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Kapitel Einunddreißig

„Faye?" Ich stehe gerade an der Rezeption und helfe einem Gast, sich in der Stadtkarte zu orientieren, als plötzlich Mr. Cellin hinter mir auftaucht. Ich sehe ihn fragend an und deute auf unseren Gast. Verstehend nickt er mit dem Kopf und gibt mir noch einen Moment, um dem Mann zu helfen, der mir erklärt, dass er sich gestern beinahe verlaufen hätte.

„Was gibt's?", frage ich an meinen Chef gewandt und stelle mich etwas abseits. Michelle kümmert sich um die restlichen Gäste. Ich weiß nicht, was Mr. Cellin von mir wollen könnte, was mich nur noch unruhiger werden lässt. Der gutaussehende Mann in seinen Vierzigern steckt gelassen die Hände in die Taschen seiner dunkelblauen Anzugshose und sieht mich mit neutraler Miene an.

„Ich möchte mit dir über deine Schwester, Elaine, reden." Mein Herz rutscht sofort zwei Stockwerke tiefer. Ich wusste, sie würde das Ganze hier vermasseln. Sie vermasselt alles und das hier schon nach drei Tagen. Mir war sowieso schon suspekt, dass sie nach drei Tagen immer noch so motiviert war. Das ist bei ihr wie mit Mathe, wenn sie motiviert ist und denkt sie macht alles richtig, genau dann macht sie es falsch und merkt es noch nicht einmal.

Ich kann nur hoffen, dass Mr. Cellin daraus keine Konsequenzen für mich zieht und mir nur mitteilen will, dass er sie entlassen muss. Bei ihrem nächsten Job werde ich ihr garantiert nicht helfen, soll sie aber zusehen wie sie klarkommt.

Ein Seufzen unterdrückend versuche ich, mich zu erklären. „Hören Sie, ich weiß, Elaine arbeitet nicht gut und ich kann mir vorstellen, dass sie den ein oder anderen Fehler gemacht hat, aber bitte nehmen Sie ihr das nicht übel. Sie lernt gerade noch dazu, hatte noch nie einen richtigen Job und-"

„Beruhige dich mal", unterbricht er mich und fängt an zu schmunzeln. Verwirrt sehe ich ihn an. Er hat recht. Warum versuche ich überhaupt, sie zu verteidigen? Wenn er sie feuern will, dann soll er das tun. Zumindest habe ich dann meine Ruhe vor ihr und kann wieder alleine zur Arbeit gehen. Die letzten Tage waren nämlich absoluter Horror.

Nimm deine Schwester aber mit. Ihr werdet bestimmt Spaß zusammen haben.

Mama geht wirklich davon aus, dass Elaine und ich noch einmal richtige Freunde werden. Nur wird das in diesem Leben nicht mehr passieren. Die ganze Zeit über hat Elaine geredet wie ein verdammter Wasserfall, während ich mir ausgemalt habe, ihr den Mund zuzunähen, damit ich mal ein bisschen Ruhe zu haben.

„Sie macht wirklich gut Arbeit", fährt Mr. Cellin fort. „Sie ist noch ein bisschen langsam, aber das kommt ganz sicher mit der Zeit. Ich wollte dich loben. Wir hatten ein kurzes Gespräch und Elaine hat mir erklärt, wie sehr du ihr zurzeit beistehst." Mr. Cellin sieht mich zufrieden und irgendwie auch ein bisschen stolz an. Verblüfft öffne ich den Mund, um etwas zu sagen, bekomme aber keinen Ton raus. Redet er da gerade wirklich von Elaine? Der Elaine?

„Ich ... das freut mich natürlich zu hören." Ich ringe mir ein Lächeln ab und ignoriere die Tatsache, dass sich eine kleine Stimme in mir gewünscht hat, sie hätte es verbockt und würde nun wieder aus dem Job fliegen. Ich weiß, als Schwester soll ich sie unterstützen und für sie da sein, aber der Hass steckt mir noch immer in den Knochen und das kann ich nun mal nicht so schnell abschalten. Sie kann froh sein, wenn aus dem Lager negativer Gefühle für sie, irgendwann mal nur noch ein kleines Feuer wird. Es ist nur unabsehbar wann. Wahrscheinlich nie.

