz nachdem er zum Ritter erhoben wurde - Ezra hatte sofort gewusst, das er von Ahsoka reden musste, noch bevor Anakin ihren Namen erwähnt hatte).
Ahsoka wirkte kurz enttäuscht, als er ihr einen Blick verweigerte, zuckte dann jedoch mit ihren Schultern und lächelte wieder.
„Du bist Ezra, oder? Ezra Bridger?"
Verwundert hob Ezra eine Augenbraue - woher sollte sie ihn kennen?
„Ja?"
Ahsoka grinste, stemmte ihre Hände in die Hüfte.
„Mein Meister hat mir aufgetragen, dich hier zu suchen - Anakin meinte, ich zitiere, 'du solltest deine Nase mal aus den Büchern nehmen und deinen Hintern in die Trainingshallen schwingen, um unser noch offenes Duell zu beenden'", sagte Ahsoka mit verstellter Stimme, legte dann nebenbei das Holopad wieder ins Regal, weshalb sie eigentlich in diese Ecke gekommen war.
„Und das kann er mir nicht selber sagen?", fragte Ezra kopfschüttelnd, während er sich erhob - er war etwa einen Kopf größer als die Togruta, was ungewohnt war - früher war sie immer diejenige gewesen, die größer als er war.
Ahsoka verzog das Gesicht. „Ich habe ihn noch nie in den Archiven gesehen. Außerdem bin ich zurzeit sowieso als Archivwache eingeteilt, also konnte ich das auch gleich ausrichten. Ich bin übrigens Ahsoka."
Ich weiß.
„Freut mich - dann bist du seine Padawan, von der er so begeistert war", grinste Ezra, ohne seine Gedanken zu beachten. Fragend sah Ahsoka ihn an.
„Begeistert?"
„Klang für mich so. Immerhin trainieren wir eigentlich immer nur, wenn wir uns mal sehen und er hat mir noch nie irgendwas erzählt, was seine Missionen angeht - er hat nur von dir geredet", sagte Ezra schulterzuckend.
Ahsoka blinzelte überrascht, sagte jedoch nichts. Ezra wusste nicht, ob er noch etwas sagen sollte - doch dann sprach sie schon weiter.
„Ich bin nicht wirklich gut. Unsere letzte Mission ist fast schief gegangen und das war allein meine Schuld", sagte sie leise, blickte Ezra nicht an.
Langsam legte Ezra den Kopf schief - so unsicher kannte er sie gar nicht. In seiner Erinnerung war Ahsoka immer die ruhige Jedi gewesen, weise, erfahren und niemals verunsichert. Aber das war sie jetzt noch nicht, wie er sich bewusst machen musste.
„Wenn alle Jedi von klein auf Meister wären, dann müssten sie keine Ausbildung haben", sagte Ezra langsam, erinnerte sich an die wenigen Male, in denen es Ahsoka gewesen war, die mit ihm trainiert hatte, weil Ezra, ungeduldig wie er war, Kanans Lektionen nicht verstehen wollte, oder er sie nicht schnell genug lernen konnte, was ihn frustriert hatte.
„Und Fehler zu machen ist nicht schlimm, solange man daraus lernt und sie nicht noch einmal macht", ergänzte er, zitierte dabei Hera, die ihm einst genau dasselbe geraten hatte.
Ahsoka starrte ihn skeptisch an. „Und wenn wegen diesem Fehler Soldaten ihr Leben verlieren?", fragte sie schließlich.
Langsam neigte Ezra den Kopf - er wusste genau wovon sie sprach. Er kannte diese Position, das Kommando in einem Krieg zu haben und zu wissen, dass jeder Fehler Leben kosten könnte - ja, selbst wenn man die richtigen Entscheidungen traf, konnte man Leben verlieren.
„Ich war noch nie im Krieg", log er direkt, verschränkte die Arme, während er versuchte, die richtigen Worte zu finden. „Dennoch weiß ich, dass du in keiner einfachen Position bist - und ich weiß, dass du nichts daran ändern kannst, als es das nächste Mal besser zu machen. Aus deinen Fehlern zu lernen. Aber vielleicht solltest du darüber mit jemandem reden, der dich besser verstehen kann, als ich", sagte Ezra vorsichtig.
„Ob im Krieg oder im Training - ich weiß, dass Selbstzweifel, ob berechtigt oder nicht, dir niemals dabei helfen, besser zu werden. Sie bremsen dich nur aus - auch wenn das nicht heißt, dass du dich selbst überschätzen solltest", fügte er noch hinzu, musterte unsicher Ahsokas nichtssagenden Gesichtsausdruck.
Schließlich lächelte sie leicht, verschränkte die Arme vor der Brust.
„Sicher, dass du ein Padawan bist? Du klingst wie einer der Meister", sagte sie neckisch, grinste jetzt breit.
„Dann solltest du darüber nachdenken, auf mich zu hören", schnappte Ezra zurück, verkniff sich ein Schmunzeln.
Ahsoka verdrehte die Augen, linste dann grinsend auf die Schriftrolle in Ezras Händen zurück. „Soll ich das für dich wegbringen?"
Ezra hob die Augenbraue. Ahsoka erinnerte ihn schrecklich an ihn selbst.
„Du darfst das lesen, wenn du die Erlaubnis eines Jedi-Ritters einholst", sagte er nur, genau wissend, was sie eigentlich vorhatte.
Erneut verdrehte Ahsoka die Augen und das Grinsen verschwand, verzog sich zu einem Schmollen.
„Tut mir leid - es ist hier nur so langweilig. Ich darf nicht in die Holocron-Kammer, ich darf diese Schriftrolle nicht sehen und mit anderen reden kann ich auch nicht - hier ist ja niemand", sagte sie mit leiser Stimme, entlockte Ezra ein belustigtes Grinsen. Ja, sie verhielt sich definitiv wie eine jüngere Version von ihm selbst.
„Nun - du kannst auch einfach bei Meisterin Nu nachfragen. Ich bin mir sicher, sie findet etwas, wobei du ihr helfen kannst", schlug er vor, lief langsam an den Regalreihen entlang, während Ahsoka ihm folgte.
Dankend reichte Ezra die Schriftrolle an Jocasa Nu zurück, drehte sich noch einmal zu der jungen Padawan um. Sie starrte ihn nichtssagend an, so dass er nicht einordnen konnte, ob sein Vorschlag auf Missmut oder Begeisterung traf - aber wahrscheinlich eher auf die erste Möglichkeit.
Ezra wusste nicht genau, ob er noch etwas sagen konnte, um das Mädchen aufzuheitern, doch da seufzte Ahsoka schon, grinste schief. „Danke - für diesen wundervollen und hilfreichen Rat, Meister Ezra", sagte sie schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Anakin ist in der Kommunikationszentrale, wenn du ihn suchst", ergänzte sie noch.
„Danke", sagte Ezra, wollte hinzufügen, dass er sich gefreut hatte, sie mal wiedersehen zu können, verschluckte die Worte im letzten Moment wieder. Stattdessen hob er leicht die Hand, kam sich bescheuert vor, senkte sie wieder und lächelte zum Abschied.
Jetzt war ein mögliches Training mit Anakin Skywalker nicht nur eine Ausrede, um aus den Archiven herauszukommen, sondern auch eine Fluchtmöglichkeit.
Er hatte weder die Fassung verloren, so wie bei Caleb Dume, noch eine Panikattacke erlitten, wie bei Onaii Baaro, eigentlich hatte er ruhig bleiben können, hatte sich tatsächlich gefreut, ein bekanntes Gesicht zu sehen, doch im Nachhinein, war er dennoch froh, von Ahsoka wegzukommen.
Vielleicht weil sie sich von der Ahsoka seiner Zeit so sehr unterschied, wie die Sonne vom Mond, und ihr gleichzeitig ähnlicher war, als es bei Caleb und Kanan der Fall war. Oder vielleicht, weil beide, Caleb und Ahsoka, ihn irgendwie auch an sich selbst erinnerten.
Und - wie ihm jetzt klar wurde - er selbst hatte seinen eigenen Beschluss gebrochen, nicht viel Kontakt zu denjenigen zu haben, die Ezra Bridger später kennen würden - was er sich vorgenommen hatte, nachdem er unverhofft auf Caleb Dume getroffen war.
Bei Anakin war es bereits zu spät und er konnte nur hoffen, dass Darth Vader keine Verbindung zwischen ihm und dem Jungen von Lothal ziehen würde, dem es gelang, das Holocron aus dem Sith-Tempel von Malachor zu entwenden - doch zumindest von Ahsoka musste er sich fernhalten.
Außerhalb der Bibliothek war es gleich viel heller, als in der verdunkelten Bibliothek - das Licht der Mittagssonne erhellte den Steinboden, nur durchbrochen von den Schatten der Säulen zwischen den Fenstern.
Ezra war noch nie in der Kommunikationszentrale des Tempels gewesen, aber bereits einige Male vorbeigelaufen - darin hielten, soweit er wusste, die Jedi-Meister ihre Kriegsräte ab. Die Zentrale lag direkt unterhalb des Südturms, ganz in der Nähe der Archive, weshalb Ezra nicht lange laufen musste, bevor er den Raum leisen Schrittes betrat.
Niemand von den anwesenden Jedi schien ihn zu bemerken, waren in Gespräche vertieft oder sahen sich Daten und Holoabbildungen an. Neben Anakin und Obi-Wan Kenobi, waren noch Meister Yoda und drei weitere Jedi, die Ezra nicht kannte, in dem Raum.
Anakins Haare waren seit dem letzten Mal noch ein Stück gewachsen, das Dunkelblond wirkte noch ein Stück brauner als vorher, über seiner dunklen Jedi-Robe trug er Rüstungsteile, die seine Brust und Schultern schützten.
Ezra merkte es erst jetzt, aber Anakin Skywalker wirkte wesentlich älter, als erst Zwanzig.
Auf sein Gesicht schlich sich unbewusst ein trauriges Lächeln - er selbst wirkte schließlich auch nicht wie erst - mittlerweile - Neunzehn (er wusste nicht genau, wann er Geburtstag hatte - für ihn war eine genaue Zeitrechnung unmöglich - doch es war mehr als acht Monate seit seinem Zeitsprung vergangen, also musste er einfach mittlerweile Neunzehn sein). Zumindest wirkte er auf sich selbst älter - wie andere das sahen, wusste er nicht.
Sofort verschwand das Lächeln wieder. Nun, Onaii schien ihn nicht als älter einzuschätzen - zumindest nicht als alt genug, um ihn auf seine Missionen nach Dathomir mitzunehmen - oder aber der Jedi traute es Ezra tatsächlich nicht zu, unabhängig davon, wie alt Ezra war - er konnte nicht wissen, dass Ezra bereits mit sieben Jahren gelernt hatte, zu Überleben, dass schon auf ihn geschossen wurde, als er Acht war, dass er bereits -
„Wow, wie gerne würde ich jetzt wissen, was dir durch den Kopf geht", riss ihn eine belustigte Stimme aus seinen ausschweifenden Gedanken.
Anakin stand direkt vor ihm und grinste ihn an. „Deine Gesichtsausdrücke verraten zumindest einiges an Chaos, das dir durch den Kopf geht, Bridger. Sag, was -"
„Nichts wichtiges", unterbrach Ezra ihn schnell, zwang sich zu einem beschwichtigenden Grinsen.
Skeptisch legte Anakin den Kopf schief. „Ich habe dich dreimal ansprechen müssen, bis du reagiert hast. Sieht für mich nicht so aus, als wäre es nicht wichtig, wenn es dich so sehr beschäftigt."
„Nun, es ist nicht wichtig für dich", erwiderte Ezra unfreundlich, bereute den Tonfall aber sofort - er wusste selbst nicht, weshalb seine Stimmung auf einmal kippte. Verlegen biss sich Ezra auf die Unterlippe, doch Anakin reagierte kaum auf Ezras scharfen Tonfall, starrte ihn noch einige Herzschläge lang an, bevor er gleichgültig mit den Schultern zuckte.
„Schön - Anderes Thema also. Da du hier aufgetaucht bist, geh ich davon aus, dass Ahsoka dich tatsächlich in den Archiven gefunden hat", wechselte der Jedi das Thema und verschränkte die Arme. Fragend sah er Ezra an. „Ich fass es nicht, dass du tatsächlich immer noch so viel Zeit dort verbringst - ich meine mich zu erinnern, dass du mir gesagt hast, dass du theoretisches Lernen nicht ausstehen kannst."
Ezra verzog das Gesicht. „Wären die Informationen, die ich brauche, einfacher zu finden, dann wäre ich längst fertig", sagte er nur, erwischte sich dabei, dass seine Worte durchaus nicht nur auf seine mühsame Suche in den Archiven bezogen war.
Anakin schmunzelte. „Also suchen du und dein Meister das komplette Archiv einmal durch?"
„Nur ich", korrigierte Ezra ihn kurz angebunden.
