Kapitel 8
,,Kann ich bis zum Ende der Fahrt noch hier bleiben?" Meine Stimme klang stockenden, so als würde ich am Ende mehrere Stunden brauchen, um den Satz zu beenden. ,,Klar, wenn du nicht beißt." Über diesen Satz von George musste ich, ein klein wenig, lächeln. ,,Nein, ich beiße nicht." ,,Na dann, willkommen." Katie lächelte mich an. ,,Du machst dieses Jahr deine ZAG's, oder?" Mischte sich jetzt auch Fed ein. ,,Genau, wieso?" Ich schaute neugierig zu ihm rüber, er wirkte komischerweise viel charmanter als sein Zwilling. Oder bildeten ich mir das ein?
,,Ach, nur so. Viel Glück", sagte Fred ruhig. ,,Danke." Wow, anscheinend fällt ihnen nicht viel ein, über dass sie mit mir reden können. Langsam verlor der Zug an Tempo.
„Wir sind wohl gleich da." Angelina klang glücklich, wahrscheinlich, weil sie mich gleich los war. Durch einen abrupten Stoß, blieb der Zug stehen, doch leider war ich bereits aufgestanden, da ich das Bremsen nicht als so kräftig in Erinnerung hatte und kippte prompt nach vorne, direkt auf Fred, der mir bis eben gegenüber saß und das Ende dieser Zugfahrt anscheinend auch nicht abwarten konnte!
Mit einem lauten Aufschrei kippte und stürzte ich auf ihn zu - direkt in seine Arme, bis wir uns auf dem Boden aufeinander wieder fanden. Ich lag, peinlicher Weise, auf ihm. Was meine Wangen sofort rötete. Wieso passierte mir das? Ich presste meine Beine und Arme möglichst nahe an meine Körper und versuchte dann, keine Panik Attacke zu erleiden. Ich schämte mich so sehr, dass ich nicht in der Lage war sofort wieder aufzustehen. Mein Puls verschnellerte sich und ich atmete unkontrolliert ein und aus. Warum, Isabelle? Vier Schuljahre warst du unsichtbar und nun passierte sowas? Peinlicher ging es gar nicht mehr. Und dann endete ich auch noch auf Fred Weasleys Brust, die sich schrecklich gut unter mir anfühlte. Er war zwar relativ hoch gewachsen und ich fragte mich, woher er seine Hosen hatte, aber er schien dafür auch relativ gut gebaut zu sein. Was mir tatsächlich auffiel und mir dann auch noch gefiel. Nicht, dass ich irgendwas von ihm wollte, aber ich konnte mittlerweile nachvollziehen, warum es andere wollten. Er war ein guter Fang, wie Veronica so schön sagen würde. Nur träumten Slytherins nicht von Gryffindors. Das war irgendwie nicht richtig. Oder war ich einfach nur verklemmt? Durften sich Gryffindors und Slytherins mögen?
Fred jedenfalls schien es egal zu sein, wer ich war. Denn wäre es ihm nicht egal, hätte er schon längst einen doofen Spruch gebracht. Stattdessen sagte er etwas vollkommen anderes. ,,Du bist ganz schön umwerfend", hörte ich ihn dumpf unter mir. Das Erste was mir nach diesem Schock auffiel war, wie warm er war. Nicht nur die Wärme seines Körpers überraschte mich, sondern auch die Wärme seiner Worte. Sie fühlten sich unbeschreiblich gut an, auf eine Weise, die mich in Angst versetzte, da ich nicht wusste, ob er sie überhaupt positiv meinte.
Vorsichtig zog ich meine Hände von seinem Hals weg, dort waren sie nämlich gelandet. Das bisschen Haut, das ich berühren konnte, fühlte sich weich und entspannt an. Er war vollkommen entspannt, obwohl ein fremdes Mädchen auf ihm lag und dämlich vor sich hin zitterte. Meine Augenlider flatterten, weswegen ich meine Augen nicht zu kneifen konnte, stattdessen schielte ich fast schon zu ihm rauf. ,,Sollte das ein Kompliment sein?" Das hatte ich jetzt nicht wirklich laut gesagt, oder? Ich Trottel, am besten gehe ich mich gleich in Hogwarts vergraben. Eigentlich müsste mir seine Meinung über mich vollkommen egal sein, denn Draco und Lucius hassten die Weasleys.
Aber gerade wünschte ich mir, Fred würde etwas positives von mir denken. Etwas nettes wie, sie ist nicht so schwer, wie ich dachte, sie riecht ganz gut oder wenn sie endlich von mir runter gekrabbelt ist, werde ich diesen Vorfall vergessen. Bestimmt dachte er dies nicht, denn ich war das seltsame Slytherinmädchen, dessen Name ihm sicherlich entfallen war. Nur gut, dass ich seinen Namen auch fast nicht mehr wusste. Gut, ich wusste ihn schon noch, nur ging es hier um das Prinzip. Draco nannte ihn definitiv nicht beim Vornamen, also würde ich das auch nicht tun. Naja, irgendwie fand ich es unpassend ihn nur Weasley zu nennen, deswegen würde ich ihn in meinen Gedanken wahrscheinlich doch Fred nennen. Aber nur so.
,,Vielleicht", ertönte seine Stimme wieder unter mir. Puh, ein bisschen Glück hatte ich also doch noch. Nur meine Würde verschwand immer mehr, vor allem, als ich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Er schaute nun ebenfalls zu mir und schmunzelte. Tatsächlich er schmunzelte, was ich nicht erwidern konnte, da ich zu geschockt von seiner ganzen Reaktion war. Fred lächelte so, als wäre das hier kein Problem für ihn und ich hätte alle Zeit der Welt, um aufzustehen. Wie konnte mir jemand so ein gutes Gefühl bereiten, in dem er mich nur anschaute? In meinem ganzen Leben spielte, schon immer, mein Komfortzone eine große Rolle. Ich musste mich wohl fühlen, sonst fühlte ich mich instinktiv unwohl. Und obwohl ich ihn nicht kannte, nur von ihm wusste, dass er einen Zwilling besaß und ständig irgendwelchen Ärger hatte, ich fühlte mich trotzdem irgendwie wohl.
Ich konnte nun spüren, wie er netterweise an meinem Pullover zog, der ein Stück meines Rückens offenbart hatte. Was mir peinlich war. Langsam fühlte sich das alles nur noch falsch an, aber alleine würde ich niemals hochkommen. Katie schien das zu merken. Sie hielt mir beide Hände hin, die ich, nach einer schrecklichen von Fred runter Bewegung, ergriff. ,,Danke, Katie", murmelte ich, noch während sie mir hoch half. Sie brachte mich freundlich lächelnd auf die Beine, so als wäre fast gar nichts passiert. Zum Glück war sie da, anstatt nur dumm da zu stehen, währenddessen erkundigte sich Angelina besorgt nach Fred.
Dieser wartete, bis ich zitternd wieder stand und hielt mir dann auffordernd eine Hand hin. Um ihm meine Dankbarkeit, dafür dass er mich irgendwie vor einem schlimmen Fall bewahrt hatte, zu zeigen, streckte ich ihm also meine entgegen. Ich hatte nicht bemerkt, dass sich das Abteil geleert hatte.
Während ich Freds Hand immer näher kam, schaute ich zu meinen Sachen und meiner Katze, sie war das Einzige hier noch vorhandene Lebewesen in diesem Abteil, neben Fred und mir. Ich wollte unbedingt den Blickkontakt vermeiden, also versuchte ich sie durch das Gitter ihres Körbchens zu erspähen. Meine Katze schien zu schlafen. Na toll. Was für eine Verräterin.
Seine warme und große Hand legte sich so geschmeidig in meine, dass mich ein Schauer überrannte und ich für einen Moment vergaß, wie sehr ich zitterte. Ich drehte mich wieder zu ihm, um ihn anzustarren. Die roten Haaren passten hervorragend zu seinen ausdrucksstarken, braunen Augen, die mir nun charismatisches Lächeln anzeigen sollten. Konnte Augen sowas überhaupt? Ich kannte nur kalte, eisige Augen, die einem Unwohlsein einhauchten. Seine Augen hingegen drückten Ruhe und Gelassenheit aus, was ich mochte. Seine Haut fühlte sich warm und weich an, überhaupt nicht klebrig oder so. Ich wusste noch nicht mal, warum ich mir seine Hand klebrig vorgestellt hatte.
Ein Schauer rieselte an mir hinab, fuhr über meine Wirbelsäule, bis zu meinen Zehen. Daraufhin folgte ein weiterer. Ziemlich unelegant zog ich ihn, mit meiner ganzen restlichen Kraft, hoch. Wobei er jedoch zuerst mich ein wenig höher an der Hand anfassen musste, um, überhaupt die Möglichkeit zu bekommen, aufzustehen. Am Ende umklammerte er mein Handgelenk und dass mit einer Sanftheit, die ich nie für möglich gehalten hatte. Oh Gott. Auf was konzentrierte ich mich hier? Ich wurde augenblicklich noch mal rot und die Wärme breitete sich bis in meine Nasenspitze aus.
Fred kam grinsend auf die Beine und ließ dann meine Hand los. Er schnappte sich seinen Koffer und warf mir einen fragenden Blick zu. Ich konnte ihn natürlich nicht deuten, aber er schien mich fragen zu wollen, was ich hier noch machte. ,,Ich - ähm - danke." Stammelte ich, Wort gewandt. Ich lief zu meinen Sachen, jedoch murmelte er dann ein: ,,Auf Wiedersehen, Isabelle." Woraufhin ich stolperte. Mit einer Hand vor dem Mund, drehte ich mich zu ihm, um diese dann direkt wieder da weg zu ziehen und ihn anzulächeln. Ich blickte ihn allerdings nicht direkt an, sondern schaute lieber auf seine Haare, um weiteren Blickkontakt zu verhindern.
,,Geht es dir gut?" Er hob seinen Koffer an und ging auf mich und die Tür zu. ,,Ja, alles bestens. Mir geht es fantastisch. Geh einfach los." Er warf mir einen verwirrten Blick zu, ging dann, aber tatsächlich aus dem Abteil, bevor er jedoch das Abteil ganz verließ nickte er mir noch mal kurz zu. Ich drehte mich zu meinen Sachen und atmete tief durch. Was war hier gerade passiert?
Ich nahm mein Gepäck und verließ ebenfalls den Zug. Bei jedem Schritt, versuchte ich, dass was gerade geschehen war, zu vergessen. Ich kletterte einfach in die nächste Kutsche, in der schon ein paar Ravenclaws saßen, setzte meinen besten und gleichzeitig eitelsten Blick auf, zog die Augenbrauen hoch und fragte: ,,Es ist doch okay für euch, dass ich hier sitze?" Die Ravenclaws nickten stumm und ich begann mir einzureden, dass der restliche Tag nicht noch schlimmer werden konnte.
[Überarbeitete Version.]
(Nachtrag von mir selbst, weil ich überlegt habe, ob das nicht etwas sehr klischeehaft ist, mir wäre das tatsächlich vor einigen Monaten auch mal passiert, aus dem Grund, dass der Zug zu stark gebremst hatte, haha.)
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