1-Kriegsende
Sie standen sich gegenüber. Beide Seiten. Es ging alles irgendwie viel zu schnell und doch zog sich jede Minute in Stundenlänge hin. An allen Fronten Todesser, über und über. Es war aussichtslos, alles war versunken in Trauer, in Leid, den flehenden Schreien junger Schüler, die sich den Tod wünschten, den sie so früh in ihrem jungen Leben doch gar nicht kennenlernen sollten. Und doch war er wie ein alter Freund für sie, ein Freund, der sie in die warme Welt des Nachlebens aufnahm, wo sie sich geborgen fühlen konnten. Wo all der Schmerz in der Sekunde des Todes von ihnen abfiel und ihre geschundene Seele endlich in den Himmel zu ihren Familien wandern durfte. So jung, so rein, so unschuldig und doch tot. Doch er wurde ihnen nicht gewährt, stattdessen Crucioflüche, soweit das Auge reichte. Und inmitten dieser ganzen Schlacht ER. ER, Voldemort levitierte den bewusstlosen Harry zu sich. Die starken Zauber der beiden hatten Harry stark getroffen, denn Voldemort hatte sie auf ihn abgeleitet, auf ihn, den Jungen der überlebt hatte. Ginnys markerschütternder Schrei drang zu Voldemort durch. Dieser schaute sie nur mit einem verächtlichen Blick an. Noch immer war er den Rotschöpfen sehr abgeneigt. Harry schwebte in der Luft, noch immer bewusstlos. Der Schlangenmensch ging alleine mit Snape und dem schwebenden Harry ins Schloss. Sein Ziel war die große Halle. Gewaltsam versuchte Voldemort ihn zu wecken.
"Herr, lasst mich ihn zurückholen.", meldete sich Snape zu Wort. Er wollte dem Jungen sein vielleichtiges Ableben weniger schmerzhaft machen.
Der dunkle Lord ließ von dem Jungen ab und verließ den Raum. Snape schmiss sich förmlich zu dem Jungen, flößte ihm behutsam einige Tränke ein und versuchte ihn zu wecken. Er erinnerte ihn so sehr an James, aber er musste endlich die Vergangenheit ruhen lassen und über seinen Hass für James sehen. Der Junge war anders, anders als James, er sah aus wie eben genannter, aber er hatte die Gütigkeit und den Kampfgeist Lilys.
"Potter! Potter! Wachen Sie auf!", flehte er.
Seine Erinnerungen waren schließlich nicht um sonst genau bei Harry gelandet! Lily war doch auch eine Kämpferin gewesen. Die Erinnerungen brachen über ihn herein und er hatte alle Mühe SIE zurückzuhalten: Seine Tränen. Verdammt, wann war er so emotional geworden!? Langsam regte sich Harry unter seinen Armen und öffnete mühsam die Augen.
"Potter!", rief Snape fast schon erfreut aus.
Harry fand sich in seinen Armen wieder. Warte was? In den Armen DER dunklen Fledermaus, die jahrelang demütigend und selbstgefällig gehandelt hatte? Oder war er es gar nicht? Harry konnte keinen klaren Gedanken fassen, sein Kopf vibrierte noch von all dem Schmerz, den Riddle ihm zugefügt hatte.
"Sir", presste er heraus. Anscheinend hatten seine Lungen oder besser gesagt Rippen einen enormen Schaden genommen.
Augenblicklich fand er sich auf dem eisig kalten Boden wieder, Snape vor sich stehend, seine Emotionen wieder unter Kontrolle. Leider. Ein Gefühlskälte ausstrahlender Snape war gefährlich, vor allem wenn man wusste, dass er eigentlich doch gerade etwas fühlte. Plötzlich ging die Tür auf, dahinter stand: Tonks.
"Tonks! Was machen Sie hier!? Der dunkle Lord kommt jeden Augenblick zurück! Sie gefährden unsere Mission! Verschwinden Sie zu Lupin!", rief er der Gestalt in dem Tor zu.
