》14《
"Ist das deine Mutter?"
Diese Frage wird wohl im Rekordebuch für die dümmsten Äußerungenen der Welt seinen rechtmäßigen Platz an der Spitze einnehmen.
Lux' Blick gleitet zwischen mir und dem Foto ihrer Mum hin und her, ihre Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Es ist ziemlich offensichtlich, dass es sich um ihre Erzeugerin handelt, anders kann ich mir die verblüffende Ähnlichkeit gar nicht erklären.
"Ja",
haucht sie schließlich beinahe tonlos, ihre Wangen sind ungewohnt blass. Es scheint sie wie ein Schock zu treffen, dass ihre eigene Mutter scheinbar Mittäterin bei der größten Katastrophe der Weltgeschichte ist, unter welcher jetzt Millionen an Menschenleben leiden. Ich dagegen bin nicht sehr überrascht, was mich selbst verblüfft; insgeheim habe ich immer geahnt, dass Lux ein größeres Geheimnis besitzt, dass sich mehr hinter ihrer Existenz verbirgt, als sie es selbst zu ahnen vermag. Und dieser Stapel an Kopien, Fotografien und Drucken verschiedenster Art sind nun der offzielle Beweis dafür, dass ich richtig lag.
Ich strecke eine Hand aus, um mir einer der Zettel zu nehmen, doch da schnellt eine zierliche Mädchenhand hervor und packt mich am Unterarm. Verwirrt halte ich inne.
"Nein",
presst Lux zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ohne mich anzusehen. Nun bin ich es, der ungläubig guckt. Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Hier liegt die Antwort auf sie viele Fragen, und sie will es nicht wissen? Juckt ihr es denn nicht in den Fingern, endlich den tieferen Sinn ihres grünen Blutes zu erfahren?
Anscheinend bemerkt sie meine Unverständnis, denn sie legt den Kopf in den Nacken und blickt zu mir hoch. In ihren Augen liegen vielerlei Gefühle, doch keines davon kann ich richtig zuordnen. Einen kurzen Moment lang sehen wir uns stumm an, dann stößt sie sich plötzlich vom Schreibtisch ab, sodass sie samt Rollsessel nach hinten gleitet, und steht dann ruckartig auf.
"Meinetwegen, lies es. Aber ich will nichts davon hören."
Ihre Stimme klingt angespannt, beinahe schon tränenerstickt. Ich versuche verzweifelt diese Emotionen zu verstehen, ihren Hintergrund herauszufinden, oder irgendeinen Anlass, der sie in eine Gedankenbahn dieser Art zwingt. Doch beim besten Willen will mir kein Grund einfallen, weshalb Lux plötzlich so energisch darauf besteht, nichts von ihrem Geheimnis zu erfahren, weshalb ich tatenlos mitansehen muss, wie sie fast schon fluchtartig den Raum verlässt.
Lux P.O.V.
Es ist wie der Schlüssel zu einer Tür, vor der man jahrelang gestanden hat, ohne sie öffnen zu können. Sein ganzes Leben lang hat man auf diesen Moment hingefiebert, endlich zu wissen, welch großes Geheimnis hinter diesem Riegel steckt; doch wenn man endlich die Möglichkeit hat, seinen Wissensdurst zu stillen, wird man unsicher. Will man überhaupt wissen, was so lange Zeit vor einem verborgen wurde? Was, wenn sich diese Tür als Tor ins Verderben erweist, und man beginnt, an sich selbst zu zweifeln?
Meine Angst, mich durch das Wissen über mein grünes Blut auf dünnes Eis zu begeben, ist durchaus berechtigt. Es könnten nur noch mehr Fragen auftauchen, Fragen, auf die es schon wieder keine Antworten gibt. Deshalb bleibe ich lieber auf dem Land; auch wenn ich dabei dem anderen Ufer kein Stück näher komme.