„Gut, ich lasse dich dann wieder arbeiten." Mr. Cellin richtet sich die schwarze Krawatte und lächelt mich freundlich an. Ich versuche, es zu erwidern und will gar nicht wissen, wie ich dabei aussehe.

„An dir können sich viele ein Beispiel nehmen", ruft er mir noch zu und verschwindet dann wieder bei den Aufzügen. Ich habe es schon immer toll gefunden, dass Mr. Cellin viel Wert auf ein gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern legt, das heißt aber nicht, dass Elaine ihm gleich unsere Familiengeschichte erzählen soll.

Genervt und auch ein bisschen enttäuscht von der guten Meinung, die mein Chef von meiner Schwester hat, trotte ich zurück zur Rezeption, wo Michelle bereits auf mich wartet und mich mit fragender Miene mustert.

„Es ist offiziell", verkünde ich und lehne mich am Tresen ab. Wir haben gerade keine Gäste, weshalb ich mir so ein Verhalten erlauben kann. „Jeder liebt meine Schwester. Sogar Mr. Cellin ist von ihr begeistert und sagt, dass sie super Arbeit leistet." Ich klinge genervt, zickig und selbst für mich nervig. Aber ich kann es einfach nicht abstellen. Ich bin froh, dass Michelle und ich uns wieder verstehen. Das Arbeiten ist so viel angenehmer und außerdem kann ich ihr jetzt von allen Dingen erzählen, die mich besonders an meiner Schwester stören.

Michelle grinst wissend und lehnt sich ebenfalls am Tresen ab. Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung und sehe sie fragend an. Ihre Locken wackeln, als sie sich nach vorne beugt.

„Warum grollst du deiner Schwester so? Ich meine, es ist gut, wenn sie einen tollen Eindruck macht. Alles negative würde nur auf dich zurückfallen."

„Ich weiß ja", brumme ich und sehe auf meine Finger. Der gelbe Nagellack blättert schon an einigen Stellen ab.

„Es nervt mich einfach nur, dass ihr alles im Leben zugeflogen kommt, schätze ich. Sie musste sich für diesen Job nicht bemühen, sondern ich habe mir den Mund fusselig geredet. Das ist das erste Mal, dass sie für ihr Geld arbeitet und ich betone das nur ungern, aber sie hat das einfach nicht verdient."

Kein Mensch, der sein Leben lang alles für selbstverständlich genommen, sich von anderen immer aushalten lassen und Menschen, die ihn lieben, vor den Kopf gestoßen hat, hat verdient, dass er alles bekommt, ohne dafür zu arbeiten. Da ist meine Schwester auch keine Ausnahme.

„Sieh es aber mal so." Michelle sieht zu mir. Ihre großen Ohrringe wackeln hin und her, klimpern leise. „Sie bemüht sich jetzt und seien wir mal ehrlich, sie hat den härteren Job von uns. Und dafür erntet sie die Lorbeeren. Wenn sie es sich später noch einmal verscherzt, dann ist deine Hilfe natürlich ausgeschlossen, aber für jetzt solltest du Stolz auf sie sein, vor allen darauf, dass sie tatsächlich mal etwas in Angriff nimmt und es auch durchzieht. Zumindest für drei Tage am Stück, was für sie viel zu sein scheint." Michelle zuckt mit den Schultern und stößt mich in die Seite, als ich ihr nicht antworte.

„Du hast ja recht", murre ich unfreiwillig und sehe raus auf die Parkplätze. Grey ist heute nicht gekommen, ich weiß nicht, warum, aber ich vermisse ihn gerade sehr. Wenn mich jemand verstehen würde, dann ganz bestimmt er. Er hat sich dazu entschlossen, eine Beziehung mit mir einzugehen und das heißt, er muss die gleichen Menschen wie ich doof finden.

„Na also, komm wir gehen in die Pause." Michelle zieht mich an meinem Arm zum Kartenleser und schiebt ihre Karte durch.

Aus den Augenwinkeln sehe ich Nathan, der verloren auf dem Parkplatz sitzt und isst. Mitleid staut sich in mir auf.

„Kannst du schon mal vorgehen? Mir fällt gerade ein, dass ich noch was machen muss. Nimm schon mal meine Brotbox mit!" Ich sehe Michelle entschuldigend an und gehe Richtung Parkplatz.

