~Kapitel 16~
Das erste was ich bemerkte, war der Schmerz in meinem Kopf. Zum zweiten Mal innerhalb von ein paar Tagen niedergeschlagen zu werden, war nicht sehr angenehmen. Das zweite Mal niedergeschlagen, bei diesem Gedanken erinnerte ich mich daran, wo ich war. Hektisch sah ich mich um. Der Raum, indem ich mich befand hatte rein gar nichts mit einem Gefängnis zu tun, eher das Gegenteil.
Ich lag in einem riesigen Himmelbett mit dunkelblauer Bettwäsche. Über mir spannte sich ein Baldachin in der selben Farbe. Da mir keine akute Gefahr drohte ließ ich meinen Blick noch einmal langsam durch den Raum gleiten. Das erste was mir auffiel, war die Größe des Raumes, er schien bestimmt dreißig Quadratmeter groß. Die Wände waren weiß gestrichen und große Fenster ließen Licht in den Raum. Unter einem der Fenster stand ein großer weißer Schreibtisch, mit mehren Schubladen.
Der nächste Blickfang waren zwei Türen, beide in der selben Farbe, wie meine Bettwäsche. Was sich wohl dahinter verbarg?
Doch das, was mich am meisten interessierte war ein riesiger Mehrfachbilderrahmen. Vorsichtig stand ich auf und durchquerte das Zimmer. Dabei ließ ich meinen Blick an mir hinunter gleiten. Ich trug eine dunkelblaues Nachthemd. Wer auch immer dieses Zimmer gestaltet hatte und mir dieses Hemd übergezogen hatte, hatte ein Vorliebe für dunkelblau.
Dann betrachtete ich die Bilder genauer. Die meisten zeigten meine Eltern zusammen mit mir, andere aber auch meine Oma mich. Ich entdeckte sogar ein Bild von meinem alten Kaninchen. Und ein Bild von Melly war ebenfalls dabei.
Meine Gefühle überschlugen sich. Einerseits Traurigkeit, darüber dass Melly nicht mehr da war und darüber, dass ich nicht wusste, was mit meiner Familie war. Andererseits auch eine Art von Freude, darüber dass auf den Bildern alles so friedlich war.
Ein Klopfen ließ mich herumfahren. „Herein?", sagte ich misstrauisch. Die Tür an der anderen Seite des Zimmers öffnete sich und ein junger Mann trat herein. Es war der selbe, der mich niedergeschlagen hatte. Jetzt hatte ich die Chance ihn genauer so betrachten. Er war breit gebaut und strotze nur so vor Kraft. Seine schwarzen Haare, passten gut zu seinen grünen Augen. Mittlerweile hatte er seine Rüstung abgelegt und trug ein dunkelblaues Polohemd, sowie dunkelblaue Turnschuhe.
„Ah, wie ich sehe, sind Sie schon wieder bei Bewusstsein Miss", sagte er förmlich,„ es tut mir wirklich leid, dass ich sie niederschlagen musste, doch sonst hätten sie sich zu sehr gewehrt.
Dieses Zimmer gehört Ihnen, fühlen Sie sich wie zu Hause. Frische Klamotten finden Sie in ihrem Kleiderschrank. Während sie sich frisch machen, werde ich Ihnen etwas zu essen besorgen. Danach werden Sie von Colum erwartet. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Ihnen wird nichts passieren." Ich nickte schüchtern, dieser Redeschwall hatte mich überwältigt. Außerdem erinnerte er mich daran, dass ich immer noch nicht zu Hause war, sondern in einer anderen Welt, in den Händen des Feindes. Der Wächter hatte anscheinend mein verschrecktes Gesicht gesehen und wiederholte noch einmal mit Nachdruck:„ Ihnen wird wirklich nichts passieren." Ich nickte erneut und der Mann verließ das Zimmer wieder.
Was war dass denn gewesen? Der Mann war total nett zu mir gewesen und hatte sogar versucht mich zu beruhigen. Was war hier los? Warum wurde ich nicht wie eine Gefangene behandelt?
All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich die Badewanne in meinem Bad ausprobierte. Es war wirklich angenehm, nach einer Woche mal wieder richtig sauber zu sein.
Mit einem Handtuch um mich herum ging ich aus dem Bad heraus und sah mich dann nach dem Kleiderschrank um, den der Typ erwähnt hatte. Da ich keinen fand öffnete ich die dunkelblaue Tür neben mir. Ich war gespannt, was sich dahinter befand.
Es entpuppte sich als riesiger, begehbarer Kleiderschrank, komplett gefüllt mit Klamotten. Nachdem ich alles inspiziert hatte, entschied ich mich für eine schwarze Hose, eine dunkelgrüne Tunika und schwarze Turnschuhe. Fertig angezogen trat ich wieder aus dem Kleiderschrank hinaus und schloss die Tür hinter mir.
Auf meinem Bett wartete bereits die nächste Überraschung.
Die Jacke meines Vaters lag dort, zusammen mit einem Zettel.
Ich dachte, die hätten Sie vielleicht gerne wieder. In der Jackentasche befindet sich übrigens auch etwas gegen Ihre Kopfschmerzen.
Wer auch immer meine Jacke dahin gelegt hatte, ich war ihm sehr dankbar. Schnell zog ich die Jacke über und stürzte ohne jedes bedenken das Fläschchen hinunter, dass sich in der Jackentasche befand.
Die Kopfschmerzen verschwanden sofort.
„ Sind sie fertig Miss? Dann könnten wir frühstücken", erklang eine Stimme. Eilig verließ ich mein Zimmer. Davor wartete der junge Mann schon. „Entschuldigen Sie bitte meine Eile, doch ich habe Hunger", entschuldigte er sich . „Bitte Siezen mich nicht, ich bin doch erst fünfzehn. Mein Name ist Aiana", bat ich. „Angenehm, mein Name ist Einar", stellte sich der Mann vor. Einar führte mich eine breite Treppe hinunter und öffnete eine schwere Holztür. Von innen sah die Festung gar nicht so bedrohlich aus. Große Fenster ließen viel Licht hinein, sodass alles nicht so düster war. Ein großer, dunkler Esstisch nahm den meisten Platz des Raumes ein. Lange Bänke boten genug Sitzmöglichkeiten für bestimmt fünfzig Leute. Ein paar Leute saßen bereits am Tisch und aßen. Einar führte mich bis zum Ende der Tafel. Dort setzte er sich auf die Bank und begann in aller Seelenruhe zu frühstücken.
Nach einem kurzen Zögern setzte ich mich ebenfalls. Wenn mich jemand hätte töten wollen, wäre ich schon tot. Das Essen würde schon nicht vergiftet sein, außerdem aßen die anderen auch davon. Die meisten Speisen die auf dem Tisch standen kannte ich nicht. Einar bemerkte meine Verwirrung und erklärte mir um was es sich bei den verschiedenen Speisen handelte. Danach schwirrte mir der Kopf und das einzige, was ich mir behalten konnte, war das der Brei der vor mir stand Wien hieß, genauso wie die Stadt in Österreich .
Der Brei schmeckte erstaunlich gut, irgendwie nach Weihnachten. „Bist du fertig?", wollte Einar wissen, der ein paar Scheiben Brot gegessen hatte, mit etwas, das aussah, wie Erdbeergelee, aber angeblich nach Banane schmeckte. Ich nickte und trank hastig mein Wasser aus. Mein Begleiter war so nett und räumte meinen Teller mit ab, danach führte er mich aus dem Speisesaal hinaus, einen langen Gang entlang.
Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Was auch immer als nächstes kommen würde, war mir nicht geheuer. „Denk dran, Dir kann nichts passieren", erinnerte Einar mich. „Am besten hörst du Colum gleich einfach zu und unterbrichst ihn nicht. Fragen kannst du danach stellen." Wieder einmal nickte ich schweigend. Vor uns lag wieder eine Tür, dieselbe, wie vor dem Speisesaal. Ich atmete tief durch, bevor ich die Hand auf die eiserne Türklinge legte. Einar lächelte mir aufmunternd zu. Mit zitternden Händen drückte ich die Türklinge hinunter und trat durch die Tür.
Vor mir lag eine langgezogener Raum. An den Wänden waren große Buntglasfenster eingelassen, durch die Licht in den Raum fiel. Unter meinen Füßen lief ein dunkelblauer Läufer entlang, bis zu einem Podest. Auf diesem stand ein riesiger, schwarzer Thron. Eine Gestalt erhob sich aus diesem. Das erste was mir auffiel waren die Haare des Mannes. Sie hatten die selbe Farbe wie meine. Generell sah mir der Mann sehr ähnlich, er hatte ebenfalls braune Augen und die selbe helle Haut, wie ich. Er trug eine schwarze Hose, ein dunkelblaues Polohemd und schwarze Turnschuh. Alles in allem sah er aus, wie seine Wachen, so überhaupt nich göttlich. Das alles fiel mir auf, als der große Mann auf mich zu Schritt.
„Hallo Aiana", begrüßte er mich. „Ich bin froh, dass du es hierher geschafft hast. Ich wollte meine Tochter schon immer einmal sehen."
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