Zu spät. Voldemort trat ein und hatte sie mit einem nonverbalen ,Avada Kedavra' getötet. Sie lag nun tot in einer Ecke der großen gottverdammten Halle. Tot, wie ihr Verlobter. Woher? Warum? Was zur Hölle Merlins sollte das? Verdammt, warum war dieser Fluch eigentlich so einfach? Diese Frage konnte er sich sogar leider selbst beantworten. Du musst es nur wollen, Severus. Wollen? Der dunkle Lord wollte den Krieg! Er wollte all das Leid, um sich daran zu ergötzen! Um seine Macht zu spüren, und das alles nur wegen... Potter. Weil er damals überlebt hatte, weil sich Lily ihm in den Weg geworfen hatte und eine Jahrtausendalte Magie genutzt hatte - die Liebe. Die nie für ihn gedacht war... Wie er doch diese Potters hasste! Für ihren gryffindorschen Mut und diese Aufdringlichkeit. Zack, eine weitere Welle der Emotionen kam. Doch sie prallte irgendwo ab. Genau da, wo es nicht mehr weh tat, seiner Maske. Verdammt, Severus, halte deine Okklumentikschilde sicher! Der dunkle Lord schlich unterdessen in immer kleiner werdenden Kreisen um ihm, sodass er eher der Schlange in ihm glich, als dem Menschen, der er einmal war.
"Harry! Nein!", schrie Ginny, als sie in die Halle stürmte.
Kann es denn noch komplizierter werden!?, fragte sich Severus verzweifelt.
"Severus mein alter Freund, was macht Nymphadora Tonks hier?", flüsterte der dunkle Lord bedrohlich leise.
"Professo-", begann Harry zu sprechen.
"Schweig!", befahl Riddle mit seiner schneidend kalten Stimme und richtete seinen Zauberstab auf den, der seinesgleichen Kern besaß.
"Ich werde dich jetzt töten, Harry Potter. Du wirst dir wünschen nie von deiner dreckigen Schlammblutmutter geboren worden zu sein!", schnurrte er schon fast. Darauf folgte ein grausam kaltes Lachen. Selbst Snape entglitten sämtliche Gesichtszüge, obwohl er nicht empfindlich war, gegenüber dem, was sein Lord aussprach oder tat, so raubten ihm diese Worte doch sichtlich die Fassung. Immerhin griffen sie Lily an! Eine Tote! Es heißt, beziehungsweise ihm lehrte man: "Toten Ruf schädigt man nicht!", doch das war dem dunklen Lord wohl egal. So wie alles was um ihn herum passierte. Sämtliches Leben, dass er berührte oder nur ansah, schwand aus dem Körper oder Objekt. Kalt und eisig, einem Dementor gleichend, zog er mit seinen Anhängern in den Jahren über die Länder. Man konnte seine Spuren klar und genau lesen. Hier und da ein paar tote Muggel, belangloses, doch ging er auf Zauberer, oder auf Leute seiner eigenen Reihen, war es ernst. Sämtliche Landstriche waren kalt, vereist, selbst im Sommer gewannen sie nicht mehr die Freude und Farbe zurück, die sie hatten, bevor ER kam. Es sei, als wären selbst die Pflanzen von seiner puren Anwesenheit eingefroren geworden. Aber das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war für Severus nur eines, beziehungsweise einer: Potter.
Doch auch dieses Problem sollte sich bedächtig einfach und vor allem bald lösen. Der dunkle Lord verließ nochmals die große Halle. Diese war bereits eingebrochen, das hieß die verzauberte Decke war zerstört und riesige Löcher zierten die sonst so schöne Decke. Herein fiel für diese Jahreszeit untypisch: Schnee. Friedlich langsam, so als sei alles normal, froh und einfach wie immer, doch das war es nicht, was sich spätestens mitten im neuen Tag zeigen sollte. Weiß waren die Flächen unter den Löchern, weiß und rein, unschuldig, und eigentlich schön anzusehen.
Die Gedanken der Anwesenden zogen sich in die Länge, niemand wagte auch nur mit einem Wort die Stille, die alles in sich einhüllte zu brechen. Sie war einfach zu schön, und doch wurde sie gebrochen, von wiederkehrenden Schreien des Leids. Kinder, die sterben mussten, es musste doch alles nicht sein! Weshalb starben sie alle wegen ihm? Weil sie der Armee des Lichts angehörten und ihr Leben dafür geschworen hatten. Ihr viel zu junges Leben. Sie verpassten so, so viel, doch vielleicht war es besser so. Vielleicht wäre das Leben doch zu grausam zu ihnen gewesen. Bald hatte alles sein Ende, ob nun gut oder böse, das sollte sich erst in den nächsten Stunden des anbrechenden neuen Tages zeigen...
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