Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 112: List - Teil 1

Die Nacht war stiller als alle anderen zuvor. Jeder Krieger war erschöpft und schlief wie tot in einem halb zusammengefallenen oder vielleicht sogar gar nicht vorhandenem Zelt. Andere waren auf die Wiese gegangen, wo sie mit Tränen in den Augen vor den frischen Gräbern knieten und bekannte Namen in Steine meißelten. Selbst im Krankenhaus war es ruhig, obwohl viele vor Schmerzen nicht schlafen konnten. Sie lauschten auf den Atem ihrer Nachbarn und hofften, dass sie ihn auch weiterhin hören würden.

In dem Zimmer im zweiten Stock, wo die drei Feinde versorgt wurden, weinte Jhe Seyla leise. Sie hatte sich die Decke über den Kopf gezogen und hoffte, dass niemand sie hören würde, was aber sehr unwahrscheinlich war. Sun Shimei schlief zwar wie ein Stein, seit Feng Rahni ihm das Beruhigungsmittel gegeben hatte, aber Feng Hamid hatte sich vor wenigen Minuten noch auf die andere Seite gedreht. Sie hielt die Luft an, als sich die Tür auf einmal öffnete. Ein leises Knarren, dann Schritte.

Jhe Seyla presste die Lippen fest zusammen und versuchte ihr Bestes, um die Tränen aufzuhalten, die aber immer weiter aus ihren Augen quollen. Sie wusste nicht, was mehr weh tat. Ihr rechter Arm, der jetzt mit einer steinharten, weißen Masse verpackt war, oder ihr Herz. Wer ist in das Zimmer gekommen? Die Schritte waren direkt vor ihrem Bett verstummt. Ist es einer der Rebellen?

Plötzlich wurde ihr die Decke mit einem Ruck weggerissen und sie starrte in das Gesicht ihres Bruders. Es war dunkel und nur das Licht von draußen erhellte es, aber sie erkannte ihn trotzdem wieder. Wann hatte sie ihn das letzte Mal gesehen? Vor mehr als zwei Jahren? Kurz bevor sie zum Rothirsch-Turm aufgebrochen war, wo Mahr Xero ein Meister geworden war.

»Ich dachte, du wärst tot«, zischte Jhe Zaushi. Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze aus Wut und Traurigkeit, die er in diesem Moment nicht verbergen konnte. »Ich dachte, du wärst mit Vater und allen anderen in der Falken-Festung gestorben!«

Jhe Seyla wischte sich die nervigen Tränen weg und setzte sich auf. Ein Blick in Richtung Feng Hamid sagte ihr, dass der junge Mann nicht schlief und alles mithörte, aber das interessierte ihren Bruder offenbar nicht.

»Aber wenn du nicht in der Falken-Festung warst, wo warst du dann?« Er wurde etwas lauter. »Warum bist du nicht zu Vater zurückgekehrt? Das war nicht das, was abgemacht war! Du hast uns nicht mal Briefe geschrieben! Hast du vergessen, weswegen wir dich überhaupt zum Rothirsch-Turm gelassen haben? Wem gilt deine Treue?« Jhe Zaushi atmete tief ein. »Sag nicht, dass du sogar am Angriff auf die Falken-Festung teilgenommen hast!«

Jhe Seyla konnte nicht verhindern, dass ihr Kinn anfing zu zittern. Dann brach sie erneut in Tränen aus. »Es tut mir leid!«, schluchzte sie. »Es tut mir leid! Es tut mir leid!«

»Du hast...« Die Wut und Enttäuschung in der Stimme ihres Bruders war nicht zu überhören.

»Ich war nicht bei dem Angriff!« Sie kam sich so erbärmlich vor, so furchtbar erbärmlich. »Ich war nicht dabei! Ich wusste nicht mal davon! Niemand hat mir etwas gesagt! Du musst mir glauben!«

»Aber du hast auf der Seite der Ghan-Gilde gekämpft! Du warst nicht da, um unsere Gilde, um unser Zuhause zu verteidigen! Du hattest einen einzigen Auftrag und hast selbst ihn nicht durchgeführt!«

Jhe Seyla sah ihn verzweifelt an. Ihre Kehle wurde eng. So eng, dass sie nur heiser gekrächzte Worte rausbekam. »Ich bin keine Spionin!«

Jhe Zaushi verzog gequält das Gesicht. »Haben sie es wirklich geschafft, dich so zu manipulieren, dass du uns verrätst?«

