der einzige freund
"Und", fährt T fort, während Guk sich immer noch an seine nass geweinte Brust klammert, "Willst du vielleicht drüber reden, was vorhin bei der Tür war? Wenn nicht, ist das okay, wie du willst"
Guk überlegt kurz. Will er drüber reden? Will er sich so weit T gegenüber öffnen? Irgendwie fühlt er sich fast, als wäre er es ihm schuldig. Immerhin kümmert T sich hier so gut um ihn, da kann er doch auch was für ihn tun. Jetzt im Moment kommt es Guk nämlich wirklich so vor, als hätte T Interesse an ihm, würde ihn besser verstehen wollen. Außerdem hat er grad nicht so arge Angst vor Worte. Er hat doch eh schon so hart verkackt vorhin, das kann von nichts weiterem mehr übertroffen werden. Auch chillig, seine Angst zu verlieren, weil man sonst nichts mehr zu verlieren hat.
"Ja, ist okay", willigt Guk also ein, was T leicht lächelnd zur Kenntnis nimmt.
"Danke. Willst du erzählen oder soll ich was fragen?"
"Ähm...frag bitte was"
"Alright. Also, wie hätte ich dich in dem Moment am besten unterstützen können?"
Das catcht Guk ein bisschen off guard. Er hätte mit irgendeiner Frage bezüglich des Auslösers oder seiner Gedanken gerechnet, aber nicht so eine. Über so was hat er überhaupt noch nie nachgedacht, drum braucht er erst mal ein bisschen Zeit, um eine Antwort darauf zu finden. T beschäftigt sich währenddessen wie so oft mit Guks langen Haaren, durch die er anscheinend gern streicht.
"Ich glaub,...wenn du...also, dass du mich allein gelassen hast, war schon richtig, denke ich. Es wär nur...irgendwie cool...trotzdem was von dir da zu haben. Versteht man das? Ich will allein sein, aber nicht verlassen"
"Ja, ich versteh schon, was du meinst. Zwischen allein sein und verlassen, einsam sein, ist ein riesen Unterschied. Wie kann ich dir zeigen, dass ich da bin?"
"So wie jetzt, Berührungen. Das mag ich sehr. Aber wenn ich allein sein will...I don't know, vielleicht wie ein Glücksbringer, irgendein persönliches Item von dir. Das wär schön"
"Gute Idee, sowas kann ich dir geben. Ich überleg mir was Cooles"
"Danke. Aber du musst das nicht machen"
"Ich weiß, aber ich will", erwidert T selbstbewusst, während er Guk ernst und gleichzeitig lieb in die Augen schaut.
Guk bekommt schon wieder teary eyes, fängt aber nicht noch mal zum Weinen an. Seine Bewunderung für T wächst nur, er kann sich wirklich nicht vorstellen, wie jemand so respektvoll und achtsam sein kann. T hat sogar für Guk, dem lowest of the low, Rücksicht und Anteilnahme, will ihn unterstützen. Noch nie hat ihm jemand so viel Energie geschenkt. Er will etwas zurückgeben.
"Weißt du", beginnt Guk mutig und hebt den Kopf, um den Lockenburschen anzusehen, "Ich...wollte eigentlich heute nüchtern zu dir kommen. Das wäre das erste Mal gewesen. Du kennst mich nur auf Drogen"
"Okay?"
"Aber ich hab's nicht ausgehalten. Ich wollte vorhin noch nicht bei dir anklopfen, ich hab mich umentschieden und wollte noch einen Joint rauchen. Aber dann bist du gekommen und hast mich gesehen, und ja...das war schlimm"
"Was genau war daran schlimm?"
"Ja, dass du alles checkst. Dass ich dich nur belogen hab, dir was vorgespielt hab. Letzte Woche, wie bei dir geschlafen hab und dann aufgewacht bin, das war das einzige Mal, wo ich keine Scheiße in meinem Blut hatte. Aber wie's geendet hat, hat man ja gesehen..."
"Also, ganz ehrlich, ich hab nicht das Gefühl, dass du mir was vorspielst. Du meinst doch die Sachen trotzdem ernst, die du sagst, wenn du high oder was auch immer bist, oder?"
"Ja ja, das schon. Aber mein Charakter ist so anders. Ich...ich hab so Angst, immer. Das geht nur mit Drogen weg. Und ich will mich dir eben nicht so ängstlich, schwach zeigen"
Da hält T kurz inne. Das klingt für ihn, als wäre er mitunter ein Grund, warum Guk sich mit Drogen vollpumpt. Dass der Kontakt mit ihm ihn so nervös macht, dass er sich einfach etwas einwerfen muss, weil er sich anscheinend selbst irgendwelchen Leistungsdruck auferlegt hat. Dabei hat T doch nie etwas geäußert, was diese Gedanken begünstigen könnte, so glaubt er zumindest. Natürlich hat er gern eine spaßige Zeit mit Leuten, aber verletzliche Momente sind genauso wichtig. Überhaupt hat T es schon immer spannend gefunden, Menschen auf ihrem tiefsten Level kennenzulernen, mit all ihren Ängsten, Unsicherheiten und Sorgen. Doch das ist anscheinend genau das, was Guk sich nicht zu teilen traut.
"Ich hab nichts gegen Verletzbarkeit", erklärt T, während er mit seiner Hand über Guks Rücken streift, "Ich mag das sogar sehr gern, wenn Leute ganz offen sind und alles teilen. Du kannst mir also ruhig deine ängstliche Seite zeigen, wenn du willst, jetzt komm ich ja auch damit klar"
"Aber ist das nicht langweilig?"
"Nö. Spaß ist wichtig, keine Frage, aber Momente wie jetzt, wo wir ganz intim über sowas reden, gefallen mir fast noch besser. Ich will dich wirklich kennenlernen, das mein ich so"
"Aber ich hab jetzt auch einen Joint drin. Hab ihn vorher bei der Tür noch schnell geraucht, dann bin ich reingekommen"
"Echt? Lol, hab ich gar nicht bemerkt"
"Letzte Woche hab 'ne line von irgendwas gezogen, nachdem ich da von dir abgehaut bin"
"Von irgendwas 'ne line?"
"Ja, also, ich kann mich nicht so richtig erinnern. Das war rein zufällig, hab irgendwelche Leute getroffen, und die hatten halt diese lines. War dumm, ich weiß, es tut mir leid"
Da braucht T nochmal eine Pause, um sich zu sammeln. Guk hat fucking unbekannte Substanzen mit Fremden mitten in der Nacht geschnupft, nur weil er da sechs Stunden statt 45 Minuten bei T gepennt hat. Das ist indeed eine scary Vorstellung. Fremde Leute, die hätten ihm ja sonst was geben können. Die hätten ihm die gestreckteste Scheiße unterjubeln können, er hätte es ja nicht mal mitbekommen. Ja, Guk hat Glück gehabt dieses Mal, aber T gefällt die Geschichte überhaupt nicht.
"Ich weiß, ich hab dich das schon gefragt, aber...denkst du wirklich, dass du bereit für das hier bist? Ich hab den bisschen Eindruck, du kannst nicht damit umgehen", spricht T offen aus, denn zwischen jemanden mögen und bereit sein, jemanden zu mögen, liegen Welten.
"Doch, ich kann damit umgehen. Ich schaff das, bitte, ich will bei dir bleiben. Du bist mein einziger Freund..."
"Okay, ist gut. Ich bin für dich da. Und danke, dass du das alles mit mir geteilt hast. Macht mich sehr froh, das ist echt stark von dir, Guk", spricht T ihm gut zu, wobei Guk sich echt Mühe gibt, das anzunehmen und nicht schon wieder abzublocken.
"Danke", sagt er, meint es so, meint es aber irgendwie auch nicht.
Doch es ist okay für Guk, er schmiegt sich dafür mehr an Ts Brust. Er hört seinen Herzschlag, spürt die Adern unter sich pumpen und wie sich sein Brustkorb bei jedem Atemzug hebt und senkt. Guk mag das somehow, der sanfte Rhythmus eines anderen Menschen. Sie liegen noch lange so eng umschlungen auf der Couch.
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