Direkt neben der Tür lehnte Ross mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht. Ich schaute mich aufmerksam um, damit ich ihn ignorieren konnte, doch es gab nichts interessantes, das ich länger betrachten konnte.
„Sie sind dann wohl Miss Baxter", sagte die Frau hinter dem Tresen missbilligend. „Ja, das bin ich", antwortete ich und unterdrückte den Drang, ebenfalls Missbilligung in meine Stimme zu legen. „Der Direktor wartet schon auf euch." Na klasse. Hatte der denn nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag auf irgendwelche unartigen Schüler zu warten? Anscheinend ja nicht.
„Worauf wartet ihr denn?", fragte die Sekretärin genervt und scheuchte uns mit einer Handbewegung ins angrenzende Zimmer. Wir ließen uns allerdings nicht scheuchen und schlenderten gemächlich zur Tür, hinter der der Direktor wohl schon wartete.
„Worauf wartet ihr denn noch?" Zögernd öffnete ich die Tür. Dahinter befand sich ein dunkler Raum, dessen Rollläden geschlossen waren und der augenscheinlich leer war. Ich drehte mich um und wollte gerade die Sekretärin darauf aufmerksam machen, dass hier niemand war, als ich gegen Ross lief.
Er verdrehte nur kopfschüttelnd die Augen und machte das Licht an: „Wie ein kleines Kind!" Einige Sekunden dachte ich, er spräche von mir, doch dann drehte sich der Bürostuhl um und ein verärgert dreinblickender Mann befahl uns, uns zu setzten. Was sollte das denn? Warum saß der Direktor einer Schule in einem dunklen Raum und wartete auf Schüler? Irgendetwas stimmte doch nicht mit dem!
„Sie können sich ihren komischen Einschüchterungsversuch übrigens Sparen. Nach hundert Mal zieht der nicht mehr so richtig." Er ignorierte Ross komplett und wandte sich stattdessen mir zu. Er hatte kaum noch Haare und kleine Augen, die hinter einer Brille hervor stierten und mir wohl Angst einjagen sollten, was sie nicht taten. Solche Blicke hatte ich jeden Tag ertragen müssen und seiner war nicht einmal besonders angsteinflößend.
„Du bist wohl die Neue?" Er musterte mich unverfroren, wobei ich das Gefühl hatte, sein Blick läge übertrieben lange auf meiner Oberweite. Schnell verschränkte ich die Arme davor und schaute ihn angewidert an: „Wie kommen Sie denn darauf, dass ich die Neue bin?" „Ich hab dich noch nie hier gesehen."
„Wenn Sie den ganzen Tag in einem dunklen Zimmer sitzen und eine leere Wand anstarren, bin ich wohl kaum die Einzige an dieser Schule, die Sie noch nie gesehen haben." Was war bloß in mich gefahren? Ich war doch sonst nicht so schlagfertig, geschweige denn hatte ich so ein großes Mundwerk. Ross warf mir einen erstaunten Blick zu, der jedoch bald wieder zu seinem üblichen, spöttischen Lächeln wurde.
„Nachsitzen! Alle Beide!" Wütend schlug der Direktor meiner neuen Schule auf den Tisch und schickte uns aus dem Zimmer. Aus dem Augenwinkeln sah ich noch, wie er sich die Hand rieb, mit der auf den Tisch geschlagen hatte. So eine dumme Person war mir schon lange nichtmehr untergekommen.
„Danke fürs Nachsitzen!", motzte mich Ross an, kurz nachdem wir aus dem Sekretariat gegangen waren. Jeder von uns hatte einen Zettel bekommen, auf dem unsere Nachsitzzeiten standen „Was kann ich denn dafür, wenn er mir auf die Brüste starrt?", versuchte ich mich zu rechtfertigen, wobei ich etwas lauter sprach, als beabsichtigt.
„Er hat was?", fragte Ross geschockt. Für einen Moment schien er fast schon verärgert, doch dann fing er sich wieder: „Da gibt es ja nicht sonderlich viel zum Anstarren!" Empört starrte ich ihn an, bis ich genug von diesem gemeinen Lächeln hatte. Ich riss mich los, dabei war ich schon wieder drauf und dran, in seinen Augen zu versinken.
