Einundzwanzig
Kann ich das überhaupt?
Kann ich mir eingestehen, dass ich schwul bin? Dass Lola recht hatte?
Ich muss.
Langsam klappte ich den Laptop wieder zu und legte mich hin. Hände auf den Bauch, Blick nach oben an die mir schon zu gut bekannte Decke und Füße voreinander kreuzen.
Das kann nicht sein.
Stille.
"Hey.. Papa." Brach ich irgendwann das nichts tun und schwenkte meinen Kopf nach rechts, an die Wand mit den Fotos von meinem Vater und mir.
"Hör zu, Papa. Ich.. Ich glaube ich bin schwul. Von Felix habe ich dir ja schon mal erzählt, also.. Mehr oder weniger. Aber dieser Junge macht mich einfach so fertig." Ich atmete laut ein.
"Was soll ich tun? Ich weiß, dass er niemals das selbe fühlen wird. Er hat doch Lola. Naja, wie auch immer er die mögen kann." Ein leises Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht.
Stille.
"Bitte sei gerade jetzt bei mir und.. nimm mich in den Arm. Es tut mir so leid, was alles passiert ist. Ich.. Ich wollte das nicht. Das weißt du hoffentlich." Ich traute mich nicht weiter zu reden. Wieder lag ich seelenruhig im Bett, starrte die Decke an und wollte mir eingestehen, dass ich schwul bin und daran nichts ändern konnte, aber ich konnte es mir nicht eingestehen. So gerne ich auch wollte.
Ich war machtlos.
(...)
Mit rasenden Herzen hob ich das Blatt an und pustete die Tinte trocken. Ich las nocheimal alles durch, was ich soeben schrieb:
Hey Felix. Ich habe etwas heraus gefunden. Ich bin mehr oder weniger erleichtert das nun zu wissen, naja okay. Eigentlich viel weniger als mehr.
Egal.
Weißt du, ich kann nicht genug von deinem Lachen bekommen.
Du musst nur in meiner Nähe sein und sofort geht es mir besser.
Deine Berührungen.. wenn du deine Hand auf meine Schulter legst, ist bei mir alles tot.
Deine Haut ist so weich. Dein Charakter so perfekt.
Du bist der einzige, der für mich da ist.
Dir würde ich alles anvertrauen.
Felix, wir kennen uns mittlerweile leider erst 2 einhalb Wochen, aber glaub mir. Ich war seit einem Jahr nicht mehr so glücklich, wie du mich machst.
Ich sage es nicht gerne, weil es eigentlich alles kaputt macht: aber ich hab mich in deinen Charakter, deine Stimme, dein Lachen, alles an dir.. Ich habe mich in dich verliebt.
Bitte hass' mich nicht dafür, das tue ich schon genug. Selbsthass.
Du bist das beste, was mir je passieren konnte, Felix.
Auch wenn er das hoffentlich nie lesen wird, ich musste es einfach aufschreiben. Ich fühlte mich befreiter, gesünder und besser.
Ich fühlte mich, als wüsste er, was in mir vorgeht.
Dabei hat er keine Ahnung, wie gerne ich ihn sehe, doch wie kaputt es mich macht.
(...)
Es vergingen 2 Monate. Mittlerweile war ich mir leider tausend Prozentig sicher, dass ich wirklich homosexuell bin und mich in Felix verliebt habe. Felix Von Der Laden, der schönste junge Mann der Welt.
Fast jeden Tag dieser 2 Monate schrieb ich einen Brief an ihn. Es waren schon so viele, dass ich mir einen Ordner gekauft hatte, in den ich alle Briefe einheftete, des Datum nach geordnet.
In der schule passierte auch nichts besonderes, bis auf, dass ich mich blendend mit Sebastian verstand. Man konnte ihn glaube ich als Freund zählen. Das selbe natürlich auch mit Felix, wobei ich da gerne mehr hätte.
Er garantiert nicht.
"Danke. Für alles." Sagte ich lächelnd zu Tante Steffi und Lina, als ich meinen Koffer aus der Wohnung zog.
"Ich verspreche, ich werde an Papa denken."
"Das hoffen wir." Sagte Steffi und winkte mir zu.
"Viel Spaß." Kam von Lina. Kurz darauf war sie verschwunden.
"Danke." Flüsterte ich erneut und lief mit dem Koffer zur Bushaltestelle. Ich fuhr direkt zum Bahnhof.
Kopfhörer rein, denn Casper schadet nie.
Liebes Tagebuch, heute kann keiner mir was, nein. Ich gebe nicht auf, bin was ich bin. Nie wieder beug' ich mich. Augen über den Schultern, lache den Neubeginn entgegen. Vergeude nicht eine Sekunde. Hole mich raus, dreh das Radio sowas von laut auf. Sie sollen sehen wie soeben gerade eben die Sonne mich küsst und keiner kann auf die Parade regnen. Es ist als würd' ein 3 Meter Mann marschier'n. Pakett unter Millionen und mich danach verlier'n. Ich schwebe nun, eben nun über den Dingen und keiner kann was dagegen tun. Lebe gut, alte Welt, schäme dich nicht. Vergiss das alte Leben nicht. Ich bin unzerbrechlich, unverletztlich, mach mich unvergesslich. Bin unermesslich, stark und der Vorhang fällt, und der Vorhang fällt und der Vorhang fällt, und der Vorhang fällt.
Als ich am Bahnhof ankam sah ich Felix' strahlendes Gesicht. Er hielt Lola im Arm, sie rollte die Augen.
Doch nichts konnte meine Laune heute senken, nicht mal Lola. Schließlich bin ich ab heute 6 Tage lang mit Felix in einem Zimmer. Die Klassenfahrt begann. ||
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