Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 105: Narben - Teil 2

Saresare war eine Stadt im Nordosten der Feuerkorn-Steppe. Mit den Jahren war sie immer größer und bei Reisenden beliebter geworden. Es wurde gesagt, dass Rin Narema vor ihrer Hochzeit mit Rin Baleron oft hierher gekommen und in alle möglichen Wirts- und Spielhäuser gegangen war. Warum sie damit aufgehört und mit ihrer Familie gebrochen hatte, wusste niemand so richtig, aber trotzdem waren alle Bewohner stolz darauf, dass die Anführerin der Rin-Gilde ihre Stadt einst sehr gemocht hatte. Eines der Gasthäuser war sogar nach ihr benannt worden.

Das Holzschild, das über der Tür dieses Hauses hing, war schon etwas schäbig und sah ziemlich alt aus, aber dennoch waren die Worte ›Naremas Schloss‹ deutlich zu erkennen. Drinnen waren fast alle Tische im untersten Stock, wo man essen konnte, besetzt und die Kellner gaben sich große Mühe, jeden Gast zu bedienen. Das Gasthaus war nicht nur für seinen Namen berühmt, sondern auch dafür, die Speisen am schnellsten zuzubereiten. Die Köche und allgemein alle Angestellten wurden nach strengen Verfahren ausgewählt. Nur die besten bekamen eine Stelle. Entsprechend gut wurden sie bezahlt und entsprechend hoch waren die Preise.

Als zum Abend hin ein Mann in schwarzer Reisekleidung und aufgesetzter Kapuze Naremas Schloss betrat, war der Kellner, der dafür verantwortlich war, den Gästen einen freien Tisch zu zeigen, mehr als verwirrt. Er sieht nicht aus, als hätte er viel Geld, dachte er. Hat er sich vielleicht geirrt und will eigentlich in den schäbigen Laden gegenüber?

Aber der Mann kam entschlossenen Schrittes auf ihn zu. »Ich hätte gerne einen Tisch«, sagte er ohne die Kapuze abzusetzen.

Das Herz des Kellners wäre vor Schreck fast stehen geblieben. Aus der Entfernung hatte er den muskulösen Körperbau nicht wirklich wahrgenommen und die Muskeln für Kleiderschichten oder Fett gehalten. Er ist ein Gilden-Anführer, der unerkannt bleiben möchte, schoss es ihm durch den Kopf. Er wusste selbst nicht, woher der Gedanke plötzlich kam. Alles an diesem Fremden schrie nur so nach respektvoller Behandlung.

»Natürlich!« Seine Stimme hörte sich höher an als er es gewollt hatte. Steif deutete er auf einen der letzten freien Tische, der in einer etwas abgelegeneren Ecke stand. »Dorthin, Herr.«

Während der Fremde sich an seinen Platz setzte, versuchte der Kellner verzweifelt, sich an das zu erinnern, was man ihm beigebracht hatte. Wenn ein Gilden-Anführer kommt, darf man ihn nicht verärgern. Das ist schlecht fürs Geschäft. Man sollte sich von seiner besten Seite zeigen. Habe ich ihn vielleicht schon beleidigt, indem ich ihn nicht sofort erkannt habe? Er beäugte den Mann aus dem Augenwinkel und knetete seine schwitzenden Hände. Warum ausgerechnet dann, wenn meine Schicht ist?

Der Kellner zuckte zusammen, als der Fremde ihn zu sich winkte. »Alles, was Ihr bestellt, geht aufs Haus!«, platzte er heraus und biss sich gleich darauf auf die Lippen. Habe ich ihn eben wirklich unterbrochen, als er etwas bestellen wollte? Ich bin so gut wie gefeuert...

»Danke«, sagte der Fremde zu seiner Erleichterung nur. »Dann hätte ich gerne ein Stück Fleisch.«

Der Kellner rang sich ein freundliches Lächeln ab. »Welches Fleisch? Wir haben Rind, Schwein, Lamm, Hirsch...«

»Rind ist vollkommen in Ordnung.«

»Welches Teil vom Rind?«

Es entstand eine unangenehme Pause, in der der Kellner um seinen Arbeitsplatz bangte. Hätte ich das nicht fragen sollen? Kommt er öfters hierher? Sollte ich dann wissen, was er normalerweise bestellt? Warum hat mir das niemand gesagt!

»Das, was Ihr selbst nehmen würdet«, kam schließlich die Antwort.