Gosh, jetzt werd mal nicht philosophisch!
herrsche ich mich selbst an. Aus dem Nebenzimmer - meinem Zimmer - kann ich leisen Gesang vernehmen, und als ich durch den Türspalt linse, steht da Ellie, verträumt vor sich hin summend, wie sie meine alten Kinderhefte durchblättert. Ein schwaches Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, und für einen Moment vergesse ich Newt und die Akten. Wie gerne würde ich nur Roberta bei mir haben? Ich weiß nicht einmal genau, wo sie nun ist; was ist mit ihr passiert, als ich gegangen bin? Ich bin geflohen, hatte keine andere Wahl; mein Vater war tot, meine Mutter dem Tode geweiht, und ich wäre die Nächste gewesen. Wie konnte ich sie nur alleine lassen? Ich war damals der festen Annahme, bald wieder zurückzukehren, doch dann kam so viel dazwischen. Cranks, die Entdeckung der Macht meines Blutes, und und und. Viel zu viel, als dass ich mich an alles erinnern könnte, nach all den Jahren.
Ich seufzte leise, wende mich von dem jungen Mädchen ab und trotte in langsamen Schneckentempo die Treppe hinab ins Wohnzimmer. Bis auf Ellies Gesinge ist das Haus gespenstisch still, genau wie der Rest der Stadt. Ich frage mich, wie lange wir hier noch bleiben können; und wohin wir gehen sollen, wenn wir flüchten müssen. Die halbe Welt ist zerstört, und ANGST wird nicht eher ruhen, bis sie mich gefunden haben. Dass ist mir bewusst. Es sei denn... es sei denn, sie finden heraus, wie man das Heilmittel künstlich herstellen kann. Doch dabei kann ich ihnen schwer helfen; ich bin kein Forscher, ich bin nur ein einfaches Teenagergirl, dass unglücklicher Weise in das falsche Zeitalter hineingeboren wurde. Düster erinnere ich mich an die Schule, wo mit erzählt wurde, was es für ach so schreckliche Kriege in der Vergangenheit gegeben hätte. Atomwaffen, Giftgase, Seuchen wie die Pest, Ebola oder HIV; dies alles interessiert momentan jeden einen feuchten Dreck, auch wenn es diese Krankheiten immer noch gibt. Der Brand deckt alle Medien zu, Dauerprobleme wie Krebs oder Hunger, Armut und Depression werden eiskalt außen vor gelassen. Vielleicht ist es grausam zu behaupten, der Mensch sei dämlich, so etwas zu tun - immerhin spreche ich aus der Sicht einer Immunen - doch gewiss ist es nicht die beste Lösung gewesen. In allen Städten, in denen ich für eine Zeit lang aufgehalten hatte, gab es die gleichen Probleme an jeder Straßenecke. Kaum eine Stadt hatte Unterkünfte für Obdachlose, überall hingen Schilder mit Warnungen vor Infizierten, nichts anderes bekam man zu sehen. Mittlerweile sollten die Menschen doch im Schlaf aufzählen können, was für Anzeichen auf einen Crank hindeuten, oder etwa nicht? Was muss man die Leute noch tagtäglich damit konfrontieren?
Schwere Schritte trampeln die Stiegen hinunter, kurze Zeit später kommt auch schon Newt in den Raum gestürmt. Er sieht verwirrt aus, doch gleichzeitig glitzern seine wunderschönen braunen Augen so begeistert, als habe er gerade einen Weg in die grenzenlose Freiheit gefunden.
"Lux! Ich muss dir das einfach sagen, du wirst es mir nicht glauben. Du bist..."
Er wird unterbrochen, aber nicht vor mir.
Das Geräusch ist nicht laut, nur das leise, gleichmäßige Rattern eines Rotorenblattes, wie das eines Helikopters, nur viel, viel leiser. Trotzdem erkenne ich es sofort; und promt bleibt mir das Herz stehen. Newt bleibt gar nicht genug Zeit mich zu fragen, was denn los sei, da kommt auch schon die Drohne angeflogen.
