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Kapitel Neun

Mama ist nicht sonderlich begeistert, als sie mich in der Werkstatt abholt. Theoretisch hätte ich ihr nichts erzählen müssen, sondern wäre einfach nach Feierabend mit Claire und ihrem Vater nach Hause gefahren, doch noch sechs Stunden in einer Werkstatt zu sitzen, ist es mir dann wirklich nicht wert.

Claire und ich sitzen gerade auf ein paar alten Autoreifen und unterhalten uns über den Unfall und wie es passiert ist, als ich den blauen Toyota in die Einfahrt fahren sehe. Ich brauche nicht hinzusehen, um zu wissen, was sie denkt.

„Geht es dir gut? Ist irgendjemand verletzt? Soll ich mit dir zum Arzt fahren?"

Überrascht und überrumpelt zugleich umarme ich Mama. Dass sie so besorgt ist, hätte ich nicht gedacht, ihr Gesichtsausdruck sah auch nicht danach aus.

„Alles gut. Ist nur ein Blechschaden", versichere ich ihr lächelnd. Und wahrscheinlich ein Hirnschaden, dank Bens unerträglichem Gejammer.

Sie unterhält sich noch mit Frank und informiert sich über den Stand der Dinge. Ich sehe skeptisch zu den beiden rüber.

„Papa hat sich die ganze Zeit über diesen Ben lustig gemacht." Claire zieht eine Augenbraue nach oben und nippt an ihrem Eistee.

„Er hat sich mit seinem Gezicke selbst lächerlich gemacht." Schulterzuckend greife ich nach einem der Werkzeuge, die irgendwie überall verteilt liegen, und spiele damit.

Obwohl Ben sich wie ein Arsch verhalten hat, tut mir die Sache immer noch leid. Es hätten dabei Menschen verletzt werden können und auch wenn ich ihn nicht leiden kann, heißt das nicht, dass ich ihm den Tod an den Hals wünsche. Wobei er gut darauf hinarbeitet.

„Ich bin deinem Dad echt dankbar, dass er das so schnell hinbekommt." Seufzend lehne ich mich ein Stück zurück. In anderen Werkstätten hätte das nicht nur länger dauern können, sondern ich hätte zudem definitiv noch mehr bezahlen müssen.

Jetzt bin ich Mama dankbarer als nie zuvor, dass sie mich immer darauf gedrillt hat, einen gewissen Betrag zu sparen. Für mein Alter habe ich mehr auf dem Sparkonto als einige andere und das bedeutet auch, dass ich Claires Vater ohne Probleme dafür bezahlen kann.

„Frank meint, dein Auto macht es nicht mehr lange." Mama runzelt die Stirn. Ja, ja, das hat er mir auch schon gesagt. Hören will ich davon allerdings nichts, denn solange es noch fährt, wird es auch noch benutzt werden.

„Ja, aber bis jetzt fährt es noch." Schulterzuckend sehe ich zu ihr hoch. In Claires dicken Pullover fange ich wirklich noch an zu kochen.

„Können wir fahren?" Sie sieht nicht zufrieden aus, was ich ihr nicht mal übelnehmen kann. Aber ich bin froh darüber, dass sie jetzt nicht diskutiert. Nickend stehe ich auf und folge ihr, nachdem ich mich von meiner besten Freundin verabschiedet habe.

Am nächsten Tag komme ich fast zu spät zur Arbeit, weil ich die Zeit vollkommen falsch eingeschätzt habe. Selbst mit dem Fahrrad brauche ich fast doppelt so lange wie mit dem Auto. Und weil es sogar schon morgens über zwanzig Grad sind, fühle ich mich bereits vor der Arbeit wie ein Schwein.

Ich schiebe das Rad in die dafür vorgesehene Halterung und befestige mein Schloss, das ich mir extra dafür gekauft habe. Nicht, dass irgendjemand jemals so einen Schrotthaufen klauen würde, aber es hilft meiner Paranoia ungemein.

