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Kapitel 65: Unschuld - Teil 6

Sieben Monate später in einer abgelegenen Hütte.

Bei jedem Schrei, den Ghan Ilana ausstieß, befürchtete Mahr Ledja, gleich würde jemand aus dem nächsten Dorf kommen und nachsehen, was hier los war. Zwar lag Skoli etwas weiter weg und auch noch auf der anderen Uferseite, aber allein der Gedanke daran, brachte sie an den Rand der Panik. Niemand durfte wissen, dass die Gilden-Anführerin der Ghan-Gilde schwanger war und jetzt ein Kind auf die Welt brachte, das nicht von ihrem Ehemann war.

Für einen kurzen Moment verstummte Ghan Ilana und sog scharf die Luft ein, während ihre Hände sich so sehr an Mahr Ledjas Unterarm klammerten, dass sie das Gefühl hatte, die Frau könnte ihre Knochen brechen. Ihre strohblonden Haare klebten ihr schweißnass auf der Stirn, die Brust hob und senkte sich schwer. Als ein weiterer Krampf durch ihren Unterleib fuhr, presste sie die Kiefer fest zusammen, konnte einen weiteren Schmerzensschrei jedoch nicht unterdrücken.

»Alles wird gut«, flüsterte Mahr Ledja ihrer Freundin beruhigend zu, schaute aber trotzdem besorgt zu Wen Erda hinüber, die zwischen Ghan Ilanas Beinen saß. Die Dienerin hatte auch bei Mahr Xeros Geburt geholfen. Damals war Mahr Ledja alles so unwirklich vorgekommen. Sie konnte sich noch genau an diese schrecklichen Schmerzen erinnern, aber nicht daran, dass sie so stark geblutet hatte. Das weiße Bettlaken war bereits fast vollständig rot und der Fleck zog sich immer weiter zum Rand hin. Es war ein Wunder, dass Ghan Ilana das Bewusstsein noch nicht verloren hatte.

Wenn sie stirbt, werde ich das nicht erklären können, fuhr es ihr durch den Kopf. Ich werde es nicht erklären können. Verdammter...

Plötzlich schrie Ghan Ilana ein letztes Mal auf und löste dann den Griff um Mahr Ledjas Unterarm. Ihr ganzer Körper sackte in sich zusammen. Nur ihre Augenlider flatterten etwas.

»Nein!« Erschrocken beugte Mahr Ledja sich über ihre Freundin und schüttelte sie an den Schultern. »Nein! Ghan Ilana! Wach auf! Du musst bei mir bleiben! Hörst du! Du darfst nicht aufgeben! Nicht jetzt!«

Irgendwo hinter ihr ertönte das laute Kreischen eines Säuglings. Offenbar lebte das Kind, aber was war mit seiner Mutter? Wen Erda sagte irgendwas, was sie nicht verstand, und drängte sie zur Seite. Benommen stolperte Mahr Ledja zurück. Alles fühlte sich so unecht an, so falsch. Als wäre sie nur ein Beobachter. Sie taumelte zu dem Stoffbündel, in dem das Kind eingewickelt war. Es kreischte ununterbrochen. Die Haut war so rosig und faltig wie bei jedem Säugling direkt nach der Geburt. Der Rand des weißen Stofftuchs mit den grauen Punkten – dem Zeichen der Jian-Gilde – überlappte das Gesicht ein Stück. Mit zittrigen Fingern zog Mahr Ledja es wieder zurecht, bevor sie das Kind auf den Arm nahm, es beruhigend wiegte. Ihr Blick fiel auf die zwei Pelzmäntel, die auf den dazugehörigen Gestellen hingen. Sie waren bereits fertig, sahen fast vollkommen gleich aus. Weil Ghan Ilana zum Ende der Schwangerschaft hin immer schneller müde geworden war, hatte Wen Erda ihr einen Teil der Arbeit abgenommen. Alles umsonst? Es darf nicht alles umsonst sein!

Mahr Ledja holte tief Luft, wappnete sich für das Schlimmste und drehte sich wieder zum Bett um. Es war, als hätte jemand ihr einen schweren Felsen von den Schultern genommen. Ghan Ilana war wieder bei Bewusstsein und wurde von Wen Erda gestützt, die ihr mehrere Kissen hinter den Rücken legte.

»Mein Kind«, wisperte Ghan Ilana schwach und Mahr Ledja trat sofort zu ihr, um es ihr zu geben. Ihr war anzusehen, dass dies nicht ihre erste Geburt war. Vermutlich aber die schlimmste. Sie entblößte sofort ihre Brust, um dem Kind trinken zu geben.

»Es ist ein Mädchen«, sagte Wen Erda, während sie nach einem feuchten Lappen griff und sich die blutigen Hände säuberte. »Wie wollt Ihr sie nennen?«

»Sie nennen?« Ghan Ilana verzog gequält das Gesicht. »Zwing mich nicht dazu, ihr einen Namen zu geben. Ich werde sie sowieso nie wieder sehen. Besser, ich binde mich nicht an sie. Und sie nicht an mich. So kann ich schneller vergessen, was hier geschehen ist.«

Es tat Mahr Ledja im Herzen weh, ihre Freundin so zu sehen. Sie stellte sich für einen Moment vor, jemand würde ihr Mahr Xero wegnehmen und bereute es sofort. Das Entsetzen und die Angst, die in ihr hoch kamen, waren so stark, dass sie eine Gänsehaut bekam und all ihre Haare sich sträubten. Aber Ghan Ilana hat recht. Sie kann ihre Tochter nicht behalten. Sie hatten im Vorhinein schon abgesprochen, was nach der Geburt passieren würde. Als Wen Erda vortrat, um Ghan Ilana ihre Tochter wegzunehmen, kostete es Mahr Ledja alle Mühe, nicht dazwischen zu gehen.

»Nein«, flüsterte Ghan Ilana leise und umklammerte das Stoffbündel. »Gib mir noch ein bisschen Zeit. Noch ein bisschen.«

»Später wird es noch mehr weh tun«, sagte Wen Erda ohne sie anzusehen. Es war viel zu leicht, Ghan Ilanas Griff zu lösen. Sie war immer noch stark geschwächt vom Blutverlust. In ihren Augen standen Tränen, die ununterbrochen hervor quollen und ihre Wangen hinab strömten, während die Dienerin mit dem Kind in den Armen die Hütte verließ.

»Es tut mir leid!«, brach es aus Mahr Ledja hervor. Sie sank neben dem Bett zu Boden und hielt sich den Kopf. »Es tut mir leid! Es geht aber nicht anders! Niemand darf davon erfahren! Du hast es selbst gesagt! Ich schäme mich so sehr! Es ist alles meine Schuld!«

Auf einmal strich eine Hand ihr über die Haare. Ghan Ilanas Hand. Die Frau weinte immer noch, aber in ihren Augen stand auch so etwas wie Mitleid. »Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür, dass dein Ehemann...«

Mahr Ledja schüttelte den Kopf. »Ich hätte die Augen nicht verschließen dürfen. Ich hätte ihn zur Rede stellen müssen. Jedes verdammte Mal, wenn ich davon erfahren habe, dass er mit einer Frau geschlafen hat! Vielleicht hätte er dann damit aufgehört.«

»Hätte er nicht«, flüsterte Ghan Ilana. »Und das weißt du auch.«

»Ich weiß nicht mal, wie viele Frauen er noch...«

»Mahr Ledja, es ist vorbei«, unterbrach Ghan Ilana sie. »Und ich bin müde. Bitte. Lass mich schlafen.«

»Ja! Ja, natürlich!« Mahr Ledja drückte ein letztes Mal die Hand ihrer Freundin, die bereits die Augen geschlossen hatte. Besorgt betrachtete sie das mit Blut vollgesogene Laken. Es war nicht gut, wenn Ghan Ilana weiterhin darauf lag. Sie musste es austauschen und dann entsorgen. Am besten verbrennen. Vorsichtig, ohne die schlafende Frau zu wecken, machte sie sich an die Arbeit.

Es war Nacht, als Wen Erda zurückkehrte. Ihre Lippen waren blau vor Kälte und sie zitterte am ganzen Körper. Sobald sie die Hütte betrat, huschte sie sofort hinüber zum Kaminfeuer, um sich aufzuwärmen. Mit klappernden Zähnen berichtete sie Mahr Ledja, die auf einem Hocker in der Nähe saß: »Alles ist nach Plan verlaufen. Ich habe sie nach Skoli gebracht.«

»Hat jemand gefragt, was das für ein Kind ist?«, wollte Mahr Ledja wissen.