»Ich habe euch nicht verraten! Ich habe nur... nur...« Ihre Stimme brach und sie suchte nach einer Erklärung für ihr Handeln. Für ihre Weigerung, Briefe vom Rothirsch-Turm zur Falken-Festung zu schicken. Briefe mit Informationen über den genauen Aufbau des Turms, wie viele Erzwächter wo postiert waren, wann der Schichtwechsel stattfand. Sie war sogar in Mahr Xeros Zimmer gewesen und hatte dort nach Dokumenten über die Pläne der Ghan-Gilde gesucht – wie sie gegen die Krieger der Sonne vorgehen würden –, hatte aber keinen Erfolg gehabt. Dafür hatte sie den Geheimgang gefunden, durch den man den Rothirsch-Turm verlassen konnte und in die Berge kam. Ein Tunnel, der im hinteren Teil der Höhle mit dem Quellen-See lag. Sie hatte sich alles gemerkt und aufgeschrieben, aber als sie oben im Taubenschlag gewesen war, hatte sie gezögert. Und den Brief dann verbrannt. Nach ihm hatte es auch keine weiteren mehr gegeben. Warum habe ich gezögert? Ich wäre eine Heldin geworden. Diejenige, die dafür gesorgt hätte, dass die Ghan-Gilde ihre Meister verliert und niemand sich mehr traut, seine Kinder zum Rothirsch-Turm zu schicken. Aus Angst vor den Kriegern der Sonne.

»Ist es wegen ihm?«

Die Worte ihres Bruders waren wie ein Dolchstoß in ihr Herz. Jhe Seyla presste die Lippen fest zusammen und versuchte, keinen Laut von sich zu geben. Aber letztendlich entkam ihr doch ein verzweifeltes Schluchzen. Es war ihr mittlerweile egal, dass vielleicht das ganze Krankenhaus sie hörte. Der Schmerz in ihrer Brust wollte einfach nicht weggehen, egal, was sie tat.

»Es tut so weh«, wimmerte sie. »Warum tut es so weh, obwohl er schon tot ist?«

»Du hast ihn wirklich geliebt.« Jhe Zaushis Stimme war plötzlich sanft. Sie spürte das leichte Schwanken des Bettes, als er sich neben sie setzte und sie in die Arme nahm. Beruhigend strich er ihr über die Haare. Schwarz wie die Nacht. Sie hatte ihre Haare nie gemocht. Sie hatte sich gewünscht, dass sie eines Tages aufwachen und blonde Strähnen im Spiegel sehen würde, aber das war natürlich unmöglich.

»Von Anfang an«, brachte sie mit gepresster Stimme hervor, »hat er gesagt, dass ich gut im Bogenschießen bin. Und er war gut im Schwertkampf. Ich hätte ihn von Weitem beschützen können. Ich...« Ich klinge erbärmlich.

Aber Jhe Zaushi hörte sie aus und sagte nichts, strich ihr nur weiterhin über die Haare und drückte sie an sich, bis sie keine Tränen mehr hatte, die sie weinen konnte. Doch selbst dann ließ er sie nicht los.

»Ich bin froh, dass du nicht bei Vater gewesen bist«, flüsterte er leise. »Ich weiß nicht, ob ich das ertragen hätte. Dass du tot bist... In dem Moment, als der Rote Phönix es gesagt hat, wollte ich alle dort unten umbringen.«

Jhe Seyla schluchzte erneut auf. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, also blieb sie in der Umarmung. »Wie viele von ihnen hast du getötet?«, fragte sie schließlich im Flüsterton.

»Viele«, antwortete Jhe Zaushi und sie spürte, wie ein Schauer durch seinen Körper ging. »Noch bevor wir die Gämsen-Pagode erobert haben, bin ich mit Onkel von Dorf zu Dorf gezogen, um Verbündete zu sammeln und Erzwächter der Ghan-Gilde anzugreifen. Und in der Nacht, als wir durch den Tunnel in die Gämsen-Pagode gekommen sind... Wir haben sie alle getötet. Alle, die da waren. Im Schlaf. Sie durften nicht aufwachen, weil sie sonst in der Überzahl gewesen wären. Ich bereue es nicht.«

Jhe Seyla nickte langsam. Ich wünschte, sie hätten mich nicht zum Rothirsch-Turm geschickt. Sie hielt inne, als ihr Bruder leise seufzte und erneut zum Reden ansetzte. Seine Stimme war so leise, dass sie ihn kaum hören konnte.

»Als ich mit Onkel durch die Feuerkorn-Steppe gereist bin, kamen wir einmal zu einer Stadt namens Kadesch. Angeblich war der Weiße Tiger auch eine Zeitlang dort. Eine der... Frauen dort behauptete sogar...« Jhe Zaushi schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Sie behauptete, sie hätte ein Kind von ihm. Einen Sohn. Sie wollte ihn verkaufen, um an mehr Geld zu kommen. Wenn alles vorbei ist...« Er nahm Jhe Seyla bei den Schultern und hielt sie gerade so weit von sich weg, dass er ihr in die Augen sehen konnte. »Ich werde dir zeigen, wo diese Stadt liegt.«

Jhe Seyla spürte, wie erneut Tränen in ihr hochkamen. Dieses Mal biss sie sich sogar auf die Lippen und schmeckte den Geschmack von Eisen auf der Zunge, aber ihre Sicht wurde trotzdem verschwommen. Stumm nickte sie und umarmte ihren Bruder wieder. Wenn alles vorbei ist, werde ich deinen Sohn aufziehen, Xero. Wie sehr sie sich wünschte, dass sie die Zeit einfach zurückdrehen könnte, um ihn ein einziges Mal bei seinem Vornamen zu rufen. Aber für ihn war sie immer nur seine eifrige Schülerin gewesen. Er hatte ihr nur ein Mal zugelächelt. Und das auch nur, weil sie ihm den Frostwein gebracht hatte. Sie war so dumm gewesen, so dumm. Die Tränen wollten einfach nicht versiegen.

Die nächsten Tage und Wochen war es ungewöhnlich still. Die Krieger der Sonne hatten es mit vereinten Kräften geschafft, einige der Trümmerteile vor das Loch in der Mauer zu schieben, sodass man über sie drüber klettern musste, um auf die Brücke zu kommen. Oder von der Brücke in die Gämsen-Pagode. Doch im Feldlager der Ghan-Gilde war alles ruhig. Viel zu ruhig. Es war, als hätten die feindlichen Erzwächter plötzlich den Rückzug angetreten, und keiner kannte den Grund dafür. Keiner der Rebellen jedenfalls.

So nahm die Nervosität mit jedem Tag und sogar jeder Stunde, die verstrich, zu. Rin Verran konnte förmlich spüren, wie einige der Krieger fast schon sehnsüchtig darauf hofften, dass bald ein Angriff kommen würde. Damit sie diese Anspannung nicht mehr ertragen mussten, die sie so sehr auslaugte und nachts nicht schlafen ließ. Selbst Rin Verran konnte nur noch selten ein Auge zumachen, was vor allem daran lag, dass Se Laf ihm mittlerweile auf Schritt und Tritt folgte.

Die Frau in der Trauerkleidung hatte es sich mittlerweile in der Küche eingerichtet, wo sie auch schlief. Doch sobald Rin Verran sein Zelt verließ, brauchte er nie lange zu warten, bis ihre Gestalt in der Tür erschien. Wenn er zum Krankenhaus ging, um Ghan Reva oder Sun Shimei zu besuchen, war sie fast jedes Mal ebenfalls zufällig da, um Feng Rahni mit den Verletzten zu helfen, die sich teilweise nur langsam erholten. Und so wuchs seine Sorge und Verzweiflung mit jedem Tag, der verging. Noch weniger als ein Monat und dann würden die restlichen Drachenklauen eintreffen.

»Rin Verran!«, begrüßte Sun Shimei ihn fröhlich, als er dieses Mal das Krankenzimmer betrat, das der junge Mann sich mittlerweile nur noch mit Jhe Seyla teilte. Feng Hamid hatte seine Verletzungen relativ gut überstanden und war jetzt in einem der Zelte untergebracht worden.

»Wie geht es deiner Schulter?«, fragte Rin Verran.

»Schon viel besser! Frau Feng meinte, ich kann übermorgen schon das Krankenhaus verlassen! Werdet Ihr mir ein gutes Zelt besorgen? In welchem Zelt ist...«

Ein Schnauben aus der anderen Seite des Zimmers unterbrach ihn. Dort hatte Jhe Seyla sich aufgesetzt und hielt sich ihren gebrochenen Arm, der in dieser weißen Masse steckte, die Rin Verran auch einst hatte ertragen müssen. »Allmählich nervt es!«

Sun Shimei sah sie überrascht an. »Was?«

»Wo ist Kar Moora? Wann kommt Kar Moora? Wie geht es Kar Moora?«, äffte die junge Frau ihn nach. »Immer nur Kar Moora! Es nervt! Alle haben verstanden, dass du sie magst! Aber sie mag dich nicht!«

Rin Verran unterdrückte ein belustigtes Schmunzeln, als er den enttäuschten Ausdruck auf dem Gesicht seines Schülers sah, der sich jedoch schnell in Entschlossenheit verwandelte.

»Vielleicht mag sie mich jetzt nicht, aber sie wird mich mögen! Ganz bestimmt!«, meinte er. »Ihr gefallen die Witze, die ich ihr erzähle!«

»Die du von Feng Hamid geklaut hast«, warf Jhe Seyla ein.

»Und sie kommt vorbei, um mich zu sehen!«

»Um zu sehen, ob du noch hier bist und nicht zur Ghan-Gilde geflohen bist!«

»Und sie hat gesagt, sie wird mir ein besseres Schwert besorgen als das, das ich von der Ghan-Gilde bekommen habe!«

»Das hat sie gesagt?«, fragte diesmal Rin Verran erstaunt. Er hatte nicht erwartet, dass Kar Moora irgendwem Geschenke machen würde. Erst recht nicht einem Feind und erst recht nicht seinem Schüler. Insgeheim freute er sich jedoch für Sun Shimei. Er hatte jemanden gefunden, in den er sich offenbar Hals über Kopf verliebt hatte, und es war für sie beide sogar möglich, zusammen glücklich zu sein. Nicht so wie Arcalla und ich... Schnell fegte er den Gedanken beiseite. Ich bin nicht deswegen hierher gekommen.

Flüchtig warf er einen Blick zur Tür, die in diesem Krankenzimmer immer offen stehen musste. Ein Kompromiss zwischen Feng Rahni und Kar Moora, die die ›Feinde‹ am liebsten den ganzen Tag über bewachen würde. Aber wenn die Tür offen war, konnten Sun Shimei und Jhe Seyla nichts Verbotenes tun ohne von den Heilern auf dem Flur gesehen zu werden. Und – was für ein Zufall – unter einer Gruppe dieser Heiler, die gerade auf dem Weg ins Nebenzimmer war, befand sich Se Laf. Sie blieb auf der Mitte des Ganges stehen, stellte eine Schüssel mit Wasser auf dem Tisch im Flur ab und tat so, als würde sie einige Handtücher waschen.

»Kar Moora ist toll!«, beendete Sun Shimei seine Ausführungen, die Rin Verran zur Hälfte überhört hatte.

»Sie ist eine gute Kriegerin«, gab er zu. »So stark wie ein Drache. Aber pass auf, dass du dich nicht an ihr verbrennst wie eine Motte an der Flamme.«

Sun Shimei wirkte etwas verwirrt. Kein Wunder, denn Rin Verran hätte sowas nie im Leben gesagt. Eindringlich schaute er seinen Schüler an. Bitte verstehe, um was es geht! Es ist wichtig!

»Und pass auf, dass Kar Moora dein Tagebuch nicht sieht, falls du hier auch eines schreibst«, wagte er sich einen Schritt weiter. »Du erinnerst dich doch bestimmt noch daran, was das letzte Mal im Rothirsch-Turm passiert ist, als jemand es gefunden hat?«

Dieses Mal leuchteten Sun Shimeis Augen auf. Jhe Seyla hingegen, die alles mitgehört hatte, sah den jungen Mann schräg an. »Du schreibst Tagebücher? Machen das nicht nur Mädchen?«

»Warum redet Ihr über meine Tagebücher, Mei... Rin Verran!«, beklagte Sun Shimei sich und hätte ihn vor Aufregung beinahe mit seinem Titel angesprochen, obwohl Rin Verran ihm schon mehrmals gesagt hatte, er solle das nicht tun. »Das ist peinlich!«

Er hat also verstanden, begriff Rin Verran erleichtert und warf einen unauffälligen Blick in Richtung Flur, wo Se Laf nun schon zum dritten Mal dasselbe Handtuch wusch. Sie trat etwas überrascht zur Seite, als sich auf einmal eine Gestalt an ihr vorbei drängte. Es war Meister Jhe, der mit finsterem Gesicht mitten im Krankenzimmer stehen blieb.

»Onkel!«, rief Jhe Seyla sogleich. Sie hatte nicht erwartet, ihn hier zu sehen. Er war bisher nur einmal gekommen und das auch nur, um sich zu versichern, dass sie von den Heilern gut versorgt wurde. Umso mehr freute sie sich, als er zu ihr hinüber ging und etwas, das er zuvor in der Hand gehalten hatte, auf ihrem Nachttisch abstellte.

»Feng Rahni behauptet, das würde deine Heilung beschleunigen«, sagte er scharf.

