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Kapitel 94: Masken - Teil 2

Die Motte führte Rin Verran den Rotapfel-Berg hinunter. Das war aber auch das einzige Stück, das sie auf einem gepflasterten oder gestreuten Weg zurücklegten. Die Frau in der schwarzen Trauerkleidung hielt sich weit abseits aller Straßen und bewohnten Gebiete. Wenn der Rauch von Schornsteinen über einer Hügelkuppe auftauchte, änderte sie sofort die Richtung.

Auf ihrer Reise redeten sie nicht viel. Und wenn doch, dann wies die Motte ihn nur auf verborgene Löcher und Stolperfallen hin. Offenbar kannte sie sich hier, in der Wildnis, bestens aus. Die Frau war Rin Verran ein einziges Rätsel. Nicht ein Mal legte sie den Hut mit dem Schleier oder die Handschuhe ab. Mehrmals spielte er mit dem Gedanken, wenigstens den Schleier kurz zu lüften, während sie schlief. Aber woher sollte er wissen, ob sie wirklich schlief, wenn er ihr Gesicht nicht sah? Wurde er erwischt, würde sie ihn einfach mit dem Schleier des Vergessens betäuben und ihn in der Wildnis aussetzen. Wohin sollte er dann noch gehen? Und seine Rache könnte er auch vergessen.

Obwohl die Motte immer abseits der Wege blieb, konnte Rin Verran dennoch ungefähr sagen, in welche Richtung sie gingen. Erst nach Osten, wo sie den Knochenbrecher auf einem Boot überquerten, das im Schilf am Ufer versteckt war. Danach am Rand des Schwarzgras-Berges entlang nach Norden. Sie stiegen den Berg jedoch nicht hoch, sondern arbeiteten sich in seinem Schatten durch die hohen Gräser der Feuerkorn-Steppe entlang.

Es war schon Anfang des Sommers, als die Motte am Morgen verkündete: »Wir sind fast da.«

»Beim Lager der Drachenklauen?«

Die Motte nickte.

»Einige haben vermutet, es würde sich in den Ruinen des Drachen-Heims befinden.« Sie waren zwar in der Nähe des ehemaligen Wohnsitzes der Mehn-Gilde, aber dennoch zu weit entfernt, als dass sie ›bald‹ da sein könnten.

»Das stimmt nicht«, sagte die Motte schlicht.

Gegen Mittag hielt sie vor einer hohen Felswand an, die sich so steil in den Himmel erhob, dass man ihr Ende nicht mal dann sehen konnte, wenn man den Kopf in den Nacken legte. Grüne Ranken, gräuliche Flechten und buschiges Moos wuchsen auf dem Stein. Aus einigen Spalten ragten die dünnen Stiele anspruchsloser Pflanzen. Rin Verran staunte, als die Motte einen Teil der Ranken zur Seite schob und dahinter eine weitere Felsspalte zum Vorschein kam. Sie wirkte viel zu schmal und er hätte gedacht, dass sie nur einige Schritt in den Berg hinein reichte, aber als er den Arm hinein steckte, stellte er fest, dass sie innen breiter wurde. Ein versteckter Tunnel.

»Du zuerst«, befahl die Motte. »Dein Schwert nimmst du am besten kurz ab.«

Rin Verran tat, wie ihm geheißen, und nahm Habichtfeder in die Hand, bevor er sich seitlich hinstellte und durch die Spalte quetschte. Sie war gerade so breit, dass er hindurch passte ohne sich die Haut aufzuschrammen. Langsam bewegte er sich nach vorne, bis er genug Platz hatte, um sich zu drehen und normal weiterzugehen. Als er zurück sah, bemerkte er, dass die Motte ihren Hut und somit auch ihren Schleier abgenommen hatte. Aber sie war zu weit weg und das Licht von draußen blendete zu sehr, sodass er ihr Gesicht dennoch nicht erkennen konnte.

»Geh weiter«, ertönte ihre Stimme, hallte mit einem leichten Echo von den Wänden wieder.

Offenbar möchte sie nicht, dass ich ihr Gesicht sehe.

Er ging einige Schritte und blieb erneut stehen, bis die Motte neben ihm war. Sie hatte ihren Hut wieder aufgesetzt und hielt jetzt einen Stein in der Hand, von dem ein diffuses Licht ausging.

»Folge mir.«

Die Motte führte ihn durch einen langen Gang mit vielen Kurven, an dessen Wänden seltsame Zeichnungen zu sehen waren. Strichmännchen mit Speeren, die anscheinend Jagd auf eine Art Stier machten. Andere standen in einem Kreis um etwas herum. Wieder andere kämpften miteinander. Rin Verran wandte den Blick ab, als er etwas sah, das wie ein Massenmord wirkte. Mehrere rote Männchen lagen übereinander gestapelt auf einem Haufen.

»Diese Gegend gehörte früher noch den Ubren«, erklärte die Motte ohne anzuhalten.

»Was ist passiert?«

»Gier nach Macht.«

Nach zwei weiteren Biegungen sah Rin Verran einen hellen Lichtschein vor sich. Werden wir den Schwarzgras-Berg wieder verlassen? Vor ihnen war eindeutig Tageslicht. Die Motte steckte den leuchtenden Stein wieder ein, ging aber unbeirrt weiter. Dann betraten sie eine Art große Höhle, nur dass sie keine Decke hatte. Die Sonne strahlte ungehindert auf den Steinboden und der blaue Himmel war zu sehen. Wenn auch nur sehr weit oben und umgeben von steilen und glatten Felswänden, an denen man weder hoch noch runter klettern konnte.

»Er hat seine Meinung also wirklich geändert«, ertönte auf einmal die Stimme eines Mannes.

Im ersten Moment dachte Rin Verran, es wäre Yodha, aber das war nicht möglich. Diese Stimme war viel tiefer und gehörte einem muskulösen Mann, der auf der anderen Seite der Höhle stand. Rin Verran kannte ihn überhaupt nicht. Nicht mal sein Körperbau kam ihm bekannt vor.

»Er hat auf seine Mutter geschworen«, sagte die Motte. »Geschworen, dass er uns helfen wird.«

Rin Verran fuhr ein eiskalter Schauer über den Rücken, als der Mann ihn von oben bis unten musterte. Sein Blick blieb an Habichtfeder hängen.

»Es ist sein Herzstück«, erklärte die Motte als wäre das Erklärung genug. Als aus den Schatten des linken Tunnels hinter dem Mann eine weitere Gestalt auftauchte, verstummte sie jedoch sofort.

Rin Verran versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber diese Person kannte er. Da war er sich ziemlich sicher. Steinherz. Die Frau, die damals im Lager Rin Raelin verletzt hatte und die beim Angriff auf Muwam wahrscheinlich den Pfeil mit der Nachricht abgeschossen hatte. Das Breitschwert, mit dem sie gekämpft hatte, hing an ihrer Seite. Für eine Frau war sie erstaunlich groß und auch ziemlich grob und bullig gebaut. Kein Wunder, dass er sie zuerst für einen Mann gehalten hatte.

»Gib ihr dein Schwert. Du bekommst es wieder, wenn wir uns deiner Treue sicher sind«, sprach der Mann Rin Verran das erste Mal direkt an.

Er gehorchte, wenn auch nach einigem Zögern. Steinherz nahm ihm Habichtfeder ab, ging aber nicht weg, sondern blieb ein Stück weit hinter dem Mann stehen. Ihr Gesicht war ausdruckslos wie eine Maske. Als würde sie absolut gar nichts empfinden.

»Wer seid Ihr?«, fragte Rin Verran schließlich. »Seid Ihr der Anführer der Drachenklauen? Ihr seid nicht Yodha.«

»Yodha.« Der Mann lachte kurz auf. »Nein, ich bin nicht Yodha. Ich bin Mehn Wudu.« Er sah Rin Verran erwartungsvoll an.

Der Name kommt mir wirklich bekannt vor, aber... Er war sich nicht sicher, ob alle Drachenklauen ihren Nachnamen einfach geändert hatten. Doch wenn das nicht der Fall war und der Mann tatsächlich zur Mehn-Familie gehörte, dann...

»Mir scheint, man hat dir nie von deinem Onkel erzählt, Verran«, sprach Mehn Wudu das aus, was Rin Verran bereits geahnt hatte. »Es freut mich, dass du dich endlich dazu entschlossen hast, deine Mutter – meine Schwester – und die ganze Mehn-Gilde zu rächen. Ein weiter Weg liegt hinter uns und vor uns... Nun, das hängt ganz davon ab.«

»Wovon?«

»Wie viel du weißt.«

»Wie viel ich weiß? Ich fürchte, ich verstehe nicht.«

Mehn Wudu warf einen Blick zu der Motte, die jedoch mit dem Kopf schüttelte.

»Du weißt, was unser Ziel ist«, fuhr der Anführer der Drachenklauen fort. »Gerechtigkeit. Alle sollen die Wahrheit darüber erfahren, was vor sechsundzwanzig Jahren wirklich passiert ist. Aber wer wird uns schon glauben? Und wer von denen, die damals an der Auslöschung unserer Gilde mitgewirkt haben, werden freiwillig die Wahrheit erzählen, die sie so viele Jahre verborgen haben?« Er hielt kurz inne und wandte sich direkt an Rin Verran. »Du kennst die drei Schätze der Mehn-Gilde, wegen denen alles angefangen hat?«

»Der Atem des Drachen, der Schleier des Vergessens und das Wasser der Wahrheit.«

»Hast du dich nie gefragt, warum wir nur zwei der drei Schätze benutzt haben?«

Rin Verran stockte. Er hatte angenommen, dass die Wirkung des Wassers der Wahrheit einfach so unauffällig war, dass man dessen Verwendung nicht nachweisen konnte. Aber so, wie Mehn Wudu es jetzt sagte, hörte es sich eher an, als... wäre es wirklich nie benutzt worden?

»Das Wasser der Wahrheit wurde ursprünglich von deiner Mutter hergestellt«, fuhr Mehn Wudu fort. »Wer es zu sich nahm, war dazu gezwungen, die Wahrheit zu sagen, sonst würde er unerträgliche Schmerzen erleiden. Es wäre das perfekte Mittel, um allen zu offenbaren, was damals wirklich geschehen ist. Nur wurde das Rezept zerstört. Das einzige Wassers der Wahrheit, das meine Schwester bis dahin hergestellt hatte, befindet sich in einer Kiste mit einem Schloss. Wenn man versucht, es zu knacken oder gewaltsam aufzubrechen, wird der Inhalt sofort zerstört. Den Schlüssel trug meine Schwester immer bei sich. Auch an jenem Tag, als sie von der Rin-Gilde verschleppt wurde. Wir brauchen diesen Schlüssel, Verran, und du bist der einzige, der wissen könnte, wo er sich befindet. Nach der Auslöschung unserer Gilde haben wir die Gegend abgesucht, um zu sehen, ob Shia ihn vielleicht irgendwo versteckt hat. Nach ihrem Tod haben wir versucht, ihr Grab zu finden in der Hoffnung, dass der Schlüssel mit ihr begraben wurde, aber ohne Erfolg.«

Rin Verran starrte diesen Mann – er weigerte sich, ihn als Onkel anzusehen – ungläubig an. »Deshalb habt ihr damals die Friedhöfe geschändet?«

Mehn Wudus Lippen zuckten. »Wir haben nur nach dem gesucht, was uns rechtmäßig gehört.«

