Sechsundvierzig
"Alex. Reiß' dich zusammen. Du bist kein Idiot, der aufgibt, wenn es regnet. Du liebst doch den Regen...!"
Doch es hat noch nie so doll geregnet...
mischte sich mein Unterbewusstsein ein:
Jetzt merkst du erst, wie sehr es weh tut im Regen zu stehen. Du kannst nicht mehr. Erst dein Vater, dann das mit Felix..
Alex, sieh' es ein. Du bist schwach. Niemand kann dich glücklich machen und niemand wird dafür sorgen, dass du diesen Kummer vergessen kannst. Dein Leben läuft den Bach hinab, schon seit einem Jahr! Los, beende es endlich. Niemand braucht dich!
Tränen der Verzweiflung sammelten sich in meinen Augen und liefen ohne zu zögern meine Wangen herunter.
"Das stimmt nicht, lass mich in Ruhe!" Flüsterte ich und raufte meine Haare. Ich war am Boden zerstört, nie stand ich so kurz davor alles hin zu werfen. Und das alles ist die schuld von Lola... Wobei Felix nicht ganz unschuldig war, er war schließlich der Vater.
Und wie das stimmt. Du weißt, dass ich Recht hab. Pff, sogar für den Tod bist du zu feige... erbärmlich..
Mein ganzer Körper zitterte, meine Hände bebten, mein Kopf lief rot an, meine Augen verschwommen.
Ich weinte mich in den Schlaf.
(...)
"Hör zu, Alex. Steffi und ich fahren nach Hamburg wegen Opa Dieter. Er hatte ja vor zwei Tagen Geburtstag, wir sind gegen 18 Uhr wieder zu hause. Hab 'nen schönen Tag!" Lina knallte meine Zimmertür zu. Langsam drehte ich mich in meinem Hochbett zur Seite, ich blickte auf die Bilder mit Papa.
Ich wäre mit ihm vereint. Wir würden zusammen auf Felix aufpassen.. Auf ihn und sein Kind...
Ich kletterte mein Bett herunter, zog mich an und holte ein wenig Geld aus meiner spardose.
"Das müsste reichen.." Flüsterte ich und verließ das Haus. Ab ging's zur nächsten Apotheke.
(...)
"Tut mir leid, ich darf Ihnen nicht ohne ärztliche Bescheinigung einfach so Schlaftabletten geben, schönen Tag noch!" Mit den Worten schmiss die Apothekerin mich raus. Ich atmete tief ein und stapfte wieder nach Hause.
Irgendetwas wollte wohl nicht, dass ich meinem Leben ein Ende machte..
Ich kam zu hause an, schmiss meine Schuhe in die Ecke und kletterte mein Bett hoch. Ich starrte die weiße über mir Decke an.
"Okay. Alex. Traurig rumjammern bringt jetzt auch nichts. Felix kommt heute von der Klassenfahrt wieder... Was kann ich tun.. Duschen!...?"
Ich versuchte mich zu überzeugen, dass dieses Leben noch immer schön werden kann. Doch glauben konnte ich es nicht.
Ich taperte ins Bad, schloss die Tür ab und stand im eiskalten Badezimmer.
Langsam bewegte ich mich zum Waschbecken und wollte meine Zähne putzen. Doch im selben Moment fiel mir die Zahnbürste aus der Hand. Irgendjemand hat etwas gegen mich..
Ich bückte mich um sie aufzuheben, doch als ich hoch kam stieß ich mir den Kopf am Waschbecken, was dazuführte, dass das Regal auf dem Waschbecken ebenfalls herüber fiel.
"Na geil!" Rief ich laut.
Aus dem Regal fielen Schlaftabletten.
Die dose war noch halb voll.
Meine Hand zitterte.
Ich kann das nicht...
Doch. Ich kann.
(...)
Schreibtischstuhl zurecht geschoben, Füller gezückt, Papier, und Los.
Felix. Es tut mir unendlich leid, dass dieser zettel das letzte sein wird, das du jemals von mir zu Gesicht bekommen wirst. Mit anderen worten: ich kann nicht mehr.
Als Lola mir gesagt hat, dass sie von dir geschwängert wurde, war alles aus.
Falls es im Rest der gefühlten Zehntausend Briefe noch nicht klar wurde: ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als mein ganzes Leben, Felix von Der Laden. Nachdem mein Vater gestorben ist, war meine Seele tot. Mein Herz zerrissen.
Du warst der einzige, weshalb ich wieder lächeln konnte. Danke für alles.
Doch ohne dich sehe ich keinen Grund mehr weiter zu machen.
Ich will, dass du weißt, dass ich auf dich aufpassen werde. Papa und ich werden dich und dein Kind beschützen. Ein lebenlang.
Ich wünsche dir, dass du und Lola glücklich werden. Eine schöne Familie gründen werden. Danke, dass ich dein bester Freund sein durfte. Obwohl ich mir gewünscht hätte, es wird mehr aus uns beiden.. Aber was hab ich mir dabei gedacht? War doch klar, dass ein so toller Junge wie du niemals auf mich stehen würde..
Du hast es verdient, dass ich dir die Wahrheit sage. Du sollst wissen, wieso ich so unendlich traurig war, als wir zusammen am Lagerfeuer saßen. Es ist so, dass ich meinen Vater umgebracht hab. Also indirekt, ich bin dafür verantwortlich, sagen wir's so.
Ich erklärte ihm, wie es dazu kam, dass ich meinen Vater umgebracht habe, und beendete den Brief:
Sag Sebastian danke von mir, dass er immer für mich da war und mich, sowie mein Leben, echt geprägt hat.
Mach's gut, Felix. Ich werde dich immer lieben.
Dein bald hoffentlich glücklicher Alex. <3
Tränen verließen meine Augen, als ich den Brief nocheimal durchlas.
Mein Leben war in keiner Art und Weise erfolgreich. Ich hab einen Menschen getötet, ein so wundervollen Menschen..
Ich werde Felix mit diesem Brief vermutlich unendlich viel Kummer bereiten.. Und was sollten Lina und Steffi von mir denken? Über Sebastian wollte ich gar nicht nachdenkt..
Aber ich konnte nicht mehr!
Ich musste es tun.
Jetzt nur noch aufs Fahrrad und ihm die Mappe geben.. Dann war's das mit Alex Hazy.. ||
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro