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"We'll see you in a day or so."
"Okay"
"And I won't get killed if you won't. I promise."
"Deal."
- James Dashner,
The Death Cure.
Page 244
× × ×
Newt
P.O.V.
Ich bin schon wieder tot, das ist mir klar.
Diesmal fühle ich die Kälte und die Leere in mir viel stärker als beim letzten Mal, wie ein schwarzes Loch, das meine Seele aufsaugt und nur meine leblose Hülle zurücklässt.
Doch genauso schnell, wie mir das Licht ausgepustet wurde, kommt es auch wieder zurück.
Licht.
Lux.
Hachja, so viel zu dem Versprechen...
Nachdem ich Ellie halbwegs beruhigt hatte, sind wir zusammen durch die Stadt gelaufen und haben vergebens Ausschau nach dem Mädchen mit den grünen Smaragdaugen und den wüstensandfarbenen Haaren gehalten. Aber da waren leider nur hungrige Cranks, die uns fressen wollten, und in der Not habe ich mich vor Ellie geworfen und... tja. Das wars dann wohl.
Gerade so habe ich noch mitbekommen, wie Uniform-Typen uns in ein Gebäude zerrten, danach bin ich gestorben.
Und jetzt lebe ich wieder, mein Herz schlägt wieder, meine Augen lassen sich wieder öffnen. Meine Hülle ist gefüllt, ich fühle die Wärme meines eigenen Körpers unter meiner Haut pulsieren, spüre den Sauerstoff in meinen erstarrten Lungen brennen.
Hustend ringe ich nach Sauerstoff und stütze mich mit beiden Händen am Boden ab, versuche die verbrauchte Luft gegen frische zu tauschen.
Der Lärm um mich herum, die Rufe und Schreie verstummen attrupt und als ich mich zögernd umsehe, blicke ich in lauter entsetzte, teils auch faszinierte Gesichter.
Mein Blick bleibt an einem bestimmten hängen und mein nun wieder quicklebendiges Herz macht einen Freudensprung.
Da steht Lux, zwar in den festen Griffen zweier bewaffneter Leute, aber sie ist da. Wie sie leibt und lebt, ihre giftgrünen Augen betrachten mich mit solch einer Wärme, die man dieser Farbe garnicht zutraut. Ihre Mundwinkel zucken leicht nach oben, als sie meinen freudigen Blick bemerkt. Ich habe diesen Ausdruck vermisst, auch wenn es kaum einen Tag her ist, seit dem wir getrennt wurden.
"Na endlich seh ich deine hässliche Fresse wieder!",
ruft sie mir sarkastisch zu, lächelt dabei aber, was ihren Worten die Härte nimmt. Ich grinse müde zurück, unfähig zu antworten.
Mein ganzer Körper schmerzt, überall dort, wo die Cranks mich aufgekratzt hatten, zieht es unangenehm, doch die Wunden sind verschwunden. Wie beim ersten Mal, genau wie damals.
"Unglaublich!"
"Hexerei ist das!"
"Lasst uns das Blut untersuchen!"
"Wir haben ein Heilmittel!",
schreien alle durcheinander und ich halte mir stöhnend die Ohren zu. Für solchen Krawall ist mein Hirn noch nicht fit genug...
Ein ärgerlicher Schrei dringt zu mir durch und ich hebe ruckartig den Kopf, bereue es aber sofort. Schwarze Pünktchen tanzen in meinem Blickfeld auf und ab und ich muss mich wirklich konzentrieren, um nicht gleich wieder umzukippen. Trotzdem erkenne ich noch die schemenhaften Umrisse von Lux, welche sich mit aller Kraft gegen die Soldaten wehrt, die sie wegzuschleppen versuchen.
Schwerfällig rappel ich mich hoch und will ihr zur Hilfe kommen, aber da werde ich von zig Händen gepackt und nach hinten gezerrt.
"Er muss in den Untersuchungsraum!"
"Lasst ihn erstmal ausruhen."
"Überprüfen wir mal seine Blutwerte!"
"Er ist auferstanden, verdammt!"
"STOP!"
Jeder verharrt in seiner Stellung und sieht überrascht das kleine Mädchen an, welches geschrien hatte. Ellie verschränkt die kurzen Arme vor der schmalen Brust und reckt tapfer das Kinn in die Höhe.
"Ihr seid doof!",
sagt sie und zeigt geradewegs auf die Männer, die Lux festhalten.
"
Ihr seid genauso wie diese bösen ANGST-Leute, von denen meine Mama immer geredet hat. Die sind auch so gemein."
Das hat gesessen.
Ruckartig geben sie Lux frei, einer sieht beschämt auf den Boden, der andere geht drohend auf das Mädchen zu.
"Weißt du überhaupt was du da sagst?!",
schreit er sauer und ich stelle mich geschwind vor die Kleine, die nun ängsterfüllt aufwimmert und sich hinter mir wegduckt.
"Sie hat recht. Andere Leute gegen ihren Willen und auf ihre eigenen Kosten auszunutzen, ist ANGTS's Technik."
Meine Stimme klingt immer noch etwas brüchig, doch ich fühle mich bereits wieder in der Lage, diesen Kampf anzutreten. Hier geht es um die richtigen Worte und Verstand, nicht um die körperliche Kraft eines Einzelnen.
"Aber es liegt an euch, ob ihr so werden wollt wie die, wo ihr euch doch gegen sie auflehnt",
zische ich möglichst abwertend und sehe dem Muskelkerl dabei direkt in die Augen. Sein Hirn scheint in Gang zu kommen, er lehnt sich zurück und mustert mich abschätzend.
"Der Kleine hat recht. Das ist nicht unser Ziel",
ergreift nun einer der Ärzte das Wort und einige nicken zustimmend.
Eine dunkelhaarige Schwester mit dicker Brille und schneeweißem Kittel dreht sich zu Lux um.
"Dürften wir dir bitte eine Blutprobe entnehmen, um es zu untersuchen? Vielleicht finden wir tatsächlich das Heilmittel",
sagt sie mit weicher, aber kräftiger Stimme, und nach langem Zögern und einem betont widerwilligen Seufzer nickt Lux.
Einladent zeigt die Frau auf eine Tür und das Mädchen wirft mir einen leicht unsicheren Blick zu. Ich kann mir denken, wie sie sich jetzt fühlt: Jahrelang hat sie das Geheimnis gewahrt, und nun soll es einfach aufgedeckt werden? Es muss sie verängstigen und verstören, auch wenn sie dies niemals offen zugeben würde.
Ich nicke ihr aufmunternd zu und sie folgt der Schwester widerstandlos aus dem Raum.
Nun widme ich mich wieder den anderen Personen um mich herum, es brennt mir noch eine ganz andere Frage auf der Zunge:
"Kann ich zu meinen Freunden? Thomas, Minho, Bratpfanne?"
× × ×
Lux
P.O.V.
Ich beobachte die Schwester ganz genau, wie sie mir das Blut abzapft. Dabei versuche ich nicht auf die Müdigkeit zu achten, welche immer mehr an meinen Gliedern zerrt, als würde mir langsam aber sicher der Sprit ausgehen.
Klar, in letzter Zeit habe ich viel Blut verloren - Newts Rettung, Ellies Rettung, Newts Arm, Newts zweite Rettung - aber Schlappmachen kann ich mir gerade nicht leisten.
Sobald sie ihre Probe haben, haue ich ab, auf Nimmerwiedersehen. Ich konnte solche Schmarotzer noch nie leiden.
Newt und Ellie sind in Sicherheit, jetzt brauchen sie mich nicht mehr. Ich kann also wieder losziehen und andere Cranks suchen, die es wert scheinen, ihnen mein Blut zu schenken. Mein Blut, von dem ich immer weniger habe, mir Kopfschmerzen und Schwindel bereitet. Mit gerunzelter Stirn sieht die Schwester auf.
"Ist dir nicht gut?",
fragt sie mit fachmännisch monotoner Stimme und greift nach meinem Handgelenk, aber ich zucke zurück und springe vom Behandlungstisch.
"Nein. Alles bestens!",
murre ich und taumle etwas träge aus dem Zimmer, den Gang entlang und zurück in die Eingangshalle.
Soll ich mich von Newt verabschieden? Irgendwie ist er ja schon besonders; er hat als erstes die ersten 10 Minuten nach der Wiederbelebung überstanden. Er trägt gut einen viertel Liter grünes Blut ins sich, und nun soll ich grußlos verschwinden? Naja, vielleicht ist es besser so...
Allerdings stellt sich dieses unbemerkte Abhauen als nicht ganz so einfach heraus,wie erhofft.
