where did i go wrong?
Und dann kommt T. T hat Angst, als er ins Klo reinkommt, sucht seinen Freund schon zu lange und hat zu schlechte Erfahrungen gemacht mit Leuten, die man plötzlich nicht mehr findet. Außerdem kann er nicht vergessen, wie leer und unbewohnt Guk ausgesehen hat, als er in am Sofa zurückgelassen hat. Fuck, wieso hat er ihn da nur allein sitzen gelassen? Er hätte bei ihm bleiben müssen, Glas Wasser kann warten, ihm ging's doch obviously nicht gut.
T hat die ganze Bar abgesucht. Couch zuerst abgecheckt natürlich, da war er nicht, Jacke aber schon, also war er vielleicht noch hier und dann ging das Herumstreunen los. Ist ja echt nicht leicht, wen zu suchen, wenn da so viele Leute random in der Gegend rumstehen oder tanzen. Da rennt man schon mal doppelt und dreifach am selben Ort vorbei. Die Suche blieb aber erfolglos und T wär schon fast rausgegangen zum Schauen, da ist ihm noch das Klo eingefallen.
Aber wie sehr ihn das Ganze mitnimmt, ist schon wild. Als sein Freund da nicht am geplanten Platz gesessen ist, hat das dumpfe Gefühl im Magen begonnen. Mit jedem vergeblich abgesuchten Quadratmeter ist die Fläche davon nur gestiegen, eine kribbelnde Taubheit, die gleichzeitig ängstlich und lähmend ist, kriecht in seine Zellen. Warum fürchtet er sich so? Und wichtiger, wo ist sein Freund?
In Ts Kopf spielen sich unzählige Szenarien ab, was alles passieren könnte, geht vom bloßen Abhauen bis zum Überfahren werden von einem Auto. Doch in dem Moment, als er ins Klo reinstürmt, sind diese Gedankengänge alle unnötig, da er jetzt sieht, was Sache ist. Guk lungert da gekrümmt am Boden, Augen zu, Brust bewegt sich leicht. Neben ihm ein Papiertuch am Boden, ein Zehnerschein und an seiner Nase kleben Überreste eines weißen Pulvers. T hat ihn zwar gefunden, die Angst um ihn überzeugt das aber noch lange nicht. Er fällt vor ihm auf die Knie, nimmt seine Hände in seine und redet ihn zu schnell an.
"Guk? Guk? Was ist mit dir? Was ist das, hast du was geschnupft?", löchert er ihn mit Fragen, doch der scheint nicht mal in irgendeiner Form zu reagieren.
Da erinnert sich T, dass man in solchen Situationen ja nicht Panik schieben sollte. Und das tut er gerade, das ist an jeder Faser seines Gesichts abzulesen, auch seine Körpersprache verrät mehr als genug, die hektische Stimme überhaupt. Aber was soll er machen, er ist legit den Tränen nah. Er gibt sein Bestes, sich zusammen zu reißen und die Angst runterzuschlucken. Doch er schafft es nicht. Er fürchtet sich so sehr davor, Guk zu verlieren, das kann er nicht verstecken. Oft genug hat er schon seine Emotionen zurückgehalten, um die Lage im Griff zu behalten, einer Person einen neutralen Raum zu geben und sich nicht kontraproduktiv zu verhalten. Doch jetzt ist es schlicht unmöglich, da ist zu viel in ihm, als dass es nicht nach außen dringen würde.
"Guk, was ist? Ich ruf die Rettung. Das...das geht doch nicht, bitte bleib da"
T ist legit schon dabei, sein Handy rauszuholen, doch da managt Guk es doch irgendwie, ein komisches Geräusch von sich zu geben. Es liegt wohl irgendwo zwischen Seufzer und Stöhnen, T richtet sofort seinen Kopf hochaufmerksam auf, fixiert seinen Freund.
"Was ist mit dir?", fragt T nochmal, bemerkt seine fahle Gesichtsfarbe und die blutleeren Lippen.
"E-es...geht schon", bringt Guk höchst struggelnd hervor, öffnet die Augen einen kleinen Spalt weit und sieht verschwommen seinen Freund vor sich.
"Bist du sicher? Ich ruf die Rettung, das ist kein Problem"
"Geht", keucht er kurz und schließt wieder die Augen. Seit wann ist das Licht auch so fucking hell hier?
T steckt das Handy wieder ein und mustert den Schwarzhaarigen vor sich nochmal. Wie zerstört er aussieht. Haut so grau und blass wie der Novemberhimmel, Lippen zerrissen und farblos, als er vorhin kurz die Augen auf hatte, konnte T keinen Glanz darin erkennen. Er liegt wie ein Mehlsack, den man in die Ecke geworfen hat, zwischen Tür und Waschbecken, halb an der Wand angelehnt, aber eher auf den leicht gelblichen Klofliesen. Alles hängt ihm herunter, die Schultern sind eingefallen und wirken, als hätte man die Gelenke rausgenommen. T weiß nicht, was das hier ist, aber es sieht dem Tod verdammt ähnlich.
Auf einmal beginnt Ts Unterlippe zu zittern. Der Anblick schmerzt ihn so sehr, er kann es physisch spüren, denn seine Brust zieht sich krampfhaft zusammen und bringt die Fingerspitzen zum Kribbeln. Sein Atem wird flacher, die Augen werden feuchter und sein Gesicht verzieht sich komisch. Was hat er falsch gemacht? Wieso hat es so geendet?
T weint. Er gibt das Ding mit der Selbstkontrolle auf, fällt nach vorne über Guk und klammert sich an dessen Brust. Er schlingt die Arme ganz fest um ihn, als könnte er ihn damit bei sich behalten und müsste keine Angst haben, dass er ihm entgleitet. Er heult fett, drückt dicke Tränen aus den Drüsen und rotzt Guks Klamotten voll. Mit den Finger krallt er sich in sein Shirt, man weiß eigentlich nicht so genau, ob er jetzt seinen Freund festhält, oder ob er sich an ihm anhält.
Er ist einfach verzweifelt. Auf einmal holt ihn alles ein, all die Ängste, Sorgen und schlechten Erfahrungen fallen über ihn her, fressen ihn auf. Es ist diese fucking Instabilität, das dieser shit hier jederzeit zusammenbrechen könnte. Klar, irgendeine Scheiße kann immer passieren, aber bei Guk ist die Wahrscheinlichkeit ja nochmal mindestens vertausendfacht durch die Drogensucht. Was ist das für ein Pulver an seiner Nase überhaupt? Fucking Kokain? Irgendeine Pille? T weiß es nicht, und was ihn noch mehr erschreckt, dass es gut möglich ist, dass Guk es auch nicht weiß.
Seine Unfähigkeit, auf sich selbst aufzupassen, macht T legit fertig. Er bekommt jedes Mal stumpfe Schläge gegen seine Brust, wenn er neue Wunden an dem Körper seinen Freundes hört. Bei jedem hasserfüllten Kommentar leidet etwas in ihm. Und woher soll er wissen, dass er nicht von heute auf morgen doch von seiner Krankheit überrannt wird und Suizid begeht? Das ist nämlich Ts größte Angst. Dass er Guk genauso plötzlich und aus dem Nichts verlieren könnte, wie seinen Vater bei diesem scheiß Autounfall damals. Das kann er nicht nochmal. Leben ist so fragil.
Doch es ändert sich nichts. Guk ist weiterhin gefangen in seiner Sucht, lebt im Risiko und T kann anscheinend nichts dagegen tun. Seit vier Monaten gibt er ihm doch schon alles, was er kann. Er redet mit ihm, spricht ihm gut zu, berührt ihn mit all seiner Zuneigung. Doch es bewirkt nichts. Er ist machtlos, gegen die Kraft der psychischen Krankheiten kommt er nicht an.
Zum ersten Mal kommt T der Gedanke, Schluss zu machen. Er weiß nicht, warum er das denkt. Wäre es Selbstschutz? Oder würde er auch Guk damit schützen, weil der obviously enorm viel Angst mit ihrer Beziehung verbindet? Immerhin ist es safe zu sagen, dass Guk heute hier nicht komplett ausgeknockt liegen würde, wenn es T in seinem Leben nicht gäbe.
Trotzdem gefällt T der Gedanke nicht. Er will nicht Schluss machen, will Guk nicht verlassen. Es fühlt sich an wie aufgeben. Plus, er liebt ihn. Er hat's ihm zwar noch nicht gesagt, aber es ist so. Und drum klammert er sich einfach weiter an die Brust seines fast bewusstlosen Freundes, weint in sein Shirt und weiß nicht, ob er diesen steten Funken Hoffnung in seinem Herzen hassen oder lieben soll.
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