Fünfundzwanzig
(Ich sage vorab: ich bin nochnie geflogen, deshalb kann/werde ich den Flug nicht so genau beschreiben, da ich keine Ahnung hab wie das abläuft c:)
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Genervt holte ich meine Kopfhörer aus dem Rucksack und steckte sie in mein Handy. "Wieso willst du jetzt Musik hören? Lass uns doch lieber reden." Grinste Lola frech.
"Nein danke, kein Bedarf." Erwiderte ich.
"Musste ja nicht gleich so unhöflich sein. Und... Können wir Platz tauschen? Ich will am Fenster sitzen." Ich schüttelte den Kopf und wendete mich ihr ab, steckte die Kopfhörer in meine Ohren und lauschte der rauen Stimme von Casper.
"Mein Sohn" hast du gesagt, da beim Schießen im Wald; "Lass' dir nie was gefall'n. Vergiss nie diesen Knall. So sehr du dich erschreckst, Blick dem Feind ins Gesicht. Echte Männer steh'n wieder auf, nur die Feiglinge nicht."
Papa sagte: "Sohn, nimm mein Gewähr. Mal bist du der Jäger, mal bist du der Bär. Nur wenn du Bär sein musst, um Gottes Willen dann kämpf!" Und ich bin Grizzly jetzt, ich bin ein Grizzly jetzt!
Eigentlich ist dieses Lied total dumm und sinnlos, aber irgendwie gibt es mir immer und immer Kraft weiter zu kämpfen. Ich kämpfe, und lebe.
Ich will leben, alt werden, Spaß haben.. Ich will, nein. Ich WERDE die Träume meines Vaters Realität werden lassen. Da er es nicht mehr konnte... Aber wie zum Teufel soll ich kämpfen, und glücklich alt werden, wenn ich doch der Grund bin, wieso er es nicht mehr kann?
Meine Augen füllten sich mit Wasser.
Nicht hier, und jetzt. Nicht bei deiner Klasse, und schon gar nicht bei Lola. Reiß dich zusammen verdammt!
Ich kniff meine Augen einmal fest zusammen und rieb mir die Augen.
Der Flieger fing an zu rattern, schnell schwenkte ich meinen Blick aus dem Fenster und sah den Flughafen an uns vorbei gleiten, das Flugzeug hob ab.
Ich war niemals zuvor geflogen, doch es war das schönste Gefühl, das ich bisher je hatte. Mittlerweile waren wir hoch oben über den Wolken.
Es fühlte sich an wie eine Mischung aus Schwerelosigkeit, Freiheit, Angst und Mut.
Ich hatte Angst, dass wir abstürzen würden. Schließlich ist es Technik, es kann jeder Zeit etwas passieren, rein theoretisch.
Aber sollte man vor dem Tod wirklich angst haben? Nein, ich nicht. Nicht mehr. Ich war mit dem Tod schon ziemlich vertraut, seit dem Verlust meines Vaters. Nicht, dass ich schonmal versucht hätte mich umzubringen, doch der Abschiedsbrief wurde schon zum vierten Mal geschrieben, wenn ich ehrlich bin. Jedoch hab ich ihn bis jetzt jedes mal weggeworfen, als ich mich gerade bei Tante Steffi und Lina bedanken wollte. Ich konnte das nicht. Einfach abhauen, nach allem was Sie für mich getan haben. Egal wie unfair sie manchmal sind, und egal, dass man merkt, wie Lina Tante Steffi tausendmal wichtiger ist, als ich es bin. Irgendwie hab ich sie schon lieb. Ich weiß nicht genau wieso, es ist einfach so.
Im Nachhinein weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr, wie lange wir geflogen sind. Jedenfalls kam mir der Flug länger vor als gedacht. Nach der Zeit wird es nunmal langweilig, wenn man neben Lola sitzt und alle Lieder von Casper auswendig kann. Ich hätte mein Buch mitnehmen sollen. Dachte ich, als wir aussteigen.
"Wie war der Flug?" Fragte Felix neugierig, als wir uns auf dem Flughafen wieder trafen.
"Interessant." Antwortete ich knapp und versuchte meine Kopfhörer sorgfältig zusammen zu legen, aber seien wir mal ehrlich: sie werden so oder so verknotet sein, wenn ich sie wieder brauche.
"Was habt ihr den Flug über so gemacht?" Erkundigte ich mich.
"Geredet, Musik gehört, gegessen, und Felix hat mal etwa 30 Minuten geschlafen." Antwortete Sebastian. Felix fing an zu lächeln und kratzte sich am Hinterkopf.
Erst jetzt fiel mir auf, was gerade abging und wo ich überhaupt war: ich war in Kalifornien, in San Francisco. Wow.
Ich war in San Francisco mit Felix, dem tollsten Jungen dieser Erde. Nein, Moment. Von diesem Universum, schließlich ist er ein Außerirdischer. ||
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