Fuck, kann er das? Er wird es nicht schaffen. Er wird es versauen, er kennt sich doch. Doch es ist zu spät. Guk hat schon geklopft. Und jetzt muss er da stehen mit immer schwerer werdendem Herzen und zusehen, wie sich seine ganze Hoffnung in Nichts auflöst. Obwohl, in Nichts löst sie sich nicht auf, sie löst sich eher in Pessimismus auf. Ziemlich kacke. Seine Hände sind ganz schwitzig, er hätte fast das Wodka Flascherl fallen gelassen, als er noch hastig so viel wie möglich davon in seinen Mund reinschüttet, ehe die Tür aufgeht. 

"Ah, hey Guk", grüßt T ihn aufmerksam und lehnt sich aus dem Türrahmen. 

"Hallo", fiepst Guk nervös. Er kann T nicht wirklich in die Augen schauen, das ist ihm zu angsteinflößend. 

"Komm rein. Schuhe kannst du anlassen"

"Danke"

T tritt zurück und Guk geht ihm nach. Bei der Türschwelle muss er den Kopf ein bisschen einziehen, relativ niedrige Decke, bei T geht sich's auch grad so aus. Der Vorraum hat 'nen angenehmen vibe, Boden und Wände sind mit Holzbretter ausgelegt. Ein Haufen Jacken hängt durcheinander an einem Hacken und Schuhe, Stiefel und Sandalen stapeln sich am Boden. Lowkey chaotic, aber auf eine gemütliche Art, findet Guk. Die beruhigende Wirkung vom Wodka spielt bei der Empfindung wahrscheinlich auch rein. 

"Und, how you doing?", erkundigt T sich, als sie rüber ins Wohnzimmer gehen, das im Prinzip denselben vibe hat. 

"Mh, ganz okay, I guess. Bisserl müde nur. Du?"

"Bin auch müde. War etwas aufgeregt und hab fast nicht schlafen können diese Nacht haha"

"Weswegen aufgeregt?", fragt Guk nach, weil er zwar eine Vermutung hat, dass es wegen dem heutigen Treffen war, aber er es sich irgendwie doch nicht so ganz vorstellen kann. T wirkt nicht wie jemand, der sich wegen einem Treffen Sorgen machen würde. 

"Ja weil du ja heut kommst", bestätigt T doch seine Vermutung und lächelt bisserl, während er sich dezent verlegen durch die Haare fährt, "Hab die ganze Zeit so gedacht, damn will er eh kommen? Hab ich ihm das eh nicht aufgezwungen? Ja so shit halt"

Guk schaut ihn mit großen Augen perplex an. Das hat T gedacht? What? War ja überhaupt nicht der Fall, Guk war insgeheim schon froh, dass er ihm das angeboten hat und so. Wild auch, dass er so offen das gleich sagt haha, aber chillig, gefällt ihm.

"Na, das passt komplett. Freu mich ur, dass ich kommen kann", versichert Guk ihm mit einem lieben Lächeln und fährt dann inspiriert von Ts Beispiel selbst fort, "Ich hab auch nicht viel geschlafen, weil ich dauernd so dachte, dass ich dich nerv, wenn ich herkomme. Und das ich hart verkack eben"

"Hä, was sollst du verkacken?"

"I don't know, das du mich nicht magst oder so"

Jap, Alkohol wirkt schon ordentlich, wie sich hier schön erkennen lässt. 

"Lol alles gut. Du hast mir nach'm Rockstadl auf die Schuhe gekotzt, also wirklich mehr verkacken geht nicht mehr"

"Was?! Ich hab dir auf die Schuhe gekotzt? Oh mein Gott, ich kann mich gar nicht erinnern, tut mir leid!"

"Haha nein, nein, war nur'n joke, hast du nicht. Alles gut. Ich wollt nur illustrieren, dass es nix zum Verkacken gibt"

"Lol alright, na dann", atmet Guk erleichtert aus. 

Für einen Moment hat er T wirklich geglaubt, diese Kotzgeschichte. Frecher Kerl, dass er das einfach so erfindet. Aber Guk kann nicht anders, als belustigt zu schmunzeln. Die Nervosität fällt schneller von ihm ab, als gedacht. Schon funny, wie er bei T irgendwie runterkommt, beziehungsweise wie schnell sich seine anxious Gedanken als nonsense rausstellen. He like. 

An der Stelle vielleicht doch noch ein paar Worte zum Wohnzimmer. Es gibt da diese große , bequem ausschauende Ledercouch mit kunterbunten Decken drauf, paar Regale und Schränke mit Krimskrams und einen kleinen Fernseher. Esszimmer ist auch gleich integriert mit einen Tisch mit Sesseln für vier Personen. Man kann auch gleich in die Küche, das ist alles einfach ein großer L-förmiger Raum. Alles wieder mit Holz verkleidet und ein Haufen Pflanzen steht auch herum. Auch hier liegt viel Zeug irgendwie herum, aber trotzdem fühlt sich Guk ungewohnt wohl bei dieser Einrichtung. Er setzt sich neben T, der sich auf die Couch fallen gelassen hat. 

"Das Haus ist cool", meint Guk und lehnt sich gelassen nach hinten. 

"Ja, ich mag's auch. Schon gemütlicher als deine Mittelalterbude", neckt T ihn schelmisch. 

"He, die hat auch ihre Vorzüge!"

"Haha ja ja, ist sicher auch ein vibe, wenn's so düster ist und mit Kerzen"

"Übertreib lol. Hab eh normales Licht da oben"

"Welch Luxus", grinst T nur und haut seine Beine nach oben auf die Bank für einen fancy Schneidersitz, "Also, heut gibt's Quiche. Mit Karotten, Fenchel, Karotten, Mangold...ja basically alles, was reif ist grad"

"K, bin schon gespannt. Fenchel kenn ich nicht mal lol"

"Doch, den kennst du safe. Hat so einen weißen, dicken Körper und ganz filigrane Stängel. Ich kann ihn dir nachher zeigen"

"Yo please"

"Okay, dann schauma mal in den Garten, oder?"

"Ja, passt"

Die Bres stehen also auf und wiggeln schonmal in Richtung Garten. Guk geht wieder geschmeidig hinter T und geschmeidig ist hier wirklich das passende Wort. Seine Hände drippen nicht mehr vom sweat, höchstens vom swag, und sein Herzerl hat sich auch beruhigt. Jetzt fragt er sich halt nur, ob das vom Wodka kommt oder von T...Weil kann ja sein, dass T so ein Mensch ist, der ihn komplett entstresst. Man munkelt nämlich, dass sowas vorkommen kann. Hätte er sich aus Panik nicht das halbe Flascherl reingekippt, wüsste er es jetzt. Aber na ja, it be like that. 

Eh wurscht im Endeffekt, denkt Guk sich, weil er enjoyt grad sehr seine time hier. Ist dann ja auch irgendwie egal, warum das so ist. Er ist jetzt schon froh, dass er keinen Rückzieher gemacht hat. Innerlich dankbar glotzt er Ts verwuschelten Hinterkopf an. Damn, er hat schon wieder nicht auf seine Augenfarbe geachtet. Ist das wirklich so schwer? Na ja, er ist halt auf andere Dinge fokussiert. Wie zu Beispiel, eine Konversation mit T zu führen. Das braucht schon eine gewisse Aufmerksamkeit, und Guk ist, wie wir alle wissen, kein Multitaskler. Aber das ist auch fine, dafür tut er eben die eine Sache, die er ausgewählt hat, ganz gewissenhaft und ordentlich.

Seine nächste Mission lautet also, Ts Augenfarbe abchecken. Und vielleicht sonstige Details seiner appearence, würde ihn eigentlich schon interessieren. Seine Klamotten heute sind auch cool, er hat wieder so eine kurze Arbeitshose an mit vielen unterschiedlichen Taschen und drüber ein einfaches weißes Shirt, das schon bisserl dreckig ist. Eh irgendwie naheliegend diese Kleidung, weil T ja draußen arbeitet und so. Die beiden schauen aber sicher auch lustig nebeneinander aus. Der blasse Gothicdude und der gebräunte Wuschelhaarbauer. Safe coole Kombo, denkt Guk sich, sein Blick immernoch auf Ts bouncenden Locken.