„Ein pinkes Schloss für ein rosa Fahrrad, finde ich ja ein bisschen zu aufdringlich", ertönt eine Stimme hinter mir. Überrascht drehe ich mich um und schaue in schöne braune Augen. Zumindest so lange, bis mir auffällt, dass Grey kein Shirt trägt. Oberkörperfrei steht er vor mir, mit einem Besen in der Hand und sieht mich schmunzelnd an. Mir fallen sofort die vielen Tattoos auf seiner Brust auf und auch, dass er ziemlich viel Sport zu machen scheint. Seine Brust ist definiert und sieht zusammen mit den vielen Tattoos verdammt gut aus.

„Du ..." Ich versuche, einen Satz auf die Kette zu bekommen, doch ich scheitere kläglich. Nur mit Mühe kann ich mich von dem Anblick, der sich mir bietet, ablassen.

Gesicht, Faye. Gesicht!

Ich schaue wieder nach oben und sehe, dass seine Lippen sich nur noch mehr nach oben verziehen.

„Guten Morgen." Ich muss mich räuspern, weil Grey mir wortwörtlich die Sprache verschlägt. Damit ich ihn nicht mehr ansehen muss, drehe ich mich um und hole meine Tasche aus dem Fahrradkorb. Es ist eigentlich Mamas Tasche, denn meine liegt noch immer in meinem Auto und das ist bei Frank in der Werkstatt. 

„Ebenfalls guten Morgen, Fee."

Ein Grinsen schleicht sich unweigerlich auf mein Gesicht. Ein komisches Gefühl macht sich in meiner Brust breit. Was soll das? Das ist nur Grey, ohne ein T-Shirt. Ist ja nicht so, als hätte ich nicht schon andere Männer ohne Shirt gesehen.

Ich versuche, das Gespräch dabei zu belassen und lächle ihm nur noch ein einziges Mal zu, bevor ich an ihm vorbei zum Eingang gehe. Allerdings kann ich nicht verhindern, dass meine Augen noch einmal über Grey huschen, der jetzt mit dem Rücken zu mir steht. Selbst seinen Rücken schmücken einige Tattoos und obwohl es insgesamt wirklich viele sind, wirkt es nicht überladen. Im Gegenteil - es ist irgendwie attraktiv.

„Du solltest nicht so auffällig starren", mahnt mich jemand. Erschrocken drehe ich mich von Grey weg und sehe Nathan, einen Arbeitskollegen. Ich bin überrascht, denn Nathan redet sonst nie mit mir. Er ist eher der stille Mitarbeiter, der auch nie zu Weihnachtsfeiern auftaucht oder überhaupt spürbar auf der Arbeit ist.

Er sieht mir direkt ins Gesicht, noch so eine Sache, die ich von ihm nicht gewohnt bin.

„Ich starre doch nicht." Kopfschüttelnd versuche ich, ihn davon zu überzeugen, obwohl es sinnlos ist. Ich habe gestarrt und das mehr als auffällig.

„Ist das alles, worauf ihr Mädels so steht?" Er fummelt sich an der Krawatte herum. „Muskeln, Tattoos und Piercings? Muss man sich tatsächlich erst strafbar machen, bevor ihr einen bemerkt?"

Verdutzt starre ich den blonden Mann vor mir an. Seine blauen Augen haben etwas abschreckend Kaltes an sich, wenn er mich so durchdringend ansieht.

„Ich ... also ... was? Ich stehe nicht auf Grey."

Ich verschränke die Arme vor der Brust und versuche, die Röte in meinem Gesicht von dort zu vertreiben.

„Natürlich tust du das. Das tun sie alle." Nathan sieht an mir vorbei und irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mehr zu sich selbst redet.

„Er hat mehr Dreck am Stecken, als du glaubst. Gib dich lieber nicht mit sowas ab, Faye."

Er betont meinen Namen, als wolle er auf etwas anspielen.

Bevor ich auch nur irgendetwas erwidern kann, dreht er sich um und geht. Verwirrt bleibe ich mitten im Eingang stehen und sehe ihm nach.

***

„Du solltest wirklich mal darüber nachdenken", beteuert Mama und stellt mir einen Teller Lasagne vor die Nase. Es riecht einfach himmlisch und ich habe so einen Hunger, dass ich am liebsten die ganze Auflaufform für mich alleine nehmen würde.

„Ich weiß nicht. Das Auto ist doch noch top und Frank meinte, er bekommt das wieder hin." Sie versucht, mir ein neues Auto aufzuschwatzen, seitdem sie gesehen hat, wie meins jetzt aussieht. Die eine Delle trägt wirklich nicht zu der Schönheit meines Wagens bei, muss ich gestehen, doch trotzdem sehe ich nicht ein, Unmengen an Geld für ein neues auszugeben, wo meins doch noch immer fährt.

Sie seufzt sichtlich verzweifelt und setzt sich mir gegenüber. Unsere Teller stehen auf schwarz-weißen Unterlagen. Generell besteht fast unsere ganze Wohnung aus den Farben Schwarz, Weiß und Grau. Ich mag es, weil es nicht zu überladen ist.

„Ich möchte mir trotzdem nicht jedes Mal, wenn du unterwegs bist, Gedanken machen müssen." Sie zieht eine Augenbraue nach oben und steckt sich die volle Gabel in den Mund.

„Ich denke vielleicht mal darüber nach." Das werde ich tatsächlich, aber erst wenn der Zeitpunkt gekommen ist, an dem mein Auto seine letzten Meter gefahren ist. Das muss sie nicht wissen, es reicht, wenn Mama erstmal beruhigt ist.

Nach dem Abendessen steige ich wieder auf mein Fahrrad und fahre einfach etwas umher. Seitdem wir keine Schule mehr haben und ich nur noch die Arbeit habe, fällt es mir schwer noch etwas zu finden, dass ich mit meiner Zeit anfangen kann. Michelle hat sich auf meine Nachricht nicht gemeldet und Claire ist mit Ruben im Kino. Ich hoffe, dass sie sich bald entscheidet und mit ihm redet. Ruben ist nett und auch wenn ich ihre Seite verstehen kann, finde ich auch, dass sie ihn nicht die ganze Zeit in der Luft hängen lassen sollte.

Mein Weg führt mich vorbei an unserem kleinen Park an den See. Die beiden Orte trennen nicht mal einen Kilometer, allerdings ist der See im Sommer noch tausendmal schöner. Besonders jetzt, kurz bevor die Sonne untergeht.

Ich stelle mein Fahrrad mitten auf der Wiese ab. Das Gras ist gemäht, geht mir gerade mal bis zu den Knöcheln. Mein Blick wandert das Wasser entlang, das sich dank des leichten Windes sachte bewegt. Die Sonne sucht sich schon ihren Weg nach unten und färbt fast den gesamten See in einen schönen Orangeton. Ich bleibe einen Moment stehen und sehe mir einfach nur das atemberaubende Szenario an. Mit einem letzten Blick auf mein Fahrrad beschließe ich, weiterzulaufen und es einfach stehen zu lassen.

Am Ufer wächst das Gras höher, geht mir fast bis an die Kniekehlen. Es kitzelt, sodass ich ein Kichern nicht unterdrücken kann.

Ich hatte schon immer etwas für die Natur übrig, wollte schon immer mal nur zu Fuß auf Reisen gehen, doch als Teenager ist das nur schwer umzusetzen.

Eine große, unerwartete Sehnsucht macht sich in mir breit. Eine Sehnsucht nach neuen Dingen, neuer Umgebung und neuen Erlebnissen. Das Gefühl zerrt an mir, als wolle es mich mit sich reißen.

Meine Füße laufen weiter durch das unebene hochgewachsene Gras, bis ich fast im Wasser stehe.

Die angenehme Stille von gerade eben wird durch Keuchen und Flüstern unterbrochen. Ich muss nicht lange überlegen, um zu wissen, was sich hier gerade abspielt. Leise will ich mich umdrehen und gehen, als ich plötzlich jemanden fluchen höre.

Es raschelt kurz und ein Kopf lugt aus dem hohen Gras.

Oh Gott. Nein, nein, nein.

„Ich ..." Sprachlos sehe ich in zwei wütende, blaue Augen, die mich mustern und offensichtlich am liebsten umbringen würden.

„Du bist auch überall", ertönt es genervt und er verschwindet wieder im Gras, nur um einen Moment später aufzustehen.

Ohne Vorwarnung kommt er raus aus dem hohen Gras, das mich bis vor kurzem noch vor einem solchen Anblick geschützt hat. Schnell drehe ich meinen Kopf in eine andere Richtung.

„Wer ist da?", fragt eine Frauenstimme. „Faye?", höre ich sie verwundert fragen.

„Ja, Faye. Bitte zieh dir was an!" Ich fuchtle mit meiner Hand in ihre Richtung.

Ich höre Michelle laut lachen, ihr scheint das hier überhaupt nicht peinlich zu sein. Ich hingegen kann förmlich spüren, wie rot mein Kopf ist.

„Was machst du denn hier?" Nach einem Moment traue ich mich wieder, meine Augen aufzumachen und in ihre Richtung zu sehen. Sie zieht ihr Kleid gerade und kommt auf mich zu.

„Also eigentlich war ich nur ein bisschen ... Hey, fass mich nicht an, wer weiß wo die gerade waren!" Ich deute auf ihre Hände, die sie zur Begrüßung um mich legen will und gehe einen Schritt zurück. Jetzt lacht sie noch lauter.

„Ich wollte spazieren."

Mein Blick fällt auf Ben, der seine Jeans zuknöpft und den Reißverschluss zuzieht. Seine Miene ist starr, seinem Blick nach zu urteilen, ist er über meinen plötzlichen „Besuch" nicht glücklich.

„Cool. Die anderen sind da vorne." Sie deutet auf eine Gruppe weiter weg, die von hier aus kaum zu sehen ist. Wahrscheinlich auch besser so. So müssen sie nicht sehen, was ich gesehen habe.

„Aha." Ich nicke verstehend. „Ich gehe dann mal wieder."

„Nein, nein. Komm doch mit, das wird lustig!", versichert Michelle mir. Sie strahlt übers ganze Gesicht und sieht mich abwartend an. Es ist verblüffend, dass ihr nicht peinlich ist, dass ich sie gerade beim Sex erwischt habe.

„Ja, komm doch mit." Ben zieht sich sein Shirt über und verstaut Handy und Schlüssel in seiner Hosentasche.

„Klar." Ich schnaufe und verschränke die Arme vor der Brust.

„Nein ehrlich, komm doch einfach. Ich lad' dich auf ein Bier ein, weil ich gestern so gemein zu dir war." Er kommt auf mich zu und hält mir die Hand hin. Skeptisch betrachte ich ihn und seine Hand.

„Bier, ja, Hand, nein."

Irgendetwas in mir kauft ihm diese plötzliche Nettigkeit nicht ab, aber vielleicht sollte ich dem Ganzen auch eine Chance geben. Er will sich entschuldigen und das spricht ja irgendwie für ihn.

Also folge ich den beiden zu den anderen. Alle sitzen um ein Lagerfeuer herum. Es ist nicht wirklich groß, doch ich kann die Hitze auf meinen Wangen spüren.

Die anderen sind Sam, Tony, einen Typen, den ich nicht kenne, zwei Mädchen und Grey.

Mein Herz setzt eine Sekunde aus, als ich ihn sehe. Im ersten Moment bemerkt er mich nicht, sondern unterhält sich mit Tony und lacht über etwas. Ich habe ihn noch nie wirklich lachen sehen, aber es steht ihm. Kleine Falten bilden sich dabei um seine Augen, er kräuselt seine Nase und ich kann ein Grübchen auf der linken Seite seines Mundes sehen.

Jeder hier trägt mehr oder weniger sommerliche Kleidung bis auf er. Lange, schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt.

In dem Augenblick, in dem er mich dann bemerkt, verschwindet das Lachen auf seinen Lippen und die schönen Fältchen um seine Augen. Er mustert mich mit seinen braunen Augen, sieht dann allerdings wieder zu Tony. Es scheint, als wäre sein Lachen gerade im Keim erstickt worden.

Von mir.

„Hey", sage ich leise in die Runde. Die Mädchen, deren Namen ich nicht kenne, nicken mir kurz zu und unterhalten sich wieder untereinander. Weil Michelle damit beschäftigt ist, Ben ab zu sabbern setze ich mich im Schneidersitz neben Sam, der mich angrinst. Es fällt mir dabei schwer, nicht immer wieder zu Grey zu sehen.

„Wie kommst du denn hierher?" Sam stellt sein Bier auf die Wiese, wo es nicht wirklich sicher steht, und dreht sich mehr in meine Richtung.

„Eigentlich war ich am See spazieren, aber da sind mir dann Michelle und Ben ..." Ich überlege einen Moment, wie ich unsere Begegnung bezeichnen soll. „Mehr oder weniger über den Weg gelaufen."

„Nein." Sam schüttelt ungläubig den Kopf und schaut zu den beiden rüber.

„Doch", betone ich und zupfe Gras aus der Wiese. Ich höre ihn leise lachen.

„Du Ärmste brauchst dringend Alkohol, um das wieder zu vergessen." Er lehnt sich nach hinten und greift in einen Kasten Bier.

„Hier."

Als er bemerkt, wie ungeschickt ich darin bin, eine Bierflasche zu öffnen, nimmt er sie mir seufzend aus der Hand.

„Hat mal jemand ein Feuerzeug?", fragt er in die Runde. Ich kann es nicht verhindern, dass ich zu Grey sehe. Der beachtet Sams Frage nicht, sondern tippt auf seinem Handy herum.

Der Junge, dessen Namen ich nicht kenne, wirft Sam eins zu. Er hat rotblondes Haar, fast wie das von Roy und trägt ein kurzes Achselshirt.

„So ..." Er öffnet das Bier mit einem Zischen und hält es mir hin. Dankend nehme ich es ihm ab und sehe in die Flammen. Das Holz knackt leise und kleine Funken sprühen in alle Richtungen.

Unter Greys Anwesenheit fühle ich mich seltsam unwohl. Mein Herz hämmert wie bescheuert gegen meine Brust, während ich verzweifelt versuche, nicht zu ihm rüber zu sehen.

Das klappt auch nur gefühlte zwei Minuten, dann klebt mein Blick wieder an ihm. Seine Haare liegen wild auf seinem Kopf, ich beobachte, wie sich seine Lippen bewegen, während er mit dem Jungen im Achselshirt redet. Ich erinnere mich an die Tattoos vom Vormittag und daran, dass er ohne Shirt tausendmal besser aussieht.

Seine Augen huschen kurz zu mir rüber. Wie ein erschrockenes Reh reiße ich die Augen auf, kann aber nicht wegsehen. Das dunkle Braun scheint sich in mich hinein zu brennen wie heißes Eisen.

Ich meine zu sehen, wie sein Mund kurz belustigt zuckt, doch er fängt sich schnell wieder und starrt an mir vorbei in den Wald.

„Wer kommt mit ins Wasser?" Michelle steht von Bens Schoß auf und sieht sich fragend in der Runde um. Ich folge ihrem Blick und sehe, dass fast alle begeistert nicken. Nur Grey, Tony und ich nicht.

„Kommst du mit?" Sam tippt mich kurz an der Schulter an und schaut mich fragend an.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Greys Kopf in unsere Richtung schnellt, tue aber so, als hätte ich es nicht bemerkt. Kopfschüttelnd lehne ich es ab.

„Nein, ich habe keine Schwimmsachen dabei." Eigentlich wollte ich auch nicht schwimmen gehen. Eigentlich wollte ich ja nicht mal hier sitzen.

„Die hat niemand, wir gehen einfach in Unterwäsche." Er zuckt mit den Schultern und beißt sich auf die Lippe.

Überlegend sehe ich in die Richtung, in die Michelle und die anderen schon verschwunden sind.

„Sie hat nein gesagt", kommt es plötzlich von gegenüber. Grey sieht Sam finster an. Verwundert ziehe ich die Augenbrauen zusammen und schaue zwischen den beiden hin und her.

„Vielleicht komm ich ja doch mit", beschließe ich und ziehe meine Sandalen aus. Warum sollte ich nicht einfach in einen See springen und mit den anderen Spaß haben?

