Göttliche Weihnachtsplätzchen
Schmunzelnd half ich Loki, dabei seinen Teig auszurollen. Der Gott meinte viel zu oft, dass er alles konnte. Daher tat ihm dieser Dämpfer für sein Ego gut. Es war etwas sonderbar ihn mit Mehlflecken überzogen und Ausstechformen in der Hand zu sehen. Die Weihnachtsmusik im Hintergrund tat sein Übriges, damit er absolut harmlos wirkte.
«Das hätte ich schon noch geschafft.», versuchte er, seinen dritten misslungenen Versuch zu rechtfertigen.
«Das glaube ich gerne, aber Weihnachten ist die Zeit für Frieden und Nächstenliebe. Also nimm die Hilfe doch einfach an.», erwiderte ich ruhig. Er hasste es, Schwäche zu zeigen, oder auch nur, dass er etwas nicht perfekt beherrschte. Aber das hier waren nur Weihnachtsplätzchen und kein Kampf ums Überleben. Das erkannte Loki wohl ebenso, weil er irgendwann nachgab - wenn auch grummelnd - und sich selbst erlaubte, Spaß dabei zu haben.
Tatsächlich hatte es mich gewundert, dass er Weihnachten mit mir verbringen wollte. Wir waren noch nicht sehr lange zusammen, aber da er sich auch nicht so gut mit seiner Familie verstand, war es eigentlich auch nicht verwunderlich. Nachdenklich musterte ich Loki und er sah auf, wodurch er meinen Blick auffing. «Was ist los, Liebes? Habe ich etwas Falsches gesagt? », fragte er, weil ich nun auch nicht mehr seinen Teig ausrollte. Ich fing mich und lächelte. «Nein. Ich war nur in Gedanken. Sag mal... du hast doch Kochen gelernt in Asgard. Aber bei Keksen scheiterst du bereits? », fragte ich dann schmunzelnd. Er grinste. «Muss ich denn alles können? », erwiderte er und ich lachte. «Aber natürlich. Das erwarte ich von einem so perfektionistischen Gott wie dir. », meinte ich erstaunlich ernst, ehe ich mich dann durch ein Schmunzeln zu verraten begann, welches er dann erwiderte.
Zu spät bemerkte ich, wie er in die Mehltüte griff und kurz darauf fand ich mich in einer weißen Wolke wieder. Ich prustete das Mehl aus, welches zielsicher in meinem Gesicht gelandet war. Loki gefiel mein verdutzter Gesichtsausdruck wohl, seinem breiten Grinsen nach zu urteilen. Das ließ ich jedoch nicht auf mir sitzen und nahm selbst eine Handvoll Mehl. Damit hatte der Gott leider gerechnet und wich lachend aus. Das stimmte mich etwas kämpferisch, was mit „Jingle Bells" im Hintergrund wohl wenig bedrohlich für ihn wirkte und unaufmerksam werden ließ. Entschlossen griff ich nach der ganzen Tüte und warf sie ihm entgegen. Das hatte er diesmal nicht kommen sehen und war kurz darauf in Weiß gehüllt, leider ebenso meine Küche, was mich jedoch nur wenig kümmerte. Ich hielt mir vor Lachen den Bauch, bereute meine Aktion aber, als er mich in eine feste Umarmung zog und die Farbe der Unschuld auf meiner noch recht sauberen Kleidung verteilte.
Ein paar Minuten darauf hatten wir uns beruhigt - und ich mich aus der Umarmung befreit - ehe wir dank seiner Magie wir auch wieder annehmbar aussahen. Es war schon praktisch, so jemanden als Freund bezeichnen zu können. Zumindest war das Chaos oft leichter zu beseitigen. Wir widmeten uns dem letzten Rest Teig, der von dem Spektakel verschont geblieben war. Loki hatte den Dreh daraufhin schnell raus und ehe ich mich versah, wanderte das letzte Blech in den Ofen.
«Jetzt haben wir uns eine Pause mehr als verdient. », stellte ich fest. «Da stimme ich zu. Ich mache uns etwas Kakao. », beschloss Loki und ich nickte dankbar. «Das klingt sehr gut. », meinte ich. Er kam dank seiner letzten Besuche schon sehr gut mit der hiesigen Technik zurecht, weshalb ich mir da keine Sorgen machte und das letzte fertige Blech derweil aus dem Ofen holte. Diese Plätzchen wanderten direkt auf einen Teller. Wir verzogen uns gemeinsam vor den Kamin auf meine Couch und wie selbstverständlich lehnte ich mich an ihn, nachdem alles abgestellt war. Es hatte ihm einige Mühe gekostet, meine schüchterne Ader mit Geduld auszusitzen, doch er hatte es vorbildlich gemeistert. Eine Weile schwiegen wir und lauschten dem Prasseln des Feuers.
«Diese Art von Frieden gefällt mir. », murmelte der Gott an meiner Seite irgendwann. Lächelnd hob ich meinen Blick und sah ihn an. «Dir auch frohe Weihnachten, Silberzunge. », sagte ich leise und küsste ihn sanft, nur um mich kurz in dem Ganzen zu verlieren. Eine innere Wärme erfüllte mich und nur ungern löste ich mich wieder von ihm. Sanft lächelte er und wandte seinen liebevollen Blick nur ab, um nach einem der Plätzchen zu greifen, in welches ich nur zu gerne hineinbiss. Er selbst nahm sich daraufhin auch einen und gemeinsam genossen wir die Ruhe an diesem vorweihnachtlichen Abend, den ich mit niemandem lieber verbracht hätte.
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