Denn das erste, was mir ins Auge sticht, als ich den Saal betrete, ist Newt, der rittlings auf einen der Ärzte sitzt, die Faust drohend erhoben. Rotes Blut klebt an seinen Fingern.
Wie erstarrt bleibe ich im Türrahmen stehen und beobachte den sonst immer so ruhigen Jungen, dessen Gesicht sich nun rot verfärbt hat vor Zorn.
"Was soll das heißen, ANGST hat sie?!",
brüllt er den Mann unter sich an, der sich wimmernd die blutende Nase hält.
"Wir... wir haben ein Projekt gestartet... wir wollten sie in die Luft jagen...!",
schluchzt Weißkittel und der Blonde lässt seine Faust niedersausen, trifft ihn an der Wange. Schon nach wenigen Sekunden hat sich ein großer, blau schimmernder Bluterguss gebildet, dort, wo er ihn geschlagen hat.
"Nicht euer Ernst!",
hallt Newts raue Stimme durch den mucksmäuschenstillen Saal, sein britischer Akzent sticht noch mehr heraus als üblich und zieht seine Worte etwas ins Lächerliche.
Langsam verraucht mein Schock und ich gehe mit schnellen Schritten auf den Blonden zu.
"Newt!"
Er zuckt zusammen, hebt aber nicht den Kopf. Wie ein wahnsinniger Crank saugt sich sein Blick an seinem Opfer fest, Wut und Trauer toben wie ein Tornado aus Eis und Feuer in seinen Augen.
Ich lege ihm bestimmt eine Hand auf die Schulter und versuche ihn eher halbherzig nach hinten zu zerren. Zu meiner Überraschung gibt er sofort nach und kommt taumelnd zum stehen, stolpert ein paar Schritte rückwärts. Dabei wendet er das Gesicht ab, um mich ja nicht anzusehen.
Nach kurzem Zögern packe ich entschlossen sein Kinn und drehe es zu mir. Traurige Hundeaugen blicken mir entgegen, Verzweiflung lassen sie feucht glitzern. Ich presse die Lippen zusammen, um nicht zu sentimental zu werden; sonst tröste ich ihn gar noch.
"Was ist los?",
frage ich erzwungen schroff und er senkt den Blick.
"Sie haben meine Freunde. ANGST hat sie."
Er schluchzt unterdrückt auf und mir wird das Herz schwer.
Wir holen sie da raus!,
hätte ich gerne gesagt, beiße mir aber noch rechtzeitig auf die Zunge. Ich will nichts versprechen, was unmöglich ist.
"Beruhig dich",
antworte ich stattdessen und klopfe Newt grobe auf die Schulter. Er hebt den Blick und sieht mir genau in die Augen.
"Wir müssen sie befreien!",
ruft er mir zittriger Stimme und ich weiche zurück.
"Du befreist sie. Das ist nicht mehr mein Ding",
murmel ich und gehe langsam auf den Ausgang zu. Newt fällt die Kinnlade herunter.
"Nein! Lux...",
japst er und ich erstarre. Das ist das erste Mal, dass er mich bei meinem Namen nennt; also mit dem, den er für mich erfunden hat. Auf irgendeinem Grund wird mir ganz warm dabei.
In Zeitlupe drehe ich mich um, dabei fallen mir dir vielen Blicke der anderen auf, welche ununterbrochen auf uns liegen. Wie Schaulustige gaffen sie uns an, als wären wir ihre Unterhaltungsshow hier.
Von der vielen Aufmerksamkeit etwas eingeschüchtert, ziehe ich die Schultern hoch und blicke auf den Boden. Eine Hand legt sich auf meine Schulter und schüttelt mich leicht.
"Du kannst mitkommen. Sie werden dich bestimmt mögen! Wir schaffen das. Oder? Du kannst... du kannst doch..."
Ich glaube er weiß selbst nicht mehr was er da redet, mehrmals verhaspelt er sich und sucht nach den passenden Worten, die ihm nur holpernd über die Lippen kommen.
Stumm schließe ich die Augen und versuche in mich hineinzuhören.
Will ich bei ihm bleiben?
Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.
Einerseits habe ich es genossen, endlich mal jemanden zu haben, der mir Rückendeckung gibt, der mir beim alltäglichen Leben zur Seite steht. Der mir das Gefühl gibt, nicht einzig und allein um mein eigenes nacktes Leben zu kämpfen; so, als würde er mich beschützen, mir einen Grund zum Weitermachen geben.
