Was ich sehe

Was ich sehe, ist mein Leben, irgendwie kompliziert, chaotisch, ein wenig verzerrt, und doch mit schönen Seiten.

Was ich sehe, sind Menschen, die sich wegen mir ihren Kopf zerbrechen.
Wegen Fragen, die sie sich stellen, und Antworten, die sie von mir erwarten.

Was ich sehe, sind meine Eltern, beide in gewissen Teilen enttäuscht von mir,
ihrer Tochter, wegen den Dingen, die sie gesagt oder getan hat, ohne nachzudenken, ohne Konsequenzen daraus zu ziehen.

Was ich sehe, ist meine Familie, die mit mir redet als wäre alles in Ordnung, und als hätte ich nicht dieses schleichende Trauma erlebt, das ich erlebt habe.

Was ich sehe, sind Menschen, die es gut mit mir meinen, und doch nichts von mir wissen.

Was ich sehe, ist meine beste Freundin, die mich stützt und aufbaut in guten wie in schlechten Zeiten; die um drei Uhr nachts noch zu mir fährt, um mich abzulenken und um mit mir zu reden.

Was ich sehe, ist ein Mensch,
der sich so sehr in mein Herz geschlichen und es eingenommen hat, dass ich sterben würde,
nur für sie.

Was ich sehe, ist meine Seelenverwandte;
immer da, immer verstandnisvoll, hilfsbereit.
loyal, liebevoll,
beschützend.

Was ich sehe, ist eine verletzte Person, die sich in Wahrheit manchmal nicht vor sich selbst retten kann, und mich dennoch auffängt,
wenn ich falle.

Was ich sehe, sind viele Augen, die mich beobachten, und jeden meiner Schritte
beurteilen,
noch bevor ich überhaupt den Gedanken in Erwägung ziehe, eine Beurteilung zu beginnen.

Was ich sehe, sind die matten, müden und zerrütteten Augen, die mich morgens im Spiegel anstarren, vorwurfsvoll,
anklagend, voller Selbsthass, sie sagen mir:
-Wieso hast du es so weit kommen lassen, wieso hast du nicht gleich kapituliert, wieso hast du überhaupt versucht zu kämpfen, obwohl klar war, dass du nicht gewinnen kannst?"

Was ich sehe, liegt im Verborgenen; es ist die Leere in mir, die Stille, die Einsamkeit,
die ich manchmal fühle, wenn ich falle, obwohl ich weiß, dass da Arme sind, die mich auffangen und halten, bis es mir wieder besser geht.

Was ich sehe, sind Gefühle, tief in mir, die ich nicht einfach freilassen kann, die Zeit brauchen.

Was ich sehe,
ist selbst mir noch unbekannt,
ungewohnt, fremd.

Was ich sehe, ist ein Mädchen, das zur Frau heran wuchs, doch viel zu schnell lernte, erwachsen zu sein, ein Mädchen, das kein Kind sein durfte, sondern gleich agieren musste wie eine Erwachsene.

Was ich sehe, ist ein Mädchen, das sich selbst erst noch finden und begreifen muss, bevor es die Probleme angehen kann, die zu bewältigen sind, und die Gedanken zu bekämpfen, die es zu bekämpfen gilt.

Was ich sehe, ist ein Mädchen, das schon viele kleine Kriege gewonnen und verloren hat;
doch der wahre Kampf steht noch bevor - oder hat er bereits begonnen?
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24.08.2020