„Super!" Sam grinst und hält mir seine Hand hin, die ich dankend annehme. Auf dem Weg zum Ufer versuche ich, Greys Blicke zu ignorieren, doch auch ohne hinzusehen, kann ich spüren, wie sich sein Blick in meinen Rücken brennt.

Das Wasser ist noch immer angenehm warm, dafür dass die Sonne kaum noch am Horizont sichtbar ist. Ich beobachte Sam dabei, wie er sich Shirt und Shorts auszieht und mit Anlauf ins Wasser springt. Kleine Wassertropfen treffen mich im Gesicht, weshalb ich die Augen zusammenkneife.

Plötzlich berührt mich jemand am Arm. Erschrocken drehe ich mich rum und sehe Michelle. Ich weiß nicht, was ich dachte, wer es ist, allerdings bin ich enttäuscht, nur die hübsche Spanierin zu sehen.

„Sam ist schon heiß, oder?" Sie wackelt mit den Augenbrauen und zieht mich gleichzeitig tiefer ins Wasser.

„Könntest du bitte damit aufhören." Ich seufze. „Ja, ja Roy, ich weiß. Aber der ist doch sowieso nie da." Schulterzuckend sieht sie mich an. Ich frage mich, was daran nicht zu verstehen ist, dass ich in einer Beziehung bin. Michelles Verhalten macht mich immer wütender.

„Also ich habe jedenfalls gehört, dass er auf dich steht." Sie wackelt mit den Augenbrauen und taucht kurz darauf unter das Wasser. Ich drehe meinen Kopf in Sams Richtung, der gerade einen der anderen Jungs unter das Wasser drückt.

„Ich bin bedient, danke", lasse ich sie wissen, als sie wieder auftaucht und schwimme weiter raus.

Weil es mir nach zwanzig Minuten zu kalt im Wasser wird und ich mich beim Schwimmen im Dunkeln unwohl fühle, gehe ich wieder raus.

Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper, als die Luft meine Haut berührt. Die Sonne ist mittlerweile komplett untergegangen und ich kann es kaum erwarten, endlich wieder am warmen Lagerfeuer zu sitzen. Mir fällt erst jetzt auf, dass ich kein Handtuch habe, um mich abzutrocknen, also muss ich komplett nass meine Klamotten überziehen.

Ich sehe Ben, der ebenfalls aus dem Wasser kommt und mich anlächelt.

„Zu kalt, huh?" Er fährt sich durch die Haare, woraufhin sich Wassertropfen lösen und in das Gras fallen.

„Ja." Ich nicke und sehe auf meine nackten Füße. Mir wird immer kühler, weshalb ich mich einfach umdrehe und Richtung Lagerfeuer laufe.

Ich kann Ben neben mir laufen hören, doch viel mehr beschäftigt mich, dass das Lagerfeuer unbeaufsichtigt vor sich hin brennt. Weder Grey noch der Junge im Achselshirt sitzen noch da. Ein dumpfes Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit.

„Mir tut es leid, dass ich so unhöflich zu dir war", beginnt er. Ich schaue zu ihm rüber und sehe, wie er die Augenbrauen zusammenzieht.

„Und mir, dass ich eine Delle in dein Auto gefahren habe." Ben nickt.

„Darf ich dir jetzt das versprochene Bier anbieten?" Er lächelt mich ehrlich an.

„Klar", schulterzuckend setze ich mich an die gleiche Stelle, auf der ich vorhin schon saß.

Mein Blick liegt wieder auf den Flammen, die jetzt kleiner geworden sind. Meine nassen Haare tropfen mir auf mein Bein. Ich habe keine Lust, jetzt krank zu werden, vielleicht war es einfach dumm von mir, ins Wasser zu springen. Das Feuer wird mich auch nicht vor einer Erkältung retten, egal, wie nah ich heranrücke.

Vorsichtig strecke ich meine Arme danach aus, um meine Hände zu wärmen. Ich kann nicht verhindern, dass meine Augen nach ihm suchen. Ist er gegangen, weil es ihm zu langweilig war?

„Hier." Ben hält mir ein bereits offenes Bier hin und setzt sich neben mich. Dankend nehme ich es an und schaue zum See raus. Die anderen schwimmen noch immer, was zusammen mit dem Mond im Hintergrund ein schönes Bild ergibt. Das Einzige, was jetzt noch fehlt, ist Claire. Ohne sie macht alles irgendwie nur halb so viel Spaß.

Schweigend sitzen wir nebeneinander, bis irgendwann auch die anderen aus dem Wasser kommen. Michelle wirft sich, nass wie sie ist, auf Bens Schoß. Grey ist bis jetzt immer noch nicht wieder da und wird auch nicht wiederkommen, wie es mir scheint.

Die zwei Mädchen, die sich mir immer noch nicht mit Namen vorgestellt haben, verabschieden sich von den anderen und gehen mit Tony in die Richtung des Parks.

„War doch schön oder?" Sam setzt sich neben mich. Ich deute ihm an, ein wenig Platz zu lassen, damit ich von Michelle und Ben wegrutschen kann. Die beiden haben schon wieder damit angefangen, ihre Spucke auszutauschen.

„Ja, war es. Aber ich glaube, ich werde auch gleich gehen." Ich trinke den letzten Rest aus meinem Bier und stelle die Flasche neben mich.

Meine Haut kribbelt, was wohl an der Kälte liegen muss.

„Soll ich dich nach Hause bringen? Ich bin mit dem Auto da", erklärt er.

„Du hast getrunken", bemerke ich stirnrunzelnd. Sam entblößt perfekt weiße Zähne, als er lacht und in das Feuer sieht.

„Okay, dann bringe ich dich zu Fuß nach Hause."

Kopfschüttelnd lehne ich ab. „Ich habe mein Fahrrad, das reicht schon."

Mit meinen Händen stütze ich mich nach hinten ab und strecke die Beine raus. Mir ist plötzlich unwohl im Magen, was wahrscheinlich davonkommt, dass ich nicht mal zwei Bier vertrage.

Sam mustert mich besorgt dabei, wie ich den Kopf in den Nacken lege und die Augen schließe.

„Geht's dir gut?"

Ich nicke einfach nur, versuche, das Gefühl in meinem Magen zu unterdrücken.

„Du bist blass", bemerkt er. Seine Stimme hört sich an, als wäre sie weit entfernt. „Alles in Ordnung?"

Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich Grey gegenüber von mir sitzen. Seine Augen mustern mich, seine Stirn ist in Falten gelegt. Ich schaue weg und stehe, wenn auch wackelig, auf.

„Ich glaube, irgendetwas stimmt nicht", flüstere ich Sam zu, der ebenfalls aufgestanden ist und mich besorgt am Arm festhält.

Meine Sicht verschwimmt, auch nach mehrmaligem Blinzeln wird es nicht besser.

„Siehst du nicht, dass sie gleich fällt, du Idiot", höre ich von hinten und spüre zwei Hände um meine Taille.

Meine Wahrnehmung ist getrübt, es fühlt sich an, als würde ich am Rand des Bildes stehen und alles von außen betrachten.

„Was hast du ihr gegeben?" Ich höre Greys Stimme nur vage, als wäre sie kilometerweit entfernt, doch ich kann sein Parfüm riechen und seine Arme spüren, die mich festhalten.

„Faye." Er schlägt mir sachte gegen die Wange. Müde öffne ich meine Augen und schaue ihm ins Gesicht. Seine dunklen Augen und das kleine Muttermal über der rechten Augenbraue. Ich erinnere mich an das Tagebuch und daran, wie ich das alles schon einmal gesehen hatte. Nur in Form eines zehnjährigen Kindes.

„Ich kenne dich", murmle ich leise und greife mit meiner Hand nach oben. Doch bevor ich seine Wange anfassen kann, hält er mich fest und legt sie wieder zurück auf meinen Bauch. „Natürlich kennst du mich." Ich kann nicht deuten, ob er sauer oder einfach genervt ist.

„Nein, nein." Er versteht mich einfach nicht, aber ich bin viel zu müde um mit ihm zu diskutieren.

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