keine gnade, ihr wisst
Voddi ist aus. Guk ist an. Die Leute kleben ihm im Nacken wie der perlende Schweiß. Er schaut kurz um sich und fragt sich dann, wo T ist. Er ist ja mit ihm hergekommen, daran kann er sich erinnern. Aber wo ist er dann hin? Na ja, viel Zeit zum Nachdenken hat er nicht, denn dann schallert auch schon das nächste Lied rein und er driftet wieder komplett in eine andere Welt. Ein paar Mal geht das so mit Lied an, Guk aus, dann Lied aus, Guk an und es ist ganz lustig zum Anschauen, weil im Zwischendrin immer die Realisation kommt, dass er allein ist, aber kurz bevor er Paranoia schieben kann, packt ihn zum Glück die Musik und holt ihn ab. Bis dann plötzlich T vor ihm steht.
"Yo, nimm!", schreit der Neuankömmling ihn an und drückt ihm gleich zwei Shotgläser in die Hand.
"Ah ja, du warst ja weg", erinnert sich Guk und schaukelt die Shots in seinen Händen.
"Was?"
"Du warst ja weg!", brüllt er lauter, doch anscheinend bringt es noch immer nichts.
"Ich hör dich nicht, wurscht, runter mit dem Zeug. Prost!"
T stoßt mit seinen zwei Plastikbechern gegen Guks und kippt sich den neongrünen Sud in die Kehle. Bisschen was rinnt ihm aus dem Mundwinkel, aber da wischt er sich kurz in den Ärmel und fertig. Es schüttelt ihn ein bisschen, so zwei Sourz Shots fetzen einem schon in die Leber. Guk ist etwas langsamer, hebt dann aber auch die Becher und leert sich einen nach dem anderen rein. Nur wird er leider genau dann von der Seite angerempelt und schüttet die Hälfte des zweiten Shots auf sein Shirt. Aber der merkt das gar nicht, wundert sich nur, dass im zweiten so wenig drin war. Na ja, genug intus hat der Bre ja eh schon.
"Bah, grindig!" ruft Guk aus, als das Gesöff durch seine Speiseröhre cruist. Der würd sich halt nach 'ner Luft sehnen.
"Also ich mag Sourz am liebsten!", meint T und grinst breit, "Komm, jetzt tanzen wir!"
Gut, also tanzen sie. Guk checkt nicht mal richtig, welches Lied es grade spielt, aber das ist ihm auch egal, der bewegt sich einfach irgendwie und passt schon. Hinten, rechts und links kleben noch immer die fremden Körper an ihm. Den vorderen Platz hat T ja jetzt ergattert und die stoßen dauernd aneinander, auf die Art haben Leute sicher schon ihren ersten Kuss verloren. Vom Bewusstsein her schwimmt Guk schon wieder in ganz anderen Gewässern. Er fühlt einfach nur die gewaltige Energie in sich, den Bewegungsdrang. Speed regelt eben. Ja, bei Guk zirkuliert jetzt einiges im Blut. Die Line Speed, Wein, Sourz, Weed, ja da würde es auch keinen wundern, wenn er jetzt einfach zusammenbrechen würde. Aber der ist das ja gewohnt, kennt das schon.
T hat sich bissl weniger Wein und Gras in den Körper gepumpt, deswegen könnte man meinen der ist besser beinander. Aber Blödsinn! Der verträgt nämlich erstens weniger und zweitens hat er sich vorn an der Bar noch zwei Shots reingehaut. Er ist ja auch nicht hirnverbrannt, zweimal den Weg dorthin tut er sich sicher nicht an, da lieber einmal gescheit volltanken.
Das Resultat: beide sind komplett weg. Die tanzen als wären sie vollkommen vom Teufel besessen. Aber das tut jeder hier. Jeder ballert sich die Birne weg, egal ob vielversprechender Student oder Absturzkind. Niemand hat bockt auf Leben. Das ist die Wiener Jugend, Prost!
Und übrigens, Ts Freunde haben die beiden komplett vergessen. Treffpunkt wäre eigentlich so 'ne Bank bei der U-Bahn gewesen, aber T hat gar nicht mehr dran gedacht, war komplett abgelenkt von Guk und vom Speed. Sein Handy hat er auch nicht klingeln gehört, draufschauen tut er sowieso nur selten. Die Freunde juckt es nicht wirklich, geraunzt haben sie schon ein bisschen, sind ja auch schließlich Wiener, aber im Endeffekt ist es jedem scheiß egal, ob jetzt eine Person mehr oder weniger dabei ist, wenn man sich die Kante gibt. Und T liegt offensichtlich auch nicht viel an ihnen, sonst hätte er die Abmachung ja wohl kaum vergessen.
Wer aber sehr wohl an Ts Freunde gedacht hat, ist Guk. In einem seiner seltenen klaren Momente hat er sich nämlich gewundert, wann sie denn zu denen dazustoßen würden. Das war, als die beiden gerade die Security passiert haben. Aber dann ging sich auch noch ein zweiter Gedanke aus, und der war, dass er eigentlich eh keinen Bock auf die hatte. Guk ist nämlich hella introvertiert und socially amkward Meister, der kann gut darauf verzichten, unnötig viele Leute kennen zu lernen. Einer reicht für diesen Abend.
"Hey!", ruft Guk dem Lockenbursch T zu. Der ist nämlich grad geschmeidig etwas zur Seite gekippt, hat sich dann aber an der Schulter einer random Person gefangen. "Alles gut?"
"Ja ja, bin manchmal etwas wacklig unterwegs", beschwichtig T ihn und steht wieder fest auf den Beinen.
Guk hat die Szene grad ja auch nur mitbekommen, weil er zufällig grad die Augen geöffnet hat. Hin und wieder schadet nämlich so ein kleiner Blick nicht, damit man sich auch wieder erinnert, wo man eigentlich grad ist. Der tanzt gedanklich ja ganz wo anders.
"Brauchst Pause?", will Guk weiter wissen und lehnt sich beim Sprechen näher zu T, damit dieser ihn legit verstehen kann und nicht aufs Lippenlesen angewiesen ist.
"Ne, keine Gnade, schon vergessen? Let's go oida!"
T klopft Guk ein paar Mal spaßhalber auf die Brust und sendet ihm Energie. Die Augen fallen ihm schon wieder zu und das Tanzen geht in die nächste Runde. Auch Guk schaltet wieder ab und lässt sich von der Musik und der Menge steuern. Eingequetscht zwischen Fremden und T bewegt er sich besinnungslos, schaut nur hin und wieder auf, um zu checken, ob T eh noch steht. Instant Tod nämlich wer da umfliegt. Da bräuchte man Stahlganzkörperanzug, um zu überleben.
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