***

Die Luft draußen wird von Tag zu Tag frischer. Ich ziehe die Ärmel meines Arbeitspullis nach unten und sehe mich um. Ich friere generell schnell, ein Grund weshalb ich den Sommer liebe. Es ist die einzige Zeit im Jahr, in der ich keine kalten Hände oder Füße habe.

Nathan ist in Gedanken vertieft. So sehr, dass er nicht bemerkt, wie ich auf ihn zukomme. Ich muss einen Moment warten, bis ein Auto aus seiner Parklücke gefahren ist, ehe ich zu ihm rübergehe. Erst, als ich vor ihm stehe, hebt er seinen Kopf und sieht mich an. Sein Gesicht ist erst ausdruckslos, aber dann meine ich, etwas wie Abneigung darüber huschen zu sehen.

Ohne zu fragen, setze ich mich neben ihn. „Hi", begrüße ich ihn leise und sehe zu ihm rüber. Seine fast volle Brotbox hat er noch auf dem Schoß. Ich versuche, mich an einem freundlichen Lächeln, was Nathan aber nicht sieht, denn er würdigt mich keines Blickes. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und mustere sein Seitenprofil. Glücklicherweise sieht er nicht mehr zusammengeschlagen aus. Die blauen Flecken und Verletzungen sind aus seinem Gesicht verschwunden, trotzdem sieht er noch immer traurig aus.

„Warum sitzt du alleine hier? Wartest du auf jemanden?", versuche ich, dass noch sehr einseitige Gespräch in Gang zu bringen. Ich kann mir nicht erklären, was Nathan plötzlich gegen mich hat. Er hat sich mir gegenüber zwar schon immer komisch verhalten, aber noch nie abweisend. Entgegen meiner Erwartung, dass auch er jetzt Mal reden würde, schweigt Nathan wie ein Grab und sieht in eine komplett andere Richtung.

„Ist alles okay? Hab' ich dir was getan?", will ich wissen. Mir fällt nichts ein, was ich getan haben könnte, was ihn so abweisend werden lässt. Deshalb verwirrt mich sein Verhalten umso mehr.

„Sag mal, kannst du auch jemand anderen nerven? Du siehst doch, dass ich offensichtlich keine Lust habe, mit dir zu reden", faucht er und dreht seinen Kopf in meine Richtung. Obwohl er ernst und harsch klingt, hat seine Stimme immer noch etwas Ruhiges und Sanftes. Wie die von den Männern, die Hörspiele vorlesen.

„Oh, wow. Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden", antworte ich und runzle die Stirn. Ein Auto fährt an uns vorbei. Die Beifahrerin mustert uns, als hätte sie noch nie einen Menschen gesehen. „Was hast du denn plötzlich?", hake ich erneut nach. Ich mag es nicht, wenn Menschen mich nicht leiden können oder mich schlecht behandeln, ohne mir einen Grund für ihr Verhalten zu sagen. Was sowas angeht, war ich schon immer jemand, der Probleme geradeheraus angesprochen und das auch offensichtlich gemacht hat.

Nathan atmet hörbar aus und richtet seinen Blick wieder auf mich. „Ich frag mich, wie du noch in den Spiegel gucken kannst. Und dann hast du auch noch die Nerven zu fragen, was los ist", spuckt er und sieht mich wütend an.

„Ich habe dir nie etwas getan", beteuere ich und zweifle kurz an mir selbst. Vielleicht habe ich aber etwas gemacht, dass ihn verletzt hat?

„Nein, du nicht." Er schnaubt auf und schließt seine Brotbox, um sie wieder in der Tasche zu verstauen. „Aber offensichtlich stehst du jetzt drauf, mit widerlichen Menschen ohne Moral zu verkehren." Abneigung sprüht aus Nathans Worten und ohne etwas weiteres zu sagen, macht es auch bei mir klick. Es war abzusehen, dass es Nathan nicht gefallen würde, dass die Beziehung zwischen mir und Grey ernster wird.

„Nathan", sage ich leise und sehe auf den dreckigen Teer, auf dem wir sitzen. Die ganze Zeit habe ich nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass nicht nur Ben in dieser Sache drinhängt, sondern auch Nathan. Es war die Mutter der beiden, die bei dem Unfall ums Leben gekommen ist.

„Was da passiert ist ... das tut mir wahnsinnig leid", sage ich ehrlich und sehe ihn an. Er meidet wieder einmal meinen Blick und sieht nach vorne. „Aber du kannst mir nicht die Schuld dafür geben."

Zumindest sollte er das nicht, aber, wenn ich sein Ventil bin, dann kann ich es kaum ändern?

„Es tut dir leid", wiederholt er bitter. Seine Wangenknochen bewegen sich, er sieht mich noch immer nicht an. „Solange du dieses Monster unterstützt, kann ich dich leider nicht ernst nehmen." Seine Stimme klingt höhnisch, verachtend.

Ich will sofort widersprechen, sagen, dass Grey kein Monster ist, doch ich kann verstehen, dass die beiden Brüder Grey hassen. Mir würde es wahrscheinlich nicht anders ergehen, wenn es um meine Mutter gehen würde.

„Es war ein Unfall", sage ich eindringlich. „Ich kann mir deinen Schmerz nicht vorstellen, aber Nathan, bitte, hass mich nicht für meine Gefühle zu Grey." Meine Stimme klingt klein, weinerlich und verzweifelt.

„Er hat mir meine Mutter genommen, Faye. Und du sitzt hier und hast die Nerven, ihn zu verteidigen? Wie kann man nur so egoistisch und engstirnig sein." Fassungslos sieht er mich an und schüttelt mit dem Kopf.

„Ich weiß, dass das nichts auf der Welt gutmachen kann", gebe ich zu. Ich fühle mich verzweifelt und ich bin mir sicher, dass ich mich auch so anhöre.

„Du verstehst nicht, was da alles mit dranhängt, oder?", fragt Nathan und sieht mich wieder an. Seine Augen sind intensiv, wütend, trauernd, verzweifelt, hilflos.

Ich schüttle den Kopf und sehe weg. „Dann erkläre es mir", bitte ich. Ich würde alles dafür tun, wenn ich ihm helfen könnte, aber dafür muss er die Hilfe auch wollen.

Mir dreht sich der Kopf und mein Magen gleich mit. Ich hasse solche Gespräche, auch wenn sie sein müssen.

„Seit diesem Tag - seit dem Grey meine Mutter umgebracht hat", spuckt er voller Hass und steht auf. Ich lasse ihn dabei nicht aus den Augen, versuche, den Drang zu unterdrücken, Grey zu verteidigen. Das hier dreht sich nicht um Grey, das hier ist etwas ganz anderes und wenn ich Nathan seine Gefühle widerspreche, wird er sich wieder verschließen.

„Seitdem lebe ich mit meinem Bruder und meinem Stiefvater alleine. Ich lebe in der Hölle, Tag für Tag und das nur, weil sie nicht mehr da ist. Sie war der Grund, warum ich in dieser Familie akzeptiert wurde und jetzt, jetzt besteht jeder Tag nur noch aus Hass, Abweisung, Intoleranz und Egoismus. Weil sie weg ist, weil Grey sie mir weggenommen hat. Du kannst dir nicht annähernd vorstellen, wie grässlich es ist, ich zu sein. Wie viel Anstrengung in einen Tag geht."

Atemlos stoppt er und sieht abwesend in die Bäume hinter mir. Angestrengt versuche ich, die Informationen zu verarbeiten. Er hat Recht, ich kann mir nicht annähernd vorstellen, was er durchmachen muss und jetzt komme ich mir unsagbar dumm vor. Die ganze Zeit über ist er durch die Hölle gegangen. Ich erinnere mich daran, wie sein Vater ihn behandelt hat, als ich ihn nach Hause gefahren habe und daran, wie Ben über ihn gesprochen hat. Die ganze Zeit über hat er gelitten und niemand hat es gesehen.

„War das ..." Ich deute auf Nathans Gesicht, kann aber nicht aussprechen, was ich sagen will. Auch er bekommt kein Wort raus und nickt nur.

„Das tut mir so leid", flüstere ich und stehe auf. Ich weiß nicht, wie ich gerade reagieren soll, deshalb bleibe ich wie angewurzelt stehen und mustere Nathans Gesicht, das wieder kühl und unnahbar ist.

„Vielleicht solltest du nochmal überdenken, wen du in dein Leben lässt, Faye. Nicht alle Menschen, die dich glücklich machen, tun das auch für immer", sagt er kalt und greift nach seinem Rucksack. Ohne ein weiteres Wort geht er und lässt mich auf dem Parkplatz stehen.

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