»Wird gemacht, Herr!« Der Kellner schoss so schnell wie möglich in Richtung Küche davon und kam wenig später schweißgebadet zum Tisch zurück. Er trug einen großen Teller mit einem Lendenstück vom Rind, perfekt durchgegart. Dazu Trüffel und Süßkartoffeln sowie eine einzelne Schüssel für die Soße. Alles zusammen stellte er vor dem Fremden auf den Tisch und verbeugte sich. »Ich wünsche Euch einen guten Appetit.«

Als er floh, fühlte er sich, als wäre eine schwere Last von seinen Schultern genommen worden. Der Kellner bemerkte, dass einige seiner Kollegen ihm schräge Blicke zuwarfen, doch er ignorierte sie. Wenn er den Gilden-Anführer nur gut genug bediente, wer wusste, wie viel Trinkgeld er bekommen würde! Bisher hatte er nichts gemacht, was unverzeihlich war. Doch gerade hatte er sich entspannt, als der Mann ihn erneut zu sich winkte. Der Kellner spürte, wie er erbleichte.

»Ja, Herr?«, fragte er mit klopfendem Herzen. »Ist etwas nicht in Ordnung?« Mit Entsetzen stellte er fest, dass kein Stück vom Fleisch gegessen worden war. Ich hätte wenigstens dem Koch sagen sollen, wer hier sitzt!

»Ich fürchte, es fehlt ein Messer«, meinte der Mann und hielt die Gabel hoch.

Ein Messer? Der Kellner war kurz davor, in Panik zu verfallen. Habe ich ihm wirklich kein Messer gebracht? Ausgerechnet so eine Kleinigkeit! Wie konnte ich das vergessen! Ich werde ganz sicher gefeuert! Mit mehreren Entschuldigungen und Verbeugungen kehrte er in die Küche zurück, holte ein Messer und hielt es dem Fremden hin. »Ich entschuldige mich vielmals.«

Der Mann nickte nur und wandte ihm auf einmal den Kopf zu. Das Gesicht war immer noch in den Schatten unter der Kapuze verborgen, aber irgendwas sagte dem Kellner, dass das, was er gleich hören würde, unglaublich wichtig war. Er schluckte und versuchte, seine Nervosität zu unterdrücken.

»Ich habe gehört, dass hier in der Nähe Krieger der Sonne unterwegs waren«, sagte der Fremde. »Und dass Naremas Schloss ihnen einige Abfälle überlässt, die die Gäste nicht gegessen haben.«

Der Kellner glaubte, gleich ohnmächtig zu werden. Womit habe ich das verdient!

»Ich weiß nichts davon«, presste er hervor. »Ich werde den Besitzer unseres Gasthauses rufen. Vielleicht kann er es Euch...«

Er verschluckte sich fast, als der Fremde ihm die blutende Sonne zeigte. Was zum Henker? Fast wären ihm die Worte herausgerutscht, aber gerade noch rechtzeitig fing er sich. Unauffällig formte er auch seine Hand zu einem Kreis und legte sie über das Herz. Wer ist dieser Mann?

Dieser Mann griff auf einmal in die Innentasche seines Mantels und holte einen versiegelten Brief hervor. Der Kellner schrie innerlich. Ich will nie wieder etwas mit Briefen zu tun haben! Was denkst du denn, warum ich meine Arbeit beim Rothirsch-Turm hingeschmissen habe!

»Wenn die Krieger der Sonne wieder vorbeikommen, gebt ihnen diese Nachricht mit.« Der Fremde hielt sie ihm auffordernd hin. »Verstanden?«

»Ich habe verstanden! Alles verstanden!«, flüsterte der Kellner und ließ den Brief in der Tasche seiner Schürze verschwinden. Die Frage nach der Identität dieses Mannes lag ihm auf der Zunge, aber er traute sich nicht, sie auszusprechen.

»Ich möchte auch ein Zimmer für die Nacht haben«, erklärte der Fremde als wäre nichts passiert.

»Eine Nacht?«, vergewisserte der Kellner sich.

»Ja. Und bringt bitte frische Handtücher und eine Schüssel mit Wasser auf mein Zimmer. Und ein kleines Glasfläschchen, das Heiler normalerweise für Medizin benutzen. Ungefähr so groß.« Er hielt Daumen und Zeigefinger ein Stück weit auseinander.

»Wird gemacht, Herr!« Der Kellner verbeugte sich und eilte davon, um der Frau, die die Zimmer verteilte, Bescheid zu sagen. Es dauerte länger als angenommen, sie davon zu überzeugen, seinem Gast das größte mit dem besten Blick auf die Feuerkorn-Steppe zu geben. Als er zurückkam, musste er verwundert feststellen, dass der Fremde bereits verschwunden war. Und das ganze Essen stand noch fast unberührt auf dem Tisch. Mit klopfendem Herzen rannte der Kellner hin, starrte den vollen Teller an und sah sich um. Er entdeckte den Mann in der Nähe des Empfangs, wo er den Schlüssel zu seinem Zimmer entgegen nahm.

Hätte ich ihm etwas anderes bringen sollen?, überlegte der Kellner fieberhaft, bis sein Blick auf etwas fiel, das der Mann offenbar mit der Soße und dem Zinken einer Gabel auf den Tellerrand geschrieben hatte. ›Für Euch‹.

Für mich? Der Kellner musste es zwei Mal lesen, bevor er den Sinn dieser Worte verstand. Verwirrt schaute er sich nochmal um, aber der Fremde war schon in Richtung des vierten Stocks verschwunden. Ist das erlaubt? Nach einer Denkzeit von nur wenigen Sekunden schmiss der Kellner alle Vorsicht über Bord, setzte sich an den Tisch und aß das, was er sich gewünscht hatte, noch bevor er angefangen hatte, hier zu arbeiten. Es schmeckte köstlich. Sollen sie mich doch feuern!, dachte er. Ich finde eine neue Arbeit!

Währenddessen schloss Rin Verran das Zimmer auf, das man ihm gegeben hatte, und schloss es hinter sich auch wieder ab. Erleichtert, dass alles gut gegangen war und er sich mit seiner Annahme nicht getäuscht hatte, atmete er aus und schlug die Kapuze zurück, die zuvor sein Gesicht verdeckt hatte. Er hatte sich darauf vorbereitet, einen Skandal um das Essen zu veranstalten, das ihm gebracht worden wäre, sodass er nicht hätte bezahlen müssen. Dann hätte er das Messer mitgehen lassen und sich in irgendeine abgelegene Gasse zurückgezogen, wo niemand vorbeikam. Dank des übermotivierten Kellners war das jetzt aber nicht mehr nötig.

Mit spitzen Fingern holte er das Messer heraus, das er hatte verschwinden lassen. Es war scharf und da es mit dem Fleisch serviert worden war, war es auch ganz sicher, dass es gut schneiden konnte. Nämlich durch sein eigenes Fleisch.

Rin Verran sammelte sich und ging hinüber zu dem Tisch, auf dem nach seiner Bitte eine Wasserschüssel, ein paar Handtücher und ein kleines Glasfläschchen platziert worden waren. Letzteres füllte er mit etwas Wasser und hoffte, dass es dem echten Wasser der Wahrheit ähnlich sehen würde, bevor er das Messer neben die Schüssel legte und auch die Salbe seiner Mutter herauskramte, die er dazu stellte.

Wenn meine Vermutung wirklich stimmt, werde ich den Schlüssel haben. So wie die Drachenklauen es wollen. Aber das bedeutet, dass sie ihren Plan durchziehen werden. Und ich habe Habichtfeder immer noch nicht zurück. Seufzend ließ er sich aufs Bett fallen und dachte nach. Auf seinem Weg durch die Straßen von Saresare hatte er einige Gespräche belauschen können, in denen es um die Bresche ging, die die Ghan-Gilde durch den Rotkiefer-Hain zog. Anscheinend war sie schon fast fertig und der letzte, finale Angriff auf die Gämsen-Pagode stand kurz bevor. Das war es, was ihn letztendlich dazu bewegt hatte, seine ursprünglichen Pläne zu ändern. Er hatte einen Brief an Meister Jhe geschrieben und ihm gesagt, dass er ihm helfen würde. Wenn er den Schlüssel erst hatte, würde er endlich in der Position sein, Forderungen zu stellen. Aber dafür musste er sich erst sicher sein, dass er ihn auch wirklich hatte.

Ein letztes Mal atmete Rin Verran tief ein und aus, setzte sich auf und zog den Tisch näher zu sich ran. Nachdem er seinen Mantel und sein Hemd abgelegt hatte, fuhr er mit der Hand über die Narbe auf seiner linken Seite. Arcalla hat recht gehabt. Niemand wird mit Narben geboren. Man bekommt sie erst später. Auch wenn ›später‹ bei mir wohl nur einige Sekunden gedauert hat. Sein Herz schlug wie verrückt, viel zu schnell.

Vielleicht hätte ich nach Alkohol fragen sollen, überlegte er, während er eines der Handtücher ins Wasser tunkte und damit über die Narbe fuhr. Doch jetzt war es schon zu spät. Er brauchte mehrere Anläufe, um das Messer zu greifen und als er die Spitze auf seine Haut setzte, zitterte seine Hand. Einige Sekunden blieb er bewegungslos, sammelte Mut, um den ersten Schnitt zu tun. Dann stieß er frustriert die Luft aus und schmetterte das Messer zurück auf den Tisch.

