bestleistung
Zwei ziemlich schlaflose Nächte und einen durchgenappten Tag später findet sich Guk in der U-Bahn am Weg zu T wieder. Der Bre ist diesmal besonders hinig, hat ja kaum ein Auge zubekommen nachts, weil die ganze Zeit das Treffen in seinem head herumgeschwirrt ist. Realtalk, der hat hundert Mal durchgespielt, wie dieser Abend ablaufen könnte und die tatsächliche Version wird er dabei doch nicht erwischt haben. Er hat sich vorgestellt, dass er und T irgendwie gar keinen gemeinsamen Nenner finden und es sau amkward wird. Oder dass er irgendwas falsch macht, komische Tischmanieren hat oder so, und T ihn dann auslacht und rausschmeißt. Oder Pi kommt doch vorbei und ist angepisst, weil Guk denen obviously aus dem Weg gegangen ist, sonst hätte er sich ja für Mittagessen gemeldet. Und wenn dey dann checkt, wie asozial und unsensibel er ist, dann wird's sicher nicht lang dauern bis T das auch überreißt und der Freundschaftsstatus ganz schnell gekündigt ist.
Ja, so negativ spiralt Guk sich da in seinen Gedanken, kaum das die Wirkung des Alks nachgelassen hat. Tbh hat er auch überlegt, ob er das Treffen nicht einfach gleich absagen soll. Weil was bringt's? Er wird sich doch eh nur blamieren und im Endeffekt noch mehr verletzt sein als vorher. Vor allem jetzt da T ihm auch noch so Hoffnung gemacht hat, indem er ihn als Freund bezeichnet hat. Dabei kennt er ihn ja gar nicht, er hat ja keinen Plan, wie scheiße Guk eigentlich ist!
Das denkt Guk sich halt. Aber probs an ihn, dass er trotzdem nicht das Treffen abgesagt hat. Anscheinend ist da halt doch dieser Hoffnungsfunke in ihm aufgetaucht, und den kann er wohl nicht so leicht ignorieren.
Und falls noch wer fragt, nein, Guk sitzt da grad nicht eingeraucht, besoffen, oder was auch immer im der U-Bahn. Er hat schon kurz überlegt, ob er sich einen kleinen cheat einhauen sollte, hat sich dann aber doch dagegen entschieden, weil er dann vielleicht erst recht was Dummes macht. Und er will vor T auch nicht wie ein Suchti rüberkommen. Dafür hat er als Notfallplan ein kleines Flascherl Wodka, einen Beruhigunsjoint, plus Tschick dabei, je nach Situation eben. Und Tschick sind wirklich Notfallplan, weil auf die hat er normalerweise gar keinen Bock, aber wenn er mal paar Minuten komplett Auszeit braucht, kann er easy sagen, dass er halt eine rauchen geht. Ist ja normalisierter, als 'nen Joint smoken jetzt.
Und Guk hat sogar einen ultra Notfallplan. Nämlich wenn das alles nichts hilft und ihm die Situation so unangenehm ist, dann schreibt er einfach seiner Mutter kurz, dass sie ihn anrufen soll. Das kann er sicher irgendwann unauffällig schreiben. Weil dann ruft sie ihn bestimmt gleich an und er kann dann so tun, als wär da irgendwas Dringendes bei ihr und er müsste ganz schnell weg. Wie man sieht, Guk ist quite der master, wenn's darum geht, Fluchtpläne zu schmieden.
Doch trotz dieser doppelt und dreifachen Absicherung kann er nicht anders, als nervös an seinen Fingern kratzend in der U-Bahn zu hocken. Denn obwohl er die ganze Zeit daran denkt, wie er es heute Abend verkacken wird, muss er dennoch dauernd daran denken, dass ja auch eine winzig kleine Möglichkeit besteht, dass er es schafft. T und er haben sich bis jetzt zweimal gesehen, da war Guk zwar immer unter Drogeneinfluss, aber sie haben sich da gut verstanden. Beim Schreiben auch, nur war er da ebenfalls nicht sein nüchtern self. Oh shit, vielleicht mag T nur die druggy Version von Guk. Vielleicht ist er ja langweilig, wenn er nicht unter Einfluss steht. Fuck, vielleicht sollte er sich doch noch draußen was reinwerfen...
