12-Überlieferung
"Draco, komm schon, aufwachen, wir müssen Essen suchen!", rüttelte Hermione an Dracos Oberarm und brachte ihn somit zum Aufwachen.
"Müssen wir schon wieder?", fragte dieser verschlafen. Er strich sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich auf. Er sah in das strahlende weiß des Mondes und sah darin so etwas, dass ein bisschen aussah wie Hoffnung.
"Okay, lass uns suchen gehen.", sagte er und stand auf. Sie schlichen den schmalen Trampelpfad entlang und kamen schließlich an einer Lichtung an, auf der Einhörner grasten.
"Pssst- Draco...", flüsterte Hermione, doch sie sah ihn nirgendwo und bekam auch keine Antwort. Dann sah sie nach vorne und sah ihn auf einem der Einhörner sitzen. Sie ging langsam zu ihm und fragte: "Wie hast du das gemacht?". Erstaunt sah sie ihn an und merkte gar nicht, wie ein Einhorn zu ihr kam und sie von hinten anstupste. Langsam drehte sich Hermione um. Es war ein majestätischer und definitiv einzigartiger Moment. Sie sah dem Tier tief in die Augen und verbeugte sich langsam. Auch das Tier senkte seinen Blick und Hermione konnte ihre Hand auf das weiße Fell des seltenen Tieres legen. Ganz langsam strich sie mit der Hand von Kopf bis zum Bauch, wo sie ebenso langsam aufstieg. Das Einhorn hob den Kopf und folgte dem, auf dem Draco saß. Es schien der Anführer der Herde zu sein und es ging in den Wald hinein. Brav folgten ihm all die anderen Tiere. Es war göttlich. Diese Stille, und dieses bestimmte folgen der Herde beruhigte Hermione ungemein. Sie liebte es, wie dieser Frieden und die Hoffnung sich auf alles um die Herde herum auswirkte. Irgendwann später standen sie tief im Wald, an einem kleinen See, der das Mondlicht und den darumstehenden Wald spiegelte. Kleine Funken stiegen aus ihm auf, zumindest sah es so aus. Aber es waren die Sterne, die hier so realitätsgetreu wiedergegeben wurden. Es war wunderschön. Das Essen, das sie ursprünglich suchen wollten, war längst vergessen, denn hier waren unglaublich viele Sträucher mit Beeren, unzählig viele Wurzel und überall waren Felder mit Pilzen, die nur darauf warteten gegessen zu werden. An einem kleinen, freigelegten Uferplatz stiegen Hermione und Draco ab und ließen die Herde ziehen. Sie sahen sich in die Augen und waren einfach nur glücklich. Hermione machte ein kleines Feuer, man sollte sie ja nicht aus der Luft sehen können. Doch es war bereits passiert.
Severus hatte, wie so oft, wieder einmal nicht schlafen können und flog dann oft zu diesem See. Es beruhigte ihn immer ungemein, den Einhörnern beim grasen zusehen zu können, dann konnte er seine Gedanken immer langsam sortieren und konnte mit einem klaren Kopf nach Hause zurückkehren. Er konnte an diesem See ganz er selbst sein. Er konnte all seinen Gedanken freien Lauf lassen, weil er wusste, das ihn hier niemand fand und niemand orten konnte. Doch heute war es anders. Er hörte Stimmen, manchmal ein Lachen, und je näher er einer kleinen hell erleuchteten Stelle kam, vom See mal abgesehen, desto lauter wurden die Geräusche. Hinter einem Schilfwald pirschte er näher heran und machte die Quelle des Lärmes aus. Er konnte nicht fassen, welches Bild sich ihm dort bot: Granger lachend an Malfoy gelehnt, mit einem Männerhaarschnitt und völlig unversehrt. Noch dazu sah sie fast so aus wie er, weil ihre Haare mittlerweile auf Kinnlänge waren. Sie redeten über belangloses, schienen glücklich. Gerade ging er einen Schritt vorwärts und trat auf einen getrockneten Schilfstiel. Er hoffte, dass er nicht gehört worden war, doch zu spät. Beide Köpfe hatten sich in seine Richtung gedreht und natürlich war er gesehen worden. Also machte er das beste aus der Situation und stellte sich aufrecht hin, und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. Elegant schritt er hinter dem Schilf hervor.
"Professor Snape.", grüßte Hermione kalt und hielt ihren Zauberstab auf ihren vermeintlichen Feind.
"Hermione lass das.", belehrte Draco sie eines besseren und erntete einen bösen Blick ihrerseits.
"Nun denn, ich wollte Ihr kleines Date ungern stören, aber ich hätte da etwas für Sie, Miss Granger, oder soll ich schon Malfoy sagen?", diese kleine Stichelei konnte und wollte er sich nicht verkneifen. Ungern wollte solch junges Glück zerstören, aber er würde ihr schon Manieren beibringen, sollte sie weiterhin so mit Männern umgehen. Er wollte schließlich nicht der einzige sein, der in der Ehe, wenn sie auch nicht gewollt war, seiner Partnerin treu blieb. Er war jemand der alten Schule, und hoffte, dass Hermione auch mit gewissen Werten aufgewachsen war und ihn somit in dieser Sache verstand.
"Was haben Sie für mich, Sir?", fragte Hermione mit gespieltem Interesse. Sie war aufgestanden, wenn sie ihm schon begegnen musste, dann auf Augenhöhe. Ihr Stolz wollte immerhin nicht verletzt werden, er hatte schon genug Schaden von ihm erhalten. Da musste er, wenn er es denn vorhatte, nicht noch einmal nachtreten.
"Ich überbringe Ihnen eine Nachricht des dunklen Lords. Da Sie keinen Zugriff zum Tagespropheten haben, mache ich das alles hier kurz für Sie. Er plant ein Ehegesetz und hat kurzerhand bestimmt, dass Sie und ich heiraten müssen.", das mit dem 'erzähl mir alles über sie' ließ er vorsichtshalber weg, wer weiß, wie sie reagiert hatte. Die Details konnten sie ja besprechen, wenn sie gemeinsam in seinem Haus saßen und sich beruhigt hatten. Ja, auch ihn hatte diese Nachricht geschockt, aber es war nichts im Gegensatz zu Hermiones Gesicht, das gerade alles sagte. Der Mund leicht geöffnet, die Augen weit aufgerissen, alle Gesichtszüge waren ihr entglitten. Sie war ganz blass um die Nase, was das hellweiße Mondlicht nur unterstützte.
"Sir bitte gehen Sie. Sie sehen doch, wie schlecht es ihr gerade geht.", übernahm Draco fürsorglich das Reden für Hermione, der der Schock noch immer ins Gesicht geschrieben stand. Sie musste sich erst einmal setzen und fuhr sich mit beiden Händen durch die widerspenstigen Locken.
"Hier ist noch der Termin. Gute Besserung.", den letzten Satz hatte er nur aus reiner Höflichkeit hinzugefügt, ernst gemeint hatte er das natürlich nicht. Aber es war ja Severus Snape, was wollte man da groß erwarten? Er drehte sich und disapparierte in Begleitung seines schwarzen Rauches in die Wälder hinaus.
Hermione saß beim Feuer und wusste nicht was sie sagen sollte. In ihrer linken Hand hielt sie das Stück Pergament, auf dem der Ort und die Zeit stand, aber sie war noch immer so geschockt, dass sich der dunkle Lord DIESE Bestrafung ausgesucht hatte. Wusste er denn, wie viel Gewalt gegen Frauen er damit anrichtete? Offensichtlich nicht. Seine Mutter würde sich im Grab umdrehen, sähe sie ihren Sohn und sein Richten über unschuldige. Sie schüttelte mechanisch ihren Kopf und starrte noch immer ins Feuer. Draco wusste nicht was er tun sollte, also legte er seinen Arm um sie. Es war ihm aufgefallen, dass sie nicht auf seine Stichelei eingegangen war und es wunderte ihn nicht einmal mehr, sie war sowieso schon so abwesend gewesen. Aber das hier, jetzt, war etwas anderes. Er nahm sie fest in den Arm und zog sie zu sich. Nur langsam begann sie wieder sie selbst zu werden. Das würde ein langer Tag werden, schwierig und überfordernd für ihre Gedanken...
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