»Ja«, gab die Dienerin zu. »Aber ich habe der Frau, bei der ich sie abgegeben habe, gesagt, dass ich die Mutter bin. Und Herr Mahr der Vater. Sonst hätte sie nicht locker gelassen.«

»Hast du ihr deinen Namen gesagt?«, fragte Mahr Ledja besorgt, während sie nach den zwei Bechern griff, die sie auf dem Tisch bereitgestellt hatte. Einen davon reichte sie Wen Erda. »Wein. Zum Aufwärmen.«

»Danke.« Sie nahm ihn entgegen und nahm sogleich einen Schluck. »Ich habe ihr nicht gesagt, wer ich bin. Nur, dass ich kein Geld habe, um mich um das Kind zu kümmern. Die Frau hat mir versprochen, dass sie sich um das Mädchen kümmern wird, als wäre es ihre eigene Tochter.«

»Gut.« Mahr Ledja nickte langsam und versuchte, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. »Das ist gut. Dann ist doch noch alles gut gegangen.« Sie starrte ins tanzende Kaminfeuer, als es anfing. Das Keuchen, das Röcheln. Wen Erdas Weinbecher fiel zu Boden und zersprang in Stücke. Die rote Flüssigkeit breitete sich auf den hölzernen Brettern aus wie frisch vergossenes Blut. Es sah wirklich eins zu eins so aus. Ihr eigener Becher entglitt Mahr Ledjas Händen. Sie kannte nicht viele Gifte. Und die, die sie kannte, töteten schnell, wenn auch qualvoll. Erst nach einigen Minuten brachte sie den Mut auf, den Blick auf die Leiche der Dienerin zu richten.

Du hast mir vertraut. Und ich habe dieses Vertrauen gebrochen, Wen Erda. Dafür gibt es keine Vergebung. Mahr Ledja schluckte die Tränen runter und stand auf. Je weniger von dieser Angelegenheit wissen, desto besser. Es gibt keine andere Möglichkeit. Es tut mir leid.

Mit gebrochenem Herzen zog sie sich den Mantel über, den sie sich schon bereit gelegt hatte. Den restlichen Wein in der Karaffe kippte sie aus dem Fenster. Alles andere würde sie später wegräumen. Dann beugte sie sich zu ihrer Dienerin und langjährigen Freundin hinab und hievte sie sich auf den Rücken. Sie war viel leichter als sie es sich vorgestellt hatte. War es nicht normalerweise so, dass die Toten schwerer waren?

Mahr Ledja atmete tief durch und verließ die Hütte. Sie war so abgelegen, dass es keine vernünftigen Wege gab. Das nächste Dorf, Skoli, lag weiter im Norden. Sie konnte die schwachen Lichter schon weit in der Ferne erkennen. Langsam schleppte Mahr Ledja sich voran. Durch die Kälte, durch die Dunkelheit der Nacht. Irgendwann bemerkte sie, dass ihre Wangen mit einer feinen Eiskruste überzogen waren. War es wirklich so kalt? Oder kam die Kälte daher, dass sie ein Herz aus Stein hatte.

Was bist du nur für ein Mensch, beschimpfte sie sich. Wer tötet die eigene Freundin, um einer anderen zu helfen? So hinterhältig. So grausam. Du bist ein Monster, Ledja. Genauso wie Hefay. Ihr beide seid das.

Irgendwann kam sie bei der Brücke an, die über den Ausläufer der Kristallquelle auf die andere Seite führte. Keuchend blieb Mahr Ledja stehen, ließ Wen Erda von ihrem Rücken und auf die leicht vereisten Holzbretter hinab gleiten. Das Geländer war nicht sehr hoch und an einigen Stellen auch schon sehr morsch. Die Brücke wurde nicht allzu häufig benutzt. Mahr Ledja biss sich auf die Lippen, wählte eine möglichst morsche Stelle aus und trat zu. Die Balken zersplitterten, fielen teilweise sogar in sich zusammen. Mit Tränen in den Augen schleifte sie Wen Erda zu der so entstandenen Lücke und stieß sie hinab in den Fluss. Den Aufprall hörte sie nur. Sah nicht hin. Konnte nicht hin sehen.

Alle werden denken, dass sie ausgerutscht und in den Fluss gestürzt ist, wo sie ertrunken ist. Ohne einen Blick zurück zu werfen machte Mahr Ledja sich auf den Weg zurück zur Hütte. Ich wünschte, ich hätte Hefay nie geheiratet.

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