»Reiß dich zusammen«, sagte er sich. Beim zweiten Anlauf schnitt er vorsichtshalber ein Stück des Handtuchs ab, rollte es zusammen und biss mit den Zähnen darauf. Wenn er schrie, würde man ihn so wenigstens nicht hören. Wieder ergriff er das Messer und setzte es an. Seine Atmung beschleunigte sich, bis er fast schon keuchte. Als die Spitze in seine Haut schnitt, presste er die Kiefer fest zusammen und war sich selbst dankbar für den Knebel.

Angespannt und mit leicht zitternder Hand zog er das Messer weiter, bis er die Narbe vollständig geöffnet hatte. Rotes Blut quoll heraus. Schnell packte er eines der Handtücher und legte es unter die offene Wunde. Wie tief muss ich schneiden?, fuhr es ihm durch den Kopf. Natürlich war er gewachsen. Was für ein kleines Kind nur zwei Fingerbreit waren, war für einen erwachsenen Mann wie viel? Fluchend und mit Tränen in den Augen schnitt er tiefer. Der Schmerz war kaum auszuhalten. Er konnte sich nur noch auf seinen Tastsinn verlassen, denn seine Sicht war zu verschwommen. Keuchend hielt er inne, um sich zu beruhigen, bevor er weiter schnitt. Besser, er brachte es schnell hinter sich.

Was, wenn meine Vermutung falsch ist? Der Gedanke flammte plötzlich in seinem Kopf auf. Was, wenn meine Mutter mich wirklich töten wollte und der Schlüssel für immer verloren ist?

Verzweiflung stieg in ihm auf. Noch ein Stück, ein winziges Stück. Er konnte das Messer kaum mehr in den Händen halten. Sein ganzer Körper zitterte und selbst durch das Handtuch in seinem Mund war im Nebenzimmer bestimmt sein Stöhnen zu hören.

Auf einmal stieß das Messer auf etwas Hartes. Rin Verran sog scharf die Luft ein, blinzelte und versuchte, eine klare Sicht zu bekommen, was praktisch unmöglich war. Seine gesamte linke Seite war ein blutiges Schlachtfeld. Was, wenn ich zu viel Blut verliere? Vorsichtig fuhr er mit der Messerspitze wieder durch die Wunde. Bei jeder Berührung zuckten Schmerzensblitze durch seinen Körper, aber da war es wieder. Er konnte nicht erkennen, was es war. Auf jeden Fall kein Knochen. Doch es steckte zu fest in seinem Fleisch.

Sein Atem ging stoßweise, als er mit den Fingern seiner freien Hand in die Wunde fasste und das Etwas zu fassen bekam. Er zog, wurde fast ohnmächtig. Es fühlte sich an, als würde er jeden Moment auseinander gerissen werden. Doch schließlich löste es sich mit einem ekelhaften Schmatzen, das Rin Verran am besten nicht gehört hätte. Er spürte einen Würgreiz in sich aufsteigen, schluckte ihn aber wieder runter. Irgendwie schaffte er es, den blutigen Gegenstand in die Wasserschüssel zu werfen und das Porzellanfläschchen mit der Salbe zu ergreifen. Er tunkte gleich zwei Finger hinein und strich das Heilmittel in seine Wunde. Es brannte so sehr, dass Rin Verran gedämpft schluchzte und sich krümmte. Doch dann wurde das Brennen durch ein warmes Kribbeln ersetzt. Keuchend starrte er hinab auf seine Wunde, die sich vor seinen Augen Stück für Stück schloss. Sogar der Blutfluss ließ nach.

Unwillkürlich durchströmte ihn ein gewisser Stolz auf seine Mutter. Er entfernte den Knebel und tupfte mit dem nassen Handtuch vorsichtig um den Schnitt herum, bis das größte Chaos beseitigt war. Langsam beugte er sich vor und war erstaunt, nur ein leichtes Ziehen, aber keinen wirklichen Schmerz zu spüren. Gespannt warf er einen Blick in die Wasserschüssel, deren Inhalt bereits in ein trübes Rot verfärbt war. Doch ganz unten, am Grund, schimmerte etwas Metallenes.

Rin Verran griff hinein und hätte beinahe den Schlüssel fallen gelassen, den er tatsächlich in der Hand hielt. Ungläubig starrte er ihn an. Er war die ganze Zeit bei mir. Die ganze Zeit. Der Schlüssel war ungewöhnlich klein, gerade mal so groß wie ein Glied seines kleinen Fingers. Dafür waren die Zinken umso komplizierter. Kein Wunder, dass man die Kiste mit dem Wasser der Wahrheit nicht einfach so aufbrechen konnte. Er ballte die Faust um den Schlüssel herum und grinste triumphierend.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro