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Kapitel Einundvierzig

Fast vier Wochen sind vergangen, seit dem Ben zu Grey in die Wohnung gekommen ist. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört und ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich nicht froh darüber bin. Dass die Wahrheit endlich ihren Weg nach draußen gefunden hat, ist erleichternd gewesen. Zudem hätte niemand ahnen können, was aus dieser Lüge geworden ist.

Ich betrete die kühle Abendluft und sehe hoch in den Himmel. Die Nacht ist klar, tausend Sterne glitzern am Himmel wie kleine Diamanten. Mittlerweile ist es September. Alles ist abgekühlt, ich kann kleine Atemwolken vor meinem Mund sehen während ich ausatme.

„Wir sehen uns also dann bei dir?" Grey steht neben mir und zündet sich eine Zigarette an. Ich mag es immer noch nicht, dass er raucht, aber wer bin ich schon, dass ich es ihm verbieten könnte.

„Mhm", bestätige ich nickend und sehe wieder nach oben. Ganz gleich welche Jahreszeit, die Sterne sind immer wunderschön. Bei mir klingt für mich immer noch völlig fremd. Ich bin nicht wieder zu Mama zurückgegangen, was auch nichts genützt hätte. In gut zwei Monaten zieht sie wieder in das Haus, in dem ich auch mal gewohnt habe. Ich verstehe sie immer noch nicht und konnte bis jetzt auch meinen Groll noch nicht gänzlich ablegen. Es hat mich verletzt, dass sie mich so hintergangen und mir alles verschwiegen hat. Aber ich bin okay damit. Alles Schlechte bringt auch etwas Gutes. In diesem Fall ist es eine bezahlbare, hübsche, Zweizimmerwohnung in der Nähe des Hotels.

„Ich muss nur noch meine restlichen Sachen bei Mama holen. Du kannst schon vorfahren und den Wein aufmachen", säusle ich und drehe mich zu ihm. Ein freches Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus, welches er augenblicklich erwidert. Ich küsse ihn und sehe ihm in die Augen. Sie funkeln im Licht der Laterne.

„Du weißt, ich kann auch mitkommen, wenn dir das lieber ist", bietet er mir an und streicht mit seiner Hand über meine Wange. Seufzend schließe ich die Augen. Ich liebe es, wenn er das tut.

„Schon gut, es dauert nicht lange und es sind auch nicht viele Sachen", versichere ich ihm und greife nach seiner Hand, die immer noch auf meiner Wange liegt.

Grey lächelt und sieht mir in die Augen. „Gut, aber beeil dich", murmelt er und gibt mir einen Kuss. Ich lächle in unseren Kuss hinein.

„Okay." Wir gehen noch gemeinsam zu meinem Auto, wo wir uns voneinander verabschieden.

„Fahr vorsichtig!", rufe ich ihm noch nach. Grey schaut sich nur noch einmal zu mir um, sagt aber nichts mehr. Zufrieden steige ich in mein Auto und lege meine Handtasche auf dem Beifahrersitz ab.

Nichts könnte gerade perfekter sein, als das, was gerade mein Leben zu sein scheint. Ich hasse die Tatsache, dass mit meiner Familie noch alles aus dem Gleichgewicht ist, trotzdem würde ich mir kein anderes Leben wünschen. Denn das würde bedeuten, dass Grey darin keine Rolle mehr spielt. In den letzten Monaten scheinen wir beide mit unserer Beziehung und allem anderen gewachsen zu sein. Und ich kann kaum erwarten, was die Zukunft für uns noch bereithält. The Fray spielt leise durch mein Radio, während ich die Landstraße entlangfahre. Es ist immer noch ein komisches Gefühl zu wissen, dass ich jetzt nicht mehr nach Hause fahre, sondern nur in mein altes Zimmer, das so viele Erlebnisse in sich trägt.

Ich habe immer noch einen Schlüssel, weshalb ich nicht darauf zu warten brauche, ob jemand zuhause ist. Mama ist kaum noch da, weil sie die Nächte schon jetzt wieder im Haus von Papa verbringt. Aber als ich die Tür öffne und wie gewohnt meine Schuhe ausziehe, lugt ihr Kopf durch die Küchentür. Ein kleines Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus, während sie mich begrüßt. So oft, hat sie mich so angesehen, wenn ich einfach nur von der Arbeit nach Hause gekommen bin und sie in der Küche stand, um Essen zu kochen. Die Situation ist so familiär, dass es ein bisschen in der Brust schmerzt.

„Wie geht es dir?", fragt Mama, als ich zu ihr in die Küche komme. Sie kocht tatsächlich, als wäre es ein ganz normaler Tag. Und es riecht fantastisch.

„Gut", antworte ich nickend und sehe ihr dabei zu, wie sie Nudeln abschüttet. „Ich wollte eigentlich auch nur ein paar Sachen aus meinem Zimmer holen. Die neuen Möbel sind endlich da", erzähle ich ihr und lächle. Fast zwei Wochen lang, habe ich nur auf einer Matratze geschlafen, in einer halben Küche gekocht und in einer sonst leeren Wohnung gelebt. Aber es war okay. Es gab mir ein besseres Gefühl, als wieder hier zu wohnen oder bei Grey, wo Marissa mich mit Blicken straft, die ich bis heute noch nicht verstehe. Sie scheint irgendwann einen Groll gegen mich entwickelt zu haben. Ich habe keine Ahnung warum oder wann.

„Das klingt toll." Mama sieht mich an. „Möchtest du vielleicht mit mir essen? Deine Schwester hat mir für heute schon abgesagt. Wir wären also allein." Sie sieht mich fragend an. Vielleicht ist das ein guter Abschluss. Ein letztes Essen mit Mama, alleine, so wie es war, bevor Elaine zu uns gezogen ist. So wie es war, bevor alles die steile Seite der Achterbahn runterging.

„Okay", stimme ich zu. Etwas in ihren Augen beginnt zu funkeln. Sofort deckt sie den Tisch für uns beide und füllt die Teller. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche, um Grey eine Nachricht zu schreiben.

Komme etwas später, Mama möchte, dass wir zusammen essen. Ich beeile mich und hoffe der Wein ist kalt. Ich liebe dich, Grey.

Ich drücke auf Senden und lege mein Handy auf der Anrichte neben mir ab. Das hier ist ein guter Abschluss für die letzte Jahre. Nachdem Mama die Teller gefüllt hat, setze ich mich zu ihr an den Tisch. Für eine Weile ist nur das Klirren von Besteck auf Tellern zu hören. Es ist unangenehm, trotzdem versuche ich, es durchzustehen.

„Was sollen wir mit den Möbeln machen?" Mama hebt ihren Kopf und sieht mich fragend an. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber etwas an ihr hat sich in den letzten Wochen verändert. Schulterzuckend kaue ich auf meinen Nudeln. Das Essen von Mama ist wirklich das beste und das wird es wohl immer bleiben.

„Wenn du keine Verwendung dafür hast, würde ich sie verkaufen oder einem Sozialhaus spenden", werfe ich nachdenklich ein. Das Haus ist ja immer noch komplett möbliert und ich wollte von hier nichts mitnehmen, sondern ganz von neu anfangen. So wäre wenigstens jemand anderem geholfen.

Mama nickt. „Gute Idee."

Die Unterhaltung wirkt auf mich sehr künstlich und unnatürlich. Ich mustere meine Mutter, die sich eine volle Gabel in den Mund schiebt und starr auf ihren Teller sieht.

„Hast du irgendetwas?", hake ich nach und sehe sie an. Sie hebt ihren Kopf langsam. „Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist, Faye. Ich weiß, du willst das nicht hören und brauchst Zeit. Ich will nur, dass du weißt, dass ich es nie böse gemeint habe. Es war nicht meine Absicht, dich zu verletzten. Ich dachte nur, du würdest es so besser aufnehmen." Sie redet so schnell, dass es mir teilweise schwer fällt ihr zu folgen. „Dein Vater und ich hatten lange Gespräche und ich weiß, du bist noch nicht so weit, aber ich wünsche mir, dass du ihm irgendwann verzeihen kannst." Ein Ausdruck von Wärme liegt in ihrem Gesicht. Eigentlich hatte ich gehofft, dass dieses Gespräch nicht stattfinden würde; zumindest nicht heute.

Ich atme laut aus. „Du hast recht, ich brauche Zeit und deshalb werde ich dazu auch nichts mehr sagen. Wie das alles ... passiert ist, war nicht okay. Aber du bist glücklich und das muss ich akzeptieren, so wie du es bei Roy akzeptiert hast." Ich sehe ihr in die Augen und bin der Meinung, etwas wie Erleichterung zu sehen.

Sie nickt und lächelt. „Du bist und bleibst immer meine Faye", murmelt sie und drückt leicht meine Hand, die neben meinem Glas auf dem Tisch liegt.

Nach dem Essen verstaue ich die restlichen Sachen in zwei Kisten. Wehmut macht sich in mir breit, während ich durch das leere Zimmer schaue. Die Möbel sind allesamt leer, das Zimmer wirkt nackt und verlassen. So viel ist hier passiert. Es war mein Rückzugsort über Jahre und oh Gott, wie viel diese vier Wände gesehen haben. Ich setze mich ein letztes Mal auf das Bett und schaue mich um. Es ist komisch zu wissen, dass jetzt ein ganz anderer Abschnitt in meinem Leben beginnt.

Die Tür geht ein kleines Stück auf und Mama kommt rein. Sie schnellt auf mich zu und drückt mir mein Handy in die Hand.

„Du wirst die ganze Zeit angerufen", sagt sie mit einem Blick auf mein Display. Ich vermute, dass es Grey ist, der wissen will, wann ich nach Hause komme, aber tatsächlich ist es Nathan.

„Nathan?", frage ich, die Verwirrung ist mir deutlich anzuhören.

„Faye, wo ist Grey?", will er atemlos wissen.

„Was ist denn los?" Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen.

„Ich muss wissen, wo Grey ist, Faye", ruft er durch das Telefon. „Er ist nach der Arbeit zu mir nach Hause gefahren. Kannst du mir jetzt bitte mal sagen, was los ist?" Ich stehe auf und laufe in den Flur, wo meine Schuhe und meine Jacke sind. Ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus.

„Ben - er ist weg und er hat einen Brief hiergelassen. Du musst versuchen, Grey zu erreichen, Faye. Schick mir die Adresse, wo er sein soll, wir treffen uns da." Nathan klingt gehetzt. Bevor ich noch etwas sagen kann, legt er auf.

Mit zittrigen Fingern ziehe ich mir meine Jacke über und stürme, ohne mich von meiner Mutter zu verabschieden, aus dem Haus. Ich wähle Greys Nummer, aber nach einer gefühlten Ewigkeit springt die Mailbox an. Nathans Unruhe überträgt sich so sehr auf mich, dass ich mich kaum konzentrieren kann, als ich im Auto sitze. Angst frisst sich durch mich wie dickflüssiges Gift.

„Geh ran", murmle ich verzweifelt. Aber das bringt mir auch nichts, denn weiterhin ist die einzige Stimme am Telefon, die der Mailboxansage.

„Er hebt nicht ab", rufe ich hysterisch ins Telefon, als Nathan endlich dran geht und sehe auf die Straße. Es ist stockdunkel.

„Er ist auch nicht bei deinem Apartment. Weißt du wo er noch sein kann?" Ich höre im Hintergrund, dass Nathan Treppen nach unten läuft. Überlegend schnellen meine Augen hin und her. „Ich weiß es nicht, Nathan", antworte ich nach einer Weile verzweifelt und fahre mir durch die Haare. Ich fahre viel schneller, als es eigentlich erlaubt ist.

Es dauert nicht lange und ich stehe vor meinem Apartment, wo Nathan schon auf mich wartet. Er steigt neben mir ein und sieht mich ernst an.

„Nathan, ich weiß nicht, was ich tun soll." Meine Stimme zittert. Ich habe Angst vor dem, was passiert sein könnte. Alleine der Gedanke, dass Ben Grey etwas antut, lässt mich übel aufstoßen.

„Lass uns die Strecke abfahren. Gib mir dein Handy, dann versuche ich, ihn weiterhin zu erreichen." Nathan wirkt plötzlich so viel gefasster als ich und ich glaube, dass ist es, was ich jetzt brauche. Nickend fahre ich vom Parkplatz meines Apartments die Straßen entlang zur Arbeit, während Nathan immer wieder versucht Grey zu erreichen.

„Was stand in diesem Brief?", will ich wissen. Mein Blick wandert kurz zu ihm rüber. Nathan presst die Lippen zusammen und schüttelt schließlich mit dem Kopf.

Mein Blick gleitet wieder zurück auf die Straße. Immer noch keine Spur von Grey. „Ich will nicht, dass ihm etwas passiert." Tränen schießen mir in die Augen. Ich spüre Nathans Hand, die sich beruhigend auf meine legt, als ich in der Ferne plötzlich etwas erkenne. Das Licht meiner Scheinwerfer wird von etwas zurückgeworfen und als ich es erkenne wird mir schlecht. Ich trete augenblicklich auf die Bremse.

„Nein, nein, nein." Ich schnalle mich zitternd ab und steige aus meinem Auto. Das darf nicht sein, bitte, das darf nicht sein.

„Grey!" schreie ich durch die Dunkelheit und sehe auf das demolierte Motorrad und das Auto, die mitten auf der Straße liegen. Mein Blick wandert über die nasse Wiese, die Einzelteile des Motorrads und bleiben schließlich an der Person hängen, die im Graben liegt.

„Grey", wimmere ich und renne auf ihn zu. Er liegt bewusstlos am Boden, der Kopf voller Blut. „Oh Gott." Ich schluchze und nehme seine Hand in meine. Sie ist so kalt, so so kalt. „Ruf einen Krankenwagen", schreie ich Nathan zu, der etwas hinter mir steht. Heiße Tränen laufen mir übers Gesicht. Ich hebe Greys Kopf und lege ihn auf meinen Schoß. Alles in mir zieht sich schmerzhaft zusammen. „Ich bin da, hörst du. Ich bin hier, Grey." Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern.

Das ist meine Schuld, ich hätte ihn nicht fahren lassen sollen. Er hätte mit mir kommen sollen. Das Blut, das sich überall an meinen Händen verteilt, ist wie ein Schuldeingeständnis. Greys Gesicht zieren Schürfwunden, da ist so viel Blut. So, so viel davon.

„Hey." Ich klopfe Grey sachte gegen die Wange. „Bleib hier, ja? Bitte, bleib bei mir", schluchze ich und schließe die Augen. Aus der Ferne höre ich die Sirenen. Es ist das erste Mal, dass ich bete. Ich bekomme nur noch vage mit, wie die Sanitäter zu uns kommen und mich von Grey trennen. Sie ziehen mich einfach weg und ich kann nichts tun, als zuzusehen, wie sie versuchen, ihm zu helfen. Nathan taucht in meinem Blickfeld auf. Seine Augen sind rot unterlaufen.

„Wir müssen ihnen nachfahren", sagt er und zieht mich am Arm zu meinem Auto. Er fährt, während ich taub daneben sitze. Die ganze Fahrt über starre ich auf den Krankenwagen vor mir, von dem ich nicht weiß, wer gerade darin liegt.

Am Krankenhaus angekommen, steige ich aus und renne ihnen hinterher. Grey hat die Augen noch immer geschlossen, das ganze Blut klebt an ihm, an seinen Sachen und an mir.

„Was hat er?", will ich wissen und sehe zu dem Sanitäter, der mich vorhin noch von ihm weggezogen hat, aber er ignoriert mich und redet mit seinem Kollegen.

Ich weiche Grey nicht von der Seite, ich kann es nicht. Meine Beine wackeln so sehr, dass ich kaum mit dem Tempo der Rettungssanitäter mithalten kann und trotzdem klammere ich mich an die Liege. „Grey, du schaffst das", murmle ich und nehme seine Hand. „Du musst." Meine Stimme ist nur noch ein Wispern.

„Er verliert viel Blut und hat innere Verletzungen, wir müssen ihn in den OP bringen", sagt jemand. Ich weiß, dass sie nicht mit mir reden, also reagiere ich nicht. Ich will das nicht hören, nur, dass alles wieder gut wird, dass er gesund wird.

Vor einer der vielen Türen hält mich einer der Sanitäter auf. „Sie dürfen dort nicht rein." Er nimmt meine Hand von Greys. Mit nassen Augen sehe ihn an.

„Ich bleibe bei ihm!", mache ich hysterisch klar. Ich kann ihn jetzt nicht alleine lassen. Nicht jetzt, er braucht mich.

„Das geht nicht. Hören Sie, wir wollen ihm helfen, dafür müssen Sie uns unsere Arbeit machen lassen", wiederholt er eindringlich. Kopfschüttelnd will ich mich an ihm vorbeiquetschen. Ich muss zu Grey, ich muss bei ihm bleiben.

„Bitte", flehe ich und schaue zu Grey, der mir einfach weggenommen wird. Sie fahren ihn in den OP und in diesem Moment sacke ich in mir selbst zusammen wie ein Kartenhaus.

Judith und Jack sind da. Ich habe sie über Greys Telefon angerufen. Ich sitze noch immer vor der Tür zum OP. Am anderen Ende des Flurs stehen sie und unterhalten sich mit der Polizei. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier sitze. Es könnten zehn Minuten oder auch Stunden sein. Mein Blick hängt an meinen Fingern, an denen noch immer Greys Blut klebt. Diese Bilder werde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Wie er da liegt, im nassen Gras, zwischen den Einzelteilen seines Motorrads. 

Meine Augen wandern zu Judith, die sich in Jacks Armen vergräbt. Sie haben noch kein Wort mit mir geredet und ich kann es ihnen nicht verübeln. Ich bin schuld daran, dass ihr Sohn im OP liegt, mit Verletzungen, die ich mir nicht ausmalen kann. Weil ich es war, die ihm gesagt hat, dass er schon vorfahren soll. Weil ich die bin, die es so wollte. Und für Ben war das die perfekte Gelegenheit, sich zu rächen. Niemand hat etwas gewusst, auch nicht sein Vater, der ebenfalls hier ist und darauf wartet, dass einer der Ärzte ihm sagt, wie es seinem Sohn geht.

Meine Sicht ist verschwommen, ich weine nur noch, bin mir nicht mehr sicher, ob ich noch etwas anderes kann als das. Ich spüre, wie sich jemand neben mich setzt. Aber ich will nicht aufsehen, starre einfach weiter auf meine roten Finger. „

Er schafft das", höre ich die Person neben mir sagen. Es ist James und in seinem Ton liegt nicht ein bisschen Abneigung, wie ich es erwartet hätte.

„Das ist alles meine Schuld", murmle ich. „Ich bin schuld", wiederhole ich meine Worte und vergrabe mein Gesicht in meinem Schoß. Wenn Grey das nicht überlebt, dann habe ich sein Leben auf dem Gewissen.

„Du bist nicht schuld. Sieh mich an." James greift sanft nach meinem Kopf und zwingt mich so dazu, ihn anzusehen. Seine Stirn liegt in Falten. Ich muss mir ein paar Tränen aus dem Gesicht wischen, um ihn überhaupt richtig ansehen zu können.

„Grey schafft das, Faye. Er ist ein Kämpfer." Er klingt in seiner Sache so überzeugt, dass ich ihm am liebsten glauben würde. Ich bin froh, dass er hier ist, dass er mit mir redet. Es gibt mir das Gefühl kein reines Monster zu sein. „Wir stehen jetzt auf und gehen dir das Blut von den Händen waschen." James sieht auf meine Hände und dann in mein Gesicht. Ich weiß nicht, ob ich aufstehen kann. Seitdem ich hier bin, sitze ich auf dem gleichen Fleck, ohne mich von der Stelle zu bewegen. Mehr als ein kraftloses Nicken bringe ich nicht zustande. Er greift mir unter den Arm und hilft mir auf. Es fühlt sich völlig fremd an zu stehen.

„Komm", murmelt er und hält meinen Arm fest. Das hier ist falsch, ich sollte nicht die sein, die Hilfe bekommt. James hätte jedes Recht dazu, mich zu hassen und sauer auf mich zu sein, aber dem ist nicht so wie mir scheint. Er kümmert sich mehr um mich, als ich es verdient habe.

„Deine Eltern müssen mich hassen", rutscht es mir plötzlich raus, als wir bei den Toiletten angekommen sind. Ich bin mir sicher, dass James nicht mal hier sein darf, aber er lässt mich nicht aus den Augen. Das warme Wasser tut gut auf meinen versteiften Fingern. Ich sehe ins Waschbecken, wo bräunlich gefärbtes Wasser den Abfluss herunterläuft. Bei einem Blick nach unten sehe ich, dass auch mein Shirt und meine Hose voll von Greys Blut sind.

„Sie hassen dich nicht, du kannst nichts dafür. Sie sind geschockt und haben Angst", versucht er zu erklären. Ich nicke verstehend und drücke erneut den Knopf am Wasserhahn, als das Wasser stoppt.

„Und du?" Ich hebe meinen Blick und sehe in den Spiegel.

James steht neben mir und runzelt die Stirn. „Ich will nicht in Panik geraten, ehe wir nicht mit einem Arzt gesprochen haben." Er weicht meinem Blick aus. „

Ich habe so Angst davor, ihn zu verlieren", gebe ich mit bebender Stimme zu. „Er sah so schrecklich aus, James. Diese Bilder bekomme ich einfach nicht aus dem Kopf."

Tränen sammeln sich erneut in meinen Augen und drohen wie schwere Wassertropfen auf meine Wange zu fallen. Ich blinzle, um klar sehen zu können und trockne mir meine Hände mit ein paar Papiertüchern ab.

„Ich weiß, aber erschafft das. Er schafft das", wiederholt er und ich bin mir nicht sicher, ob er mit mir spricht oder versucht, sich selbst davon zu überzeugen.

Unruhig tippe ich mit dem Fuß auf den Boden, als sich endlich die Tür wieder öffnet. Ein Arzt kommt auf uns zu und nimmt seinen Mundschutz ab. Sein Gesicht ist ausdruckslos, aber in seinen Augen liegt eine Traurigkeit, die mir den Magen umdreht. Judith und Jack springen von ihren Stühlen und schauen ungeduldig zu dem Arzt mit dem grauen Bart.

„Mr. und Mrs. Belford ..." Er schluckt und sieht die beiden an. „Ihr Sohn hat es leider nicht geschafft."

Bevor die Worte des Arztes zu mir durchdringen, höre ich Judiths schmerzvolles Wimmern. In der nächsten Sekunde habe ich das Gefühl, den Halt auf dieser Welt zu verlieren.

„Nein", schreie ich verzweifelt und will an dem Arzt vorbei zu Grey rennen. Das stimmt nicht. Grey lebt, er muss leben. Das darf nicht sein. Bevor ich auch nur in Greys Nähe komme, werde ich festgehalten. Alles Zerren und Ziehen der Welt, bringt mich nicht zu ihm.

„Grey!", rufe ich, aber meine Stimme zerbricht wie eine Welle. „Ich liebe dich", wimmere ich und sinke auf den Boden. Menschen neben mir versuchen, mir aufzuhelfen, aber ich will nicht.

Grey, nicht mein Grey.

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