Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Samstag, 21. Dezember 2019

Wir haben tatsächlich einen Weihnachtsbaum.

Ziemlich überrascht stehe ich am Morgen im Wohnzimmer und mustere den geraden, beinahe deckenhohen Baum. Er ist bereits geschmückt mit mehreren Lichterketten, doch von Schmuck fehlt noch jede Spur. Papa steht mit einem Verlängerungskabel in der Hand da und schließt gerade den letzten Lichterkettenstecker an. Stumm beobachte ich ihn dabei, wie er den Schalter umlegt und die Lichter erstrahlen. Draußen ist es bereits hell, also verliert sich die Wirkung sofort, aber immerhin. Ich habe ja schon damit gerechnet, keinen Baum dieses Jahr zu besitzen. Allerdings weiß ich auch nicht, ob er sich nun überhaupt noch lohnt.

"Juhu!", jubelt mein Bruder und klatscht in die Hände. Im knallroten Weihnachtsmann-Schlafanzug sitzt er auf dem Sofa und klatscht begeistert in die Hände. Automatisch bildet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht. Moritz ist einfach zu süß mit seinen noch verstrubbelten Haaren.

Bevor mein Vater sich zu meinem Bruder umdrehen kann oder einer von beiden mich bemerkt, setze ich mich wieder in Richtung Küche in Bewegung und begrüße meine Familie mit einem simplen "Guten Morgen".

Ich erhalte den selben Gruß zurück, während ich die Kaffeemaschine betätige und mir eine Schüssel für mein Müsli heraushole. Moritz taucht neben mir auf wie ein U-Boot und grinst mich breit an. "Holst du mir auch eine Schüssel raus?"

Ich grinse meinen Bruder an und stelle ihm ebenfalls eine Müslischüssel auf die Theke. Nachdem eben diese gut gefüllt sind, lasse wir uns an den Esstisch fallen und beobachten unseren Vater schweigend dabei, wie er an den Lichterketten herumzupft und dabei Selbstgespräche über deren falschen platzieren führt. Während es für Moritz das große Kino zu sein scheint, wird mir schnell langweilig und ich ziehe mein Handy aus der Tasche meiner Jeans. Ich öffne Instagram und sehe in der Story meiner Schwester aus dem Auto. Offenbar ist sie schon seit zwei Stunden unterwegs. Da habe ich noch friedlich im Tiefschlaf mit Jin gekuschelt - im Traum versteht sich.

Nachdem ich meinen Feed durchgescrollt habe und auch die eingegangenen Nachrichten auf WhatsApp beantwortet habe, blicke ich wieder zu Papa. Dieser betrachtet gerade mit schiefgelegtem Kopf den Baum. Da er uns den Rücken zugewandt hat kann ich nicht sehen, ob er genauso misstrauisch dreinblickt wie von mir vermutet.

"Wie feiern wir dieses Jahr eigentlich Weihachten?", frage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Die Schüssel vor mir ist bis auf das letzte mickrige Cornflake leergegessen und nur am Boden befindet sich noch eine kleine Pfütze Milch. Ich beiße mir auf die Unterlippe, während Papa sich zu mir umdreht und der Blick aus seinen brauen Augen auf mich fällt. Die Stirn ist zu falten gezogen und auf seinem dunkelgrauen Hemd befindet sich auf der linken Brust ein Fleck. "Ich meine wir werden doch wohl kaum hier feiern so wie geplant oder?"

Tatsächlich schüttelt Papa den Kopf und seufzt. "Nein. Wir feiern bei Oma. Ich habe mit ihr bereits vor einigen Tagen gesprochen. Mama ist ebenfalls einverstanden. Ich denke es ist so die beste Lösung für uns alle."

Es ist das erste Mal seit Tagen, dass wir wieder wirklich miteinander reden. Seit ich dieses Trennungsgespräch zwischen ihm und Mama mit angehört habe, haben wir nicht mehr richtig miteinander gesprochen. Einerseits war er so gut wie nie hier. Andererseits habe ich ihn so gut es ging gemieden wenn wir und doch mal beide gleichzeitig hierbefunden haben. Immer wenn ich Papa ansehe, dann steigen die Bilder vor meinem inneren Auge auf. Ich höre wieder jene Worte von diesem Morgen. Worte, die ich niemals hören wollte. Die ich niemals hätte hören sollen. Aber ich habe sie gehört.

