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Kapitel 34: Feuer - Teil 4

Rin Verran starrte ratlos auf die Eiche, vor der er stand. War ich so tief in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkt habe, wie weit ich gekommen bin? Er schaute zurück. Beim besten Willen konnte er sich nicht daran erinnern, die Apfelplantage bereits hinter sich gelassen zu haben. Wo waren Paat Jero und die anderen? Eigentlich hätte er sie von hier aus doch noch sehen müssen? Er wollte den Pfad wieder ein Stück zurück gehen, als sein Fuß gegen etwas stieß, was am Boden lag. Habichtfeder. Habe ich sie fallen gelassen? Verwirrt hob er sein Schwert auf und steckte es wieder in die Scheide. Dabei bemerkte er, dass seine Kleidung seltsam ungeordnet und staubig war. Bin ich hingefallen und hab mir den Kopf gestoßen? Ihm war in der Tat etwas schwindelig.

Hastig tastete er sich ab, konnte aber keine Verletzungen feststellen, und ging schließlich an der Eiche vorbei weiter den Rotapfel-Berg hoch. Doch dann stockte er. Ich bin schon so weit oben. Eigentlich müssten die Drachenklauen hier irgendwo sein. Er legte die Hand aufs Schwert und schaute sich um. Niemand war zu sehen. Keine vermummten, schwarzen Gestalten. Vielleicht sollte er noch etwas warten? Würden sie überhaupt kommen?

Er beschloss, bei dieser Eiche zu bleiben und drehte seinen Rücken dem Stamm zu. Kurz überlegte er, den Baum auch hoch zu klettern, aber mit seinem Umhang könnte das etwas schwierig werden. Und ablegen wollte er ihn auch nicht. Geduldig wartete er, behielt dabei den Stand der Sonne im Auge. Eine Stunde hatte Paat Jero ihm gegeben, abgezogen der Zeit, die er brauchte, um wieder nach unten zu gehen. Warum kam es ihm so vor, als wäre bereits viel mehr Zeit vergangen?

Als auch nach zwanzig Minuten niemand kam, entschied er, nicht mehr länger zu warten. Rin Verran schaute sich ein letztes Mal um und kehrte auf demselben Pfad zurück, den er auch hoch genommen hatte. Warum hatte er das Gefühl, diese Apfelbäume links und rechts von sich noch nie gesehen zu haben? War er hier nicht vorbei gekommen? Belustigt über sich selbst schüttelte er den Kopf. Endlich entdeckte er einige Bäume, die ihm bekannt vorkamen. Wäre auch seltsam gewesen, wenn nicht.

»Rin Verran«, begrüßte Paat Jero ihn und trat aus dem Gebüsch am Wegrand. In seinen Haaren hing ein gelbes Blatt, das er mit den Fingern weg schnippte. »Ihr habt Euch aber wirklich Zeit gelassen. Wie ist es gelaufen?«

»Es ist niemand gekommen.«

Der ältere Mann sah ihn entgeistert an. »Wie, es ist niemand gekommen? Soll das ein Scherz sein?«

»Sein letzter ›Scherz‹ war auch kein Scherz«, bemerkte einer der anderen Erzwächter und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!«, rief Paat Jero. »Wollten die Drachenklauen sich nicht unbedingt mit Euch treffen? Wie kann es sein, dass sie jetzt nicht da sind? Ich hätte einen Hinterhalt oder eine Falle erwartet, aber dass sie gar nicht aufkreuzen? Was soll das denn?«

»Ich kann es mir auch nicht erklären.« Rin Verran zuckte mit den Schultern und grinste leicht. »Vielleicht haben sie Angst vor mir.«

»Ganz bestimmt«, spottete Paat Jero, während einer der anderen Erzwächter flüsterte: »Ich würde mich nicht wundern.«

»Werdet Ihr nochmal hoch gehen?«, fragte Paat Jero. »Vielleicht trauen sie sich nur abends auf den Berg. Zugegebenermaßen kann es ja sein, dass tagsüber mehr Leute den Pfad entlang gehen und sie zufällig sehen.«

»Abends?« Rin Verran überlegte. »Das ist mir zu gefährlich. Sie könnten sich zwischen den Apfelbäumen verstecken und ich würde sie nicht sehen.«

Paat Jero nickte. »Ich verstehe. Was machen wir dann?«

»Offenbar haben die Drachenklauen wohl doch kein Interesse daran, mit uns zu reden und sich zu erklären«, sagte Rin Verran. »Ich würde vorschlagen, dass wir das machen, wofür wir eigentlich hergekommen sind. Die Augen nach ihnen offen halten und Kothar verteidigen, sollte es zu einem Angriff kommen.«

Paat Jero nickte und wandte sich an seine Begleiter. »Ihr habt ihn gehört! Machen wir uns an die Arbeit!«

Rin Verran und die anderen Erzwächter der Dul-Gilde blieben den ganzen Winter hindurch in Kothar. Sie halfen den Geflohenen aus Muwam dabei, Unterschlupf in den umliegenden Dörfern zu finden. Auch brauchten sie jede Menge Essen und Kleidung, was umso schwerer wurde, je näher der Winter kam. Als der erste Schnee fiel, erfuhr Rin Verran, dass die alte Frau, die ihn als erste auf den Angriff hingewiesen hatte, in ihrem Haus eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht war. Dabei hatte er nicht mal herausgefunden, wie sie überhaupt geheißen hatte. Alle im Dorf nannten sie nur Großmutter Pantoffel, weil sie ihre selbst gemachten Hausschuhe an alle verschenkte, die es nötig hatten. Zu ihrem Begräbnis kamen viele der geflüchteten Familien und legten ihr getrocknete Blumen oder andere Gaben auf das Grab. Auch Rin Verran steckte ein Schneeglöckchen zwischen zwei Kränze, die dort bereits ruhten.

Ohne dich wären wahrscheinlich noch mehr Menschen gestorben, dachte er.

Wrun Tarebo war mit seiner Schwester bei einem Bauern untergekommen, dem ein Teil der Plantage auf dem Rotapfel-Berg gehörte. Die Verbrennungen an Wrun Lilaths Armen waren zwar verheilt, aber Rin Verran bemerkte, dass sie sich jetzt darum bemühte, nur noch langärmlige Kleidung mit hohem Kragen und am besten auch Handschuhe zu tragen. Irgendwo in ihm drin meldete sich ein schlechtes Gewissen, wenn er sie auf der Straße sah. Rin Raelin und er hatten ihr mit dem gefälschten Brief übel mitgespielt und jetzt hatte sie auch noch ihre Eltern verloren. Zum Glück musste er nicht viel mit ihr reden und hatte genug andere Sachen zu tun.

Einmal bekam Rin Verran einen Brief von Rin Veyvey, die ihn fragte, wann er denn zurückkommen würde, weil ihr langweilig sei und sie niemanden hätte, den sie mit ihren neuen Kleidern beeindrucken könnte. Als er ihn las, saß er gerade neben Paat Jero am Essenstisch im Wirtshaus. Der ältere Erzwächter hatte ihm offenbar über die Schulter geschaut, denn er lachte laut auf und klopfte ihm auf den Rücken.

»Respekt, dass Ihr Eurem Bruder so eine Frau weggeschnappt habt!«, rief er. »Ich hätte nicht die Geduld, mich mit ihr auseinander zu setzen! Auf Rin Verran!« Er hob seinen Krug Bier und prostete allen Anwesenden zu, die mit einem Grölen antworteten.

Rin Verran grinste gequält, prostete ihnen ebenfalls zu, trank aber nur einen kleinen Schluck, bevor er das Glas wieder abstellte und den Brief weg steckte. Es fühlte sich falsch an, dass die anderen nicht wussten, wie es in Wirklichkeit zu dieser Ehe gekommen war. Aber wenn sie es wüssten, würde er wahrscheinlich bereits halb tot geprügelt draußen auf der Straße liegen.

Auf einmal schwang die Tür des Wirtshauses auf. Für einen kurzen Moment heulte ein eisiger Wind durch die gesamte Stube, wobei die Gäste unwillig brummten und stöhnten, bevor die Tür wieder geschlossen wurde. Herein kam Wrun Tarebo, gekleidet in die Winterkleidung seiner Gilde und einen zusätzlichen Kapuzenumhang, den er jetzt abklopfte. Weiße Schneeklumpen regneten zu Boden und weitere blieben liegen, als er mit den Stiefeln stampfte und auf sie zu kam. Nach dem Angriff auf Muwam hatte er sich verändert, irgendwas von seiner vorherigen Leichtigkeit eingebüßt.

»Alles ruhig draußen«, sagte er, während er sich an Rin Verrans Tisch setzte und bei einem vorbeieilenden Kellner mit einer Handbewegung ein Bier bestellte.

»Immer noch keine Drachenklauen?«, erkundigte Paat Jero sich und nahm die Spielkarten entgegen, die man ihm hinhielt. Rin Verran seufzte und nahm auch welche, die er bekommen hatte. Er war grottenschlecht in Vierer-Raben, aber so konnte er sich vielleicht etwas ablenken. Irgendwann hatte Paat Jero ihm einen Trick gezeigt, mit dem er zwei Karten ganz einfach vertauschen konnte, ohne dass jemand es bemerkte, doch er hatte ihn nie angewendet. Lieber ehrlich verlieren als mit Betrug gewinnen.

»Sie sind wie vom Erdboden verschluckt«, berichtete Wrun Tarebo und sah sich seine eigenen Karten an, verzog das Gesicht. »Dabei haben wir so lange nach ihnen gesucht. Niemand hat etwas gesehen oder gehört. Ich habe Leute bis zum Rand des Silbermistel-Walds geschickt und selbst da ist alles ruhig. Ich schwöre, wenn sie nochmal irgendwo auftauchen und wir nicht vorbereitet sind, werde ich mir das nicht vergeben!«

»Vielleicht haben sie sich für den Winter zurückgezogen«, vermutete Paat Jero und legte mit einiger Überwindung eine seiner Karten ab. »Sind Drachen nicht Echsen? Und Echsen halten Winterschlaf.«

»Es sind verdammte Hurensöhne!«, grollte Wrun Tarebo. »Es ist mir vollkommen egal, warum sie sich so genannt haben und ob sie Winterschlaf halten oder nicht! Irgendwo müssen sie doch sein!«

»Sie sind schonmal für mehrere Jahre verschwunden, nur, um später wieder aufzutauchen«, warf Rin Verran ein und legte eine Karte, bei der die Erzwächter ihn verwirrt ansahen. Offenbar war das ein schlechter Zug gewesen. »Vielleicht ist es jetzt dasselbe.«

»Und wann tauchen sie Eurer Rechnung nach wieder auf, Herr Rin?« Wrun Tarebo funkelte ihn verärgert an. Er war offenbar auf Ärger aus, benutzte sogar die Anrede ›Herr Rin‹, obwohl mittlerweile schon bekannt war, dass Rin Verran sie nicht mochte.

»Woher soll ich das wissen?«

»Ihr seid doch immer derjenige, der alles weiß! Ihr wusstet, dass Muwam angegriffen wird, dann habt Ihr einen Brief von den Drachenklauen bekommen, der an Euch persönlich adressiert war. Aber, was für ein Zufall, sind sie dann doch nicht aufgetaucht!« Er beugte sich ein Stück vor. »Wenn ich genauer darüber nachdenke, seid Ihr es eigentlich auch gewesen, der dafür gesorgt hat, dass die Feuerwächter zum Einsatz kommen. Habt Ihr nicht mit Eurem Bruder irgendwann gegen diese Hurensöhne gekämpft? Er wurde verletzt, aber Ihr nicht.«

Rin Verran gefiel nicht, in welche Richtung das Gespräch sich entwickelte. »Was wollt Ihr damit andeuten?«

Wrun Tarebo lehnte sich wieder zurück. »Ich deute nichts an, ich sage es gerade heraus: Ihr scheint ziemlich viele Verbindungen mit den Drachenklauen zu haben, findet Ihr nicht? Man könnte leicht auf den Gedanken kommen, Ihr würdet zu ihnen gehören.«

»Was labert Ihr da?«, wies Paat Jero ihn zurecht. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Die Drachenklauen gab es schon, da war er gerade mal ein Jahr alt oder so! Ja, er hat dafür gesorgt, dass die Feuerwächter gegründet werden, aber ich sehe nicht, was schlecht daran sein soll! Genau das hat die Drachenklauen doch für eine ganze Weile von uns fern gehalten!«

»Er ist selbst in die brennende Stadt gerannt, um uns zu retten!«, mischte sich eine Frau vom Nachbartisch ein. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Wie könnt Ihr so über ihn reden, junger Mann? Was hat er Euch angetan?«

Wrun Tarebo warf der Frau und den Erzwächtern der Dul-Gilde am Tisch einen funkelnden Blick zu, bevor er anfing, zu lachen. Es klang nicht offen und ehrlich, aber die anderen fielen trotzdem mit ein. »Entschuldigung, ich weiß selbst nicht, wie ich darauf gekommen bin. Nehmt es als einen schlechten Witz meinerseits.«

»Der schlechteste Witz des Abends geht diesmal eindeutig an Euch!«, lachte Paat Jero. »Und der Verliererplatz an Rin Verran. Warum habt Ihr den Achter-Hirsch so früh gespielt?«

Rin Verran schaute ratlos auf die Karte, die ihm die verwirrten Blicke eingebracht hatte. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich war ich etwas abgelenkt.« Er versuchte, nicht zu Wrun Tarebo zu schauen, aber die anderen taten es für ihn. Schnell räusperte er sich, schob Paat Jero seinen halb-vollen Bierkrug zu und stand auf. »Ich glaube, ich gehe besser jetzt schon schlafen. Morgen müssen wir die restlichen Familien nach Tasaan bringen.«

Die Erzwächter der Dul-Gilde murmelten ihm Abschiedsworte zu, während er das Wirtshaus verließ. Draußen lag eine weiße Schneedecke über der gepflasterten Straße, die im Mondlicht verführerisch glitzerte. Allerdings nur am Rand, wo noch niemand entlang gegangen war. Es knirschte unter seinen Füßen, während er zum Gasthaus ging. Die Familie, der er sein Zimmer überlassen hatte, war zwar immer noch dort, aber eine andere war bereits ins Nachbardorf gezogen, sodass er das daneben hatte. Es war tatsächlich das, in dem Rin Raelin und er auch untergekommen waren, als sie in Kothar waren, um ihre Herzstücke herzustellen. Er konnte jedes Mal aufs Neue nicht glauben, dass sein Bruder so weit gegangen war, um seine Hochzeit zu verhindern, aber mittlerweile schmerzte es nicht mehr so sehr.

Seufzend schmiss er sich aufs Bett und beobachtete das Licht, das durch das Fenster an die Wand schien. Die dunklen Schatten sagten ihm, dass es wieder angefangen hatte, zu schneien. Unwillkürlich musste er an eines der Gedichte denken, das Dul Caitha irgendwann mal geschrieben hatte. Sie gab gerne damit an und trug sie zu verschiedenen Gelegenheiten vor. Manchmal, weil es passte, und manchmal, weil sie sich einen Spaß daraus machte, ihre Gesprächspartner zu necken.

»Weißer Schneefrost am Bergeshang«, flüsterte Rin Verran in die Dunkelheit. »Der Mond ist eine Scheibe am Nachthimmel. Sterne strahlen diamantengleich. In der Kälte erfrieren die Tränen der Einsamen.«

Warum kann Rin Narema nicht wenigstens ein bisschen wie Dul Caitha sein?, fragte er sich und schloss die Augen. Immer nur Lektionen und harte Worte, nie Trost oder Aufmunterungen. Nicht mal für ihren leiblichen Sohn.

Es bringt sowieso nichts, jetzt noch darüber nachzudenken, schalt er sich. Schlafen ist besser. Wenn man schläft, kann man der Wirklichkeit entfliehen. Und wenn es auch nur wenige Stunden sind.

Als die Drachenklauen nach der Schneeschmelze immer noch nicht wieder auftauchten, wurde die Stimmung unter den Erzwächtern der Dul-Gilde immer schlechter. Viele wollten zurück nach Hause, in den Forellen-Pavillon oder die umliegenden Dörfer und Städte. Entweder, weil sie ihre Familien vermissten oder weil sie keinen Sinn darin sahen, weiter in Kothar zu bleiben, wenn anscheinend sowieso keine unmittelbare Gefahr drohte. Nach mehreren Diskussionen mit Wrun Tarebo reiste Rin Verran schließlich mit Paat Jero und den anderen ab. Seltsamerweise freute er sich überhaupt nicht darauf, wieder zurückzukehren.

Nach der förmlichen Begrüßung von Dul Nehmon und Dul Caitha ging Rin Verran mit einigem Unwillen zu seinen und Rin Veyveys Räumen rüber. Er hielt sich stur davon ab, auf die andere Seite zu schauen, wo Dul Arcalla womöglich am Fenster stand und zu ihm hinüber blickte. Kaum hatte er den Eingangsbereich betreten, als auch schon Lai Vatani auf ihn zugeeilt kam.