Eigentlich wollte ich mich gerade auf den Weg zurück zum Biologiesaal machen, als er mich aufhielt. „Dir ist schon klar, dass wir für den Rest der Stunde vom Unterricht suspendiert sind, oder?", fragte Ross mich, als wäre ich total dumm, wenn ich das nicht wüsste. „Nein, das war mir ehrlichgesagt nicht klar. Entschuldigung, dass ich so dumm bin!"
„Wer hat gesagt, dass du dumm bist?" Ich sah ihn nicht einmal mehr an, als ich auf den Hof stürmte. Trotz meines immer noch schmerzenden Knies, holte er mich nicht ein, und so ließ ich mich auf eine Bank fallen und starrte in den grauen Himmel.
„Was machst du denn hier?" Ich hatte nicht bemerkt, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte, deshalb fuhr ich zusammen und starrte Dawn an, die grinsend neben mir saß. „Ich bin aus dem Unterricht geflogen, weil ich und Ross eine kleine Auseinandersetzung hatten."
„Ihr wart also bei diesem Spinner von einem Rektor?" „Ja und was ist das denn für Einer?" „Hat er mal wieder versucht, jemandem Angst zu machen?" Offensichtlich hatte sie auch schon öfter einen Termin mit ihm gehabt.
„Ja, hat er." Davon, dass er mich so ekelerregend angeschaut hatte, erzählte ich lieber nichts. „Dieser Mann ist so jämmerlich! Der bekommt nichts auf die Reihe und schleimt sich bei sämtlichen Eltern ein!", regte sie sich auf.
„Zum Glück sind meine Eltern klug genug, um zu wissen, wie dämlich er ist." Geistesabwesend rieb ich mir das linke Knie, während ich über ihre Worte nachdachte. „Was ist passiert?", fragte sie plötzlich ganz ernst.
„Hm? Was soll passiert sein?" Ich hatte keine Lust, mir noch mehr den Kopf über Ross' seltsames Verhalten zu zerbrechen, als ich nicht ohnehin schon tat. „Dein Knie blutet", stellte sie fest. Bisher hatte ich nicht bemerkt, dass tatsächlich ein kleines Rinnsal Blut von meinem Knie entsprang und mein Bein hinunter lief.
„Oh, das. Ich bin vorhin gestolpert und hingefallen." Sie musterte mich misstrauisch und fragte dann: „Und das soll ich dir glauben?" „Na gut, ich bin nicht gestolpert, sonder jemand hat mir ein Bein gestellt, zufrieden?" „Wer?", fragte sie monoton. „Na wer wohl?", antwortete ich ein Wenig genervt. „Das wird er büßen!"
Sie sagte das so ernsthaft, dass ich tatsächlich glaubte, sie würde ihm etwas antun. In diesem Moment ertönte die Klingel und eine Schar Schüler strömte, auf den Schulhof. Ich wollte gerade Dawn fragen, wie sie das meinte, als ich feststellte, dass sie verschwunden war. Wo war sie plötzlich hin? Ich hatte allerdings nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, denn inzwischen hatte Rocky mich entdeckt und kam auf mich zu.
„Und wie war die erste Stunde so?" Ich konnte jetzt ja schlecht erzählen, dass ich aus dem Unterricht und auf den Boden geflogen war und Beides auch noch wegen seinem kleinen Bruder passiert war. „Ähm, ganz okay."
Er lächelte und ließ sich neben mich auf die Bank sinken. „Freut mich." So erfreulich fand ich das Geschehen ja persönlich nicht, aber wenn ich ihm nicht die Wahrheit sagen wollte, musste ich wohl mit solchen Aussagen leben.
„Und wie lief es bei dir so?", frage ich, um vom Thema abzulenken. „Leider keine hübschen Mädchen in meiner Klasse, aber dafür hab ich ja heute dich kennengelernt und unser Lehrer ist ganz okay. Ich glaub ich habe ihn über die ganze Stunde kein Wort reden hören, was entweder daran lag, dass er tatsächlich nichts gesagt hat, oder wir so laut waren."
Ich sah geflissentlich über seinen Kommentar zu mir und hübsch hinweg und suchte erneut nach einem anderen Thema. Da ich aber keines fand schaute ich wieder hinauf in den Himmel. „Du kennst dich hier ja noch nicht sonderlich gut aus, oder?", fragte er interessiert.
