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Kapitel 80: Fluss - Teil 2

Die ersten Tage verließ Rin Verran sein Bett nur selten, aber er konnte sich einen kleinen Überblick über den Hof verschaffen, in den er aufgenommen worden war. Er gehörte dem Ehemann von He Kenje, der He Baltabek hieß. Rin Verran bekam ihn nur selten zu sehen, weil er die meiste Zeit auf den Feldern verbrachte und sie bewässerte oder das Unkraut entfernte. Dem Ehepaar gehörten insgesamt drei große Felder, auf denen Getreide wuchs und Kartoffeln angebaut wurden – ein viertes lag brach – und die sie ganz alleine bestellten. Sie hatten nicht genug Geld, um Arbeiter bezahlen zu können und hatten auch keine Kinder, die ihnen helfen konnten.

Neben der Holzhütte, in der praktisch nur geschlafen, gekocht und gegessen wurde, gab es noch eine Scheune, die aber zurzeit leer war, und zwei Ställe. In einem davon war das einzige Pferd untergebracht, das sie besaßen, sowie drei Kühe und vier Schweine. Das andere war ein Hühnerstall. Jeden Morgen ging He Kenje dorthin und kam mit einem Korb voller Eier zurück, die sie meistens direkt kochte und Rin Verran als Frühstück gab. Allmählich bekam er ein schlechtes Gewissen, weil er mit seinen Verletzungen noch nicht richtig mithelfen konnte.

Nach etwa einer Woche kam ein Mann – wahrscheinlich einer der Bauern, der seinen Hof ganz in der Nähe hatte – vorbei und berichtete von einigen Neuigkeiten. Darunter auch vom Tod von Ghan Minue und von der misslungenen Rückeroberung der Gämsen-Pagode.

»Ehrlich gesagt ist das auch gut so«, hörte Rin Verran den Mann draußen sagen. »Der ganze Abschaum der Ghan-Gilde kann meinetwegen von einem Bären gefressen werden.«

»Pass auf, was du sagst«, entgegnete He Baltabek. »Wenn die Erzwächter das hören, landest du ganz schnell mit den Knien im Dreck. Und dein Kopf dann in einem Korb.«

»Ist ja schon gut. Ich pass auf. Aber trotzdem. Ich hoffe nur, dass das der Aaskrähe eine Lehre war und er nicht noch einen Angriff versucht.«

»Hoffen wir es. Aber man kann nie wissen.«

»Ich habe gehört, dass du vor Kurzem einen Verletzten am Fernen Strom gefunden hast«, meinte der andere Mann auf einmal. »Zufällig ein Erzwächter? Oder doch einer der Krieger der Sonne? Der Kampf fand auf der Brücke der Gämsen-Pagode statt. Es könnte mit Leichtigkeit einer von denen runtergefallen und dann irgendwo hier angeschwemmt worden sein.«

»Er ist nichts von beidem«, sagte He Baltabek fest. »Nur ein Schmied, der Pech hatte und weiter flussaufwärts in den Fluss gefallen ist. Er hat nichts mit dem Kampf zu tun.«

»Wirklich nicht? Kann ich ihn mal sehen?«

»Nein. Er ist verletzt und braucht Ruhe.«

Der andere Mann schnalzte unzufrieden mit der Zunge. »Wenn es doch ein Erzwächter ist, werde ich ein paar Leute holen und dann jagen wir ihn mit Fackeln zurück in den Wald, aus dem er gekommen ist.«

»Er ist kein Erzwächter«, beharrte He Baltabek. »Er hatte weder Rüstung noch irgendeine Waffe bei sich. Du weißt doch, dass Erzwächter ihr Herzstück nie freiwillig zurücklassen.«

»Und welche Kleidung trug er?«

»Was weiß ich. Als ob ich mich daran erinnern kann! Er war am Verbluten! Und jetzt geh! Du hast die Milch, die du haben wolltest.«

Kurz darauf ertönten Schritte im Haus und die Tür öffnete sich. He Baltabek kam herein. Er war etwas älter als seine Ehefrau und hatte auch viel tiefere Falten. Von der schweren Arbeit war sein Rücken leicht gekrümmt und seine Hände waren so grob und rau wie ungegerbtes Leder. Er blieb unweit von Rin Verran stehen und starrte ihn eine Weile an, bevor er wortlos wieder rausging.

Am Abend kam He Kenje mit dem Essen zu ihm. Sie war den Tag über im Stall gewesen und hatte sich dort um die Tiere gekümmert. »Wie geht es dir heute?«, fragte sie. Ihre Stimme klang rauer als sonst.

»Besser«, antwortete Rin Verran und nahm den Teller mit dem Essen entgegen. »Vielleicht kann ich Euch morgen schon auf den Feldern oder im Stall helfen.« Er war sich des brennenden Blickes bewusst, mit dem die Bäuerin ihn musterte. Sie wird fragen, ob ich ein Erzwächter bin, der am Kampf vor der Gämsen-Pagode teilgenommen hat. Was soll ich sagen? Soll ich lügen?

»Einer unserer Nachbarn kam heute vorbei und erzählte, dass es einen Kampf weiter flussaufwärts gegeben hat«, hob He Kenje auch schon an. »Die Ghan-Gilde hat versucht, die Gämsen-Pagode von den Kriegern der Sonne zurückzuerobern.«

»Ich habe es zufällig gehört. Ich wollte nicht lauschen, aber Euer Ehemann und Euer Nachbar standen so dicht am Fenster.«

He Kenje lächelte milde. »Was hältst du davon?«

Rin Verran ließ sich viel Zeit beim Kauen. Was würde ein ahnungsloser Mensch antworten? »In letzter Zeit sterben so viele. Ich finde keine Worte mehr, um mein Bedauern auszudrücken.«

»Hast du Familie, junger Mann?« Da er ihnen immer noch keinen Namen genannt hatte, hatte das Ehepaar angefangen, ihn einfach mit ›junger Mann‹ zu rufen, was ihm nichts ausmachte. Die Frage hingegen schoss wie ein spitzer Pfeil direkt in sein Herz.

»Ja«, gab er zu. »Eine Tochter.«

»Und deine Ehefrau ist bestimmt wunderschön.«

Sein Gesicht verdunkelte sich. »Viele würden sie so beschreiben, ja.«

He Kenje wirkte etwas überrascht, beugte sich dann aber vor und drückte seine Hand. »Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist, aber ich sehe viel Schmerz in deinen Augen. Nimm daher den Rat einer alten Frau an: Ich sage dir, dass alle schlimmen Zeiten irgendwann enden. Man darf nur nicht die Hoffnung verlieren. Das Leben findet immer einen Weg.«

Rin Verran wich ihrem Blick aus.

»Darf ich fragen, was dir so schwer zu schaffen macht?«, fragte He Kenje und drückte seine Hand.

»Ich habe Fehler begangen«, sagte er nach einigem Zögern. »Unverzeihliche Fehler. Ich werde sie nie wieder gut machen können. Und jetzt...« Er presste die Kiefer zusammen, spürte den brennenden Hass in seinem Herzen. So heiß, dass er fast daran erstickte. »Ich werde die Schuldigen finden und sie vernichten. Ich werde dafür sorgen, dass es keinen Krieg und keine Kämpfe mehr gibt.« Wartet nur, Drachenklauen. Wiegt euch nicht in Sicherheit, nur, weil der Grüne Habicht tot ist. Rin Verran lebt noch. Außerhalb eures Sichtfeldes. Versteckt vor euren Augen.

Auf einmal zog He Kenje ihre Hand zurück und schüttelte den Kopf. »Ai, so junges, heißes Blut.« Sie strich ihm über den Kopf. »Du solltest deine Gedanken nicht an Schwerter und Pfeile verschwenden. Denk an hellen Sonnenschein und singende Vögel. Und Kleeblätter. Meine Schwester sagt immer, dass Kleeblätter Glück bringen. Sorge dich nicht um Kämpfe.«

Sorge dich nicht um Kämpfe. Rin Verran spürte plötzlich, wie brennende Tränen der Wut und Verzweiflung in ihm aufstiegen. Sie hat recht. Es gibt schon so zu viel Grausamkeit. Egal, wie sehr ich mir wünsche, nie wieder jemanden töten zu müssen, es wird unausweichlich sein, wenn ich die Drachenklauen ein für alle mal besiegen möchte. Aus Hass und Totschlag folgt weiterer Hass und Totschlag. Es ist ein ewiger Kreis. Er presste die Augenlider zusammen, um die Tränen zu unterdrücken, aber auf einmal strich He Kenje ihm wieder über den Kopf.

»Weine nur«, hörte er ihre raue Stimme. »Weinen tut gut. Es macht frei. Die Tränen waschen alle Sorgen raus.«

»Männer vergießen Blut, keine Tränen«, presste er hervor und ballte die Fäuste.

»Ai, die Person, die das gesagt hat, muss ein Herz aus Stein haben. Männer weinen nicht, weil sie schwach sind, sondern weil sie zu lange stark waren.«

Und mit einem Mal brach der Damm. Rin Verran hielt seine Tränen nicht mehr zurück, die er so lange in seinem Inneren eingesperrt hatte. Er schluchzte nicht, weinte nur stumm. Er fühlte sich, als wäre er wieder dreizehn. Als würde er weinen, weil er seinen Spielzeug-Krieger irgendwo verloren hatte und ihn nicht wieder fand. Er hatte geweint und war zu Rin Narema gerannt. Auf der Suche nach Trost. In der Hoffnung, sie würde ihn in die Arme nehmen. Aber sie hatte ihm einfach nur gesagt, dass er halt besser hätte aufpassen müssen. Doch die Umarmung, die er damals vermisst hatte, fand er jetzt. Bei einer ihm völlig fremden Frau zehn Jahre später. Sie strich ihm immer wieder tröstend über den Kopf und den Rücken, flüsterte ihm beruhigende Worte zu, die er nicht verstand.

Vielleicht ist es nur zum Guten, dass alles so geworden ist, dachte er. Der Grüne Habicht ist tot und Rin Verran kann ein neues Leben anfangen. Ein Leben ohne Kämpfe. Es würde das erste Mal sein, dass er etwas voll und ganz aufgab.

Am nächsten Tag zog Rin Verran in die Scheune um und überließ dem Ehepaar ihr eigenes Zimmer. Keiner von ihnen brachte wieder das Thema der Erzwächter oder den Kampf vor der Gämsen-Pagode auf, wofür er ihnen unglaublich dankbar war. In den folgenden Wochen tat er sein Bestes, um seine Schuld bei ihnen abzutragen, indem er ihnen bei allen möglichen schweren Arbeiten half. Am Anfang kam er sich noch ziemlich unbeholfen vor, aber schon bald hatte er herausgefunden, wie man mit der Mistgabel umging, Holz hackte und Unkraut jätete. Seine Wunden verheilten langsam und bereiteten ihm schon bald keine Probleme mehr. Mittlerweile fühlte er sich auf dem Hof schon fast wie Zuhause. Ab und zu kamen noch misstrauische Nachbarn vorbei, die ihm bohrende Fragen über Ambosse und Metalle stellten, die jeder Schmied wohl beantworten können sollte. Natürlich konnte er sie auch beantworten und bald behandelten sie ihn wie einen einfachen Arbeiter auf dem Feld.

Die Zeit verging wie im Flug und bald war es schon Herbst. Die Felder wurden geerntet und als alles erledigt war, schickten He Kenje und He Baltabek ihn mit einem Wagen voller Kartoffeln los, um sie in der nächsten Stadt – Dreme – zu verkaufen. Er befürchtete erst, auf Erzwächter der Ghan-Gilde zu treffen, die ihn erkennen könnten, oder auf Feuerwächter, für die das gleiche galt, aber ein Blick auf die Wasseroberfläche des Pferdetrogs sagte ihm, dass man ihn nicht so leicht wiedererkennen könnte. Der mittlerweile ziemlich dichte Bart bedeckte seine linke Wange, auf der ursprünglich die Narbe von Elmsfeuer prangte, und er trug Bauernkleidung, die ein Erzwächter bestimmt nie freiwillig angelegt hätte. Außerdem ging ohnehin jeder davon aus, dass der Grüne Habicht tot war.

Er war bis zum Abend auf dem Marktplatz von Dreme und hatte gerade mal die Hälfte der Kartoffeln verkauft. Morgen würde er nochmal hierher kommen müssen. Etwas frustriert packte er seine Sachen zusammen und zählte das Geld, das er verdient hatte. Dann verstaute er es in dem dafür vorgesehenen Lederbeutel und wollte sich gerade auf den Wagen schwingen, um zurück zum Hof zu fahren, als die Tür der Taverne gegenüber aufschwang und eine Gruppe aus drei Personen heraus stolperte. Sie redeten so laut miteinander, dass es für Rin Verran unmöglich war, sie zu überhören.

»Das hast du dir doch bloß ausgedacht«, behauptete der größere der zwei Männer und schnaubte abschätzig.

»Und ich sage dir, dass es stimmt!«, beharrte der andere. »Gilden-Anführer Ghan hat den Grünen Habicht als Strafe in den Kampf geschickt! Habt ihr nicht gehört, dass die Gilden-Anführerin tot ist? Garantiert hat er etwas damit zu tun!«

»Vollkommener Quatsch! Der Grüne Habicht hat ihm doch die Treue geschworen! Warum sollte er absichtlich zulassen, dass der Weiße Tiger die Gilden-Anführerin tötet?«

»Was weiß ich.«

»Über Tote sollte man nicht schlecht sprechen«, mischte sich die Frau in das Gespräch ein und schnappte dem kleineren Mann die Schnapsflasche weg. »Habt ihr nicht gehört, dass es sogar eine Beerdigung mit allem drum und dran für ihn gab? Rin Veyvey ist alleine zum Krähen-Palast gereist, zu einer Beerdigung, nur ohne Leiche. Sie hat geschworen, drei Jahre Trauer zu tragen. Eine richtige Witwe. Es muss ihr das Herz gebrochen haben.«

»Ich wette, das macht sie nur, weil sie hofft, dass er noch lebt«, sagte der größere Mann verächtlich. »Damit nicht gleich alle vor ihrem Zimmer aufkreuzen und um ihre Hand anhalten. Man sagt, sie soll recht schön sein.«

»Ja, der Grüne Habicht hat wirklich Glück mit ihr gehabt. Wirklich lustig, wie er seinem eigenen Bruder die Frau ausgespannt hat.«

»Ich finde das ganz und gar nicht lustig! Würdest du wollen, dass man dir deine Leyla ausspannt?«

»Ne!«, rief der kleinere Mann sofort aus. »Gut, ich nehme meine Worte zurück.«

»Denkt ihr denn, es ist möglich, dass der Grüne Habicht noch lebt?«

»Das bezweifle ich«, sagte die Frau.

»Aber hat sein Schüler nicht das ganze Ufer abgesucht und seine Leiche nirgends gefunden? Nicht mal seine Rüstung oder sein Schwert, sondern nur seinen Umhang?« Der Mann sog scharf die Luft ein. »Stellt euch vor! Er könnte hier ganz in der Nähe sein und uns zuhören!«

Rin Verran hatte genug gehört. Er ließ nahm die Zügel in die Hand und verließ schleunigst die Stadt. Es wurde immer noch über ihn geredet. So viele Gerüchte. In der Dunkelheit der Nacht rumpelte der Wagen mit den restlichen Kartoffeln über den Weg, während die Lichter von Dreme hinter ihm immer kleiner wurden.

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Eventuell ganz leichte Trigger-Warnung fürs nächste Kapitel.

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