"Ich geh mich umziehen. Soll ich deine Schüssel wegräumen Charlie?", fragt Moritz, der nichts von meinem inneren Unfrieden zu bemerken scheint. Gut so. Ich möchte ihn nicht mit reinziehen. Um ihm zu antworten Nicke ich und schenke ihm ein Lächeln, bei dem ich mich bemühe es so echt wie möglich aussehen zu lassen. Schneller als ich auf drei Zählen kann ist mein Bruder verschwunden und ich höre letzten Endes die Badezimmertür in's Schloss fallen.

Ich spüre Papa's Blick auf mir, während ich nach meiner Kaffeetasse greife und sie an meine Lippen führe um einen Schluck von dem noch lauwarmen Getränk zu nehmen. Allerdings verschlucke ich mich beinahe daran, als Papa sagt: "Wir sollten darüber sprechen."

Mit einem leisen Geräusch stelle ich die Kaffeetasse auf der hölzernen Tischplatte ab und blicke zu meinem Vater. Er kommt mich zu und setzt sich auf den Stuhl am Tisch Kopf. Ich bin froh, dass er nicht neben mir sitzt. Das würde nicht aushalten. Zu viel Nähe. Außerdem braucht all das, das seit Tagen zwischen uns steht auch seinen Raum. Papa scheint es auch so zu sehen. Er legt die Unterarme auf den Tisch und faltet die Hände. Noch immer trägt er den silbernen Ehering und mir dreht es bei diesem Anblick den Magen um. Die Ehe meiner Eltern ist tot. Zumindest sehe ich das so. Wieso also trägt er ihn noch? Verdammt, er hat sie betrogen!

"Es tut mir Leid, dass du das alles mit anhören musstest. Das musst du mir glauben Charlotte." Als er meinen Namen ausspricht verziehe ich den Mund und wende den Blick von meinem Vater ab. Statt ihn anzusehen blicke ich auf die blaue Tasse, mit der meine Hände spielen. "Ich wollte nicht das es so kommt. Ehrlich."

"Sind wir deshalb damals umgezogen? Sind wir umgezogen, weil du eine Affäre mit unserer Nachbarin hattest?" Ich spreche den Gedanken aus, noch bevor ich ihn selbst richtig begreifen kann. Am Liebsten würde ich die Worte sofort zurücknehmen, doch sie sind wie Wasser welches verschüttet wurde. Ich kann sie nicht zurücknehmen. Kann nur den Blick heben und meinem Vater in's Gesicht sehen.

Er sieht mich an. Unverwandt und mit einem traurigen Ausdruck in den Augen. Mehrere Sekunden vergehen und ich rechne schon gar nicht mehr mit einer Antwort, als er schließlich nickt. "Ja. Mama wollte nicht mehr in unserem Haus bleiben. Verständlich. Wir dachten beide es würde besser werden, wenn wir in einer neuen Umgebung sind. Weit weg von all dem Bösen und Schlechten. Wir dachten wir könnten unsere Ehe retten."

Ich sehe meinem Vater an wie schwer ihm die Worte fallen. Gern würde ich aufstehen und ihn umarmen. Ihm sagen, dass er nicht darüber sprechen muss. Doch ich tue es nicht. Ich bleibe auf meinem Stuhl sitzen und warte ab. Warte auf seine nächsten Worte. Denn ich will sie hören. Jahrelang habe ich ihre nie endenden Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten durch die Türen gehört. Habe mich versucht abzulenken um nicht's von ihren Streitereien mitzubekommen. Doch Fakt ist: Ich habe mehr mitbekommen als mit lieb ist. Und auch wenn es seltsam klingt, ich finde ich habe ein Recht darauf diese Worte zu hören.