„Leider nicht", antwortete ich ein wenig bedauernd. „Klasse, dann zeige ich dir heute die Gegend!" „Danke Rocky." Er lächelte: „Kein Problem, für dich doch immer." Er zwinkerte mir kurz zu, dann verschwand er wieder im Schulhaus. Ich folgte ihm leicht irritiert und stellte, drinnen angekommen genervt fest, dass mein Zeug noch im Biosaal lag, weshalb ich kurz drauf vor der verschlossenen Tür stand und vergebens an der Klinke rüttelte.
„Hast dein Zeug wohl auch vergessen, wie?" Wie oft war ich heute schon wegen dieser Stimme verwirrt gewesen? Ich wusste es nicht, aber was ich wusste, war das ich es jetzt ein weiteres Mal war. Ross zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss den Saal auf. Solche Schlüssel hatten meines Wissens nach nur Lehrer, warum hatte er also so einen?
Ich musste das Ding wohl angestarrt haben, denn er beantwortete meine unausgesprochene Frage: „Der ist geklaut." Der Tag hatte super begonnen und er wurde immer besser, dachte ich ironisch. Ich kam gerade vom Direktor und brach nun in ein Klassenzimmer ein. Warum hatte ich sowas nur nicht schon viel früher mal gemacht?
Irgendwie machte es mir Spaß, nicht mehr das brave Mädchen zu sein, das sich alles gefallen ließ. Es gefiel mir, gegen Regeln zu verstoßen und ich fasste einen Entschluss: ich würde nicht mehr tatenlos zusehen, wie irgendwelche Leute mein Leben ruinierten, die mich kaum kannten.
In der Zwischenzeit hatte Ross die Tür aufgeschlossen und ich folgte ihm in das Zimmer, in dem es dunkel war, da es keine Fenster gab und keiner das Licht angeschaltet hatte. Ich stand vor meinem Tisch und klaubte meine Sachen zusammen, als ich einen warmen Atem in meinem Nacken spürte.
Zwei Hände legten sich auf meine Hüfte und ein Paar weiche Lippen strichen über meinen Nacken. Gegen meinen Willen bog ich den Rücken durch und warf meinen Kopf in den Nacken. Ich war alleine mit Ross in einem dunklen Zimmer und er hatte den Schlüssel. Im Nachhinein betrachtet, war es wohl ziemlich dämlich gewesen, den Raum überhaupt zu betreten. „
Lass das!", flüsterte ich mit bebender Stimme und hoffte inständig er würde nie aufhören. „Komm schon Jamie, du willst es doch auch!" Und wie ich es wollte, aber das konnte ich ihm ja wohl schlecht erzählen. Er war ein Idiot und er wusste es und trotzdem wollte ich nicht glauben, dass es die Wahrheit war. Seine Augen waren viel zu lieb und warm, um so ein Arsch zu sein und trotzdem war er es.
„Nein, ich will nicht", versuchte ich ihn, und auch mich selbst, zu überzeugen. Seine Hände wanderten nach oben und erneut versuchte ich mich dazu zu bringen, mich los zu reißen. Die eine Hälfte von mir, wusste, wie dumm das hier war, doch die Andere genoss es, seine Nähe zu spüren.
„Hör auf dich zu wehren und hab endlich Spaß", flüsterte Ross dicht an meinem Ohr. So nah war ich noch nie einem Jungen gewesen und ich würde es vermutlich auch nie wieder sein, doch der Widerstand in mir wuchs. Seine Lippen legte er nun wieder auf meinen Nacken, doch sie wanderten über meinen Hals, bis sein Gesicht direkt neben meinem war. Inzwischen hatte er sich an mich geschmiegt und seine Hände hatten wieder kehrt gemacht, bevor er meine Brüste berührte.
Langsam drehte er mich um und ich sah seine grauen Augen nur Millimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich hielt mir die Bücher vor die Brust und schob mich von Ross weg. „Nein." Obwohl ich ein Wenig stolz auf mich war, es geschafft zu haben, bereute ich meine Worte irgendwie. Ohne es zu wollen, fühlte ich mich schlecht, obwohl ich nichts getan hatte und aus irgendeinem Grund, hatte ich Schuldgefühle.
Ich rannte aus dem Zimmer und ließ einen vermutlich sehr überraschten Ross zurück, der zum Glück nicht versuchte, mich aufzuhalten. Am liebsten hätte ich mich jetzt heulend in einer Ecke verkrochen, doch ich musste zum Unterricht, da ich keine Lust auf einen weiteren Besuch beim Rektor hatte. Was gar nicht an der Strafe lag, sondern am Rektor selbst.
Das Ganze war so schrecklich verwirrend, dass ich inzwischen gar nichts mehr verstand. Mochte er mich jetzt? Aber was sollten dann immer diese seltsamen Aktionen, wie das gestellte Bein? Er kannte mich kaum und ich konnte seine Handlungen beim besten Willen nicht nachvollziehen! Vielleicht sollte ich ihn einfach ignorieren, obwohl das die Lage nicht gerade klären würde. Außerdem konnte ich seinem Bruder ja wohl schlecht erzählen, dass Ross mich erst ziemlich fertig gemacht hatte und dann sonst was mit mir anstellen hatte wollen.
Konnte man das eigentlich schon Vergewaltigung nennen? Wahrscheinlich eher nicht, weil er mich ja gehen hatte lassen. Ich beschloss, das Geschehene erst einmal aus meinen Gedanken zu verbannen und mich stattdessen darauf zu konzentrieren, das richtige Zimmer zu finden. Dafür würde ich wohl meine gesamte Konzentration brauchen, wie ich schon nach wenigen Minuten feststellte, denn die Räume hatten keine Reihenfolge. Neben dem Raum 3 lag Raum 25 und ich sollte in diesem Wirrwarr die Nummer 47 finden!
Obwohl ich ein Wenig zu spät kam, war der Lehrer noch nicht da und zu meiner Erleichterung, Ross ebenfalls nicht. Dawn erwartete mich schon und zog mich ein Stück zur Seite, um mich zu fragen, wo ich gewesen war.
„Ich-ich hatte mich verlaufen", stotterte ich, was ja eigentlich der Wahrheit entsprach, aber eben nur fast. „Und das soll ich dir glauben?" Schnell versuchte ich, das Thema zu wechseln: „Wo bist du vorhin eigentlich hin verschwunden?" Sie lächelte geheimnisvoll: „Ich habe begonnen die Rache zu planen."
„Was hast du vor?", fragte ich neugierig und ein Wenig misstrauisch. Wollte ich überhaupt, dass sie sich da auch noch einmischte? Das Ganze war ja ohnehin schon kompliziert genug! „Das wirst du schon noch früh genug erfahren."
Leider konnte ich keine weiteren Fragen stellen, denn der Lehrer war letztendlich doch noch aufgetaucht und ließ uns ins Zimmer. Es war wieder ein Mann, doch im Gegensatz zu Mr. Thomson strahlte er Autorität aus und ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Unterricht bei ihm ähnlich verlaufen könnte.
„Für die, die neu in dieser Klasse sind: Mein Name ist Mr. Stone, ich bin euer Klassenlehrer für dieses Jahr und ich dulde keinerlei Mobbing in dieser Klasse. Im Übrigen wird der Klassenausflug dieses Jahr gestrichen, sollte mir zu Ohren kommen, dass ihr euch bei einem Kollegen schlecht benehmt, also passt auf, dass der Lautstärkepegel nicht zu hoch wird."
Es war mucksmäuschenstill im Raum, während er seine kurze Rede hielt, doch jetzt wo er nicht mehr sprach, wurde es augenblicklich lauter. Ein einziger Blick von ihm reichte, um alle zum Schweigen zu bringen. „Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?"
Bejahendes Gemurmel breitete sich aus und er nickte zufrieden. „Da ich schon die Namen der meisten kenne, verzichten wir dieses Jahr auf Namensschilder." Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach ihn und ich ahnte, wer es sein würde. „Herein", sagte Mr. Stone barsch. Er konnte es offenbar nicht leiden, wenn jemand seinen Unterricht störte.
Die Tür schwang auf und ein spöttisch lächelnder Ross betrat den Raum. Mr. Stone musterte ihn abschätzig, bevor er ihm einen kühlen Blick zuwarf: „Mr. Lynch, wir hatten doch bereits letztes Jahr geklärt, dass sie entweder pünktlich zum Unterricht erscheinen, oder es eine besondere Behandlung für sie gibt." Einen Moment lang verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht, doch in der nächsten Sekunde war es wieder an seinem alten Platz.
„Ich wurde aufgehalten." Er schaute zu mir und meine Wangen wurden warm. Auch Mr. Stone fiel auf, wen Ross da anschaute und seine Blicke wanderten zwischen uns hin und her. Er runzelte die Stirn, schwieg aber diesbezüglich und fragte nicht weiter nach: „Setzten Sie sich." Ross nickte grinsend und steuerte auf den einzigen freien Platz im Raum zu.
Heute war nun wirklich nicht mein Tag. Gerade, als er sich neben mich setzten wollte, wurde er zum Glück doch noch aufgehalten. „Sie sitzen hier vorne am Pult", befehligte Mr. Stone und war damit wohl mein Lebensretter. Ross versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, schnappte sich den Tisch und zog ihn nach vorne, doch ich merkte, dass das Grinsen nicht mehr ganz so spöttisch war. Vielleicht war es aber auch nur Einbildung, oder Wunschdenken.
Da es der erste Schultag war, hatten wir nur vier Stunden Schule und so erlöste mich das zweite Klingeln heute endlich. Dawn war schon wieder verschwunden, ohne sich zu verabschieden, also machte ich mich schnell auf den Weg nach Hause und hoffte somit eine Begegnung mit Ross zu vermeiden. Ich überlegte gerade, was ich heute Mittag machen sollte, als mir einfiel, dass mir Rocky ja die Gegend zeigen wollte.
Ein Wenig bedauernd stellte ich fest, dass er ja weder wusste, wo ich wohnte, noch mein Nummer hatte, was bedeutete, dass das Ganze wohl ins Wasser fiel. Lange hatte ich allerdings nicht Zeit, deshalb traurig zu sein, denn ich war schon zuhause angekommen. Das Haus war typisch für diese Gegend; groß, weiß, sauber und neu.
Mir war klar, dass mein Dad das gezahlt haben musste, denn meine Mutter hätte sich das nie leisten können, aber ich würde ihm nicht verzeihen. Ich konnte ihm schlicht nicht verzeihen, denn er war nie dagewesen! Er hätte derjenige sein sollen, der mich zu Fußballspielen mitnimmt, oder mich auf seinen Schultern trägt, als ich noch klein war, aber er war nie dagewesen. Nie war er dagewesen, stattdessen hatte er ein Loch im Herzen meiner Mutter hinterlassen und eine Lücke in meinem Leben gerissen.
Alle Vater-Tochter-Erlebnisse, hatte ich mit meiner Mutter nachgeholt, doch es war nie das Selbe gewesen. Für viele Leute war ich das bedauernswerte Kind gewesen, für das es ja eine Qual sein musste, überhaupt zu leben. Mein Leben wäre nie eine Qual geworden, hätten sie es nicht immer und immer wieder gesagt, wie ein Mantra, das schließlich Realität wurde. „Wie war dein erster Schultag Schatz?", fragte mich meine Mutter durch das gekippte Küchenfenster.
Ich setzte ein Lächeln auf: „Gut, dieser Umzug war echt das Beste, das wir machen konnten." „Komm rein, Essen ist gleich fertig." „Bis gleich", rief ich noch, bevor ich zur Tür ging, aufschloss und ins Esszimmer lief, in dem meine Mutter gerade dabei war, den Tisch zu decken. „Was gibt es denn?", fragte ich, während ich begann, ihr zu helfen. „Überbackene Cannelloni", antwortete sie, als sie mit einer dampfenden Schüssel ins Esszimmer kam und sie auf dem Tisch abstellte.
„Wie fändest du es, wenn ich wieder arbeiten würde?" Die Worte meiner Mutter durchbrachen die Stille. „Das wäre großartig. Ich hab bis heute nicht verstanden, was du den ganzen Tag alleine hier machst!" Obwohl ich es ernstmeinte, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen.
„Du wärst also nicht sauer, wenn ich mittags nicht mehr kochen könnte, du den ganzen Nachmittag alleine wärst?" „Mum! Ich bin 16, und werde in 2 Monaten 17, ich bin kein kleines Kind mehr!" „Ist ja gut!", sagte meine Mutter nun ebenfalls lachend, wurde aber plötzlich von der Klingel unterbrochen. „Ich geh schon", meinte ich im Aufstehen und lief zur Tür. -------------------------------------------------------- Wer wohl an der Tür ist? :o und wie die Rache von Dawn wohl aussehen wird.... Für die, die meine Story Living a dream nicht kennen, sie bedeutet mir wirklich viel und ich bin dankbar für jeden Leser :) 9 Votes (die habt ihr schon geschafft) fürs Nächste :*
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