7-Wahrheit?
"Granger?", frage Malfoy in der siebten Nacht.
"Hm?"
"Du schläfst nicht, warum?", fragte 'der-Junge-der-keine-Wahl-hatte' sie.
"Ich passe auf dich auf. So wie du dich im Wald verhältst, wäre es kein Wunder wenn man uns finden würde.", flüsterte Hermione ihm zu.
"So? Wie verhalte ich mich denn?", keifte Malfoy.
Hermione verdrehte die Augen und legte sich die Worte gut zurecht. Sie wusste, dass Malfoy keine Hemmungen gegenüber ihr besaß. Er würde sie einfach töten oder sonstiges mit ihr machen.
"Du schläfst, als wärst du zu Hause, du trittst auf alles, das laut ist und du analysierst deine Gegend nicht. Das würde zu deinem Verhängnis werden, du musst das wirklich noch lernen.", erklärte sie und erwartete jetzt einen Schwall an Beschimpfungen oder ähnlichem, doch Malfoy tat etwas ganz ungewöhnliches für ihn.
"Dann bring es mir bitte bei Granger.", bat er.
Hermiones Kopf schoss an die Stelle, wo sie Malfoy sehen konnte. Ihr Gesicht hatte einen verwunderten Ausdruck angenommen und auf Malfoys fand sie ein kleines Lächeln.
"Ich meine das ernst. Kannst du mir das bitte beibringen, Hermione?", fragte er und nannte sie zum ersten mal bei ihrem Vornamen. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. So wie Draco hatte niemand zuvor ihren Namen ausgesprochen, richtig, an den entsprechenden Stellen betont. Sie lächelte leicht.
"Ich werde es dir beibringen Draco", nannte sie ihn beim Vornamen und sah wie das Lächeln auf seinem Gesicht immer mehr zu einem Grinsen wurde.
"Erste Lektion, du schläfst immer mit einem offenen Auge. Nein, nicht so! Du döst im Endeffekt nur. Du schläfst nicht richtig, aber erholsam ist es trotzdem. Versuch es einfach mal, halt deine Ohren offen und mach die Augen zu, und dann konzentriere dich auf deine Umgebung.", versuchte sie das 'nicht wirklich schlafen, aber irgendwie doch' ihrem ehemaligen Erzfeind zu erklären. Tatsächlich blieb Malfoy ruhig und legte sich nieder. Sie hörte das Laub rascheln und den Wind in den Bäumen rauschen.
"Warum schläfst du nicht?", fragte Draco noch einmal nach.
"Ich kann nicht. Immer wenn ich die Augen schließe sehe ich etwas, was ich nie sehen wollte.", erklärte sich Hermione und hoffte, dass die Frage damit abgetan war.
"Ich höre dein Gehirn arbeiten, Hermione.", holte Draco sie aus ihren Gedanken zurück. "Was beschäftigt dich. Erzähl es mir. Ich höre dir zu, egal wie komisch es ist.", er setzte sich auf und sah ihr erwartungsvoll in ihre rehbraunen Augen, die in der monderleuchteten Nacht schwarz schimmerten.
"Ich weiß nicht. Es ist so- so realistisch gewesen, sodass ich nicht einmal weiß, ob ich es wirklich gemacht habe, oder ob es wirklich nur ein Traum war. Es war so verdammt grausam, dass ich nicht einmal darüber reden will, weil ich dann wieder alle Bilder vor meinen Augen habe.", Hermione musste ihre Tränen zurückhalten. Normalerweise brauchte es etwas schwierigeres, Tote, oder Folterungen, um sie aus der Fassung zu bringen, doch da ging es auch um andere Menschen und um das Leid anderer. Sie hatte so wenig Zeit zur Selbstfindung gehabt, da war Harry, der unbedingt geschützt hatte werden müssen, und da war der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte und noch so viel mehr, und immer drehte es sich um andere Menschen, nicht um sie selbst. Nie hatte sich jemand für sie interessiert, für Harry ging es immer um Quidditch, und Ron dachte selbstverständlich immer ans Essen. Und Hermione hatte sich in ihrer Bücherwelt versteckt, sie hatte so viele Träume, so vieles, das sie einmal machen wollte. Doch ihre Perspektiven mussten sich nach Harry richten, ihre Träume platzten und sich selbst musste sie in die hinterste Ecke ihres Verstandes und Gehirnes schieben, weil für sie selbst kein Platz mehr war. Woher hätte sie auch die Zeit dafür hernehmen sollen? Deswegen ging es ihr Nahe, dass sich jemand wirklich, also so richtig für sie und ihr Wohlbefinden interessierte.
"Ich bin da, ich werde für dich da sein Hermione.", bekräftigte Draco.
"Kannst- kannst du Legilimentik?", fragte Hermione. "Dann kann ich es dir zeigen."
"Ja. Darf ich?", fragte er höflich, bevor er in ihren Kopf eindrang. Hermione fand es sehr respektvoll, dass er fragte, denn das zeigte, wie sehr er sich wirklich geändert hatte. Früher hätte er nicht einmal seine Hilfe angeboten, geschweige denn gefragt oder etwas dergleichen gemacht.
"Ich mach jetzt, okay?", informierte Malfoy sie sicherheitshalber.
Sie schluckte schwer, und versuchte sich nur an dieser einen Erinnerung zu orientieren. Draco musste ja nicht alles sehen, was in ihrem Kopf los war. Nicht alles musste er wissen, nur die Erinnerung stand jetzt im Fokus. Sie hatte die Augen geschlossen, was ihr das alles etwas einfacher machte. Sie spürte seine Präsenz im Kopf, spürte, wie er sich nicht zurecht fand. Sie hörte, wie er schneller atmete, und leitete seinen Geist durch den ihren, bis zur Erinnerung, da ließ sie ihn los. Sie bemerkte, wie sich sein Atem wieder legte, während ihrer immer schneller wurde, weil sie dieses grausame Handeln noch einmal sah. Aber sie konnte jetzt keinen Rückzieher machen, denn sonst würde Malfoy für immer in ihren Gedanken festsitzen und sein Körper wäre nur noch eine Hülle seiner selbst. Sie musste alles ansehen, und endlich, endlich war es vorbei. Die Erinnerung war zu Ende, Draco aus ihrem Kopf verschwunden. Sie hielt die Augen geschlossen, saß im Schneidersitz auf der Lichtung. Da saßen sie, im Mondlicht, schätzungsweise Mitternacht, oder etwas später. Lange Zeit sagte niemand etwas, beide sortierten ihre Gedanken, bis Hermione etwas an ihr spürte: Malfoy hatte seine Arme um sie gelegt. Sein Oberkörper an ihren Rücken gelehnt und seine Arme um ihren Oberkörper, sie lehnte ihren Kopf an ihn und spürte etwas heißes, flüssiges über ihre Wangen laufen. Sie weinte leise, diese Zärtlichkeiten war sie nicht gewohnt. Ihren Eltern hatte sie die Erinnerungen an sich gelöscht, seit einem Jahr hatte sie niemand mehr ernsthaft in den Arm genommen und einfach nichts gesagt. Hermione hatte noch immer die Augen geschlossen und merkte kaum noch, wie Draco sie aufhob, mit ihr etwas tiefer in den Wald ging, sich selbst an einen Baum lehnte und sie bequemer an seinen Oberkörper lehnte. Sie war tatsächlich eingeschlafen.
Morgen redest du vielleicht mit ihr, das hier hat sie bestimmt Kraft gekostet, aber wenn sie es nicht anspricht morgen, lässt du es sein. Sie muss von sich aus kommen, zwing sie zu nichts!, sprach die Stimme seines Gewissens zu ihm. Aber sie hatte Recht. Er durfte sie zu nichts zwingen. Das Eis des Vertrauens war noch sehr dünn und er wollte es nicht zerstören. Er konnte es nicht leugnen. Er mochte Hermione. Nein, als Liebe konnte man das nicht bezeichnen. Seine einzige Liebe galt Astoria. Er hatte sie leider nicht retten können. Sie war ebenfalls auf der Flucht gewesen. Mit ihm. Aber sie hatte sich für ihn geopfert, sich seinem Vater vor den Zauberstab geworfen um ihn zu retten. Er war gelaufen, so schnell er konnte, nicht einmal 'Danke' hatte er zu seiner großen Liebe sagen können. Bei ihrer Beerdigung war er im Hintergrund geblieben, hatte sein Aussehen mit unzähligen Zaubern geändert, nur damit er da sein konnte. Er musste sich all die bösen Worte über sich anhören, sie sei ihm nicht wichtig gewesen, sonst wäre er jetzt da und solcher Worte Herkunftsähnlicher. Später, als dann die ganze Gesellschaft gegangen war, war er am Grab zusammengebrochen, hatte Stunden dort gesessen, erzählt, wie wundervoll sie war, wie dankbar er ihr war, und ihr geschworen, sie würde seine einzige Liebe bleiben. Auch ihm liefen nun kleine, heiße Tränen über die Wangen, doch er wusste, dass Hermione das akzeptieren würde und es für sie normal wäre. Was ist schon normal? Langsam segelte er in das Reich der Träume hinein. Doch er träumte von der letzten Begegnung mit Astoria...
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