"Mama und ich werden reden, sobald sie heute hier ankommt. Moritz ist ohnehin mit einem Freund verabredet und ich hoffe, dass du und deine Schwester vielleicht eine kleine Runde laufen gehen könnt." Papa verstummt und ich nicke einfach nur. Ich will um keinen Preis hier sein, wenn sie das Gespräch führen. Lieber würde ich erfrieren. "Das damals mit Samira kann ich dir nicht erklären. Und um ehrlich zu sein möchte ich das auch gar nicht. Es ist passiert. Ende der Geschichte. Das sie schwanger wurde war nicht meine Absicht. Niemals. Deine Mutter ist und bleibt die einzige Frau mit der ich jemals Kinder wollte."

"Wieso habt ihr uns nichts erzählt, dass wir einen Halbbruder oder eine Halbschwester haben?" Nun unterbreche ich ihn doch bei seiner Erzählung, aber auch dieser Gedanke ist zu schnell ausgesprochen, um ihn zurückzuhalten. Mein Kopf ist wie leer gefegt, während ich seinen Worten lausche. Bis auf dieser einzelne Gedanke, der wie ein Blitz durch meinen Verstand zuckte.

"Es ist ein Junge. Und er ist nicht wirklich euer Halbbruder. Ja, vom Blut her mag das Stimmen. Aber Samira und ich habe damals beschlossen es wäre das beste, für ihre Beziehung und das Kind, wenn wir es geheim halten. In der Geburtsurkunde steht Samiras Ehemann Patrick als Vater des Kindes. Ich habe nichts mit ihnen oder dem Kind zu tun. Keine Zahlungen, kein Kontakt. Nichts. Das war unsere Vereinbarung." Papa antwortet mir ausführlich und obwohl ich es vielleicht nicht sein sollte, bin ich erleichtert. Dieses kühle Gefühl durchströmt meine Adern und gibt meinen Lungen etwas mehr Raum zu atmen. "Wir haben die Affäre beendet und ich habe Mama davon erzählt. Ich fand es nicht richtig es ihr zu verheimlichen. Wir beschlossen wegzuziehen. Eines Abends tauchte Samira in der Kanzlei auf und erzählte mir von ihrer Schwangerschaft. Es war überhaupt keine Frage wie wir damit umgehen würde. Ich habe es also nicht für nötig gehalten Mama davon zu erzählen. Sie noch mehr zu verärgern und noch wütender zu machen. Sie noch mehr zu verletzen. Aber wenn ich dir eines sagen kann dann ist es, dass Lügen immer kurze Beine haben. Und alles wird eines Tages an's Licht kommen. Ganz egal wie sehr man versucht es zu vermeiden."

Erneut nicke ich, doch meine Gedanken kreisen um seine Worte. Ich bin froh, nicht noch einen weiteren kleinen Bruder zu haben. Familie hat nicht nur etwas mit dem Blut zu tun, sondern auch mit dem Gefühl. Blut ist dicker als Wasser, aber manchmal kann auch Wasser zu Blut werden.

"Es tut mir Leid wie alle gelaufen ist Charlotte."

Ich weiß, dass er die Wahrheit sagt. Ich sehe es in seinem Blick. Sehe die Reue und die Trauer. Sehe den Schmerz und die Scham. Sehe den Wunsch, seine Fehler rückgängig machen zu können. Doch das kann er nicht. Und wir wissen es beide.

"Ich wünschte ich könnte es ungeschehen machen. Aber das kann ich nicht. Alle Taten haben Folgen. Die Guten, sowie auch die Schlechten. Und mit ihren Konsequenzen werden ich leben müssen."

"Hannah!", rufe ich und winke meiner Schwester zu, während ich mit einer Hand den roséfarbenen Kinderwagen vor mit herschiebe. Lachend winkt meine Zwillingsschwester zurück und schlendert mit ihrem Freund an der Hand auf mich zu.

Um den beiden ein bisschen Zeit zu zweit zu schenken, habe ich Moritz zu seinem Freund gebracht und dabei meine kleine Nichte mitgenommen. Sie ist eingepackt in Mütze, Schal und dicke Jacke. Unter einer wärmenden Decke liegt sie mit geschlossenen Augen im Wagen und schläft schon seit wie die Wohnung verlassen haben. Typisch für ihr Alter von vier Monaten.