„Und was macht dein Meister so lange?", fragte Anakin, runzelte die Stirn. Ezra biss die Zähne zusammen.
„Was weiß ich - er ist zumindest nie im Tempel."
„Nie? Das ist ziemlich lange", bemerkte Anakin langsam, behielt Ezra die ganze Zeit im Blick, als würde er ihm seine Gefühle darüber direkt ablesen können, obwohl Ezra versuchte, sie wieder zu begraben. Er mochte es vielleicht nicht verstehen und nachvollziehen können, doch Onaii hatte bestimmt seine Gründe, ihn im Tempel zu lassen -
„Ich habe ihn das letzte Mal vor sechs Tagen gesehen. Und davor war er zwei Wochen weg."
„Hat er dich dann überhaupt trainieren können - als dein Meister -", Anakin stockte, während Ezra sich eine unbedachte Antwort verkniff, stattdessen erneut auf die Lippe biss, bis diese blutete. Der Frust hatte sich anscheinend in den letzten Tagen angestaut, und nur ein einzelnes Gespräch mit Anakin Skywalker schien eben diesen Frust an die Oberfläche zu befördern.
Leise seufzend konzentrierte Ezra sich auf die Macht, in der Hoffnung, sie würde seine negativen Gefühle lindern können, zupfte an dem Saum seiner Tunika herum. „Er hat mir mehr beigebracht, als er noch nicht mein Meister gewesen war", sagte er nur mit gesenkter Stimme, bevor Anakin weitersprechen konnte.
Gekonnt ignorierte er dabei die Seitenblicke Kenobis und Yodas, die ihr Gespräch zu verfolgen schienen - stattdessen fixierte er seinen Blick auf Anakin, auf dessen Gesicht jetzt ein verstehendes Lächeln ausbreitete. „Verstehe. Daher dein Gefühlschaos - du musst dich abreagieren."
„Anakin - er sollte lernen, seine Gefühle in die Macht abzugeben, nicht, sie in einem Kampf rauszulassen", mischte sich jetzt Obi-Wan Kenobi mit strenger Stimme ein - abwehrend hob Anakin die Arme.
„Ich weiß - so meinte ich ja auch nicht!"
Skeptisch musterte Kenobi das unschuldige Lächeln Anakins einige Augenblicke lang, dann schmunzelte der Jedi ebenfalls - Ezra traute diesem Lächeln irgendwie nicht, und Anakin schien es ebenso zu gehen, denn sein Lächeln verschwand, er drehte sich abrupt zu Ezra zurück, doch Obi-Wan ergriff bereits das Wort.
„Nun, da Ahsoka in der nächsten Zeit Wachdienst in den Archiven hat, dürftest du doch genügend Zeit aufbringen können, zusammen mit Ezra einige Trainingsstunden zu verbringen. Ich habe auf dem Weg Meisterin Talus getroffen - sie wollte dich noch einmal sprechen, Ezra, und ich glaube, Anakin könnte dich begleiten."
Ausdruckslos sah Anakin wieder zu seinem ehemaligen Meister.
„Ich bin kein Padawan mehr -", begann er, doch Obi-Wan schüttelte den Kopf.
„- doch manchmal benimmst du dich wie einer."
Langsam sah Ezra zwischen den beiden Jedi hin und her. Obi-Wan trat näher zu Anakin heran, sagte einige Worte, leise genug, dass Ezra sie nicht verstehen konnte, während Anakins Gesichtsausdruck zwischen Missmut und Resignation wechselte.
„Schön, also gut", seufzte Anakin nachgebend, lächelte wieder leicht, während Ezra fragend seinen Blick erwiderte.
„Will Gaia nur mit mir sprechen, oder läuft das jetzt auf ein Training hinaus?", fragte er schließlich leise, als Anakin ihn an die Schulter griff und langsam aus dem Raum schob.
„Letzteres. Die Meister wissen, dass dein Training gerade hinten angestellt ist - Zumindest war das bei mir früher so, dass, solange Obi-Wan nicht konnte, andere Jedi-Meister einen Teil meiner Ausbildung übernommen haben", sagte Anakin, warf ihm im Gehen einen Seitenblick zu.
„Außerdem glaubt Obi-Wan, ich könnte manchmal ebenfalls ein wenig Geduld üben - das braucht man doch, wenn man Machtverbindungen aufbaut, nicht wahr?"
