Achtunddreißig
"Was hast du gesagt?"
"Ni-nichts. Alles gut." Erwiderte ich und sah wie versteinert in die Gegend. Kann meine scheiß Fantasie bitte aufhören mich zu stören und mir vorzumachen, Felix würde mich toll finden?
Ich rollte die Augen.
"Wollen wir weiter?"
"Weiter?"
"Ehm.. Ja. Wir müssen in 20 Minuten am Treffpunkt sein." Ich nickte und stand auf. Meine Haltung sah aus wie am ersten Tag, wenn nicht sogar schlimmer.
Stumm liefen wir nebeneinander her und wollten zur nächsten Bushaltestelle. Auf der Hälfte der Strecke blieb Felix plötzlich stehen. Vorsichtig drehte ich mich um, er sah mich mit leicht zusammen gekniffenen Augen an und sagte dann: "was soll das?"
Ich zuckte die Schultern: "was?"
"Wieso hast du wieder diese Haltung? Wieso bist du schon wieder so traurig? Ich dachte, du hättest die Traurigkeit überwunden... Mit der Zeit... du sollst nicht traurig sein, alex."
Ich kreuzte meine Beine voreinander, sah zu Boden und schmiegte meine Hände ineinander: "ja.."
"Was ist denn los?"
Wieder zuckte ich die Schultern.
"Alex..." Er kam mit schnellen Schritten dichter an mich heran und legte seine Hand auf meine Schulter.
Ist das okay? ... Nein, nicht jetzt.
Ich schüttelte den Kopf und zog meine Schulter sanft beiseite. Felix' Mund blieb halb offen stehen, dann setzte er sich in Bewegung. Ich trottete ihm langsam nach. Du Trottel, wieso hast du jetzt deine Schulter weggezogen?
Ich hätte mich Ohrfeigen können.
Schließlich kamen wir an der Bushalte an, Felix sah auf den Plan und setzte sich auf die Bank, ich kauerte mich daneben.
"Fünf Minuten." Zischte Felix.
Ich nickte: "oke"
(...)
"Ich halte das nicht mehr aus! Alex, was ist los? Hab ich irgendetwas falsch gemacht? Hat es mit dem Traum Zutun?" Fragte Felix. Der Bus wackelte, die Köpfe der Fahrgäste wurden hin und her geschüttelt, hoch und runter.
"Alex bitte. Du kannst das ruhig sagen, hier versteht doch eh niemand Deutsch."
Ich seufzte. Lüge.. Lüge.. komm schon.. Ich entschied mich für eine halblüge.
"Es.. Es ist nicht einfach."
Er lächelte: "was ist nicht einfach?"
"Naja.. Alles."
"Jetzt bist du mir aber eine Erklärung schuldig."
Ich seufzte. Ich hatte keine Wahl.
"Also.. Es ist nunmal nicht einfach, wenn du keinen Kontakt mit deinen Eltern hast, du bei deiner Tante und Cousine lebst, die dich anfangs gehasst haben und schlecht behandelten, aber mittlerweile nur noch die Cousine ein Problem mit dir hat. Deine Tante findet dich okay... also.. naja.. sie hat auch kaum eine andere Wahl.
Wenn du gemobbt wirst, weil.. Du einen Fehler gemacht hast. Einen... Der nie mehr wieder gut gemacht werden kann. ... nie mehr. Egal was du tust... Wenn du deine Gefühle nicht richtig deuten kannst, in der einen Sekunde bist du der glücklichste Typ der Welt, in der anderen könnte es dir nicht dreckiger gehen und du wirst überschwemmt von selbstmitleid und schuldgefühlen.." Mein Blick sank zu Boden.
"Moment.. Was?" Fragte Felix und legte seine Hand auf meine Schulter.
(...)
Als wir mit den anderen heile und glücklich die Jugendherberge erreichten, lief ich sofort hoch in unser Zimmer und zog mich um. Jogginghose, weites T-shirt, Kuschelsocken.
"Jetzt brauche ich Casper." Flüsterte ich und kramte in meinem Rucksack umher, bis ich endlich mein Handy fand.
Und alles muss raus, alles muss raus. Du und ich, wir sind alles was ich nicht bin. Und alles muss raus, alles muss raus. Eines Tages macht das alles Sinn, alles Sinn.
Sebastian kam ins Zimmer, schnell riss ich mir die Kopfhörer aus den Ohren und sah ihn lächelnd an.
"Hey" Sagte er und wühlte in seinem Koffer herum.
"Hay.."
"Alles gut?"
Ich nickte: "klar" Er lächelte und verließ das Zimmer mit seinem Portmonee in der linken Hand.
Auf einmal Ertönte Felix' Lachen im Flur, Schritte kamen näher, er kam ins Zimmer. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und ging zu mir ans Fenster. Ich sah heraus, er sah mich an.
"Was ist mit deinen Eltern? Wieso lebst du bei deiner Tante? Das hast du vorhin gar nicht erwähnt.." ||
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