
Six
18 Tage bis Weihnachten
F L O R E N C E
"Kanns los gehen?", fragte ich Luke und er bejahte meine Frage schnelle.
"Gut, dann leg jetzt bitte deine linke Hand an die Mauer, streck deinen Stock nach vorne und folge mir langsam ohne die Hand von der Mauer zu nehmen, da sie dein einziger Orientierungspunkt sein wird."
Ich ging ein paar Schritte nach vorne, damit Luke mich nicht gleich mit seinem Blindenstock aufspießen würde und wartete, bis ich den knirschenden Kies unter seinen Füße hörte. Ein bisschen schneller als er ging ich den Parcour entlang, denn mein Chef mit Hilfe unserer blinden Angestellten aufgebaut hatte. Ich wusste nicht wie er aussah und hätte auch niemals die Möglichkeit ihn zu sehen, aber ich malte in mir in meiner eigenen Fantasie aus.
"So wir sind am Ende der Wand angelangt, wie du vielleicht schon bemerkt hast", sagte ich und musste kichern.
"Ohja das habe ich, bitte sag mir nicht, dass ich ab jetzt ohne Hilfe weitergehen muss."
Angst lag in seiner Stimme das konnte man hören. Ich fand es süß und wollte ihn ein bisschen verunsichern.
"Ich muss dir leider mitteilen, dass du jetzt wirklich ohne Hilfe weitergehen musst und ich hoffe, dass du heil hier rauskommst, da noch einige Schwierigkeiten auf dich zukommen werden."
Ich musste mir das lache echt verkneifen, da ich Luke schwer atmen hören konnte. Er sagte nichts, was mich darauf schließen ließ, dass ich ihm buchstäblich den Atem geraubt habe.
"A-aber du bleibst schon bei mir und hilfst mir oder? So wie ich dir immer helfe!", schrie er schon fast voller Panik und ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen. Ich lachte laut los, so laut, dass man mich vermutlich noch draußen hören konnte.
"Du hast mich verarscht oder?", sagte er dann etwas entspannter und brachte mich damit nur noch mehr zum Lachen.
"Aber sowas von", gab ich von mir und versuchte mich wieder einzukriegen.
"Also, links neben dir wirst du Baumstämme fühlen, wenn du ein paar Schritte weitermachst. Such dir einen der drei Bäume aus, halte dich an ihm fest und sag mir wenn du so weit bist."
Gesagt getan, ich hörte wie Luke vorsichtig ein paar weitere Schritte nach vor ging und wartete auf sein Zeichen.
"Hab einen", verkündete er und ich setzt mich auf eine kleine Bank, von der ich ihre Position schon auswendig wusste.
"Sag mir was du denkst, was du fühlst und was du hörst", bat ich ihn.
Einen Augenblick lang herrschte völlige Ruhe hier, bis auf die Vogelgeräusche und das rauschen des Sees, dass von Boxen kam, war nichts zu hören.
"Ich wusste nicht, dass man solche alltäglichen Dinge viel besser wahrnimmt, wenn man sie nicht sehen kann. Ich stell mir gerade viele verschiedene Vögel vor, bunte, einfärbige, kleine, große. Es ist wundervoll, wie man Dinge erst wertschätzen lernt, wenn man sie nicht sehen kann."
Seine Worte berührten mich zutiefst, da er wirklich versuchte sich in mein Leben hineinzufühlen. Er erklärte die Situation so gut, dass diese Worte von mir kommten könnten.
Den restlichen Parcour machten wir so weiter wie bisher. Er musste über Brücken gehen, Treppen steigen, eine Kreuzung überqueren, Dinge erraten und eine bestimmte Strecke in einer gewissen Zeit schaffen.
"Wir sind fast am Ende angelangt. In weniger als zehn Meter legst du deine linke Hand bitte wieder an die Mauer und folgst ihr langsam. Von Kurve zu Kurve wird es wieder heller werden bis du schlussendlich wieder in einem beleuchtenden Raum ankommst."
Luke folgte meinen Anweisungen und ich wartete draußen auf ihn, da er nur sehr langsam vorankam.
"Auch schon da?", witzelte ich, als ich seinen Stock hörte.
"Ich hätte echt nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde, diesen Parcour zu meistern.
"Du hast dich aber ganz gut geschlagen, viele von meinen Kunden geben bereits bei den Bäumen auf und bekommen eine kleine Panikattacke, sodass Sky sie dann aus dem Raum holen muss."
"Vielen dank für diese wertvolle Erfahrung, nun verstehe ich dich wenigstens ein kleines bisschen besser", antwortete er mir und ich begann zu lächeln.
Ich verabschiedete mich von ihm und ging wieder in den Warteraum um mir eine neue Gruppe zu holen, die ich durch den Dunkelraum führen konnte.
Nach meiner Schicht checkte ich nochmal unsere Kundenliste und und tippte auf der Tastatur, die auch für Blinde ausgestattet war, den Namen Luke ein. Der Computer laß mir den einzigen Namen den er gefunden hatte vor. "Luke Hemmings."
Ich gab 'Telefonnumer' ein und wieder laß mir der Computer in aller Ruhe seine Nummer vor, sodass ich mir sie einspeichern konnte.
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Lustig lustig tralalalala bald ist Nikolaus Abend da
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