Aber das rechtfertigt gar nichts!, hätte Rin Verran am liebsten geschrien.  Stattdessen sagte er: »Ich weiß leider auch nicht, wo dieser Schlüssel sich befindet. Ich kenne meine Mutter praktisch gar nicht. Sie ist kurz nach meiner Geburt gestorben. Ich kann mich nicht mal an ihr Gesicht, geschweige denn ihre Stimme erinnern. Mein Vater hat mir auch nichts über sie erzählt, außer dass sie eine Heilerin war. Ich habe sogar erst in der Gämsen-Pagode erfahren, dass sie aus der Mehn-Gilde stammte.«

Mehn Wudu nickte, als würde er erst jetzt etwas verstehen. »Deswegen wusstest du also so wenig. Rin Baleron hat einfach geschwiegen. Was hätte man auch anderes erwartet.«

»Was wird jetzt passieren?«, fragte Rin Verran. »Ich weiß nichts von diesem Schlüssel. Werdet Ihr mich töten?«

»Du brauchst mich nicht so formell anzusprechen«, beharrte Mehn Wudu und rieb sich nachdenklich die Schläfen. »Und nein, wir werden dich nicht töten. Ich kann nicht glauben, dass Shia uns einfach so im Stich gelassen hat. Sie muss dir wenigstens einen Hinweis hinterlassen haben. Irgendeinen. Weißt du wirklich gar nichts?«

Rin Verran schüttelte den Kopf.

»Hat sie Tagebücher geführt? Andere Aufzeichnungen? Irgendwas?«

»Nein. Wie gesagt, ich wusste bis ich fünfzehn war praktisch nichts über sie.«

»Du lügst uns doch nicht an, Verran?«

»Nein!« Rin Verran presste die Kiefer zusammen. »Selbst wenn es solche Aufzeichnungen gegeben hätte, wären sie bestimmt von meinem Vater eingesammelt und irgendwo weggeschlossen worden. Oder Rin Narema hätte sie verbrannt oder zerrissen.«

»Es ist sinnlos«, meldete Steinherz sich das erste Mal zu Wort. Ihre Stimme war monoton und emotionslos. »Der Schlüssel ist nicht am Phönix-Hof. Wir haben da schon mehrmals alles abgesucht. Und wenn er nichts weiß oder es uns nicht verraten möchte, hat er keinen Nutzen für uns. Bevor er eine Gefahr für uns wird, sollte Se Laf ihm den Schleier des Vergessens geben und ihn dorthin zurückbringen, wo sie ihn gefunden hat.«

Rin Verran sah zu der Motte, deren Name offenbar Se Laf war. Doch sie bewegte sich nicht von der Stelle, schien auf Mehn Wudus Befehl zu warten.

»Vertrauen muss man sich verdienen«, sagte dieser schließlich. »Das gilt für beide Seiten. Verran ist bestimmt immer noch misstrauisch. Wir sollten ihm die Gelegenheit geben, nochmal nachzudenken. Wir haben Geduld. Das sollte er bereits wissen.«

»Wir sollen uns sein Vertrauen verdienen?«, fragte Steinherz scheinbar gleichgültig.

»Ja.« Mehn Wudu wandte sich wieder an Rin Verran. »Gibt es etwas, was wir für dich tun können? Etwas, das dir zeigen würde, dass wir vertrauenswürdig sind.«

Ihr habt mir schon alles gesagt und gezeigt, was ich wissen muss, dachte Rin Verran. Dennoch wollte er sehen, wie weit die Drachenklauen gehen würden. »Ihr redet von Gerechtigkeit. Ist es gerecht, dass meine Schwester und ihr Ehemann von einem von euch getötet wurden, obwohl sie nichts mit dieser Sache zu tun hatten?«

Mehn Wudu sah ihn für einige Sekunden an. »Ich verstehe.« Er nickte Steinherz zu, die daraufhin wieder im Tunnel verschwand.

Als sie zurückkam, hatte sie Habichtfeder nicht mehr bei sich. Dafür folgte ihr ein Mann in einfacher Leinenkleidung. Rin Verran erkannte ihn sofort und riss vor Überraschung die Augen auf. Dann kam die Wut. Er ballte die Fäuste und griff sich an den Gürtel, wo normalerweise Habichtfeder hing. Wieder sah er die Leichen von Ghan Jadna und Ghan Idos vor sich. Die tiefe Wunde im Bauch seiner Schwester, der Dolch, der noch in Ghan Idos' Hals gesteckt hatte. Sein eigener Dolch. Umgelenkt. Warum hatte der Mörder damals nicht seine eigene Waffe benutzt? Warum hatte Ghan Jadna nicht gekämpft, als sie den Fremden bemerkt hatte?

Weil er die ganze Zeit bei ihnen war, verstand Rin Verran jetzt, den hasserfüllten Blick auf den Diener gerichtet, der Ghan Jadna und Ghan Idos damals begleitet hatte. Wie konnte ich das vergessen?

»Se Rafal«, sprach Mehn Wudu den Mann an, der wie erstarrt stehen geblieben war. »Ich danke dir für deine Dienste.«

»Wa...?«

Der Diener schaffte es nicht mal, seine Frage zu beenden. Blitzschnell hatte Steinherz ihr Breitschwert gezogen und stieß es Se Rafal mitten in die Brust, sodass die Spitze hinten wieder raus kam. Seine Augen weiteten sich vor Schrecken und gleichzeitig ertönte ein entsetztes Kreischen. Die Motte stürzte an Rin Verran vorbei zu dem Mann, der jetzt zu Boden sackte. Unter ihm eine rote Blutlache. Steinherz zog ihr Schwert aus dem leblosen Körper und holte ein Tuch heraus, um die Klinge damit sauber zu wischen.

Während Rin Verran noch verarbeitete, was soeben geschehen war, ertönte auf einmal das Echo von Schritten aus dem Tunnel hinter ihm.

»Was ist hier los?«

Beim Klang der Stimme stellten sich Rin Verrans Nackenhaare auf. Er fuhr herum und starrte in das Gesicht eines Mannes, der eigentlich schon lange tot sein müsste. Eine dünne Narbe zog sich über sein rechtes Auge, die schwarzen Haare waren dieselben wie die seines Bruders und zwei seiner Neffen. Und an seinem Gürtel hing eine schwarze Maske mit grauen Verzierungen.

»Ghan Leddan!«

Eine unbändige Wut ergriff Rin Verran. Er wusste, dass er keine Waffen hatte. Trotzdem stürzte er auf den Mann zu, der ihm so viel Leid gebracht hatte. So viele Tote durch seine Hände, so viel Blut. Als er nach ihm schlug, wich Ghan Leddan geschickt zur Seite hin aus und ergriff ihn am Handgelenk. Mit einem schmerzhaften Stöhnen, das seinen Lippen entwich, wurde Rin Verran der Arm auf den Rücken gedreht und er sank auf die Knie.

»Ihr seid nicht tot«, presste Rin Verran mit Mühe hervor.

»Bin ich nicht«, bestätigte Ghan Leddan. »War ich nie.«

Tausend Fragen schossen Rin Verran durch den Kopf. Wie ist das möglich? Er hat sich doch selbst freiwillig gemeldet, um nach Drachen-Heim aufzubrechen und die Drachenklauen zu finden! Im selben Moment begriff er, dass das alles einfach nur eine riesige Täuschung gewesen war.

Hat er seine eigenen Leute getötet, die damals mit ihm gekommen sind? Dass er seinen Tod nur vorgetäuscht hat, steht außer Frage. Pures Entsetzen schoss durch seine Adern. Die Briefe! Die Briefe, in denen er behauptet hat, die Dul-Gilde würde mit den Drachenklauen zusammenarbeiten! Gelogen, alles gelogen! Ich hätte es wissen müssen!

So vieles ergab jetzt Sinn. Er konnte es nicht glauben. Er konnte nicht glauben, dass er die ganze Zeit so dumm gewesen war. Ghan Leddan hatte mit ihm gespielt wie mit einer Figur auf einem Spielbrett. Hatte ihn in die Richtung gelenkt, in der er ihn haben wollte. Er war sogar dafür verantwortlich, dass er überhaupt Ghan Shedors Leibwächter geworden war!

Der Angriff der Drachenklauen während des Zatos!, schoss es ihm durch den Kopf. Er hat sie dorthin geführt! Er war die ganze Zeit bei seinem Bruder, bei Ghan Kedron! Vielleicht war letztendlich sogar er es, der ihn überhaupt getötet hat!

»Warum?«, fragte er tonlos. »Warum stellt Ihr Euch gegen Eure eigene Gilde?«

»Ich habe eingesehen, dass der Kodex nicht immer gerecht ist«, hörte er Ghan Leddans Stimme über sich. Es war nicht die Stimme von Yodha. Aber Rin Verran wusste auch so, dass er es war. Er war genauso stark und geschickt. Benutzte die gleichen Ausweichbewegungen und Handgriffe.

»Lass ihn los, Ghan Leddan«, bat Mehn Wudu erstaunlich höflich. »Er hat seine Meinung geändert.«

»Wirklich?«

Rin Verran atmete erleichtert aus, als Ghan Leddan ihn wirklich los ließ. Langsam erhob er sich auf die Beine. Sein Blick blieb wie von selbst an der schwarz-grauen Maske hängen, bevor er ihn davon wegreißen konnte.

Alles wirkte so surreal. Der Leichnam von Ghan Jadnas und Ghan Idos' Diener, Se Rafal. Die Motte, die über ihn gebeugt war und herzzerreißend schluchzte, wobei der untere Teil ihres Schleiers und ihres Trauergewands schon in Blut getränkt war. Steinherz, die regungslos daneben stand und die Klinge ihres Breitschwerts säuberte als würde sie das gar nichts angehen.

Was sind das nur für Menschen?, dachte Rin Verran. Sind das noch Menschen? Er wusste, was die Drachenklauen alles getan hatten. Er spürte eine brennende Wut in sich. Doch gleichzeitig auch so etwas wie Mitleid. Die Mehn-Gilde hat es nicht verdient, so zu enden.

Sofort wischte er den Gedanken weg.

Das sind nicht alle Drachenklauen. Wo ist der Grinsegeist? Er überlegte, blitzschnell nach vorne zu stürmen, Steinherz das Schwert aus den Händen zu reißen und jeden einzelnen in dieser Höhle zu töten. Selbst wenn er dabei selbst starb. Aber er würde es nicht schaffen.

Mehn Wudu sagte, ich würde Habichtfeder zurückbekommen, wenn sie sich meiner Treue sicher wären. Er musterte den Mann, der sein Onkel war, mit Augen, in denen seine Wut hoffentlich nicht zu sehen war. Nun gut. Ihr habt eure Spiele mit mir getrieben. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich werde euch euren verdammten Schlüssel finden und euch dann alle im Moment des größten Triumphs abstechen! Fühlt meinen Schmerz!

»Ich werde versuchen, mich an alles zu erinnern, was ich über meine Mutter weiß«, sagte Rin Verran fast schon zwanghaft ruhig. »Ich werde euch helfen, an das Wasser der Wahrheit zu kommen.«

»Ich traue ihm nicht«, sagte Steinherz, die ihr Schwert wieder zurückgesteckt hatte.

»Er ist gekommen, um Rache für seine Schwester zu nehmen«, erwiderte Mehn Wudu und deutete auf Se Rafal und die trauernde Motte. »Das hat er erreicht. Außerdem hat er auf den Namen seiner Mutter geschworen.«

»Das sagt gar nichts.«

Mehn Wudu warf Rin Verran einen nachdenklichen Blick zu. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte ich ihm die ganze Wahrheit über die Auslöschung der Mehn-Gilde erzählen.«

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Ihr habt jetzt bestimmt ein paar Informationen zu verarbeiten, bevor ihr erneut eine Reise in die Vergangenheit antretet O.o

Danke für die 3k Leser! Das kam irgendwie schneller als erwartet XD

Leichte Trigger-Warnung fürs nächste Kapitel.

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