Guks Hände sind ganz schwitzig vor Sorgen, als er aus der U-Bahn aussteigt und die Station verlässt. Er ist froh, dass er da raus ist. Bei den ganzen Menschen hatte er das Gefühl, die würden ihn alle anstarren und ihn judgen für seine Gedanken. Und überall hängen so Plakate von Unis, Jobbörsen und Telefonseelsorge. Das erinnert ihn voll an die Zeit, als er noch Physik studiert hat. Man, da hat er auch anfangs gedacht, ihm steht die Welt offen und er hackelt irgendwann noch für Elon Musk bei SpaceX. Nur leider hat das Universitätssystem ihm einen ordentlichen Schlag in seine verträumte Fresse verpasst. Aber egal, jetzt ist er draußen, da ist das schon erträglicher. Er spürt seine Notfallpläne in den Hosentaschen und fühlt sich etwas besser. Nein, er checkt das mal ohne das Zeug aus, wenn's schlimm ist, geht er einfach auf's Klo und kippt den Wodka.
Langsam schlurft er durch die Straßen. Sehr nah an der alten Donau hier, nur ein, zwei Gässchen entfernt, schöne Gegend. Hier sind so diese ganzen kleinen Ferienhäuser, oder eher Ferienhütten, mit Gärten, die fünf Mal so groß sind wie der Wohngrund. Nicht viele haben Beete, ein paar haben Pools, wobei man sich auch nach der Sinnhaftigkeit fragen darf, wenn die Donau legit zehn Schritte entfernt ist.
Bisschen zu warm angezogen hat Guk sich. Es hat flotte 30 Grad und er läuft hier in schwarzer löchriger Jeans und dunklem Shirt mit Weste herum. Na ja, wenn's ihm zu blöd wird, kann er die Weste ja ausziehen. Hoffentlich fragt T ihn nur nix wegen seiner Tattoos, das kann er gar nicht leiden.
Und wir wollen hier noch betonen, dass Guk sich actually hergerichtet hat für dieses Treffen. Er hat Haare gewaschen, frische Klamotten angezogen, weil er ja mittlerweile gewaschen hat, und ordentlich gefrühstückt, damit sein Magen nicht auf einmal laut losknurrt. Seine coolsten Schuhe hat er ausgesucht, diese riesigen, fetten mit den dicken Schnallen und einer Sohle, die ihn gleich um fünf Zentimeter größer erscheinen lässt. Hose hat ja auch ur viele solche Schnallen und paar Schlaufen. Er mag die Hose generell, weil die auch einen nicen Schnitt hat. Bei den Wadeln noch relativ eng, aber je weiter rauf es geht, desto baggier wird sie. Shirt ist einfach dunkelgrau, nix Aufregendes, und die Weste auch einfach schwarz. Ah ja, hinten hat die Weste so hingefetzte Schrift, irgendwelche Symbole und random Zeichnungen, ist schwer zu beschreiben, aber sieht swaggy aus. Ohrringe und Ketten trägt er sowieso immer, genauso wie seine Piercings, und die Haare hat er auch im üblichen bun. Nur sieht er nochmal eine Schippe fertiger aus, weil er halt legit die letzten zwei Tage fast nix geschlafen hat. Aber well, ab heute wird's dann ja hoffentlich wieder gehen, wenn die Aufregung vorbei ist.
Nun muss Guk sich aber erst einmal der Aufregung stellen. Denn er ist jetzt da, steht vor Ts Häuschen. Sheesh, der Impuls wegzurennen ist schon groß momentan. Aber da gibt's jetzt kein zurück mehr. Sein Herz eskaliert komplett, als er das Gartentor aufschwingt und rübergeht. Bestleistung, Guk, jetzt heißt's Bestleistung liefern.
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