Die Woche vergeht für Guk ganz in Ordnung. Obwohl, na ja, manchmal auch nicht. In manchen Stunden reißt er sich fast den Kopf ab vor Nervosität und Zweifel. Dabei geht's meistens um T und ihn. Er hat so Angst, dass er irgendwas macht, dass T nicht mögen würde. Ein Satz, ein Wort, eine Nachricht, eine Geste...whatever, auf jede erdenkliche Art könnte er es verkacken und die Freundschaft und alles, was daraus vielleicht werden könnte, ruinieren. 

Warum sollte T ihn auch interessant finden? Er ist doch so voll von schlechten Eigenschaften, Schwächen und Ängsten. Langweilig ist er auch, wer sollte mit ihm schon Spaß haben? Er sogar zu viel Schiss, das zu sagen, was er actually denkt, und nicht das, was wahrscheinlich am besten ankommen würde. Er fühlt sich einfach fake. Seine anxiety twistet seine Worte, er kann vor niemandem er selbst sein. Nicht mal vor sich hält er das aus, da braucht er irgendwelche Mittel, um seinen Kopf abzuschalten. 

Es ist halt schwierig, da er sich selbst nicht leiden kann, ist es für ihn unvorstellbar, dass T es kann. Aber er will T auch nicht unterstellen, dass er gelogen hat mit diesem anscheinenden crush, Guk will ihm diesbezüglich schon glauben. Aber es klappt eben nicht so oft, deswegen segelt er von einem Tief ins nächste. 

Dazwischen gibt's jedoch schon ein paar gute Stunden, in denen er fast sowas wie Hoffnung verspürt. Das ist dann meistens, wenn er seinen täglichen jibbit gesmoket hat, oder sich ein abendliches Glas Wein einverleibt hat. Da stellt er das nicht in Frage, dass T wohl auf ihn cursht. Dann nimmt er das einfach hin und feiert es gewissermaßen, weil er genauso fühlt. Und gleichzeitig malt er sich schöne Bilder vor den geschlossenen Augen aus. Wie sie gemeinsam spazieren, kuscheln, küssen, schlafen, aufwachen, miteinander schlafen, oh wait, nein! Miteinander schlafen ist nicht drin, raus da Guk, gar nicht erst vorstellen. T will keinen Sex, also sollte er daran auch gar nicht erst denken. Hm, aber ob T das stören würde, wenn Guk solche naughty thoughts im head hat? Muss er mal fragen bei Gelegenheit. 

Außerdem produziert er einen neuen Beat in dieser Woche, von einem etwas anderen Style als gewöhnlich. Er trägt diesen leicht hoffnungsvolle vibe, dass man spürt, dass etwas Gutes, wirklich Schönes kommen könnte, es aber noch so fragil ist und man sich nicht traut es zu ergreifen. Spiegelt ziemlich akkurat Guks Gefühlslage wieder, er ist halt ein Expressionist. Übrigens, den letzten Beat, diesen verspielten, den er T gezeigt hat, hat schon einer seiner Rapkollegen gekauft. Mal schauen, wie's mit dem jetzigen läuft, aber Geld, um sich die nächsten paar Tage über Wasser zu halten, hat er somit. 

In diesen Tagen denkt Guk eben viel über die Worte nach, die T zu ihm gesagt hat. Das mit der Sexualität, der crush...Schon crazy, Guk hat das ja einfach erwidert, hat einfach zurück gesagt, dass er auch auf ihn crusht. Aber ist das überhaupt ein crush? Findet er T wirklich auf dieser anderen Ebene cool? Hm, er ist sich irgendwie unsicher. Vielleicht mag er ja T auch nur so als Freund, weil er eben der erste Freund seit drei fucking Jahren ist. Da kann man schonmal desperate sein. 

Na ja, aber wenn er da an ihre Berührungen denkt. Wie sich ihre Arme hin und wieder beim Kochen gestreift haben, wie er seinen Kopf auf Ts Schulter gelegt hat, was er dann nachher auch bei ihm gemacht hat. Oder der Kuss holy shit. Ok, lol, das sind keine freundschaftlichen Gefühle, in Guk brodelt's schon wieder, der is' down für T. Damn, wie nice sein Nacken auch aussieht. Guk hat das Bild genau vor seinen Augen, Ts Ohrläppchen, der Ansatz der lockigen Wuschelhaare und die sonnengebräunte Haut. Sheesh, er muss aufpassen, sonst wird er wirklich noch hot hier. 

Schnell lenkt er seine Gedanken also jedes Mal um, wenn sie ihm zu horny werden. Und das funktioniert gut, denn dann bietet sich schon die nächste lane an. Nämlich die, dass er sich selbst fertig macht, weil er solche Scheiße denkt, obwohl er nicht weiß, ob das für T okay ist. Da ist der thirst schnell vergessen, Selbsthass ist eben doch seine Lieblingsbeschäftigung. 

Schließlich ist das Wochenende da, einige ballern sich den Kopf mit Pillen weg, andere schneiden sich die Adern auf und wieder andere sexen hemmungslos, bis jeder letzte Gedanke aus ihnen heraus gefickt wurde. Was man halt so macht, um dem Lebensschmerz zu entkommen. Doch Guk hat heute eine Beschäftigung der etwas anderen Art. Der geht heute zu seinem Kochdate mit T. 

Ordentlich nervös ist er schon, als er da vor Ts kleinem Holzhaus steht. Seine Handflächen schwitzen, unter den Achseln rinnt's ihm auch schon raus, von seinem Rücken will er gar nicht reden, so hard sind seine ekkrinen Schweißdrüsen dort am Worken. Er ist so angespannt, hat sich eh schon die Fingernägel so weit angerissen, dass sie bissl bluten und paar seiner Haare mussten auch schon dran glauben. Aber na ja, dafür ist er sober. Notfallplan hat er natürlich auch heute mit, jedoch ist er wirklich determined, das hier mit klarem Kopf durchzustehen. Er fühlt, als würde er das T schulden. Und er hofft inständig, dass T ihn danach nicht hasst. 

Aber vor seinem inneren Auge sieht er sich selbst schon so fett verkacken. Er wird nicht wissen, was er sagen soll, bringt nichts raus und dann ist es nur amkward. T wird sich langweilen, ihn komisch finden und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Es muss so ablaufen, ist es doch bis jetzt fast immer, wenn Guk wen kennen gelernt hat. Er ist einfach unfähig, es gibt kein anderes Wort. 

Fuck, soll er doch noch kurz hinter eine Ecke verschwinden und den Joint rauchen? Es würde keiner mitkriegen, er hat noch nicht geklopft. Doch zu seinem Pech braucht er gar nicht klopfen. T war nämlich gerade noch im Garten, hat von dort gesehen, wie Guk die Gasse hinauf geschlurft gekommen ist. Da ist er natürlich gleich reingegangen und tada, jetzt reißt er schwungvoll die Haustür auf, freut sich schon richtig, seinen Freund zu sehen. Und da steht Guk, schon halb im sich Verpissen, jibbit und Tschick in der einen, das Feuerzeug in der anderen Hand. Der Schwarzhaarige erstarrt. Ertappt.