Hannah und Paolo erreichen mich, überlassen jedoch weiterhin mir den Kinderwagen. Vermutlich sind sie ziemlich froh, dass sie einmal nicht den Aufpasser spielen müssen und ihnen die Arbeit abgenommen wird. Wir betreten ein Café in der Innenstadt und suchen uns einen Tisch vorn an den Fenstern. Aus dem Wagen ertönt ein Glucksen und ich werfe einen Blick auf meine Nichte, die mich aus grünen Augen anblickt. Louisa gehört zu den Babys, die keine blauen Augen bei der Geburt hatte. Schon seit ich sie das erste Mal gesehen habe, hat sie die grünen Augen meiner Schwester.

Nachdem ich meine Jacke über die Stuhllehe gehängt habe, hole ich den Zwerg aus dem Wagen und setze mich mit ihr auf dem Arm hin. Penibel achte ich darauf ihr winziges Köpfchen mit der weißen Mütze zu stützen, denn noch ist sie nicht alt genug um ihren Kopf selbst halten zu können.

"Danke Süße." Hannah schenkt mir ein Lächeln und lässt sich neben Paolo auf den Stuhl fallen. Ich grinse meine Schwester an und bewundere sie wieder einmal dafür, wie gut sie nach der Geburt bereits abgenommen hat. Vermutlich liegt das einfach in den Genen. Mama ist trotz der drei Kinder die sie zur Welt gebracht hat gertenschlank.

"Da wir nun unter uns sind, erzählt mir unbedingt wie sich das alles bei euch entwickelt hat. Habt ihr euch schon an den Alltag mit Kind gewöhnt?", frage ich meine Schwester sowie ihren Freund neugierig. Zu Hause hatten wir nicht wirklich Zeit zu reden. Denn nach ihrer Ankunft war erst einmal ein großes Hallo und beim gemeinsamen Mittagessen hat sich ein Gespräch auch nicht so wirklich angeboten.

Meine Schwester bricht in Gelächter aus, während Paolo das Gesicht verzieht und meinem Blick ausweicht. Ich stupse dem Knopf auf meinem Arm auf die Nase und sage: "Du scheint Mama und Papa aber ganz schön auf Trapp zu halten. Sag mir Kleine: Ist Papa immer noch so hilflos?"

Natürlich antwortet meine Nichte mir nicht, aber sie öffnet den Mund und stößt ein Glucksen aus. Anschließend verziehen sich ihren Lippen zu etwas, das ich ein Grinsen nennen würde.

"Oh ja. Das tut sie wirklich." Meine Schwester geht auf das Gespräch ein und schon berichtet sie mir in allen Einzelheiten von ihrem neuen Leben als Mutter. Als wüsste ich das nicht ohnehin schon alles, immerhin telefonieren wir mindestens einmal in der Woche und schreiben sowieso jeden Tag hin und her. Immer wenn Paolo einmal zu Wort kommt steuert auch er etwas zu der Unterhaltung bei und bei dem stolzen Blick den er auf seine Tochter, die auf meinem Arm irgendwann wieder eingeschlafen ist, wirft weiß ist, dass er sie mindestens genauso sehr liebt wie meine Schwester. Obwohl sie beide noch so jung sind und beide noch studieren, sieht man ihnen das Familienglück wirklich an.

Ich bin froh, dass die beiden auf das Gespräch eingehen. Bin froh, dass auch meine Schwester nicht das Thema wechselt. Aber wir scheinen beide keine Lust zu haben über unsere Eltern zu sprechen. Wir wissen, dass sie zu Hause sicherlich das ein oder anderen besprechen werden und wir wissen auch schon, worauf das hinauslaufen wird. Immerhin kennen wir unsere Eltern und sie sind beide stur sowie gleichermaßen dickköpfig. Allerdings ist mir die Zeit mit meiner Schwester gerade viel zu wichtig, als das ich sie mit etwas so unschönem wie der Situation zwischen unseren Eltern versauen möchte.