In Städten werden diese Dinger als Spionage für Polizei und Seuchenschutz genutzt, sie besitzen einen kleinen Bildschirm und sind manchmal sogar bewaffnet. Diese hier trägt zwar keine Gewehre oder ähnliches bei sich, doch sie macht mir trotzdem Angst.
Newts Augen werden groß und er setzt an, etwas zu sagen, da wird er schon wieder unterbrochen. Von einer süßlich, schleimigen Stimme, die ich nur zu gut kenne.
"Guten Tag, meine Lieben!"
säuselt Janson, ich kann sein Profil deutlich auf dem Bildschirm flackern sehen. Meine Schultern spannen sich an, doch ich zwinge mich, ruhig zu atmen.
"Ich hoffe Ihr Wiederbelebungsprozess war schmerzvoll",
zische ich ihn an, und in Newts verwirrten Augen leuchtet Erkenntniss auf. Ihn scheint es irritiert zu haben, dass ich von meiner tollen Ermordung vom Rattenmann erzählt habe, und nun steht dieser hier quicklebendig vor uns - mehr oder weniger.
"Gewiss, meine Liebe. Ich durfte ihn sogar zweimal bewundern."
Zweimal? Janson war davor schon tot? Interessant. Wer hat ihn denn auch umgebracht? Ich würde dieser Person gerne die Hand schütteln.
"Was wollen Sie? Dass wir zurückkommen?",
mischt sich nun auch Newt ein, seine Stimme zittert ein wenig. Ob vor Wut oder vor Angst, kann ich nicht genau definieren. Womöglich ist es beides.
Janson lächelt falsch, zu gerne würde ich ihm dieses Grinsen aus seinem Gesicht kratzen. Wie damals, im Flur. Es war wunderschön gewesen, seinen ganzen Frust auf die mehr oder weniger schuldige Person auszulassen, ich bereue nichts!
"Das würde ich dir durchaus raten, Newt. Ansonsten müssen wir leider Konsequenzen ziehen."
Der heitere Ton in seiner Stimme lässt nichts gutes erahnen. Ich werfe dem Blonden einen Seitenblick zu, doch dieser blickt stur geradeaus.
"Und warum?"
Schon wieder grinst Janson.
"Weil wir sonst mit anderen Mitteln experimentieren müssen."
Ehe irgendjemand von uns beiden antworten kann, schwenkt die Kamera herum und wird auf eine Gruppe von Personen gerichtet. Es sind allesamt Teenager, wage meine ich die toten Körper aus den seltsamen Röhren wieder zu erkennen. Nun leben sie alle wieder - durch mein Blut erweckt -, die Hände hat man ihnen hinterrücks zusammengebunden, sie alle tragen einen Mundknebel, der ihnen die Sprache nimmt. An forderster Front stehen zwei Jungen, der eine ist noch blutjung, etwas dicklich, mit wirren Locken. Seine Augen huschen nervös hin und her, sie glänzen glasig, als wäre er kurz vor einem Tränenausbruch oder hatte schon einen hinter sich. Bei dem Junge - oder beinahe schon Mann? - daneben handelt es sich um den Schwarzen, wessen Erweckung ich hautnah miterleben durfte. Sein Gesichtsausdruck ist ernst und direkt in die Kamera gerichtet, er scheint zu sagen: Glaubt ihnen kein Wort.
Newt neben mir keucht erschrocken auf, sein Atem beschleunigt sich, als wäre er einer Stresssituation ausgesetzt. Seine Hände ballen sich zu Fäusten, die Venen an seinen Armen treten hervor, als er sich verspannt, seine Stimme dagegen ist rau und beinahe tonlos, als er heiser flüstert:
"Alby... Chuck. Nein. Nein nein nein!
Mal ein längeres Kapitel :3
Ich finde eure Kommentare immer so süß, von wegen ihr mögt die Story so sehr xD ♡ das ist voll lieb, danke hehe.
LG Cookietoouuu
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