Doch andererseits geht mir die Zeit ab, in der ich überall hingehen konnte, wo ich nur hinwollte. Ich brauchte niemanden nach seiner Meinung zu fragen, auf niemanden warten, niemanden decken. Ich war frei wie ein Vogel, und vogelfrei zugleich.
Nun stellt sich nur die Frage:
Welche Seite ist stärker?
Nach was strebe ich eher? Gemeinschaft oder Freiheit?
Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe Newt in die dunklen Augen, er erwidert meinen Blick erwartungsvoll. Wie schon so oft frage ich mich, was er wohl über mich denkt. Mag er mich?
Klar tut er das, sonst würde er nicht wollen, dass du bleibst, Genius.
Ein angenehmes Prickeln schießt durch meinen Körper bei dieser Vorstellung. Dass mich jemand sympatisch finden könnte, hätte ich noch vor knapp einer Woche kaum für möglich gehalten, doch nun zweifle ich an meiner eigenen Selbstkritik.
Ein anderer Einfall platzt zwischen all die positiven Träumereien und mein leises Lächeln verrutscht mir.
Vielleicht braucht er nur mein Blut, um einen seiner Truppe zu retten.
Vielleicht will er mich bei ANGST eintauschen, gegen seine Freunde.
Vielleicht...
"Ich gehe",
presse ich krampfhaft hervor, drehe mich am Absatz um und stapfe zum Ausgang.
Noch auf halben Weg verfluche ich mich für diese unüberlegte Reaktion, doch ehe ich mich umdrehen kann, finde ich mich auf den leeren Straßen von Denver wieder.
Warum bin ich gegangen?
Warum kann meine misstrauische innere Stimme nicht einmal die Klappe halten?
Fluchend laufe ich die Gassen entlang, entferne mich immer mehr und mehr von dem alten Krankenhaus.
Was denkt Newt nun über mich?
Hasst er mich?
Ist er enttäuscht?
Was kümmert dich das? Er ist doch nur ein Junge von Tausenden, nur weil du ihn gerettet hast heißt das nicht, dass du seine Schutzpatronin bist.
Aber ich vermisse Newt.
Ich will es nicht zugeben, aber ich vermisse ihn, jetzt schon. Ob es nun an der langjährigen Einsamkeit oder echter Sympathie liegt, die mich zu ihm hinzieht, vermag ich nicht zu sagen, aber eins wird mir gerade klar: Der Idiot ist mir auf unerklärliche Art und Weise innerhalb weniger Tage dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich nicht mehr von ihm wegwill. Scheiß doch auf die Freiheit! Gehen kann man immer; zurückkehren nicht.
Kurz entschlossen drehe ich mich wieder um und will den Rückweg antreten, da biegt plötzlich ein Trupp uniformierter Leute um die Ecke. Einzig und alleine meinem blitzschnellen Fluchtinstinkt habe ich es zu verdanken, dass ich mich rechtzeitig hinter die nächste Ecke retten konnte, ehe mich jemand bemerkt.
"Bombe 4?"
"Check."
"Bombe 7?"
"Check."
"Gut. Wir zünden in 3 Minuten, 30 Sekunden."
"Jawohl, Sir."
Verwirrt halte ich inne. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl, ich presse mich flach an die Wand und lugge um die Ecke, um besser lauschen zu können.
"Was ist mit A5? Und dem Kind?"
"Wir werden sie für Forschungszwecke benutzen. Sie tragen das Mittel bereits in sich."
A5? Mittel? Was?
"Zivilisten?"
"Unwichtig."
"Sonstiges?"
Ich beuge mich ein Stück nach vor, spähe die Straße entlang. Die Soldaten waren bereits an mir vorbeimarschiert, nun habe ich freie Sicht auf ihre gepanzerten Rücken, auf denen dick und fett ANGST geschrieben steht.
Sie wollen das Krankenhaus sprengen,
schießt es mir durch den Kopf und entsetzt halte ich den Atem an.
Nein! Das dürfen sie nicht. Newt ist dort! Und Ellie! Ich muss sie warnen. Ich muss...
Ehe ich den Satz zu Ende denken kann, zischt etwas, wie eine Kugel, die durch die Luft pfeift. Kurz darauf spüre ich einen schmerzhaften Stich im Arm und dann verliere ich zum zweiten Mal diese Woche von jetzt auf gleich das Bewusstsein.
× × ×
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