»Danke! Ich...« Bevor Jhe Seyla noch etwas sagen konnte, hatte Meister Jhe sich schon umgedreht und verschwand so schnell wie er gekommen war. Etwas enttäuscht schaute sie ihrem Onkel hinterher, bevor sie einen abschätzigen Blick auf das Glasfläschchen warf, das er ihr gebracht hatte. Beleidigt rollte sie sich in ihrem Bett zusammen und drehte sich auf die andere Seite. Schon von klein auf hatte sie Heiler und Medikamente gehasst. Als sie einmal Fieber gehabt hatte, hatte ihr Vater teilweise stundenlang an ihrem Bett gesessen und versucht, sie dazu zu überreden, die bittere Medizin zu schlucken. Dachte ihr Onkel wirklich, sie würde dieses Fläschchen freiwillig austrinken? Nie im Leben!

Während Jhe Seyla mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, verabschiedete Rin Verran sich von Sun Shimei und ging aus dem Krankenzimmer hinaus. Wahrscheinlich, um nach seiner Nichte Ghan Reva zu schauen. Sobald er weg war, verschwand auch die rätselhafte Frau in der schwarzen Trauerkleidung, die die ganze Zeit über im Flur gestanden hatte. Sie war die Motte, ein Mitglied der Drachenklauen, und Sun Shimei hatte gehört, dass ihr echter Name Se Laf war. Er hatte nicht gewagt, jemanden nach dem Grund zu fragen, aus dem die Krieger der Sonne sie hier duldeten, aber er konnte es sich denken. Sie war für den Atem des Drachen verantwortlich, der im Kampf zum Einsatz gekommen war. Was ihn aber noch mehr beunruhigte, waren die seltsamen Andeutungen, die sein Meister gemacht hatte. Als könnte er nicht offen sprechen. Vielleicht, weil die Motte in der Nähe war?

Mit klopfendem Herzen faltete Sun Shimei den Zettel auseinander, den Rin Verran ihm in dem Moment zugesteckt hatte, in dem Meister Jhe reingekommen und kurzzeitig die Sicht der Motte in das Zimmer verdeckt hatte. Schwarz auf weiß standen dort nur wenige Sätze, bei denen Sun Shimeis Augen sich jedoch weiteten. Wie von selbst wanderten seine Augen zu dem Glasfläschchen, das Meister Jhe auf dem Nachttisch seiner Nichte abgestellt hatte. Die Flüssigkeit darin sah aus wie ganz normales Wasser oder eine sehr durchsichtige Medizin. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in seinem gesamten Körper aus.

Sie haben mich ausgewählt? Warum ausgerechnet mich? Aber Sun Shimei wusste, dass das vermutlich die einzige vernünftige Entscheidung gewesen war. Wenn Se Laf Rin Verran wirklich die ganze Zeit beobachtete und jedem seiner Gespräche lauschte, konnte er unmöglich jemand anderem die volle Geschichte erzählen. Ich bin der einzige, der bei dem Treffen mit Fräulein Dul im Kerker dabei war. Und der einzige, der in der Versammlungshalle war, als Meister Mahr und Gilden-Anführerin Ghan getötet worden sind. Nur die wenigsten wissen davon, also wird keiner mich verdächtigen. Rin Verran vertraut mir. Er vertraut mir bei einer so wichtigen Sache!

Doch seine Freude wurde gleich darauf von heftigem Entsetzen verdrängt. Was passiert, wenn alles so schief geht wie beim letzten Mal?

»Warum bist du auf einmal so blass?«, fragte Jhe Seyla von ihrem Bett aus.

»Ich habe nur daran gedacht, dass Kar Moora mich im Kampf getötet hätte, wenn ich nicht so viel geredet hätte«, antwortete er gedankenverloren und rieb sich die Wangen, um die Blässe zu vertreiben.

Wie erwartet gab es nur ein genervtes Stöhnen aus Jhe Seylas Richtung.

Erleichtert sah Sun Shimei, dass die junge Frau sich auch die Decke über das Gesicht zog, was ihm die Gelegenheit gab, den Zettel loszuwerden. Er zerknüllte ihn und steckte ihn in ein Loch zwischen zwei Steinen in der Wand. Sobald Feng Rahni ihn in zwei Tagen entließ, würde er ihn mitnehmen und im nächsten Feuer verbrennen. Niemand durfte sehen, was darauf geschrieben stand.

................................................................................................................................................................................

Etwas spätes Update, aber besser spät als nie XD Wünscht mir viel Glück in der Klausurenphase :)

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro