
Kapitel 18
Wie immer, in den letzten Tagen, lag ich unentschlossen auf meinem Bett und versteckte mich vor der Außenwelt. Denn ich wollte niemanden sehen, noch nicht mal Veronica, die versucht hatte mich mit Schokolade und Tee zu locken, was eigentlich ziemlich verlockend war, nur wollte ich nicht, da ich vor allem die riesige Platzwunde an meinem Kopf verstecken wollte.
Kies war schon immer mein heimlicher Feind gewesen und nun war er dies auch noch offiziell. Da viel man einmal hin und schon hatte man sich direkt die ganze Stirn, mitsamt der Frisur, ruiniert.
Dazu kam meine Flucht vor dem jungen, bulgarischen Mann, dessen ausgestreckte Hand und somit Hilfe, keine Option gewesen war. Sein Entsetzen war ihm sehr deutlich ins Gesicht geschrieben, doch ich hatte keine Zeit um mich darum zu scherren, schließlich hatte ich mich komplett blamiert, was mir jetzt meine ganze Familie übel nahm. Draco fand es zwar eigentlich nur witzig, aber der Rest, war ziemlich wütend gewesen.
Mum sprach nur noch sehr wenig mit mir und Narzissa ließ es gleich ganz bleiben. Stattdessen unterhielt sie sich nur noch mit den Gästen oder mit Draco und Bella, wenn es nötig war. Mich machte dies traurig, es war doch keine Absicht gewesen. Und ich war definitiv nicht extra gestürzt.
Aber meine Familie sah dies so an, was ich still und heimlich so akzeptieren musste und mich deshalb so gut es eben ging vor ihr versteckte. Mein Zimmer reichte mir auch eigentlich aus, hier verbrachte ich gerne meine Zeit. Mit meinen Büchern und meiner Katze als Gesellschaft fühlte ich mich sehr, sehr wohl. Mehr brauchte ich fast gar nicht.
Gedankenverloren starrte ich einer kleinen Wolken hinterher, während ich Tansu kraulte. Meine Katze schnurrte deshalb glücklich, was das einzige Geräusch in diesem Raum war. Ansonsten war alles leise. Zum Glück. Ich liebte die Stille. Hätte ich jetzt noch Schokolade, wäre mein Leben fast perfekt.
Wäre da nicht noch diese eine Sache. Besser gesagt, dieses eine Verlangen nach dieser einen Person. Ich versuchte sie in meinem Kopf so gut es eben ging zu verdrängen, weil ich Angst davor hatte, dass meine Mutter auftauchen würde und herausfinden würde, für wen ihre Tochter Gefühle hegte. Aber tief in meinem Inneren war sie noch da und hatte einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen für sich reserviert.
Es schmerzte an ihn zu denken, aber noch mehr schmerzte es ihn zu verdrängen. Das hatte er absolut nicht verdient. Zu gerne wäre ich jetzt aufgestanden und abgehauen. Nur konnte ich dies nicht über mich bringen. Schließlich musste ich noch auf Draco aufpassen. Dieser benötigte mich mehr als er. Er war erwachsen und hatte eine liebevolle Familie, die ihn niemals im Stich lassen würde, im Gegensatz zu unserer. Mum würde uns schneller hängen lassen als wir hätten 'Quidditch' sagen können.
,,Du hast Quidditch gespielt?" Ich zuckte wie immer zusammen, wenn sie sprach. Auch hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie auf einmal auftauchen würde, Geschweige denn hatte ich bemerkt, wie sie sich in meine Gedanken geschlichen hatte oder hatte sie das gar nicht, sondern ich hatte vielleicht nur laut gedacht?
,,Draco hat mir das erzählt." Kam es von meiner Mutter, die wohl meine, mir entgleisten, Gesichtszüge bemerkt hatte. Die Erklärung beruhigte mich um einiges, weshalb ich versuchte mir mein erschrockens Gesicht nicht anmerken zu lassen. ,,Ah, ja, aber nur so anfängermäßig", murmelte ich mehr zu mir selbst als zu Bella. Diese schien das nicht zu stören, denn sie machte sich gerade ziemlich breit in meinem Zimmer und begann sich überall besonders genau umzuschauen. Dieses Verhalten hatte sie so noch nie aufgewiesen. Sonst war sie nur an meinem Zimmer vorbei geschlichen und hatte reingeschaut, um mir etwas zuzurufen. Heute jedoch musterte sie alles haargenau. Was mich direkt in Alarmbereitschaft versetzte.
Dann erhellte sich ihr Gesicht plötzlich. ,,Katze!" Sie blickte zu Tansu, die sie zuerst überrascht anblickte, aber dann schnurrte. Da ich seit Jahren mit ihr sprach, musste sie so langsam verstanden haben, dass sie eine Katze war. Jedenfalls reagierte sie darauf problemlos. Nur nicht dann, wenn es wirklich wichtig war. In den Fällen hörte sich noch nicht mal auf mein lang gezogenes Tani, was sonst immer klappte. Manchmal konnte man wirklich nur den Kopf schütteln über das Verhalten dieser Katze.
Nachdem meine Mutter ausführlich Tansu gemustert und etwas gekrauelt hatte, begann sie wieder sich zu äußern. ,,Ich wollte damals immer, dass du eine Eule bekommst, denn Katzen fand ich schon immer langweilig. Nur warst du damals erst 2 Monate und etwas zu jung für ein Tier und so viel Verantwortung. Also entschied Narzissa wohl erst Jahre später, du wärst bereit für dein erstes Haustier, mhm." Mir rieselte ein Schauer über den Rücken. Mum erzählte sowas so gut wie nie. Stattdessen war sie ständig für sich alleine oder drüben in der Manor.
Ich blickte zu ihr hoch, so wie ich es eigentlich bei jedem tat. Aber zu ihr blickte ich gleichzeitig auch noch auf. Was von Zeit zu Zeit anstrengend war. Bella stand in eine dunkle Robe gehüllt, was mir andeutete, dass sie gleich zur Manor aufbrechen würde. Dazu trug sie schwarze, abgetragene Stiefel und ihr Zauberstab steckte, als wäre er dafür bestimmt worden, in der rechten Tasche der Robe, jedoch so, dass Bella in wenigen Sekunden danach greifen konnte. Sie wirkte kurz abgelenkt, wodurch ich eine Blick auf ihr entspanntes Gesicht erhaschen konnte. Sonst wurde ihr Gesicht immer von mindestens einer Falte geziert. Auch waren da die kleinen Narben, die im hellen Licht aber kaum zu erkennen waren.
,,Woran denkst du?" Fragte ich leise. Ihr Blick traf auf mich und dann schien sie wieder hier anzukommen. ,,Daran, dass das vielleicht das letzte Haustier sein könnte, welches-" sie hörte auf zu reden und schien sich besinnen zu wollen, doch ich hatte schon verstanden was sie sagen wollte. ,,Es wird alles gut, Mum. Sie werden dich bestimmt nicht erwischen. Du wirst nicht sterben!" Ich wusste ganz genau von ihren Aufträgen, die sie für die Todesser und ihn erledigen musste. Zwar wusste ich nicht, was sie nachts tat, wenn jede gewöhnliche Hexe eigentlich schlief, aber ich konnte mir denken, dass sie irgendwas gefährliches tat. Sonst würde sie nicht im heißen Sommer mit langen Roben herumlaufen und sich ständig über Schmerzen beklagen.
,,Oh nein", Mum kicherte und mir lief ein weiterer Schauer über den Rücken, der mich fast schon gefrieren ließ. Diese Lache machte mir unglaublich Angst. ,,So schnell werde ich nicht sterben. Dafür wird er sorgen. Aber bei dir wäre ich mir nicht so sicher. Du stehst bis jetzt noch auf keiner richtigen Seite und vertrauen tut dir auch keine so richtig, weshalb ich an deiner Stelle schön vorsichtig wäre, Kind. Nicht, dass dich am Ende noch jemand hier in der Nähe umbringt, weil er dich für eine mögliche Verräterin hält."
Ich starrte meiner Mutter nach, die während ihrer Rede immer weiter zur Tür gegangen war.
,,Also ist es für dich jetzt langsam an der Zeit dich zu positionieren und endlich eine Todesserin zu werden."
Und mit diesen Worten und einem aufgeregtem Kichern verließ sie endlich mein Zimmer um die Treppe runter zu eilen. Mit jedem Schritt, mit dem sie sich entfernte, ging es mir besser. Bis mich die Angst überkam und ich das tat, was ich eigentlich nie hier vorgehabt hatte. Doch jetzt brannte dieses Verlangen so sehr in mir, dass ich es nicht mehr aushielt.
Mit klammen Fingern holte ich den kleinen Schnatz aus seinem Versteck, in meiner Kommode, heraus. Er war ein Geschenk von ihm gewesen. Der Schnatz war eine nachgebildete Variante, des Schnatzes, der für die Quidditch Spiele verwendet wurde. Zwar verstand ich nicht, was ich mit einem Gegenstand anfangen sollte, der für mich nichts besonderes war, aber da es sein Lieblingssport war, verstand ich, dass für ihn dieses Geschenk wohl naheliegend war. Außerdem hatten wir ja auch einen Schnatz beim gemeinsamen Nachsitzen einfangen müssen, nur hatte das ganz schrecklich geendet. Weshalb ich seine Wahl etwas ungeschickt fand, wenn ich genauer darüber nachdachte, aber in diesem Moment war ich glücklich über das kleine Ding.
Schließlich war es mein letztes bisschen Neutralität, was ich hier noch hatte. Ich blickte den Schnatz wortlos an und versuchte zu verstehen, wie ich das alles überleben sollte, wenn mich sogar meine Mutter vor dem Sterben gewarnt hatte.
•••
Ach, wüsste Belle nur, dass der nachgebildete Schnatz auch einen Hohlraum besitzt, der etwas preisgibt, was nur für sie bestimmt ist.
(Wie immer würde ich mich über Votes und Kommentare freuen.)
Habt einen wunderschönen Abend.
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