„Hat er dir das eben gesagt?", fragte Ezra neugierig.
Anakin schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Das weiß ich, weil ich ihn - und mich - kenne."
„Was hat er dann zu dir gesagt?"
„Dass ich durchaus meinem Freund helfen kann, Geduld zu lernen."
Ezra blieb kurz stehen, während Anakin nicht anhielt - schnell holte Ezra ihn wieder ein. Seine Worte überraschten ihn - auch wenn sie eigentlich von Obi-Wan stammten - sicher, er sah Anakin irgendwie als eine Art Freund, doch er hatte niemals erwartet, dass dieser es genauso sehen würde. Zumindest widersprach er Kenobi nicht in seiner Wortwahl.
„Denk nur nicht, dass dadurch das Beenden unseres Duells hinfällig wird. Das verschieben wir einfach, in Ordnung?", fügte Anakin grinsend hinzu, riss Ezra damit wieder aus seinen Gedanken. Schmunzelnd verdrehte Ezra die Augen.
„Wir könnten das Duell doch auch auf andere Disziplinen ausweiten", schlug Ezra nur vor - er wusste die Schwertkämpfe zwischen ihm und Skywalker zu schätzen, doch wenn sie jetzt schon ein Machttraining bei Meisterin Gaia Talus absolvieren würden, könnten sie ihren inoffiziellen Wettstreit auch darauf ausweiten - zumindest konnte Ezra selbstbewusst von sich behaupten, dass Gaias Fachgebiet zu den Tieren der Galaxis, ihm in der Ausbildung mit Kanan immer am besten gelegen hatte.
„Du meinst, wer besser darin ist, eine Verbindung zu Tieren einzugehen?", erfasste Anakin Ezras Gedankengang, neigte den Kopf ein wenig.
„Nicht unbedingt nur - aber ja."
„Dann gewinnst du aber", bemerkte Anakin trocken.
Ezra grinste. Vielleicht. Allerdings war Anakin stärker in der Macht als jeder andere, den Ezra kannte. Also sicher war er sich dabei nicht.
„Ist ja nicht so, als würdest du im Lichtschwertkampf auf jeden Fall gewinnen", meinte Ezra schulterzuckend, mit sarkastischem Unterton.
„Das steht nicht fest."
„Du überschätzt mich, Anakin."
„Du unterschätzt dich, Ezra."
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Hello^^
Ich bin schon wieder eine Woche zu spät - sorry dafür - allerdings habe ich eine gute Erklärung. Ich habe endlich auch mal Corona bekommen *freut sich* (#sarkasmuslässtgrüßen) und mir gings ein paar Tage einfach nur scheiße.
Und dann kam noch hinzu, dass ich dieses Kapitel einfach nicht leiden kann. Ich habe es immer wieder überarbeitet, neu geschrieben, gelöscht, aber gefallen tut es mir immer noch nicht - auch wenn es jetzt besser ist, als die erste Version xD Kurz hab ich überlegt, diese Handlung zu streichen, aber sie muss sein - immer diese blöden Übergangskapitel, ich hasse sie - auch wenn sie für eine Geschichte leider ein Muss sind xD
Vielleicht hat sich meine schlechte Laune ein wenig bei Ezras Laune bemerkbar gemacht - sorry Ezra ;)
Ich hoffe das ist nicht zu viel Denken, Fakten lesen, Gespräch geworden, aber um den einen (nächsten) Handlungspunkt einzuführen - naja, was sein muss, muss sein.
Die absoluten Clone Wars Fans erkennen vielleicht etwas wieder (oder auch nicht), denn ich steige jetzt tatsächlich in die Handlung einer Episode ein (zumindest grob), genauer dann im nächsten Kapitel - allerdings werde ich die Folge nicht einfach stumpf abschreiben und Ezra dazwischenquetschen, das wäre langweilig und viel zu blöd für mich (ich find das einfach nervig, alle drei Sekunden auf Pause zu drücken und einen Satz zu schreiben, nur um dann weitere drei Sekunden zu schauen xD).
Wie hat euch das Kapitel gefallen? Wenn nicht, dann sagt es ruhig - ich mag es ja selbst nicht wirklich ^^
Das nächste Kapitel - nun ja, ich bin noch nicht auf der Höhe, also gebe ich mal keine Versprechen - irgendwann in einer oder zwei Wochen.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag, und bis zum nächsten Mal ;)
Liebe Grüße
Danni^^
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