»Wartet! Wartet!«, rief die Dienerin erschrocken und wedelte mit den Händen in der Luft herum. »Sie ist noch nicht fertig!«

»Mit was ist sie noch nicht fertig?«

Im selben Moment öffnete sich die Tür zum Kleiderzimmer und Rin Veyvey trat heraus. Sie hatte sich prächtig herausgeputzt. Ihre blonden Haare mit einem leichten Orangestich waren in einer komplizierten Flechtfrisur nach oben gesteckt, wo sie von einer goldenen Haarnadel gehalten wurden. Das Kleid war neu und bestand aus einem schweren Stoff, der bei jedem Schritt heftig hin und her wogte. Sie blieb vor ihm stehen und schaute ihn herausfordernd an.

Rin Verran wusste nicht, was er sagen sollte, also schwieg er. Jedes falsche Wort konnte in einem wütenden Blick oder scharfen Bemerkungen enden, das war er schon gewohnt.

»Warum hast du den Umhang ausgetauscht?«, fragte Rin Veyvey in die Stille hinein und sah ihn unzufrieden an.

»Ich habe ihn nicht ausgetauscht. Ich habe ihn grün färben lassen«, entgegnete Rin Verran.

»Warum grün?«

Er zuckte mit den Schultern. »Warum nicht?« Irgendwas sagte ihm, dass Rin Veyvey seine Lüge sofort durchschauen würde, wenn er behauptete, das wäre seine Lieblingsfarbe.

»In der Tat, warum nicht.« Sie rümpfte die Nase und starrte ihn weiter an, schien auf etwas zu warten.

»Schönes Kleid«, presste Rin Verran schließlich hervor. Rin Jadna hatte ihm einst gesagt, dass Frauen es mochten, wenn man ihre Kleiderauswahl lobte.

Tatsächlich meinte er, für einen kurzen Moment ein Lächeln auf den knallrot angemalten Lippen zu sehen, bevor es wieder verschwand. »Akzeptiert«, meinte sie nur und ging dann einfach an ihm vorbei. Lai Vatani folgte ihr eilig.

»Wo gehst du hin?«, rief Rin Verran ihr verwundert hinterher. Hat sie nicht geschrieben, dass sie sich ohne mich langweilt? Und jetzt geht sie einfach weg, obwohl ich wieder da bin?

»Spazieren«, sagte Rin Veyvey ohne sich umzudrehen und stolzierte davon. Ihre Dienerin schloss die Tür.

»Natürlich. Spazieren in so einem teuren Kleid und dieser aufwendigen Frisur«, murmelte Rin Verran vor sich hin. Aus einem spontanen Impuls heraus trat er zum Fenster, das hinaus in den Innenhof des Forellen-Pavillons zeigte, um zu schauen, wo sie in Wirklichkeit hin ging. Zu Arcalla?

Sein Herz blieb fast stehen, als er ihre schlanke Gestalt die Tür für ihre Schwester öffnen sah. Sie war immer noch so schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Das schlichte, blaue Kleid ihrer Gilde, die blonden Haare, jetzt wieder von einem grünen Band zusammengehalten. Mit verkrampften Fingern tastete er über den Smaragd an Habichtfeders Knauf. Das einzige Stück, was von seinem Geschenk an sie übrig geblieben war.

Ruckartig wandte er sich vom Fenster ab. Warum fühlt es sich immer noch so schrecklich an? Er hatte gehofft, das Chaos in seinem Herz würde sich legen, wenn er erst lange genug von hier weg war, aber offenbar hatte das nicht geklappt. Schlecht gelaunt ging er nach draußen und machte sich auf den Weg zum rechten Flügel des Hauptgebäudes, wo sich Paat Jero und die anderen bestimmt immer noch aufhielten. Eine Partie Vierer-Raben kam ihm plötzlich gar nicht mehr so schlimm vor.

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Falls ihr mich jetzt nach den Spielregeln für Vierer-Raben fragt: Die muss ich mir leider noch ausdenken XD Ich sag euch Bescheid, sobald sie existieren.

Nebenbei ist auch schon Dul Caithas Gedichte-Sammlung eröffnet: 

Gedicht 1 (wurde in einem vorherigen Kapitel schonmal zitiert): Der weiße Schleier verdeckt ihr Gesicht. Sanft ist der Blick seiner Augen. Im Dunkeln flackert das Kerzenlicht. Zwei Herzen schlagen im Einklang.

Gedicht 2: Weißer Schneefrost am Bergeshang. Der Mond ist eine Scheibe am Nachthimmel. Sterne strahlen diamantengleich. In der Kälte erfrieren die Tränen der Einsamen.

Alternativer Titel für die ganzen nächsten Kapitel-Teile: Some sh*t is about to go down – Teil 1/4

Oder anders gesagt: Trigger-Warnung für allerlei Sachen.

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