zerbrechen
Guk setzt sich ganz aufrecht hin, als würde ihn das irgendwie stärker machen gegen die unangenehmen Fragen, die probably incoming sind. T merkt das und legt eine Hand auf sein Knie. Aber er muss darüber reden, das beschäftigt ihn wirklich.
"Hast du was genommen, bevor du hergekommen bist?", fragt T behutsam und sieht Guk in die Augen.
"Ähm,...ja. Zwei Gramm Gras circa"
"Zwei Gramm? Da wär ich ja komplett high"
"Hm, nah, geht. Ich vertrag schon mehr, I guess. Es...es dämpft halt meine Selbstzweifel ab, weißt du?"
Guk gesteht das ganz offen. Er hat eh schon mit T ungefähr drüber geredet. Zudem spürt er noch immer leicht die Wirkung vom Weed, zwar lässt's schon nach, aber es reicht noch. Und er möchte für T was tun, möchte ihm alle Fragen beantworten. Immerhin hat er ihm ein Holzhäschen geschnitzt, da sollte er besser dankbar sein.
"Ja, ich versteh schon, warum du's nimmst. Es ist halt eine Krankheit..."
"Hä, was für Krankheit?"
"Na die Sucht"
"Ich bin doch nicht süchtig. Ich hab das ja voll im Griff, ich könnt doch morgen aufhören, wenn ich wollen würde"
"Ah ja? Und warum tust du's dann nicht? Willst du nicht?"
"Nein, ich...es passt doch so, ich nehm ja eh nur manchmal was. Ist ja alles kein Problem"
Kaum hat er die Worte ausgesprochen, wird ihm auch schon klar, wie lächerlich das Gesagte ist. Was für er hat's ihm Griff? Nichts hat er im Griff, die Drogen haben ihn im Griff, so schaut's aus. Denn die Wahrheit ist, dass ihn allein die Vorstellung von einem kompletten Tag ohne jegliche Drogen zum Zittern bringt. Er braucht die Scheiße, er hält seinen Kopf sonst nicht aus.
"Okay, tut mir leid", entschuldigt Guk sich gleich danach und schaut betreten auf den Boden, "Das war bullshit. Es passt überhaupt nicht so"
"Ist in Ordnung, wir können drüber reden"
"Nein, nichts ist in Ordnung", behauptet Guk frustriert und fährt sich mit den Fingern durch die Haare, zieht an den Strähnen, "Ich hab Probleme mit mir selbst und jetzt zieh ich dich da mit rein. Irgendwie hab ich's wohl auch in meinem Rausch geschafft, dich davon zu überzeugen, dass ich ein guter Partner für dich wäre, aber holy shit, ich bin wahrscheinlich die schlimmste Wahl, die du je hättest treffen können"
"Was hältst du von Therapie?", fragt T sanft, ohne auf Guks Worte verbal einzugehen, und streichelt ihm beruhigend das Knie.
"Was?"
"Was du von Therapie hältst. Warst du ja schonmal"
"J-ja, aber da war ich 16 oder so. Das...man, das war doch so unnötig, hab nur die Zeit vom Therapeuten verschwendet"
"Das ist sein Job, du kannst gar nicht seine Zeit verschwenden"
"Aber trotzdem...was hat's denn gebracht? Bin trotzdem kaputt", erklärt Guk, klingt aber schon wieder um einiges ruhiger. Vielleicht hat Ts Hand auf seinem Knie die kommenden Selbstzweifel bisschen abwehren können, der kleine Themenwechsel tut auf jeden Fall gut.
"Du bist nicht kaputt. Du brauchst nur Hilfe"
"Nah, das...nee"
"Wieso nicht? Wie war das damals in der Therapie für dich"
"Ja, halt mega unnötig. Ich hab jede Stunde nur geheult, erzählt, was ich die letzten zwei Wochen wieder alles verschissen hab, und gebracht hat's nix. Ich war ein Jahr"
"Vielleicht war das eine Jahr zu kurz. Vielleicht hättest du mehr Zeit gebraucht"
"Wieso? Der kennt mich doch gar nicht, was soll er mir schon sagen?"
"Ja, Guk, das ist der Job von so einer Person. Dich kennenzulernen und dir dann irgendwelche Ansätze zur Besserung darbieten. An dir arbeiten musst du dann schon selber, sie können nur bisschen die Katalysatoren spielen. Als ich mein Studium angebrochen hab und komplett hinig war, hat mir Pi enorm geholfen. Mit denen konnte ich reden, dey hat mich verstanden und ist heute noch mein safe space. Hätte ich dey nicht gehabt, wär ich vielleicht auch in irgendwas abgerutscht, das kann schnell passieren, ich weiß. Aber, wenn du so eine Vertrauensperson nicht in deinem Leben hast, dann kann so 'ne Therapie schon helfen"
"Aber die kennen mich ja nicht"
"Guk...du sagst irgendwie immer, dass Leute dich nicht kennen. Zu mir hast du's auch letztens gesagt..."
"Ähm, ja...?"
"Du brauchst nicht so eine Angst haben, dass Leute dich kennenlernen. Du darfst dich auch zeigen, ich catch gerne deinen vibe. Und unless du dich einer Person wirklich öffnest, kann sie dir auch nicht helfen. Same mit Therapeut*innen, wie mit Freund*innen"
"Aber...ich hab Angst, dass du mich hasst. Ich mein, ich kenn mich doch selbst am besten und ich...mag mich nicht", drückt er es mal sanft aus, damit er T möglichst nicht verletzt, "Also macht es doch nur Sinn, dass du mich auch nicht mögen würdest, wenn du mich kennst"
"Nein, das denk ich nicht. Man nimmt sich selbst so anders wahr, als es andere tun, das ist echt verblüffend manchmal. Mir hat mal ein Freund gesagt, dass ich pessimistisch bin und da dacht ich mir auch nur, hä, in welcher Welt bin ich das? Aber so ist das halt. Plus, du hast eine Angststörung, Guk, das ist eine reale Krankheit, das darfst du nicht vergessen. Die macht dir das Leben schwerer als nötig"
"Dagegen helfen halt Drogen"
"Das ist 'ne Illusion, die helfen dich nicht. Die machen dich süchtig, noch kränker, irgendwann zerstören die dich"
"Ha, eh egal, zerstören kann man nicht mehr viel bei mir", lacht Guk heiser, doch T schenkt ihm den unlustigsten, ernstesten Blick der Welt.
"Das ist nicht lustig. Du fängst eine Beziehung mit mir an, ich vertrau dir, ich will dich nicht fallen sehen. Ich will nicht irgendwann in deine Wohnung stolpern und dich verreckend am Boden kauern sehen, weil du 'ne scheiß overdose genommen hast. Das halt ich nicht aus, daran zerbrech ich auch noch"
Darauf ist Guk einen Moment still und denkt. Er ist so an seinen Selbsthass gewöhnt, dass es nicht in sein Spektrum passt, dass er T irgendwie wichtig wäre. Aber es ist so, und wenn er das ignoriert, verletzt er ihn nur mehr. Er fühlt sich ein bisschen, als wäre er es T schuldig, auf sich aufzupassen. Blöd, dass er diese Verpflichtung sich selbst gegenüber nicht spürt.
"Tut mir leid", entschuldigt Guk sich erneut und schaut T dabei diesmal sogar in die Augen, "Ich will dir nicht weh tun, nur weil ich nicht realisieren kann, dass du mich magst. Ich hätte nicht gedacht, dass...dich das so mitnimmt"
"Natürlich nimmt's mich mit. Du pumpst dich jedes Mal voll, bevor wir uns treffen oder auch nur schreiben. Du redest so schlecht von dir, es schmerzt jedes Mal in meiner Brust. Bitte, bitte nimm das nicht als Vorwurf. Sieh es einfach nur als Motivation, was zu ändern, okay?"
"I-ich werd's versuchen"
Guk ist fast ein bisschen erstaunt. So emotional und direkt kennt er T gar nicht, der ist doch normalerweise so composed und gesammelt. Aber das muss wohl auch daran liegen, dass diese Gedanken die ganze Woche in Ts head herumgegeistert sind, das hat ihn wirklich beschäftigt. Denn wie wir schon von dem Sexthema wissen, ist T jemand, der Probleme lieber zu früh als zu spät anspricht. Und da diese Beziehung obviously sehr viel Potential hat, in die Brüche zu gehen, will er von Anfang an dagegen ankämpfen und mit Guk eine Lösung finden. Wie gesagt, sie wollen's ja schaffen.
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