Die Musik ist laut und dröhnt in meinen Ohren. Der Zeiger der Uhr kommt Mitternacht immer näher und die Party ist in vollem Gange. Der Alkohol fließt in Mengen, der Basser wummert in der Brust und die Stimmung ist aufgeheizt

Lucie dreht sich auf der Tanzfläche neben mir im Kreis und wirbelt auch mich schließlich herum. Sie lacht aus vollem Herzen und ihre Augen glitzern. Zum einen Teil vom Alkohol, zum anderen Teil von dem Beat des Liedes zu dem sie abfeiert.

Ich erwidere das Lachen meiner Cousine und erinnere mich dabei an das letzte Jahr. Damals haben wir uns auf die Christmas-Party der DHBW - einer anderen Hochschule hier in Stuttgart - geschlichen und dort mitgefeiert. Ich habe meine Kontakte überall und es war ein leichtes, uns beide auf die Gästeliste zu bekommen. Dieses Jahr war es so gar noch einfacher, denn meine eigene Hochschule richtet eine Christmas-Party aus und ich sitze im Planungsteam. Somit war ich direkt an der Quelle und konnte meine Cousine sowie Lina und Jenny auf die Liste bekommen. Gerne hätte ich auf die anderne Mädchen unserer Clique eingeladen, aber leider ist irgendwann auch mal Schluss wenn es um externe Eingeladene geht. Denn eigentlich sollte diese Party nur für Studenten der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg sein. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

"Ich geh mir noch einen Drink holen!", rufe ich meinen Freundinnen zu und nachdem ich ein Nicken von Jenny erhalten habe, drehe ich ihnen den Rücken zu und bahne mir einen Weg zur Bar. Da ich im Planungsteam sitze muss ich einen überwiegend klaren Kopf bewahren. Aber der ein oder andere Drink ist durchaus erlaubt.

Nachdem ich einen Sex on the Beach samt Orangenscheibe und Kirsche erhalten habe, wende ich mich wieder von der Bar ab. Wir haben es mit dem Budget, das wir für die Party zur Verfügung hatten, geschafft einen Club anzumieten und sogar den Alkohol auf Provision zu kaufen. Sollte also etwas übrigbleiben, wovon ich allerdings nicht ausgehe, werden wir das überschüssig gezahlte Geld zurückbekommen.

Ich nehme durch den roten Strohhalm einen großen Zug von meinem Cocktail und schiebe mich dann an dem Gedränge vor der Bar entlang zur Seite des Clubs. Die Musik wir dadurch zwar nicht leiser, aber die Menschen etwas weniger. Ein guter Ort um zu verschnaufen wie ich finde. Also lehne ich mich an die kühle Wand und genieße meinen Drink. Ich drehe den Kopf von einer Seite zur anderen und lasse dabei mein Genick knacken, was ein befreiendes Gefühl in mir auslöst.

Meine Füße schmerzen trotz der Highheels noch nicht, aber vermutlich bin ich einfach nur zu abgelenkt von den blinkenden Lichtern und der Musik um den Schmerz zu verspüren. Also stoße ich mich von der Wand ab und schiebe mich mit meinem zu Hälfte gelehrten Cocktail durch die Menge. Solange, bis meine Augen eine bekannte Person erblicken.

Ein Grinsen bereitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich ihn dort ein paar Metern entfernt von der Bar stehen sehe. Um ihn herum seine Freunde. Sie alle haben je ein Wiskey-Glas in der Hand und hebe es gleichzeitig zu den Mündern um einen Schluck davon zu nehmen. Bevor ich zurück zu den Mädels gehe, kann ich ja wenigstens mal Hallo sagen gehen.

Minho bemerkt mich als Erster. Das Lächeln in seinem Gesicht verschwindet und an seine Stelle tritt ein nachdenklicher Ausdruck. Er stößt Jin mit dem Ellbogen an und nickt in meine Richtung. Ein Lächeln schiebt sich auf mein Gesicht, als der Blick des von mir begehrten Koreaners auf mich fällt. Er beugt sich zu seinem Freund und sagt etwas zu ihm, bevor er sich von der Gruppe löst und in meine Richtung kommt. Doch im Gegensatz zu mir lächelt er nicht. Den zusammengezogenen Augenbrauen nach zu urteilen bin ich mir nicht einmal sicher ob er sich freut mich zu sehen.

"Hey du. Schön, dass du gekommen bist." Ich lächle weiterhin, als er vor mir zum Stehen kommt. Dank meiner hohen Schuhe bin ich nicht mehr so klein vor ihm, aber nach oben sehen muss ich trotzdem. "Gefällt dir die Party?"

"Was willst du Charlie?", fragt Jin jedoch nur und blickt mich mit einem kühlen Gesichtsausdruck an. Verwirrt runzle ich die Stirn und blinzle mehrmals. Was ist passiert, dass seine Stimmung mit gegenüber so offensichtlich geschwankt ist? Das er so offensichtlich von meinem Erscheinen hier nicht begeistert ist? Habe ich etwas falsch gemacht?

Sämtliche grauen Zellen in meinem Kopf beginnen zu Glühen und ich gehe die vergangenen Stunden durch. Seit wir uns letzte Nacht voneinander verabschiedet haben und jeder nach dem Christmas Garden in unterschiedliche Richtungen davon fuhr, ist nichts aufregendes passiert. Ich habe also keine Ahnung womit ich Jin hätte verärgern können. Mir fällt kein einziges Ereignis ein, dass seine Stimmung mit gegenüber so dämpfen könnte. Nicht einmal eine einzige nicht beantwortete Nachricht, denn wir schreiben nicht miteinander. Zumindest meistens nicht.

"Ich wollte dir nur Hallo sagen.", antworte ich, nachdem ich ihn mehrere Sekunden einfach nur mit leicht geöffnetem Mund angestarrt habt. In seinen dunklen Augen glitzert es verdächtig. Doch es ist nicht dieses lüsterne Glitzern, dass er im Schlafzimmer immer in den Augen trägt. Es ist von Enttäuschung geprägt.

Enttäuschung?

Was habe ich getan womit ich ihn hätte enttäuschen können?

Verdammt, ich habe ihm gestern sogar von meinen Eltern erzählt und nicht einmal Paddy weiß darüber Bescheid. Herrje er selbt hat mir von seinem Vater erzählt! Und jetzt auf einmal das? Ich weiß überhaupt nicht was ich davon halten soll ...

"Was ist los? Ist etwas passiert?", frage ich also und spüre wie meine Stirn sich noch mehr in Falten legt. Die Hand mit der ich meinen Cocktail umklammere beginnt zu zittern und in meinem Hals entsteht in sekundenschnelle ein Kloß. "Jin?"

Der Koreaner presst die Lippen zusammen. Neben der Enttäuschung tritt Trauer in seine Augen, doch Sekunden später werden die Gefühle von einem anderen ersetzt. Wut. Aber worauf? Auf mich? Aber warum? Ich habe doch nichts getan?

Er beugt sich zu mir vor, bis unsere Nasenspitzen sich beinahe berühren. So wie sie es gestern getan haben als wir im Hörsaal auf die Prämierung der Weihnachtsbäume gewartet haben. Mein Magen rumort unheilvoll und ich spüre wie meine Knie weich werden. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und ich bin mir sicher, dass er es hören kann. Im schlechten Licht des Clubs sind seine Augen zwei schwarze glitzernden Löcher die mcih zu verschlingen drohen. Seine Stimme ist leise, aber gerade laut genug über die Musik hinweg. "Ich weiß nicht was du für ein Spiel spielst Charlie. Aber ich werde sicherlich nicht dabei mitmachen. Halte dich fern von mir. Sonst wirst du es bereuen."

Mit diesen Worten zieht er sich von mir zurück und dreht mir den Rücken zu. Mein Herz setzt einen Schlag aus und bei seinem nächsten Klopfen, zerspringt es in meiner Brust in tausend kleine Splitter.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro