Kapitel 34
Ich fluchte leise, denn ein Tintenfleck verschmierte meine bisher geschriebenen Wörter und den ganzen Text, an dem ich eine Stunde lang saß und machte ihn unleserlich.
So würde ihn Snape nicht akzeptieren, geschweige denn an McGonagall weiter geben.
Es war Dienstag, ein langer kühler Dienstag, an dem ich nachsitzen musste. Gefühlt jeder starrte hin und wieder mal zu mir herüber, um zu schauen, ob ich noch da war. Ich war die Einzige am Slyterintisch und somit anscheinend sehr interessant anzuschauen.
Einigen Ravenclaws und Hufflepuffs hatte ich schon böse Blicke zugeworfen, wenn sie mich zu lange ansahen. Ich war immerhin noch eine Hexe mit dem Recht auf Privatsphäre. Ich schaute Harry Potter ja auch nicht an, nur weil er der Junge war, der überlebt hatte.
Anscheinend konnten nur ein paar Gryffindors sich beherrschen mich nicht dauernd anzusehen. Harry Potter, Hermine Granger, Ron Weasley und die restlichen drei Weasleys. Juhu.
Ich funkelte einen 2. Klässler wütend an, der mit seinem Nachbar tuschelte und dabei auf mich deutete. Frechheit! Der Kleine guckte zum Glück schnell wieder weg, als ich ihn mit meinem Blick bedachte. Meine Mutter wäre wahrscheinlich sehr stolz auf mich, wenn sie mich so sehen würde...
,,Miss Lestrange." Hinter mir ertönte Snapes Stimme, die sich räusperte. ,,Ja Sir?" Er nahm definitiv Notiz von meinem Pergamentpapier.
,,Was soll das da werden?" ,,Mein Aufsatz wegen meines Verhaltens in Professor McGonagalls Unterricht." ,,Sind Sie der Meinung, ihr Verhalten mit diesem äußerst entstellten Text zu rechtfertigen?" Seine Stimme wurde immer leise, dadurch aber immer tadelnder.
,,Nein Sir!" ,,Dann können Sie nochmal von vorne beginnen." Bestimmt lächelte er jetzt hämisch. ,,Natürlich, Professor." Er entfernte sich lautlos.
Komisch, ich dachte immer, er würde mich mögen. Ich fing an meine Einleitung zu übernehmen und den Hauptteil nochmal zu überarbeiten. Was tat ich nicht schließlich alles für gute Noten? Eigentlich waren sie mir vollkommen egal, doch es war immer wieder schön zu sehen, wie Draco es vermied sein Zeugnis, am selben Tag wie ich seinen Eltern zu zeigen.
Was nicht oft klappte, denn ich war eine tolle Cousine, die es immer wieder schaffte, ihn irgendwie dazu zu bringen zu glauben, ich hätte meines Narzissa und Lucius schon gezeigt. Wenigstens war ich mir bei ihm ziemlich sicher, dass er mich mochte.
Am Gryffindortisch ertönte ein Auflachen. Snapes Blick beendete dieses jedoch kurz darauf. Ich musste unbewusst lächeln, als ich sah wie Fred mit seinen Geschwistern umging. Vor allem mit seinem eineiigen Zwilling, George, die beiden wirkten wie ein Herz und eine Seele. Obwohl man deutlich merkte, dass die beiden sich öfter mal über Ron lustig machten oder Ginny unterschätzen, wurde mir schnell klar, dass sie immer für ihre Familie da waren. Auch Hermine und Harry schienen schon längst zu ihrer Familie zu gehören.
Ich war nicht neidisch, nein so konnte man das nicht ausdrücken, ich konnte schließlich noch nicht mal sagen, auf was ich genau neidisch wäre. Ich würde mir wahrscheinlich manchmal nur wünschen, dieses Gefühl auch mal zu empfinden, doch es war in meiner Situation nicht möglich oder ein glückliches Leben war mir, von wem auch immer, nicht gegönnt.
Ich war die Böse in diesem Leben. Danke Mama, für nichts. Ich arbeitete konzentriert an meinem Schlussteil, um die in mir aufkommenden Gedanke, über mein tolles Leben zu ignorieren. Es war egal, wie oft ich darüber nachdachte, wie mein Leben wäre, ohne meine Mutter oder meinen Nachnamen. Im Endeffekt würde es aber nichts bringen. Also ließ ich es lieber gleich sein.
Ich beendete meinen Aufsatz, zwar nicht ganz zufrieden, aber das ließ ich außer acht. Hauptsache ich war fertig.
Ich stand vorsichtig auf. Alle Blicke fielen natürlich sofort auf mich, doch sie verschwanden, während ich zu Snape lief. Dieser nahm mir meinen Aufsatz dann auch gleich ab, nur um mir dann nochmal klar zu machen, dass ich mein Verhalten ändern sollte. Sonst müsste er seinem eigenem Haus noch Punkte abziehen.
Als Snape sich einem Hufflepuff zuwandte, tat ich was ich die ganze Zeit schon geplant hatte. Hermine mein Buch geben. Snape schien nicht zu merken, dass ich nicht den Raum verließ sondern mich klammheimlich zu den Gryffindors schlich. Wow Isabelle du bist so ein Genie. Genau wie deine Mutter.
Ich räusperte mich und duckte mich zwischen ihr und Harry. ,,Hey." Hermine lächelte mich an. Ich bekam die vollständige Aufmerksamkeit. ,,Hallo." Ich grinste leicht und gab ihr dann mein Buch. ,,Danke." Sie fing glücklich an darin zu blättern. Peinliches Schweigen machte sich breit.
Und was tat ich natürlich?
Ich fing an zu reden. ,,Du hast da einen Schreibfehler." Ich zeigte auf Harrys geschrieben Text. Er schaute mich verwirrt an, machte den Fehler dann aber weg. ,,Äh danke." Ich lächelte, um von diesem komischen Gespräch wegzukommen sprach ich nun Ron an.
,,Neuer Haarschnitt, Ron?" Alle schauten zuerst zu mir und dann zu Ron. Der wurde puterrot. ,,Das... das ist dir aufgefallen?" Er war bestimmt das vernachlässigte Kind in seiner Familie. Die Aufmerksamkeit schien ihm zu gefallen. ,,Ja. Steht dir." Er grinste.
Was tat ich hier nur? Definitiv mich blamieren und das auch noch haushoch.
,,Möchtest du dich setzen?" Fred schaute mich schon fast herausfordernd an. Das war nicht sein Ernst! Ich könnte doch nicht... Warum denn eigentlich nicht?
Nein, das war falsch! Ganz falsch, vor allem weil Professor Snape hier war und mich hoch kant aus seinem Haus werfen würde. Kein anderes Haus würde mich aufnehmen wollen und ich könnte Hogwarts adieu sagen.
,,Nein." Ich schaute in die braunen Augen, die ich so gerne mochte. ,,Irgendwie war mir bewusst, dass du dich nicht traust."
,,Fred." Zischte Ginny, doch es schien ihn nicht aufzuhalten. ,,Ich dachte, du wärst dich einfach nicht gegen deinen Nachnamen, weil du dich nicht traust, doch du lässt dich einfach zu der Bösen machen und akzeptierst es, obwohl du könntest. Du könntest den Schülern hier zeigen, wie du wirklich bist, aber du tust es nicht. Das finde ich ganz schön feige."
Aua das tat weh. Sehr weh. ,,Anscheinend hast du dich da ganz schön in mir getäuscht." Wollte er, dass ich jetzt wütend wurde und ihn anschrie? So war und werde ich nicht sein. Meine Mutter war so. Ich nicht.
,,Anscheinend schon." Er verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Ich sollte gehen." Doch bevor ich mich aufrichtete, um zu schauen wo Snape gerade war und ob er mich beim hinausgehen sehen würde, fiel mir noch etwas ein. ,,Du solltest deiner Freundin Luna sagen, dass sie sich vor den Slyterins, beim Spiel am Wochenende, in Acht nehem soll, Ginny. Sie wollen ihr irgendeinen Zauber aufhalsen."
,,Danke Isabelle, ich werde es ihr sagen." ,,Kein Problem, viel Glück beim Spiel." Ich lächelte in Georges Richtung, der mein Lächeln erwiderte. Ich stand auf und schaffte es unbemerkt aus der großen Halle zu gehen.
Der Tag war schlechter verlaufen, als ich mir vorstellen hätte können, dachte ich während des Laufens zum Slyteringemeinschaftsraum.
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